Travelzoom-Kamera

Testbericht: Canon PowerShot SX740 HS

Seite 2 von 2, vom 2018-10-19 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Die Fokusfunktionen der SX740 HS umfassen einen Autofokus mit Gesichtserkennung, kontinuierlichen Autofokus und eine manuelle Fokussierung. Zur manuellen Fokussierung kann der Fotograf eine Peaking-Funktion zuschalten, die die Kontrastübergänge farblich hervorhebt. Damit hilft die Kamera dem Fotografen, den richtigen Fokusabstand über das kleine Drehrad auf der Rückseite einzustellen. Eine Fokuslupe gibt es hingegen nicht.

Eine interessante Funktion ist der Rahmenassistent. Dieser kann genutzt werden, wenn weit hereingezoomt wird und das Motiv aus den Augen verloren wurde. Die entsprechende Taste auf der Rückseite der Kamera wird gedrückt gehalten und das Objektiv fährt in die Weitwinkeleinstellung. Ein weißer Rahmen zeigt nun den Bildausschnitt an, den das zuvor eingestellte Zoom hatte. Der Fotograf richtet nun diesen Kasten auf das zuvor verlorene Motiv und lässt dann die Taste los. Die Kamera zoomt daraufhin wieder auf die vorherige Brennweite zurück. Darüber hinaus kann die Kamera Gesichter verfolgen und automatisch das Zoom anpassen, so dass der Bildausschnitt der gleiche bleibt. Das funktionierte in der Praxis leider nicht so gut, lediglich bei einer Aufnahme bewegte sich das Zoom automatisch.

Die Auslösverzögerung haben wir im Labortest der SX740 HS mit 0,04 beziehungsweise 0,03 Sekunden gemessen. Die SX740 HS unterscheidet sich in der reinen Auslöseverzögerung kaum vom Vorgänger. Bei der Verzögerung inklusive Autofokus wurde die Kamera im Telebereich mit 0,29 Sekunden etwas schneller und im Weitwinkelbereich mit 0,23 Sekunden etwas langsamer. Dennoch sind die erreichten Werte gut. Der Fotograf darf allerdings nicht vergessen, dass das Kontrast-Autofokussystem langsamer wird, wenn die Beleuchtung nachlässt.

Videos werden im Gegensatz zum Vorgängermodell nun in höherer Auflösung aufgenommen. Maximal in 4K (3.840 x 2.160) mit knapp 30 Bildern pro Sekunde wird aufgezeichnet. Um 4K Aufnahmen anzufertigen, muss der Fotograf das Wahlrad jedoch erst auf das Pictogramm mit der Video-Funktion einstellen, denn im gemischten Foto/Video-Betrieb kann nur FullHD (1.920 x 1.080) mit knapp 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden. Das Zoom arbeitet während der Videoaufzeichnung sichtbar langsamer und vor allen leiser als im Fotobetrieb. Damit wirken Zoomfahrten weniger hektisch und die Geräuschkulisse der Kamera reduziert sich merklich. Auf Änderungen in der Belichtungssituation während der Videoaufzeichnung reagiert die SX740 HS recht schnell und auch der Autofokus kommt in den meisten Situationen ohne viel "Pumpen" aus. Während der Videoaufnahme stehen dem Fotografen bei allen Videoauflösungen My-Color-Effekte zur Verfügung. Nur bis zu einer Videoauflösung von FullHD und maximal 30 Bildern pro Sekunde kann der Fotograf jedoch einen Miniatureffekt mit 5-, 10- oder 20-facher Zeitrafferfunktion aufzeichnen.

Die SX740 HS besitzt wie der Vorgänger die Möglichkeit, über eine App mit einem Smartgerät gekoppelt zu werden. Je nachdem, welche Aufgabe die App ausführen soll, wird die Verbindung per WLAN oder Bluetooth aufgebaut. Sollen beispielsweise Geodaten in die Bilder geschrieben werden, dann muss die Kamera über die App per Bluetooth dauerhaft mit dem Smartgerät verbunden werden. Soll das Smartgerät als Fernbedienung mit Live-View genutzt werden, dann wird die WLAN-Verbindung aufgebaut. Zudem können Bilder auf gekoppelte Smartgeräte übertragen werden, um von dort aus ihren Weg in die sozialen Netzwerke zu finden. Die Kopplung der Kamera mit einem Smartgerät ist denkbar einfach und die Kamera beziehungsweise die App führt den Fotografen durch den Prozess. Die App ist für iOS- und Android-Geräte kostenlos im jeweiligen App-Store erhältlich. 

Bildqualität

Dieser Teil unseres kostenlosen Testberichts ist eine kurze Zusammenfassung des ausführlichen Labortests. Dieser kann gegen eine kleine Gebühr hier auf digitalkamera.de heruntergeladen beziehungsweise angesehen werden. Er enthält ausführliche Testdiagramme und Erläuterungen dazu. Neben dem Einzelabruf sind die Labortests auch als “Abo auf Zeit” in Form von einer Flatrate erhältlich. 

Bei der Bildqualität ist ein kleiner 1/2,3”-Sensor mit 20 Megapixel Auflösung normalerweise die Achillesferse. Da macht auch die PowerShot SX740 HS keine Ausnahme. Der DIGIC 8 Bildprozessor in der Kamera ist sehr gut auf den Sensor und das Objektiv abgestimmt. Der Bildprozessor gleicht Vignettierungen aus, reduziert Farbquerfehler und entrauscht Bilder unterschiedlich stark, abhängig von der verwendeten ISO-Einstellung. Die Vignettierung ist über alle Brennweiten sehr gering und auch die Verzeichnung ist zu vernachlässigen. Die Bilder sind im Weitwinkel und in der mittleren Brennweite überschärft, erst im maximalen Telebereich nimmt die Überschärfung ab. Mit zunehmender Blende nehmen die Auflösungwerte ab. Die Auflösung liegt etwas unter der des Vorgängers, was höchstwahrscheinlich an einer anderen Standard-Einstellung der Kamera liegt. Diese Vermutung wird auch durch die geringen Schärfenartefakte untermauert. Auf Wunsch kann die interne Schärfung auch verstärkt oder gemindert werden. Die maximale Auflösung von 41,5 Linienpaaren pro mm erreicht die SX740 HS bei Blende 3,3 im Weitwinkel.

Das Bildrauschen ist erfreulich feinkörnig und besteht zum größten Teil aus dem unproblematischen Helligkeitsrauschen, das zudem erst etwa ab ISO 1.600 störend wird. Auch der Abstand zwischen Bild- und Rauschsignal (Signal-Rauschabstand) sinkt erst bei etwa ISO 1.600 unter die kritische Grenze von 35 dB. Hierbei schlägt die SX740 HS ihren Vorgänger deutlich. Hat Canon also einen Weg gefunden, Bilder zu entrauschen, ohne dass die Bildqualität in irgendeiner Weise leidet? Die Antwort darauf ist nein. Die Texturschärfe, also die Wiedergabe von Details, ist bei ISO 100 gut, sinkt dann aber deutlich ab, so dass bei ISO 200 schon leicht sichtbarer Detailverlust eintritt. Bei ISO 400 ist die Entrauschung dann schon so rigoros, dass feine Details einfach “weggebügelt” werden.

Die Eingangsdynamik der PowerShot ist mit mehr als 11,5 Blendenstufen sehr hoch und auch der Ausgangs-Tonwertumfang ist mit fast 224 von 256 möglichen Helligkeitsstufen beachtlich hoch. Die Farbwiedergabe der SX740 HS vermeidet “knalliges” Magenta und hebt etwas die Rot- und Orangetöne an. Alles in Allem ist die Farbtreue sehr gut und die Farbabweichung gering. Leider bietet die Kamera dem Fotografen kein Rohdatenformat und so bleibt dem kreativen Bearbeitungsprozess das volle Potential der Aufnahme verwehrt. Dennoch muss man sagen, dass die SX740 HS insgesamt etwas besser abgestimmt ist als das Vorgängermodell.

Fazit

Die Canon PowerShot SX740 HS schlägt in die gleiche Kerbe wie ihr Vorgänger und richtet sich vor allem an Fotografen, die schnell und unkompliziert Bilder aufnehmen wollen. Das für Selfies taugliche Display spricht den Smartphone-Fotografen an und das macht es umso ärgerlicher, dass keine Touchscreen-Bedienung vorgesehen ist. Die Bildqualität der Kamera ist in Ordnung, auch wenn sie die typischen Schwächen der kleinen 1/2,3"-Sensoren zeigt. Dass die Bilder so gut auskorrigiert sind, ist Canons langjähriger Erfahrung im Bereich der Bildprozessoren zu verdanken. Zwar hat Canon der SX740 HS eine 4K-Video-Funktion implementiert, allerdings bleiben die Belichtungsreihen- und die HDR-Funktion weiterhin auf der Strecke. Mindestens eine HDR-Funktion wäre für die Zielgruppe interessant gewesen. Bleibt zu hoffen, dass Canon in Nachfolgegenerationen der Kamera Ausstattungsmerkmale wie einen Touchscreen und HDR-Aufnahme integriert. Am Ende bleibt der Eindruck, dass die PowerShot SX740 HS eine gute Produktpflege der Canon Travelzoom-Serie ist.

Kurzbewertung

  • Eindrucksvoller Brennweitenbereich im dennoch kompakten Gehäuse
  • Bildaufbereitung sehr gut abgestimmt
  • Klappbares Display
  • Großer Dynamikumfang und präzise Farben
  • Fehlender Touchscreen
  • Detailverlust ab ISO 400
  • Keine Panorama- und HDR-Funktion
  • Nur mittelmäßige Lichtstärke

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell PowerShot SX740 HS
Sensor CMOS 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
21,1 Megapixel (physikalisch)
20,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 1,2 µm
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv F3,3-6,9/24-960mm
Filtergewinde
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 922.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 29
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung
HDR-Funktion
Panoramafunktion
Belichtungsmessung Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Blitz eingebaut
  Synchronzeit 1/2.000 s
  Blitzanschluss
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 100-3.200
  manuell ISO 100-3.200
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,23 bis 0,29 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen (BxHxT) 110 x 64 x 40 mm
Gewicht (betriebsbereit) 296 g
Stativgewinde außerhalb der optischen Achse
  Zoomverstellung Ringwippe (motorisch)
Akkulaufzeit 265 Aufnahmen gem. CIPA-Standard

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.