Die zoomstärkste Travelzoomkamera

Testbericht: Canon PowerShot SX730 HS

Seite 2 von 2, vom 2017-06-22 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Videoaufnahmen werden maximal in Full-HD (1080p) mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet, wenn der Fotograf das Wahlrad auf das Pictogramm mit der Videokamera einstellt. Auch in diesem Modus bleibt die Konfiguration der beiden Auslöser gleich, das heißt Videoaufnahmen werden mit dem kleineren der beiden Auslöser gestartet und beendet. In allen anderen Betriebs-Modi kann auch gefilmt werden, dann beträgt die maximale Bildwechselfrequenz allerdings nur 30 Bilder pro Sekunde. Während der Videoaufnahme stehen dem Fotografen bis auf My-Color-Effekte keine weiteren Spezialeffekte zur Verfügung. Der optische Zoom arbeitet während der Videoaufzeichnung sichtbar langsamer und vor allen leiser als sonst. Damit werden Zoomfahrten weniger hektisch und die Geräuschkulisse reduziert. Auf Änderungen in der Helligkeit während der Videoaufzeichnung reagiert die SX730 HS recht schnell und auch der Autofokus kommt in den meisten Situationen ohne viel "Pumpen" aus. Lediglich bei schlechteren Lichtverhältnissen und statischen Aufnahmesituationen sollte der Fotograf besser auf die manuelle Fokussierung zurückgreifen.

Der Ton einer Aufnahme wird mit einem eingebauten Stereo-Mikrofon auf der Oberseite der Kamera aufgezeichnet. Der Stereo-Effekt ist dem Abstand der Mikrofone zueinander angemessen und erzeugen einen durchaus plausiblen Richtungseffekt. Im Auslieferungszustand sind zwei Ton-Funktionen aktiviert, die die Tonaufzeichnung bei Videos verbessern sollen. Die erste Funktion unterdrückt elektronisch Windgeräusche, was bis zu einem gewissen Grad auch gut funktioniert. Bei starkem Wind kommt aber auch diese Funktion an ihre Grenzen. Die zweite Funktion limitiert extrem laute Geräusche, so dass es nicht zu Verzerrungen kommt. Die Aussteuerung des Tons übernimmt die Kamera, der Fotograf hat keine Möglichkeit, einzugreifen. Das Zoomgeräusch der SX730 HS ist recht gering, aber nicht unhörbar. Gerade wenn in stillen Umgebungen gefilmt wird, ist das Zoomgeräusch deutlicher zu hören, da die automatische Aussteuerung den Tonpegel der Aufnahme heraufsetzt. Die automatische Tonaussteuerung lässt sich leider nicht deaktivieren.

  • Bild Ausgefahren zeigt das Objektiv deutlich, "was Sache" im Telebereich ist. [Foto: MediaNord]

    Ausgefahren zeigt das Objektiv deutlich, "was Sache" im Telebereich ist. [Foto: MediaNord]

  • Bild In der direkten Ansicht von vorne könnte die SX730 HS auch für eine zoomlose Kompaktkamera gehalten werden. [Foto: MediaNord]

    In der direkten Ansicht von vorne könnte die SX730 HS auch für eine zoomlose Kompaktkamera gehalten werden. [Foto: MediaNord]

Ein interessanter Modus auf dem Wahlrad ist “Hybrid-Auto”. In diesem nimmt der Fotograf mit der Betätigung des Auslösers nicht nur ein Foto auf, sondern die Kamera erstellt auch ein zwei bis vier Sekunden langes Video. Die Kamera fügt die über den Tag so erstellen Videos und Fotos zu einem "Tagebuch" zusammen, das als ganze Einheit am Stück abgespielt werden kann. Eine 4K-Videofunktion bietet die SX730 HS hingegen leider nicht an.

In den Wiedergabefunktionen der PowerShot SX730 HS zeigen sich interessante Dinge, wie beispielsweise eine interne Suchfunktion. Diese Suchfunktion kann Bilder anhand verschiedener Kriterien, beispielsweise Gesichtern, Favoritenmarkierungen oder Aufnahmedatum, finden. Zudem lässt sich ein Bild auswählen, zu dem die Kamera vier ähnliche heraussucht. Richtig interessant wird es aber in der Albumfunktion: Diese erlaubt dem Fotografen, Bilder zu Alben zusammenzustellen, mit Musik zu hinterlegen und optional Filtereffekte auf die Aufnahmen zu legen. Der Fotograf kann das so erstellte Album aufrufen und auf dem Kameradisplay anzeigen. Wird die Kamera per HDMI an einen Fernseher angeschlossen, so kann auch dieser zur Wiedergabe des Albums und natürlich auch von Einzelbildern genutzt werden.

Bildqualität

Das Objektiv der Canon SX730 HS besitzt einen enormen Brennweitenumfang, und erfreulicherweise ist der Schärfenabfall zum Bildrand bis in die mittlere Brennweite gering. Erst in der oberen Brennweite zeigt sich eine sichtbare Unschärfe in den Randbereichen bei 20 x 30 cm Vergrößerungen. Randabschattungen durch das Objektiv sind gering und mit knapp ⅓ EV im Weitwinkelbereich bei offener Blende klein. Eine Verzeichnung ist in allen Brennweitenbereichen praktisch nicht vorhanden. Farbquerfehler, auch chromatische Aberrationen genannt, äußern sich durch unschöne farbige Doppelkonturen an Hell/Dunkel-Übergängen. Diese Fehler treten leicht sichtbar in langen Brennweiten bei der SX730 HS auf.

Besonders interessant ist, dass die Auflösung des Objektivs lediglich durch die Beugung in der Bildmitte begrenzt wird und nicht durch die Objektivkonstruktion. Der Auflösungsverlust ist somit im lichtschwachen Telebereich am stärksten und liegt bei fast 50 Prozent gegenüber dem Weitwinkel. Zum Bildrand hin nimmt die Auflösung interessanterweise im Weitwinkel mit maximal 30 Prozent am geringsten ab, im mittleren Brennweitenbereich sind es bereits 40 Prozent und im Telebereich sogar 60 Prozent. Im höchsten Auflösungsbereich der Kamera entstehen in der Bildmitte sichtbare Artefakte, dies ist auf die Bildaufbereitung in der Kamera zurückzuführen.

Der Signal-Rauschabstand zeigt an, wie stark sich das eigentlich Bild vom Bildrauschen abhebt. In diesem Bereich kann die SX730 HS überhaupt nicht punkten, da der Wert ab ISO 80 mit steigender ISO Empfindlichkeit deutlich abfällt und Signal und Rauschen sich damit sichtbar nähern. Das Bildrauschen selber ist bei ISO 80 in Ordnung und bis ISO 200 nicht sichtbar. Darüber hinaus muss der Fotograf aufgrund der kamerainternen Entrauschung mit sichtbarem Detailverlust im Bild rechnen. Dabei ist das Farbrauschen gering und spielt eher keine Rolle. Das Luminanzrauschen (Helligkeitsrauschen) ist mit steigender ISO-Einstellung linear zunehmend und wird ab ISO 400 sichtbar. Leider bietet die Kamera, wie bereits erwähnt, keine Rohdatenfunktion an, so dass der Fotograf nur auf die interne Bildaufbereitung zurückgreifen kann.

  • Bild Die Akkufachklappe verdeckt die Stromversorgung durch den NB-13L Li-Ionen-Akku und den Steckplatz für die SD-Speicherkarte. [Foto: MediaNord]

    Die Akkufachklappe verdeckt die Stromversorgung durch den NB-13L Li-Ionen-Akku und den Steckplatz für die SD-Speicherkarte. [Foto: MediaNord]

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Die Eingangsdynamik, also der Helligkeitsbereich, der vom Sensor erfasst werden kann, ist bis ISO 400 mit zehn Blendenstufen gut. Obwohl die Eingangsdynamik mit steigenden ISO Einstellungen linear abnimmt, ist sie auch bei ISO 1.600 noch gut. Die Tonwertübertragung der Canon ist etwas angesteilt und zeigt deutlich, dass die SX730 HS als Shoot-to-Print-Kamera konzipiert wurde. Der Ausgangstonwertumfang der SX730 HS ist grundsätzlich nicht gut. Bei ISO 200 werden beispielsweise nur noch circa die Hälfte der möglichen Tonwertstufen genutzt.

Die Farbabbweichung der Kamera ist gering, wobei die gelben Farbtöne etwas blass und die Rottöne etwas gesättigter wiedergegeben werden. Cyan-Farbtöne werden tendenziell eher blau wiedergegeben, was der Darstellung von Landschaften und blauem Himmel zugute kommt. Die Tatsächliche Farbtiefe ist bis ISO 400 mit über 4 Millionen Farben sehr gut und kann bis ISO 1.600 auf circa 2 Millionen Farben zurückgreifen, was immer noch ein guter Wert ist.

Fazit

Das Konzept der PowerShot SX730 HS zielt deutlich auf Fotografen ab, die schnell und unkompliziert fotografieren und die Bilder teilen wollen, ohne dabei auf einen Computer zurückgreifen zu müssen. Leider besitzt der klappbare LCD-Monitor keine Touchfunktion, und auf einen zusätzlichen Sucher muss auch verzichtet werden. Etwas verwunderlich ist, dass die Kamera im Gegensatz zur direkten Konkurrenz von Nikon und Panasonic ohne 4K-Videofunktion auskommen muss. Trotz des eindrucksvollen Zooms ist die Bildqualität typisch für einen Aufnahmesensor mit kleinen Abmessungen und hoher Auflösung insgesamt nicht besonders gut. Canon gelingt dafür mit der PowerShot SX730 HS der Spagat zwischen einfacher Handhabung und einer hohen Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten. Dass dabei Funktionen wie die 4K-Videoaufzeichnung und andere interessante Funktionen wie eine Belichtungsreihen- oder HDR-Aufnahme auf der Strecke bleiben, ist Schade, aber vielleicht sind diese auch nicht im Fokus der Zielgruppe dieser Kamera.

Kurzbewertung

  • Eindrucksvolle Brennweite
  • Klappbares LC-Display
  • Handliches Gehäuse
  • Guter Dynamikumfang und präzise Farben
  • Fehlende 4K-Videofunktion
  • Kein Touchscreen
  • Niedriger Signal-Rauschabstand mit deutlichem Detailverlust ab ISO 400
  • Auflösungsabfall zum Bildrand und beugungsbedingt (Offenblende) bei zunehmender Brennweite auch in der Bildmitte

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell PowerShot SX730 HS
Sensor CMOS 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
21,1 Megapixel (physikalisch)
20,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 1,2 µm
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv F3,3-6,9/24-960mm
Filtergewinde Kein Filtergewinde eingebaut
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 920.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 59
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung
HDR-Funktion
Panoramafunktion
Belichtungsmessung Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
kürzeste Verschlusszeit 1/3.200 s
Blitz eingebaut
  Synchronzeit 1/2.000 s
  Blitzanschluss
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 80-1.600
  manuell ISO 80-3.200
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,16 bis 0,63 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen (BxHxT) 110 x 64 x 40 mm
Gewicht (betriebsbereit) 296 g
Stativgewinde außerhalb der optischen Achse
  Zoomverstellung Ringwippe (motorisch)
Akkulaufzeit 250 Aufnahmen gem. CIPA-Standard

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.