Superzoom-Kamera, Bridge-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Canon PowerShot Pro90 IS

2001-03-30 Nach dem Anfang dieses Monats veröffentlichten Praxistest zur Canon PowerShot G1 folgt nun der Test der PowerShot Pro90 IS. Die wenigen Kritikpunkte der G1 fand die digitalkamera.de-Redaktion auch bei der Pro90 wieder. Trotzdem ist das derzeitige Canon-Flaggschiff schon allein wegen ihres tollen 10-fach Zoom-Objektivs mit Bildstabilisator eine besonders interessante Kamera.  (Jan-Markus Rupprecht)

Canon PowerShot Pro90 IS [Foto: MediaNord]

Ergonomie und Verarbeitung  Die PowerShot Pro90 IS übernimmt in groben Zügen die Linien des "Klassikers" PowerShot Pro70. Die langgezogene Gehäuseform musste beibehalten werden, um das optische 10-fach-Zoom samt Bildstabilisierungseinheit aufzunehmen. Jedoch hat man sich in der Design-Abteilung von Canon nicht auf den Lorbeeren ausgeruht und versucht, das Gehäusekonzept in einigen Punkten zu verbessern. So bekam die Pro90 IS Platz für einen integrierten Pop-Up-Blitz, der Griff wurde runder und griffiger gestaltet und ein von den Kleinbild-Spiegelreflexkameras übernommenes Einstellrad mit Doppelkranz soll nun die Bedienung der Kamera wesentlich einfacher gestalten. Trotz des relativ hohen Gewichtes von betriebsbereit 775 Gramm besteht das Kameragehäuse (Außenmaße: 127 x 84 x 140 mm) fast ausschließlich aus Kunststoff. Der Griff ist dabei in Anthrazitschwarz gehalten – der Rest des Gehäuses im edlen silbergrau. Wenn man die Kamera in die Hand nimmt, fällt einem nicht nur die gute Handlage auf, sondern auch die raue, griffige Beschichtung, die einem ein Gefühl der Rutschsicherheit gibt.

Canon PowerShot Pro90 IS - geschwenkter LCD-Bildschirm [Foto: MediaNord]Zur Steuerung der Kamerafunktionen, zur Festlegung des Bildausschnittes sowie zur nachträglichen Wiedergabe der aufgenommenen Bilder stehen dem Benutzer gleich zwei LCD-Farbbildschirme zur Verfügung. Der bereits von der PowerShot Pro70 und von der PowerShot G1 bekannte dreh- und schwenkbare LCD-Bildschirm hat eine Bilddiagonale von 1,8 Zoll (ca. 4,6 cm), löst mit insgesamt 113.578 Bildpunkten auf, deckt 100 % des tatsächlichen Bildfeldes ab und kann um 180 Grad nach rechts und nach links sowie um 180 Grad bzw. 90 Grad nach oben und unten bewegt werden. Letzteres eröffnet dem Fotografen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten: Selbstporträts, Aufnahmen aus der Froschperspektive oder "Über-Kopf-Fotos" mit exakter Bildausschnittswahl sind damit ohne weiteres möglich. In normaler Position wird der Monitor so geschwenkt, dass seine Rückseite flach am Gehäuse anliegt. Bei Nichtgebrauch kann man ihn praktischerweise umdrehen, damit das LCD-Feld geschützt ist. Durch zwei Schalter merkt die Kamera, ob der LCD-Bildschirm auf dem Kopf steht – und dreht die Bilder automatisch um – oder mit der TFT-Display-Seite zum Gehäuse liegt (in diesem Fall wird der Bildschirm automatisch ausgeschaltet). Die Bildqualität des Farbbildschirmes ist von allererster Güte: Die Bildbewegungen werden sehr flüssig dargestellt, der Schärfeeindruck ist sehr hoch und der Bildschirm ist auch bei direktem Sonneneinfall noch halbwegs lesbar. Typisch für die LCD-Technologie ist die Winkelabhängigkeit des Bildschirmes. Betrachtet man den Bildschirm auch nur ein bisschen von der Seite, erhält man die schönsten Solarisationseffekte.

Bei einem Objektiv mit einem derart großen Brennweitenbereich wäre ein optischer Sucher zu aufwendig (und folglich teuer) zu realisieren und würde auch die Kamera volumenmäßig noch größer machen. Deshalb hat Canon sich für einen elektronischen Videosucher entschieden. Der mit einer sichtbaren Bilddiagonale von 0,44 Zoll (ca. 1,4 cm) versehene LCD-Miniaturfarbbildschirm sitzt hinter dem Okular und löst mit ca. 180.000 Bildpunkten auf. Auch hierauf wird der tatsächlich eingefangene Bildausschnitt exakt wiedergegeben. Bei der Auflösung des elektronischen Videosuchers zeigt sich, wieviel zirka 60.000 zusätzliche Pixel ausmachen können. Waren die Videosucher der Olympus C-2100 Ultra Zoom und der Fujifilm FinePix 4900 Zoom lediglich für die Festlegung des Bildausschnittes brauchbar, lässt sich der elektronische Sucher der PowerShot Pro90 IS bereits für eine grobe Schärfebeurteilung gebrauchen. Canon PowerShot Pro90 IS - Rückseite [Foto: MediaNord] Auch die bei den anderen Modellen als so störend empfundenen dunklen Abstände zwischen den einzelnen Leuchtpunkten fallen bei dem hochauflösenden LCD-Sucher der Canon viel weniger auf. Nur mit hohen Motivkontrasten hat der elektronische Sucher noch zu kämpfen. Hier kommst es vor, dass die Lichter "ausgefressen" sind. Ein Dioptrienregler ist auch vorhanden; dieser ist allerdings etwas ungünstig zwischen Sucherokular und LCD-Farbbildschirm angebracht, wodurch seine Bedienung etwas "fummelig" ist.

An der rechten und linken Kameraseite findet man noch – durch Klappdeckel gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt – den Speicherkarten-Einschub, den Lautsprecher und die Schnittstellen (Audio/Video, Datenschnittstelle, Netzeingang). Vorne am Objektiv ist das Mikrofon angebracht mit dem die PowerShot Pro90 IS in der Lage ist, im Video-Modus Ton aufzunehmen. Am Kameraboden findet man schließlich das metallene Stativgewinde und das Akkufach. Durch seine zentrale Lage kann das Stativgewinde Schnellwechselplatten aufnehmen, ohne den Zugang zum Batteriefach zu beeinträchtigen.

Bedienungsanleitung  Der Kamera liegen zwei schwarz/weiß gedruckte, deutschsprachige Handbücher im DIN-A5-Format bei, eine Bedienungsanleitung für die Kamera und eine für die Software. Eine zusätzliche Online-Dokumentation gibt es nicht. Die Bedienungsanleitung beschreibt auf 138 Seiten ausführlich alle Kamerafunktionen, wobei die Suche nach bestimmten Themen durch Inhalts- und Stichwortverzeichnis erleichtert wird. Auch eine grafische Übersicht aller Kamerakomponenten ist vorhanden und verweist für jede Komponente direkt auf die Seite mit den entsprechenden Erklärungen. Alle Funktionen sind verständlich beschrieben und bei Bedarf durch Illustrationen ergänzt.

Die Softwareanleitung erklärt auf 118 Seiten den Umgang mit der beiliegenden Kamerasoftware, wobei es separate Teile für Windows- und Macintoch-Anwender gibt. Für die Suche nach bestimmten Themen steht in dieser Anleitung lediglich ein Inhaltsverzeichnis zur Verfügung; angesichts des geringen Umfanges fällt dieser Umstand jedoch nicht so stark ins Gewicht. Alle Schritte, von der Installation der Software über den Anschluss der Kamera bis zum Anzeigen und Archivieren der Bilder, sind anschaulich, teilweise durch Bildschirmfotos unterstützt, beschrieben.

Canon PowerShot Pro90 IS - Menü 1 von 4 [Foto: MediaNord]   
Canon PowerShot Pro90 IS - Menü 2 von 4 [Foto: MediaNord]   
Canon PowerShot Pro90 IS - Menü 3 von 4 [Foto: MediaNord]   
Canon PowerShot Pro90 IS - Menü 4 von 4 [Foto: MediaNord]   
Menüführung, Kameraeinstellung

Der Knopf für die manuelle Scharfeinstellung lässt es bereits vermuten: Der breite geriffelte Kranz an der Objektivfront dient nicht der Fokussierung per Hand, sondern der Bedienung des Zooms. Ausgelöst wird mit dem Auslöseknopf am Kameragriff; dort befinden sich auch Knöpfe bzw. Bedienelemente für den Bildtransport sowie für die Menüsteuerung. Unmittelbar neben dem Griff findet man den Rest der Bedienelemente, nämlich sechs Knöpfe zur Steuerung der Wiedergabe-, Belichtungs- und Bildschirmfunktionen. Manche Knöpfe wie z. B. der für die Belichtungsfunktionen sind mehrfach belegt (manuelle Belichtungskorrektur, Weißabgleich-Einstellungen, Blitzkorrektur, automatische Belichtungsreihen), so dass man durch jedes weitere Betätigen des Knopfes von einer Funktion zur nächsten gelangt.

Das Menüsystem ist in zwei Sektionen unterteilt: ein Einstellungsmenü und je nach Betriebsart ein Aufnahme- bzw. ein Wiedergabemenü. Die Menüs werden über das LCD-Sucherbild eingeblendet und mit dem Navigationsknopf (vier Richtungen: rechts, links, oben, unten) angesteuert. Bestätigt werden die Eingaben mit dem Set-Knopf. Nicht weniger als zehn Menüsprachen stehen dem Benutzer zur Auswahl: Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Finnisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch und Spanisch. Die wichtigsten Einstellungsdaten sind auf dem kleinen LCD-Monochromdisplay zusammengefasst und werden zusätzlich auf dem LCD-Farbbildschirm angezeigt, wenn dieser eingeschaltet ist.

Objektiv  Das Objektiv der PowerShot Pro90 IS dominiert das Gehäuse der Kamera, der Rest wurde praktisch um das Objektiv herum gebaut. Ohne den optisch stabilisierten (das Kürzel IS im Produktname steht für "Image Stabilizer") 10-fach-Zoom wäre die PowerShot Pro90 IS nämlich nichts anderes als einer PowerShot G1 – so gering sind die technischen Unterschiede zwischen den beiden Kameras. Die Objektiveinheit (bestehend aus dem eigentlichen Objektiv und der Bildstabilisierungseinheit) wurde erstmals im Mai 2000 vorgestellt (siehe Meldung vom 25.5.2000) und fand etwas später Einzug in ein erstes Digitalkamera-Endprodukt, die Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom. So ist es kein Wunder, dass die Canon PowerShot Pro90 IS und die Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom sich von der optischen Qualität her in nichts nachstehen. Das aus 13 Linsenelementen in 10 Linsengruppen bestehende Objektiv öffnet bei F2,8 bzw. F3,5 (in Weitwinkel- bzw. Teleposition) und besitzt einen Brennweitenbereich von 7 bis 70 mm. Angesichts der – im Vergleich zur Olympus – etwas größeren CCD-Sensorfläche ergibt das auf Kleinbild-Verhältnisse umgerechnet 37 bis 370 mm. Bei der Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom waren es 38 bis 380 mm.

Canon PowerShot Pro90 IS - Objektiv [Foto: MediaNord]Die Brennweitenverstellung erfolgt über den üppig dimensionierten geriffelten Drehring an der Objektivfront – dort, wo man eigentlich den Fokussierring vermutet hätte. Wir haben es hier mit einem Vertreter der sogenannten Powerzoom-Kategorie zu tun, wo die Drehung am Ring einen elektrischen Motor ansteuert, der die Linsengruppen so bewegt, dass die gewünschte Brennweite eingestellt wird. Bei den Kleinbild-Kameras wurde Mitte der 80er Jahre das Powerzoom-Konzept von den Konsumenten nicht akzeptiert und schnell zum Flop. Angesichts des zusätzlichen Stromverbrauches und der Tatsache, dass eine vollkommen manuelle Brennweitenverstellung durch ihre variable Zoomgeschwindigkeit meist schneller vonstatten geht, spricht eigentlich wenig für die motorische Verstellung. Ob die Wiederbelebung dieses Konzeptes bei Digitalkameras mehr Sinn macht, sei dahingestellt. Jedenfalls erfolgt das Zoomen trotz stufenlosem Anfahren aller Brennweitenpositionen nicht so feinfühlig wie bei einem manuellen Zoom. Positiv fällt aber das extrem leise, kaum wahrnehmbare Zoom-Geräusch auf.

Wie zu erwarten, liefert das Objektiv der Canon PowerShot Pro90 IS bezüglich der optischen Qualität im Praxistest die gleichen Ergebnisse wie die Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom. Die bei der Olympus im Weitwinkelbereich auftretende sehr leichte, gerade noch sichtbare tonnenförmige Verzeichnung findet man auch bei der Canon wieder. Im Telebereich gibt es wie bei der Olympus in puncto Verzeichnung nichts auszusetzen; gleiches gilt für die Bildschärfe, die über den gesamten Bild- und Brennweitenbereich keine Schwächen zeigt. Vignettierungen (Abschattungen in den Bildecken) waren auf unseren Testbildern nicht zu erkennen. In einigen Bildteilen unserer Testbilder konnten wir sowohl im Weitwinkel- als auch im Telebereich leichte Farbsäume ausmachen. Ob diese nun optisch (chromatische Aberrationen) oder CCD-technisch (Blooming) bedingt sind, können wir nicht beurteilen – dafür müsste man das Objektiv schon ausbauen und auf eine optische Testbank zur Prüfung setzen.

Canon PowerShot Pro90 IS mit Weitwinkelkonverter Canon WC-DC58 [Foto: MediaNord]Die PowerShot Pro90 IS ist mit einem 58 mm-Filtergewinde versehen, so dass man teilweise dasselbe Zubehör wie bei der PowerShot G1 benutzen kann – allerdings entfällt in diesem Fall die Notwendigkeit des optionalen Objektivadapters LA-DC58. Canon empfiehlt aus der eigenen Kollektion für die Pro90 IS ausschließlich den 0,8fach-Weitwinkelkonverter (WC-DC58) und den Makrokonverter 500D sowie eine Gegenlichtblende LH-DC58. Der 1,5fach-Telekonverter TC-DC58 taucht zu Recht nicht in der Kompatibilitätsliste auf: Die damit erzielten Ergebnisse sind unbrauchbar. Angesichts der großen Serienbrennweite von 370 mm ist ein Telekonverter allerdings meist sowieso überflüssig. Der Makrokonverter macht bei der PowerShot Pro90 IS richtig Sinn, da die Kamera serienmäßig nicht über einen Makro- bzw. Nahaufnahmemodus verfügt. Der Makrokonverter 500D soll in Tele-Stellung des Zoomobjektivs benutzt werden und verringert dann den Mindestabstand von 1 m auf den Bereich zwischen 34 und 50 cm.

Mit dem Weitwinkelkonverter WC-DC58 wird die Verzerrung sichtbar tonnenförmig; eigentlich zu viel für einen Konverter mit einem Brennweiten-Verkürzungsfaktor von lediglich 0,8 und dieser Preisklasse (rund 380 DM). Chromatische Aberrationen, Unschärfen und sonstige Bildfehler konnten wir bei diesem Konverter jedoch nicht entdecken. Den Telekonverter TC-DC58 sollte man gleich vergessen: Hier fällt die optische Qualität so stark ab, dass man vom Kauf dieses Konverters nur abraten kann. Als Alternative zum Canon-Weitwinkelkonverter bietet sich der Olympus WCON-08B-Konverter an, der zwar mit rund 600 DM noch teurer als die Canon-Lösung ist, jedoch viel weniger verzeichnet und mit einem Adapterring (von 58 auf 62 mm) an die PowerShot Pro90 IS angepasst werden kann. Eine Alternative für den Telekonverter ist uns nicht bekannt. Telekonverter Canon TC-DC58 und Weitwinkelkonverter Canon WC-DC58 [Foto: MediaNord] Es sei noch darauf hingewiesen, dass mit den Konvertern die Schärfe nur schwer – wenn überhaupt – auf einem der LCD-Bildschirme der Kamera zu beurteilen ist. In diesem Fall muss man dem Autofokus-System der PowerShot Pro90 IS "blind" vertrauen.

Belichtungsmessung und -steuerung  Die Canon PowerShot Pro90 IS bietet nicht nur eine Vollautomatik sowie Motivprogramme für den Anfänger, sondern auch eine Programmautomatik, Semi-Automatiken (Zeit- und Blendenautomatik) und eine manuelle Belichtungssteuerung für Fortgeschrittene. In der Vollautomatik bleibt der Zugriff auf den Korrekturknopf für Blitz- und Dauerlicht-Belichtungskorrekturen, für den Weißabgleich und für automatische Belichtungsreihen gesperrt und der Blitz wird auf Automatik geschaltet. Die Blitz- und die Bildtransport-Funktionen (Einzel- oder Serienbilder) können aber weiterhin betätigt werden. Motivprogramme hat der Benutzer insgesamt vier zur Auswahl. Das erste Motivprogramm ist ein so genanntes Schwenkfokus-Programm: Hier wird die Hyperfokale eingestellt, so dass alles in einem Bereich zwischen 60 cm und unendlich scharf abgebildet wird. Die drei übrigen Motivprogramme sind ein Porträt-, ein Landschafts- und ein Nachtaufnahme-Modus.

Die Programmautomatik der PowerShot Pro90 IS besitzt keine Shift-Option, d. h. die von der Kamera vorgeschlagene Kombination aus Blende und Belichtungszeit kann vom Benutzer nicht auf eine andere, ebenfalls korrekte Kombination geändert werden. In den Semi-Automatiken sowie im manuellen Modus sind – je nach Belichtungsprogramm und Brennweite – Belichtungszeiten zwischen 1/1.000 und 8 Sekunden (in 40 Stufen) und Blenden zwischen F2 und F8 (in 10 Stufen) einstellbar. Man kann dabei sowohl von Stufe zu Stufe mit jeweils einem Knopfdruck springen als auch die Einstelltaste gedrückt halten, um die Belichtungswerte im "Schnelldurchlauf" zu durchkämmen. Wie schon bei der PowerShot G1 tritt ein besonderes Phänomen bei einer bestimmten Zeit-/Blendenkombination ein (worauf auch im Handbuch hingewiesen wird): Bei der kürzesten Verschlusszeit (1/1.000 Sekunde) kann die Blende nicht weiter als F4 geöffnet werden. Laut Canon ist die Ursache dafür der Auslösemechanismus der Pro90 IS, der gleichzeitig den mechanischen Verschluss und die Irisblende bedient. Allerdings scheint Canon es fertiggebracht zu haben, diese Einschränkung mit einem Firmware-Update zu umgehen; mehr dazu in unserer digitalkamera.de-Meldung vom 9. März 2001. Da die meisten (so auch unser Testexemplar) der in Europa ausgelieferten Pro90 IS-Kameras bereits vom Werk aus mit der neuen Firmware-Version versehen sind, dürften die meisten Benutzer nichts von der oben genannten Einschränkung mitbekommen. Eine BULB-Langzeitbelichtung gibt es übrigens bei der Pro90 IS nicht; Belichtungszeiten über 8 Sekunden hinaus sind also tabu. Im manuellen Modus wird die Belichtungsmessung ganz abgeschaltet – deshalb gibt es dann auch keine Skala, auf der die Abweichung zwischen den eingestellten und den vom Belichtungsmesser ermittelten Belichtungswerten angezeigt wird. Zur Feinkorrektur bietet die Pro90 IS noch eine manuelle Belichtungskorrektur (+/- 2 Blenden in Drittelstufen) und eine AEB-Belichtungsreihenautomatik (drei Bilder mit einer Streuung von 0,3 bis 2 Blenden).

Canon PowerShot Pro90 IS - LCD [Foto: MediaNord]Die Belichtung wird bei der Pro90 IS von einer mittenbetonten Integralmessung ermittelt; alternativ steht eine Spotmessung zur Verfügung (Messbereich ca. 2 % des Bildfeldes). Dabei ist Canon gemeinsam mit Nikon einer der ersten Kamerahersteller gewesen, der die Matrixmessung bei Kleinbild-Spiegelreflexkameras eingeführt hat. Bei Camcordern beherrscht Canon gar die Flexizone-Belichtungsmessung, bei der die Messung per Joystick-Steuerung überall auf dem Bild erfolgen kann. Doch bei seinen digitalen Fotokameras scheint sich Canon schwer zu tun, ein zeitgemäßes Belichtungsmessverfahren einzuführen. "Erzrivale" Nikon dagegen rüstet seine Digitalkameras der Coolpix-Serie schon seit 1998 mit einer Mehrfeld- bzw. Matrixmessung aus. Im praktischen Betrieb – zumindest bei Dauerlicht – liefert die mittenbetonte Integralmessung der Pro90 IS meistens korrekte Ergebnisse. Lediglich bei schwierigen Motiven (hohe Motivkontraste, außerhalb der Bildmitte platzierte Motive oder solche mit ungleichmäßiger Lichtverteilung) zeigt die Integralmessung ihre Grenzen. Gut, dass man bei Digitalkameras das Belichtungsresultat gleich auf dem LCD-Farbbildschirm kontrollieren kann – was allerdings ein schwacher Trost für die fehlende Matrix-/Mehrfeldbelichtungsmessung ist. Dies wird ganz besonders deutlich bei der Blitzbelichtungsmessung. Der Weißabgleich lässt sich bei der Pro90 IS sowohl automatisch als auch manuell steuern. Zur manuellen Steuerung gibt es fünf Voreinstellungen (Tageslicht sonnig/bewölkt, Glühlampenlicht, Leuchtstoffröhrenlicht, Blitzlicht); es kann aber auch der Weißpunkt angemessen werden.

Canon PowerShot Pro90 IS mit Blitzgerät Canon Speedlite 550 EX [Foto: MediaNord]Blitz  Der TTL-Blitzschuh an der Kameraoberseite lässt viel Gutes vermuten; schließlich kann man damit ohne teures Zubehör (wie bei Nikon oder Olympus) einen externen Blitz direkt an die Kamera anschließen. Damit lässt sich – wenn die Leistung des internen Miniblitzes nicht mehr ausreicht – zusätzliches Licht "schaffen". Wir ermittelten die Leitzahl des internen Blitzes auf LZ 11, was mit offener Blende eine maximale Reichweite von 4 Metern ergibt (Werksangabe: maximal 4,2 m = LZ 11,7). Der interne Blitz ist im Objektivtubus eingebaut und schnappt – wenn er auf automatisch geschaltet ist – bei Bedarf aus seiner Versenkung heraus. Der Blitz kennt vier Betriebsmodi: automatische Zuschaltung bei schwachen Lichtverhältnissen (Gegenlichtsituationen scheint die Pro90 IS nicht mit einem automatischen Aufhellblitz zu begegnen), erzwungen, aus und Rote-Augen-Verringerung (keine Blitzsalve, sondern ein grell-weißer Lichtstrahl). Desweiteren gibt es noch eine Blitzbelichtungskorrektur (+/- 2 Blenden in Drittelstufen) und eine Blitzbelichtungsspeicherungs-Funktion. Letztere ist eine E-TTL-spezifische Sonderfunktion, die auch nur mit dieser Technik möglich ist. Bei der Blitzbelichtungsspeicherung (FEL) kann der Benutzer per Druck auf die Belichtungsmesswertspeicherungs-Taste (Stern-Taste) einen Messblitz auslösen, der die Blitzbelichtung für das gerade anvisierte Motiv speichert. Danach kann man das Bild neu gestalten; die Blitzbelichtung für das zuvor angemessene Motiv bleibt erhalten. So kann man genau festlegen, für welche Motivpartie die Blitzbelichtung ausschlaggebend sein soll.

Der Hauptvorteil der E-TTL-Blitzbelichtungstechnik ist aber die "Verschmelzung" von Dauerlicht- und Blitzlicht-Messzelle. Während bei der konventionellen TTL-Blitztechnik zwei separate Messzellen (eine für das Dauerlicht und eine für das Blitzlicht) erforderlich sind, erfolgt bei E-TTL die Blitzlichtmessung über dieselbe Messzelle wie für das Dauerlicht. Das garantiert eine bessere Abstimmung zwischen Dauerlicht und Blitzlicht; d. h., dass das Motiv (z. B. eine Person) durch das Blitzlicht richtig ausgeleuchtet wird und die Hintergrundbeleuchtung (z. B. Himmel oder Kerzenlicht) erhalten bleibt. Seine ganze Stärke entfaltet die E-TTL-Technik in Verbindung mit einer Mehrfeld- bzw. Matrixmessung und einem E-TTL-kompatiblen Blitzgerät (Canon Speedlite EX-Reihe oder entsprechend ausgerüstete Fremdblitzgeräte). Leider verfügt die Pro90 IS, wie oben erwähnt, über keine Matrixmessung, so dass auch die Blitzbelichtungsmessung nicht voll von der E-TTL-Technik profitiert. Das bekommt man hauptsächlich im Nahbereich (sofern man bei der Pro90 IS überhaupt von Nahbereich reden kann) und bei schwierigen Motiven (z. B. Gegenlicht) zu spüren. In solchen Fällen tendiert der Blitz der Pro90 IS – wie schon der der G1 – zu starker Über- bzw. Unterbelichtung. Da hilft – je nach Situation – nur eine Blitzbelichtungsmesswertspeicherung, eine Blitzbelichtungskorrektur und/oder die Umschaltung auf Spotmessung. Canon PowerShot Pro90 IS - rechte Kameraseite [Foto: MediaNord] Schade, dass der Komfort und die Präzision der E-TTL-Blitzbelichtungstechnik durch das Fehlen einer Matrixmessung beeinträchtigt werden.

Die Blitzausleuchtung mit dem eingebauten Blitz ist besser als bei der PowerShot G1. An den Ecken kann man jedenfalls keinen Lichtabfall erkennen. Dank höhergestellter Position wird der Blitz im Betrieb auch nicht vom Objektivtubus abgeschattet. Die Blitztemperatur ist zwar neutral, jedoch kämpfen viele Blitzbilder – hauptsächlich bei menschlichen Motiven – mit blassen, grauen Hauttönen. Ein Problem das auch schon von der G1 bekannt ist. Canon scheint dieses Phänomen zumindest zum Teil bekannt zu sein und hat der PowerShot Pro90 IS eine zusätzliche Weißabgleich-Einstellung für Blitzbilder spendiert. Ist diese Einstellung aktiv, verbessert sich die Farbwiedergabe der Blitzbilder drastisch. Wenn man also mit dem internen Blitzgerät fotografiert, sollte man unbedingt diese Weißabgleich-Einstellung wählen. Weniger Probleme gibt es mit externen Blitzgeräten. Wer auf den vollen Komfort einer Blitzautomatik nicht verzichten will, ist bei der Pro90 IS auf E-TTL-kompatible Blitzgeräte angewiesen. Bei Canon sind dies das Speedlite 220 EX (laut Herstellerangabe Leitzahl 22 bei starrer Reflektorstellung von 28 mm), das Speedlite 380 EX (gemessene Leitzahl: LZ 31), das neue Speedlite 420 EX (gemessene Leitzahl: LZ 33,5) und das leistungsstarke Blitzgerät Speedlite 550 EX (gemessene Leitzahl: LZ 40). Obwohl Blitzgeräte der Marke Metz mit dem entsprechenden SCA-Adapter (3101 M3, M3101 M4 und 3102) E-TTL-kompatibel sind, funktioniert die Blitzbelichtungssteuerung in Kombination mit der Pro90 IS unbefriedigend oder überhaupt nicht. Das Resultat sind schwerwiegende Fehlbelichtungen im Blitzbetrieb. Das Problem ist Metz bekannt und die Firma will sich diesem annehmen, allerdings hat sie – laut eigenen Aussagen – derzeit andere Prioritäten.

Bei manueller Belichtungssteuerung (egal ob mit internem oder externem Blitz) wird bei der Pro90 IS wegen der Abschaltung des Belichtungsmessers (siehe Abschnitt "Belichtungsmessung und -steuerung") der Blitz mit voller Leistung abgefeuert. In diesem Modus muss man also auf jegliche Automatik verzichten und die Blitzbelichtung mit einem Blitzbelichtungsmesser per Hand ermitteln. Unterstützte Blitz-Sonderfunktionen mit Speedlite-Blitzgeräten sind lediglich die E-TTL-Blitzmessung, die FEL-Blitzmesswertspeicherung und die Blitzreflektor-Zoomsteuerung. Von der Highspeed-Blitzsynchronisation (die maximale Blitzsynchronzeit bleibt bei 1/250 Sekunde), dem im Blitzgerät eingebauten roten AF-Hilfslicht und der drahtlosen Blitzsteuerung profitiert die Pro90 IS nicht. Blitzen mit einem angesetzten Blitzgerät funktioniert in Kombination mit dem Serienbildmodus der Kamera überhaupt nicht. Ist dieser Modus aktiviert, verweigert die Kamera das Auslösen des externen Blitzes. Canon PowerShot Pro90 IS - unten [Foto: MediaNord] Mit dem internen Blitz lässt sich merkwürdigerweise aber im Serienbildmodus blitzen. Externer Blitz und interner Blitz lassen sich auch niemals zusammen auslösen. Eine Blitzlangzeitsynchronisation hingegen gibt es bei der PowerShot Pro90 IS:  Dafür wählt man einfach das Motivprogramm "Nachtaufnahmen" aus oder man schaltet in die Zeitautomatik. Das funktioniert sowohl mit dem eingebauten als auch mit einem externen Blitz.

Scharfeinstellung  Dies ist neben dem Belichtungssystem der zweite Punkt, den Canon bei der PowerShot Pro90 IS und der PowerShot G1 etwas stiefmütterlich behandelt hat. Canon, Vorreiter beim Mehrpunkt-Autofokus (der nicht nur in Kleinbild-Spiegelreflexkameras, sondern auch in preiswerte Kleinbild- und APS-Kompaktkameras Einzug gehalten hat) und Erfinder des Flexizone-Autofokus-Systems bei Camcordern, stattet die immerhin 3.000 DM teure PowerShot Pro90 IS mit einem einfachen, zentral arbeitenden Autofokus aus! Dieser geht präzise, relativ zügig und praktisch lautlos ans Werk, kann aber im Gegensatz zur PowerShot G1 nur im Schärfenachführungsmodus betrieben werden. Warum Canon den Einzel-AF-Modus bei der Pro90 IS abgeschafft hat, leuchtet uns nicht ein.

Der Autofokus arbeitet nach dem Prinzip des Kontrastvergleiches (passives Autofokussystem) und verrichtet seine Arbeit selbst unter ungünstigen Lichtbedingungen ohne Hilfe eines AF-Hilfslichtes. Im Normalbetrieb liegt der Arbeitsbereich des Autofokus in Weitwinkel-Positionzwischen 10 cm und unendlich – in Tele-Position zwischen 1 m und unendlich. Angesichts des extremen Brennweitenbereiches geht es auch nicht näher; deshalb gibt es bei der Pro90 IS auch keinen Makro-Modus. Erst durch das Anbringen der optional erhältlichen Nahlinse mit +4 Dioptrien kann man dichter an das Motiv heran.

Obwohl im Handbuch (deutschsprachiges Handbuch, Seite 41) auf das Vorhandensein eines Autofokus-Rahmens im LCD-Sucher und auf dem LCD-Farbbildschirm hingewiesen wird, brachten wir es nicht fertig, diesen angezeigt zu bekommen. Haben wir etwas "übersehen" oder ist das Handbuch der Wirklichkeit einige Firmware-Updates voraus? So muss man seine Phantasie spielen lassen und sich den AF-Arbeitsbereich in der Suchermitte bildlich vorstellen bzw. die Spot-Belichtungsmessung einschalten und die Markierung für den Spot-Meßbereich als Referenz nehmen. Wir ermittelten eine durchschnittliche Fokussierzeit von rund 1,3 Sekunden. Bei schwierigen Motiven bzw. ungünstigen Lichtverhältnissen kann der Autofokus aber auch mal 2 bis 3 Sekunden brauchen. Als Hinweis auf eine erfolgreiche Scharfeinstellung leuchtet ein grüner Punkt im LCD-Sucher oder auf dem LCD-Farbbildschirm auf; ein Signalton unterstreicht dies akustisch, kann aber – wenn die Diskretion es verlangt – ausgeschaltet werden. Eine visuelle Schärfekontrolle über den LCD-Farbbildschirm oder im LCD-Sucher kann man – trotz guter Abbildungsqualität – nur annähernd vornehmen. Versagt der Autofokus oder will man die Schärfe voreinstellen, genügt ein Druck auf den MF-Knopf an der linken Kameraseite, um die Scharfeinstellung auf manuell umzuschalten. Allerdings ist die manuelle Fokussiermöglichkeit der Pro90 IS auch nicht praxistauglich, da auf dem LCD-Monitor lediglich ein Balken, bestehend aus mehreren Elementen, die die Entfernung symbolisieren sollen, eingeblendet wird. Eine genaue Angabe in Metern oder in Fuß sucht man vergebens. Da helfen einem die etwa 30 Fokussierschritte auch recht wenig, wenn man nicht weiß, welcher Distanz die aktuelle Einstellung entspricht.

Canon PowerShot Pro90 IS - Detail Einstellrad [Foto: MediaNord]Wer mit der geringst möglichsten Verzögerung fotografieren möchte, kann auf dem Haupteinstellrad der Kamera den sogenannten Schwenkfokus-Modus einstellen. Manche Kleinbild-Fotografen kennen diese Einstellung noch aus der Zeit der manuell fokussierbaren Kameras als Hyperfokal-Einstellung; Billig-Kameras mit Fixfokus arbeiten auch nach diesem Prinzip. Bei der Hyperfokal-Einstellung wird bei gegebener Brennweite, Blende und Entfernungseinstellung die maximal erreichbare Schärfeausdehnung (von einer bestimmten Distanz bis unendlich) erzielt. Die ganze Rechenarbeit dafür übernimmt im Schwenkfokus-Modus die PowerShot Pro90 IS. Die Brennweite wird auf die maximale Weitwinkeleinstellung voreingestellt und die Blende und Entfernungseinstellung so eingestellt, dass alles ab einer Entfernung von 60 cm scharf abgebildet wird. Da die Verschlusszeit aber dabei den Lichtverhältnissen entsprechend angepasst wird, kann es schnell vorkommen, dass diese in einen verwacklungskritischen Bereich gelangt. Die Verwacklungen können zwar zum Teil mit dem Bildstabilisator kompensiert werden, aber auch der Stabilisator hat seine Grenzen. Bei schönem Wetter und bei ausgeschaltetem Stabilisator (wegen der Einschaltverzögerung) kann man jedoch mit dem Schwenkfokus-Modus sehr einfach Schnappschüsse machen, bei denen nur noch die geringe Auslöseverzögerung zum Tragen kommt.

Auflösung und Weißabgleich  Die PowerShot Pro90 IS kennt dasselbe "Problem" wie die Sony DSC-F505V: Ihr Objektiv wurde ursprünglich für den Einsatz in einer 2,1-Megapixel-Kamera entworfen. In der Zwischenzeit sind aber bereits 3,34-Megapixel Kameras verbreitet und erste 4- bzw. 5-Megapixel-Kameras im Gespräch. Da weder Canon noch Sony es bei einer 2,1-Megapixel-Kamera belassen wollten, hat man sich entschieden, einen 3,34-Megapixel-Bildwandler einzubauen und – mit Rücksicht auf die Abbildungsgrenzen des Objektives – so viele Pixel wie möglich zu nutzen. So bleiben von insgesamt 3,34 Millionen Pixeln noch 2,58 Millionen Pixel übrig – ein guter "Kompromiss". Die PowerShot Pro90 IS bietet neben einer nutzbaren Höchstauflösung von 1.856 x 1.392 Pixeln (L-Stellung) noch eine mittlere XGA-Auflösung von 1.024 x  68 Pixeln (M-Stellung) und eine niedrige VGA-Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten (S-Stellung) an. Die Einstellung der Auflösungsstufen erfolgt über das Kameramenü. Vier Empfindlichkeitsstufen (ISO 50, 100, 200, 400) stehen dem Anwender zur Verfügung. Sie können entweder automatisch von der Kamera (nur ISO 50 und 100) oder manuell vom Benutzer festgelegt werden. Interessanterweise verfügt die Pro90 IS über einen ähnlichen Rauschunterdrückungs-Algorithmus wie bei der PowerShot G1 oder der professionellen Spiegelreflex-Schwester EOS D30. Der Unterschied im Bildrauschen zwischen unbearbeiteten Bildern und vom Rauschunterdrückungs-Algorithmus bearbeiteten Bildern ist deutlich sichtbar, so dass man hier von einem echten, nützlichen Feature reden kann. Hatten wir noch im Praxistest der PowerShot G1 den Wunsch ausgesprochen, diesen Algorithmus nicht nur bei Langzeitbelichtungen in Aktion treten zu sehen, wurde unserem Wunsch offenbar Rechnung getragen. Canon PowerShot Pro90 IS - linke Kameraseite [Foto: MediaNord] Die Rauschunterdrückung wird jetzt bei allen Bildern angewandt. Die Kehrseite der Medaille: Dadurch verlängern sich die internen Verarbeitungszeiten geringfügig, was vielleicht einer der Gründe für die etwas langsamen Bildfolgeraten im Serienbildmodus ist.

Weitere kamerainterne Bildverarbeitungsfunktionen bietet die Pro90 IS in Form einer Bildnachschärfungs-, Farbsättigungs- und Bildkontrastkontrolle, die der Benutzer über einen entsprechenden Eintrag im Kameramenü beeinflussen kann. Doch die Werkseinstellungen liefern in den meisten Fällen exzellente Resultate: Die Farbsättigung ist hoch genug, um den meisten Motiven zu schmeicheln, aber nicht zu hoch, dass man sie als störend bezeichnen müsste. Wer die Bilder ohne jegliche Bearbeitung von der Kamerasoftware im "Rohzustand" erhalten möchte, kann den RAW-Modus der Pro90 IS im Kameramenü (unter "Dateiformat") aktivieren. Mit einem mitgelieferten TWAIN-Softwaremodul lassen sich so die Bilddaten, so wie die CCD der Pro90 IS sie ausliest (d. h. ohne dass die Bilder zuvor in der Kamera optimiert wurden), auf dem Rechner weiterverarbeiten.

Der automatische Weißabgleich der Pro90 IS erkennt sehr zuverlässig die gegebene Farbtemperatur und liefert sowohl bei Tageslicht als auch bei Kunstlicht (Glühlampen- oder Leuchtstoffröhrenlicht) sehr gut korrigierte, absolut farbneutrale Bilder. Lediglich beim Blitzen fällt der automatische Weißabgleich total aus der Rolle und verleiht den Motiven (hauptsächlich Personen) einen blassen, gräulichen Hautton. Die Weißabgleich-Voreinstellung für Blitzlicht gleicht dies aus, wenn auch in einigen Fällen zu stark. Bei Kunstlicht-Motiven kann man getrost die Voreinstellungen für Neonröhrenlicht und Glühlampenlicht vergessen – sie bringen dasselbe Resultat wie die automatische Einstellung. Gleiches gilt für Motive bei Tageslicht: Die Zuverlässigkeit des automatischen Weißabgleichs macht die Voreinstellungen für sonniges und bewölktes Wetter überflüssig; diese Einstellungen braucht man lediglich, wenn man absichtlich die Farbtemperatur verändern will. Absolute Puristen können alternativ noch auf den manuellen Weißabgleich zurückgreifen, der in zwei Schritten (Aktivierung, Speicherung des Weißpunktes) erfolgt.

Canon PowerShot Pro90 IS - Detail Steckplatz [Foto: MediaNord]Speicherung  Mit einem Einschub für CompactFlash-Wechselspeicherkarten des Typs I und II versehen, kann die Pro90 IS sowohl normale CompactFlash-Karten als auch Typ-II-Karten wie das Microdrive von IBM aufnehmen. Laut Canon ist die Pro90 IS mit allen Microdrives (340 und 512 MByte sowie 1 GByte) kompatibel, allerdings waren wir beim Test der PowerShot G1 auf Kompatbilitätsprobleme bei Verwendung von 340-MByte-Microdrives gestoßen. Da die Pro90 IS noch sehr neu auf dem Markt und kaum verbreitet ist, liegen uns noch keine Benutzererfahrungen zu diesem Problem vor. Ob sich diese Probleme bei der Pro90 IS wiederholen, ist also derzeit noch nicht absehbar.

Ihre Bilder speichert die Pro90 IS – unabhängig von der eingestellten Auflösungsstufe (siehe Abschnitt "Auflösung") – entweder als unbearbeitete RAW-Datei (CCD-Rohdaten) oder als JPEG-komprimierte Bilddatei ab. Da Canon beim RAW-Format einen eigenen, verlustfreien Kompressionsalgorithmus benutzt, fällt die endgültige Dateigröße je nach Motiv unterschiedlich aus. Canon gibt eine maximale Dateigröße von 2.147 KByte an; wir erhielten aber auch schon RAW-Dateien mit nur 1.950 oder 1.837 KBytes. Bei der JPEG-Einstellung kann man zwischen drei verschiedenen Kompressionsraten (Superfein, Fein, Normal) wählen. Canon selbst gibt keine Faktoren für die einzelnen Kompressionsstufen an; wir ermittelten die Kompressionsfaktoren mit zirka 1:5 bis 1:7 für Superfein, 1:12 bis 1:15 für Fein und 1:35 bis 1:40 für Normal. Das ergibt in der Praxis bei höchster Auflösung mit der mitgelieferten 16-MByte-Karte eine Minimalausbeute von 9 (Superfein), 17 (Fein) und 35 Bildern (Normal). Der RAW-Einstellung fällt übrigens eine TIFF-Einstellung, wie sie die Mitbewerber bieten, zum Opfer. Das stört eigentlich nicht weiter, da RAW-Bilddateien üblicherweise in der Dateigröße kleiner ausfallen als TIFF-Dateien. Einzige Einschränkung: RAW-Dateien lassen sich nur mit dem entsprechenden TWAIN-Plugin auslesen. Für die Speicherung eines RAW-Bildes benötigt die Pro90 IS etwa 7 Sekunden, für ein JPEG-Bild maximal 5 Sekunden.

Stromversorgung  Das Konzept der unzähligen elektronischen Komponenten bei der PowerShot Pro90 IS fordert ihren Tribut. Denn die Pro90 IS besitzt nicht nur wie jede gewöhnliche Digitalkamera ein elektronisches Innenleben, einen LCD-Farbbildschirm und einen elektrisch steuerbaren Zoom, sondern zusätzlich auch noch einen Bildstabilisator und einen LCD-Videosucher. Glücklicherweise zieht die PowerShot Pro90 IS ihren Strom aus dem bewährten BP-511 Lithiumionen-Akkblock, der schon bei der PowerShot G1 oder der EOS D30 seine Ausdauer eindrucksvoll unter Beweis stellt. Mit einer Spannung von 7,4 V und einer Kapazität von 1.100 mAh kann der BP-511 insgesamt 8,14 Wh liefern (4 AA-NiMH-Akkus mit 1.600 mAh liefern im Vergleich nur 7,68 Wh). Der BP-511-Akku wurde ursprünglich für wesentlich stromhungrigere Camcorder entwickelt und das sieht man ihm an: Man knipst und knipst und erst nach rund zwei Stunden Dauereinsatz oder rund 200 Bildern macht der Akku schlapp. Wer einigermaßen "schonend" mit dem Gebrauch des Bildstabilisators umgeht, kann bis zu drei oder vier Tagen mit einer Akkufüllung auskommen. Ist die Batterie erschöpft, erscheint ein entsprechendes Symbol auf dem monochromen LCD-Display; kurz darauf fordert die Anzeige "Lb" (Low Battery) den Benutzer auf, den Akku mit dem mitgelieferten Netz-/Ladegerät wieder aufzuladen. Innerhalb von 100 Minuten ist dann ein Ladezustand von 90 % erreicht, für eine Aufladung auf 100 % benötigt das Ladegerät weitere 2 Stunden. Eine gleichzeitige Aufladung des Akkus und ein Netzbetrieb der Kamera sind nicht möglich.

Canon PowerShot Pro90 IS - Detail Anschlüsse [Foto: MediaNord]Da der BP-511-Akku – zumindest im Videokamera-Fachhandel – ziemlich leicht zu bekommen ist, kann man im Notfall oder falls man ein Power-User ist, relativ leicht für rund 190 DM einen Zweitakku erwerben. Als Sonderzubehör bietet Canon das Ladegerät CR-560 an, das nicht nur zwei BP-511-Akkus in Folge aufladen kann, sondern auch mit dem mitgelieferten KfZ-Anschlusskabel von einer 12-V-Zigarettenanzünder-Steckdose betrieben werden kann. Das CR-560-Ladegerät ist auch für Benutzer interessant, die einen Ersatzakku besitzen und mit der Kamera während des Ladevorganges weiter fotografieren wollen. Das Original-Ladegerät muss dagegen mit der Kamera verbunden werden, um den Akku aufzuladen.

Einschalt- und Auslösezeiten  Vom Einschalten bis zum betriebsbereiten Zustand braucht die Pro90 IS rund 4 bis 5 Sekunden; unabhängig davon, ob der LCD-Sucher oder der LCD-Farbbildschirm eingeschaltet ist. Bei Gebrauch eines Microdrives verlängert sich die Einschaltzeit geringfügig. Die Auslöseverzögerung liegt – erfreulich niedrig – bei etwa 0,2 Sekunden. Zusammen mit dem Fokussiervorgang von etwa 1,3 Sekunden (siehe Abschnitt "Scharfeinstellung") ergibt das eine gesamte Auslöseverzögerung, die nur unter ungünstigen Situationen 1,5 Sekunden überschreitet. Der Bildstabilisator ist übrigens sofort einsatzbereit; es ergibt sich jedenfalls keine merkliche Verzögerung bei Gebrauch der Stabilisierungsfunkion. Nach dem Auslösen ist der Auslöser wieder freigegeben, da die Bilder zunächst in einem Pufferspeicher landen und der Schreibvorgang auf die Speicherkarte im Hintergrund verläuft. Im Serienbildmodus kann die Pro90 IS – je nach Motiv – ca. 9 bis 13 Bildern (bei voller Auflösung, niedrigster Kompressionsstufe und 32-MByte-CompactFlash-Wechselspeicherkarte von Delkin) in Serie aufnehmen, bevor der Pufferspeicher voll ist. Sobald wieder im Pufferspeicher Platz für mindestens ein Bild freigeworden ist, kann man weiter fotografieren.

Canon PowerShot Pro90 IS - geschwenkter LCD-Bildschirm [Foto: MediaNord]Die Serienbildgeschwindigkeit liegt bei ca. 0,7 Bildern pro Sekunde – etwas zu langsam, um rasante Szenen oder Sportaufnahmen im Bild in Serie festhalten zu können. Unter niedrigeren Auflösungsstufen erhöht sich die Zahl der aufnehmbaren Bilder und die Bildfrequenz steigt geringfügig um etwa 0,1 Bilder pro Sekunde. Der Serienbildmodus funktioniert sogar bei unkomprimierter Speicherung im RAW-Modus, allerdings deutlich langsamer. Wenn der Pufferspeicher der Kamera voll ist, dauert es ebenfalls entsprechend länger, bis er wieder für weitere Aufnahmen freigegeben ist. Sehr schnell ist die Pro90 IS im Wiedergabemodus und in der Menüführung: Die Bilder erscheinen zügig auf dem LCD-Monitor und die Menüeingaben bzw. die Navigation durch die Kameramenüs erfolgen praktisch ohne Verzögerung. Zum Beispiel benötigt die Formatierung unserer 32-MByte-Speicherkarte weniger als eine Sekunde.

Ausstattung  Das wichtigste Austattungsmerkmal der Pro90 IS steht bereits im Produktnamen: der "Image Stabilizer", oder eingedeutscht Bildstabilisator. Das Funktionsprinzip des optischen Bildstabilisators lässt sich in ein paar Worten erklären: Bewegungssensoren (Gyroskope) registrieren die Zitterbewegungen des Fotografen – diese Daten werden von einem Mikroprozessor ausgewertet, der seinerseits beweglich gelagerte "Ausgleichslinsen" in genau die entgegengesetzte Richtung "zittern" lässt. Somit wir die von der Fotografenhand verursachte Bildbewegung durch eine Gegenbewegung ausgeglichen, Verwacklungen also weitgehend eliminiert. So kann man – ungeachtet aller Faustregeln zur Verwacklungsgefahr mit zunehmender Brennweite – selbst bei schwachen Lichtverhältnissen noch freihand mit langen Brennweiten fotografieren, während andere schon längst auf ein Stativ zurückgreifen müssen. Wer trotzdem (z. B. im Studio) ein Stativ benutzt, kann die Bildstabilisierungsfunktion über den entsprechende Schiebeschalter an der Kamera abschalten, um dann unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden.

Neben den Motivprogrammen bietet die Pro90 IS noch einen speziellen monochromen Aufnahmemodus (für die Freunde von Schwarz-Weiß-Fotos) sowie den bei der PowerShot-Kameraserie bereits bewährten Panorama-Assistenten. Letzterer ist eine nützliche Hilfe bei Panoramaaufnahmen und erleichtert das nachträgliche "Zusammenheften" von Einzelbildern mit der mitgelieferten Panorama-Computersoftware. So entstehen praktisch nahtlose Übergänge zwischen den einzelnen Bildteilen. Der Videomodus der Pro90 IS ermöglicht maximal 30 Sekunden lange AVI-Videosequenzen in einer Auflösung von 320 x 240 Bildpunkten und einer Bildfolgerate von 15 Bildern pro Sekunde inklusive Ton. Trotz eingebautem Mikrofon und Lautsprecher ist die Pro90 IS nicht in der Lage, Ton einzeln aufzunehmen. Im Wiedergabemodus erlaubt die Pro90 IS die üblichen Wiedergabefunktionen (Einzel- oder Multi-Bildvorschau, Zoomfunktion mit 2,5-facher und 5-facher Vergrößerung, Löschfunktion, Schreibschutz), aber auch eine Dia-Schau, eine Rotierfunktion und das Erstellen von DPOF-Druckaufträgen. Die üblichen Stromspar- und Zeit-/Datumsanzeige-Funktionen (Uhr/Kalender bis 2030) bietet die Pro90 IS ebenfalls, genau wie die bereits erwähnten Belichtungskorrekturen, Belichtungsreihen, kamerainterne Bildverarbeitungsfunktionen (Kontrast, Bildschärfe, Farbsättigung) und Belichtungseinstellungen.

Canon PowerShot Pro90 IS - oben [Foto: MediaNord]Beim Auslösen zeigt sich die Pro90 IS ziemlich vielseitig: Selbstverständlich kann sie per Druck auf den Auslöseknopf ausgelöst werden, sie besitzt aber auch einen Selbstauslöser (mit 10 Sekunden Vorlaufzeit), eine Fernauslösemöglichkeit (mit dem mitgelieferten Infrarot-Fernauslöser; Reichweite ca. 5 Meter) und eine Fernbedienungsmöglichkeit vom Computer aus. Die entsprechende Remote Capture Software unterstützt neben der Auslösung auch die Zoomfunktion sowie das Setzen und Herunterladen verschiedener Kamera-Parameter. Wie die meisten Digitalkameras ihrer Preisklasse verfügt die Pro90 IS über einen Videoausgang, dessen Signal sich im Kameramenü von NTSC auf PAL umschalten lässt.

Lieferumfang  Neben der Kamera selbst findet man in der Verpackung der PowerShot Pro90 IS das für den Betrieb nötige Zubehör in Form eines BP-511-Lithiumionen-Akkus, des passenden Netz-/Ladegerätes CA-560 und einer 16 MByte fassenden CompactFlash-Wechselspeicherkarte. Für den Betrieb nicht dringend erforderlich, aber trotzdem sehr nützlich, sind die ebenfalls mitgelieferten Accessoires wie der Trageriemen NS-DC200, der Infrarot-Fernauslöser WL-DC100, das AV-Kabel AVC-DC100 und das USB-Verbindungskabel IFC-200PCU. Ein Objektivdeckel zum Schutz der Kameralinse ist ebenfalls im Karton. Gedrucktes gibt es in Form einer länderspezifischen Bedienungsanleitung für die Kamera sowie separat für die Software, einer einjährigen europaweit gültigen Garantie und einer Zubehörübersicht. Softwaremäßig geizt Canon nicht: Der Pro90 IS liegt nicht nur das Adobe-Bildverarbeitungsprogramm Photoshop 5.0 LE bei, auf einer zweiten CD-ROM findet man auch die Transfer- und Bildverwaltungssoftware ZoomBrowser EX 2.5, die Drucksoftware PhotoRecord 1.2, das Panorama-Gestaltungsprogramm PhotoStitch 3.1 sowie die Fernbedienungssoftware RemoteCapture 1.2 und den Multimedia-Player QuickTime 4.1 von Apple. Alle Programme sind laut Canon mit den Windows-Versionen 95, 98, Millenium (Me), NT 4.0 und 2000 kompatibel; für MacOS-Rechner ab Version 8.1 liegen ebenfalls entsprechende Programmversionen bei.

Ein Faltblatt gibt eine Übersicht über das erhältliche Sonderzubehör. Dazu gehört zum Beispiel die EX-Systemblitz-Produktserie (220EX, 380EX, 420EX und 550 EX), das optische Zubehör (Weitwinkelkonverter WC-DC58, Telekonverter TC-DC58 und Nahlinse 250D/500D) und das Batteriezubehör sowie eine passende Stülptasche (SHC-PS300), optionale serielle Schnittstellenkabel (IFC-200MC für Macintosh und IFC-200PCS für RS232c) und diverse Lösungen rund um die Speicherung der Bilder (Speicherkarten, externes Schreib-/Lesegerät, PC-Card-Adapter). Für den Ausdruck der Bilder ohne Computer empfiehlt Canon den Einsatz des hauseigenen CD-300-Thermosublimationsdruckers mit eingebautem Speicherkarten-Einschub. Leider ist weder die PowerShot Pro90 IS, noch die PowerShot G1 mit Canons neuestem Miniatur-Direktdrucker CP-10 kompatibel. Ob das eventuell in Zukunft mit einem entsprechenden Firmware-Update möglich sein wird, konnte Canon uns noch nicht zusichern.

Canon PowerShot Pro90 IS [Foto: MediaNord]Fazit  Angesichts der Tatsache, dass Canon PowerShot Pro90 IS und die Olympus C-2100 Ultra Zoom ein- und dasselbe Objektiv benutzen, fällt es einem schwer, keine Vergleiche zwischen den beiden Kameras zu ziehen. Beide Kameras sprechen auch ziemlich dieselbe (spezielle) Käuferschicht an. Für die Canon PowerShot Pro90 IS spricht die bessere (bzw. preisgünstigere) Anbindung von Blitzzubehör, die etwas höhere Auflösung, das vielseitigere CompactFlash-Wechselspeicherkarten-Konzept, der dreh- und schwenkbare LCD-Farbbildschirm und die E-TTL-Blitzbelichtungstechnik. Leider wird das gesamte Potenzial von letzterer wegen der fehlenden Matrix- bzw. Mehrfeldmessung nicht vollständig ausgeschöpft, so dass man diesen Punkt relativieren muss. Und genau in Hinblick auf die Lichtmessung holt die Olympus mächtig auf. Diese verfügt nämlich über eine ESP-Mehrfeldmessung und sogar eine manuelle Mehrpunktmessung, die gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen ihre Überlegenheit im Vergleich zur mittenbetonten Integralmessung zeigen. Auch beim Autofokus zeigt sich das Olympus-System leicht überlegen. Kann man zwar bei der Olympus auch nicht – wie bei der Nikon Coolpix 990 – die einzelnen AF-Messpunkte einzeln anwählen, verfügt diese zumindest über einen zentral und dezentral arbeitenden Autofokus. Bei der Powershot Pro90 IS muss sich das Motiv bei der Scharfeinstellung in der Suchermitte befinden. Eigentlich würde man sich bei einer 3.000-DM-Kamera wie die Pro90 IS schon eine zeitgemäße Belichtungsmessung (sprich: Matrix- bzw. Mehrfeldmessung) und einen Mehrpunkt-Autofokus wünschen. Schließlich bieten sogar die Einsteiger-Kameras Digital Ixus, Digital Ixus 300, PowerShot A10 und A20 aus demselben Hause für einen Bruchteil des Preises einen AiAF-Mehrpunkt-Autofokus an.

Bei zwei anderen Punkten scheiden sich die Geister. Die PowerShot Pro90 IS verfügt zwar über das wesentlich ausdauernde Lithiumionen-Batteriekonzept; dieses ist aber inkompatibel zu Standard-Zellen und teuer. Die Olympus C-2100 Ultra Zoom bedient sich vier handelsüblicher Mignon-Zellen, die in jeder Tankstelle aufzufinden sind. Die Bedienungsfreundlichkeit ist auch Geschmackssache: Uns hat die Bedienung der Canon PowerShot Pro90 IS besser gefallen, andere Leute werden vielleicht die Bedienungsführung der Olympus bevorzugen. Der entscheidende Faktor beim Kamerakauf wird wohl eher der Preis sein: Die Olympus C-2100 Ultra Zoom ist kürzlich unter die 2.000-DM-Preisgrenze gerutscht; da kann man sich schon fragen, ob die PowerShot Pro90 IS da noch ihren selbst angesichts größerem Lieferumfang verhältnismäßig hohen Preis von knapp 3.000 DM rechtfertigen kann. Die etwas schickere Verarbeitung, der schwenkbare Monitor, der Blitzschuh und der hochwertige Video-Sucher sprechen jedenfalls für das Modell von Canon.

Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Canon PowerShot Pro90 IS  finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder der Pro90 IS enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder.

Kurzbewertung

  • (sehr) leistungsfähiger Akku
  • recht guter Videosucher
  • geringe Auslöseverzögerung 
  • frei schwenkbarer Monitor
  • großer Zoombereich
  • hoher Preis
  • keine Matrix-Belichtungsmessung

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Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Canon
Modell PowerShot Pro90 IS
Preis ca. 3.000 DM
Bildauflösung
physikalisch
1.856 x 1.392
Auflösung CCD-Sensor 3.340.000
Brennweite 37 – 370 mm
Filtergewinde* 58 mm
Weitwinkelkonverter* 0,8-fach
Telekonverter*
optischer Sucher
   Dioptrienausgleich
–****
ja
Spiegelreflex
LCD-Monitor
   Auflösung
   schwenkbar
   als Sucher
   verzögerungsfrei
1,8"
113.578
ja
ja
ja
PAL-Videoausgang
   als Sucher
   verzögerungsfrei
ja
ja
ja
Serienbilder
   Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz
ja
1.856 x 1.392
ca. 0,7 Bilder/s
ca. 9 bis 13
nur interner Blitz
Programmautomatik ja
Zeitautomatik ja
Blendenautomatik ja
Manuelle Belichtung ja
TTL-Belichtungs-
messung
ja
Blitz eingebaut ja
Blitzanschluß Blitzschuh (Canon System)
Empfohlene Blitzgeräte Canon Speedlite-
Systemblitzgeräte der EX-Serie
TTL-Blitzsteuerung
externer Blitz
ja***
Multitasking ja
Einhandbedienung** ja
Fernauslöser ja
Intervall-Aufnahmen
Steckplatz für
Speichermedium
CompactFlash (Typ I und II)
unkomprimierte
Speicherung
ja
Tonaufzeichnung ja*****
 
– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

* optionales Zubehör erforderlich, vom Kamerahersteller angeboten
** mindestens Zoom und Auslöser mit einer Hand bedienbar
***nur E-TTL-kompatible Blitzgeräte
****LCD-Videosucher (0,44") mit 180.000 Bildpunkten
***** nur zusammen mit Video

In unserem Test verwendetes Blitzgerät: Canon Speedlite 550 EX (ca. 900 DM)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 58, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.