Die kleinste 1"-Sensor-Kamera

Testbericht: Canon PowerShot G9 X Mark II

Seite 2 von 2, vom 2017-10-10 (Autor: Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die Canon PowerShot G9 X bietet vieles, was man im Fotoalltag braucht, lässt aber durchaus auch ein paar moderne Funktionen vermissen. So gibt es etwa einen vollautomatischen Modus, der auch das Motivprogramm selbstständig wählt. Dabei ist seine Auswahl mit 58 Programmen sehr groß. Möchte der Fotograf das Motivprogramm hingegen selbst wählen, so gibt es nur eine deutlich abgespeckte Auswahl. Ambitionierte Fotografen kommen in den Programmen P, A, S und M auf ihre Kosten, können hier doch praktisch alle Fotoparameter auf Wunsch manuell festgelegt werden. Neben der Blende, die bis auf F11 geschlossen werden kann, gibt es einen aktivierbaren Graufilter, der drei Blendenwerte Licht schluckt. Sehr praktisch, wenn man beispielsweise Beugung vermeiden möchte. Auch Belichtungsreihen mit drei Aufnahmen und bis zu 2 EV Belichtungsabstand zwischen den Aufnahmen lassen sich erstellen. HDR-Aufnahmen mit automatischer Zusammensetzung gibt es hingegen nur als Motivprogramm. Ein Panoramamodus fehlt der Canon gänzlich.

Die Serienbildfunktion erlaubt etwa zehn Bilder pro Sekunde – bei bester JPEG-Qualität und das für 36 Aufnahmen am Stück. Danach reduziert sich die Serienbildgeschwindigkeit deutlich, schreibt aber solange Bilder auf die Karte bis diese voll ist. Die Serienbildgeschwindigkeit bei Rohdatenaufnahmen ist, im Vergleich zum Vorgänger, signifikant schneller geworden. Anstelle einer Serienbildgeschwindigkeit von 1,4 Sekunden pro Bild speichert die G9 X Mark II Rohdaten nun mit etwa zehn Bildern pro Sekunde. Diese Geschwindigkeit hält die Kamera bis der Puffer bei circa 20 Bildern gefüllt ist. Danach sinkt auch hier die Serienbildgeschwindigkeit signifikant, dennoch läuft die Serienaufnahme weiter. Diese Messung wurde mit einer schnellen SDHC UHS-II Speicherkarte von Fujifilm durchgeführt. Bei langsameren Speicherkarten kann und wird das Ergebnis anders ausfallen. Der Autofokus arbeitet hingegen mit unter 0,2 Sekunden ordentlich schnell. Für Sportaufnahmen oder auch Schnappschüsse in schneller Folge taugt die G9 X Mark II also durchaus.

Eine interessante Fokus-Funktion hält die G9 X Mark II bereit. Die ermöglicht es, eine Fokusreihe zu erstellen. Bei dieser fokussiert der Fotograf auf eine Schärfenebene und die Kamera erstellt bei Auslösung zwei weitere Aufnahmen mit einer Fokussierung vor und hinter der zuvor gewählten Fokussierung. Besonders für Nahaufnahmen kann diese Funktion sehr hilfreich sein. Eine richtige Fokussreihe für die Funktion des Fokusstackings gibt es leider nicht.

Der Miniaturblitz schnellt nach mechanischer Entriegelung nach oben, kann also nicht automatisch von der Kamera ausgefahren werden. Auf die Notwenigkeit eines Blitzeinsatzes weist die Automatik nur mit einem kleinen blinkenden Blitzsymbol hin. Die Leitzahl fällt mit 5,8 auch nicht gerade üppig aus. Immerhin beherrscht der Blitz eine Langzeitsynchronisation, kann wahlweise am Anfang oder am Ende der Belichtung zünden und lässt sich in seiner Leistungsabgabe korrigieren. Bei halbautomatischer und manueller Belichtung gibt es sogar eine manuelle Blitzmöglichkeit, allerdings nur in drei Leistungsstufen. Dabei entfällt der manchmal lästige TTL-Mess-Vorblitz und taugt somit zur Auslösung einfachster Slave-Blitze oder Studioblitzanlagen. Dank des Zentralverschlusses ist die kürzeste Blitzsynchronzeit genauso kurz wie die kürzeste Verschlusszeit: 1/2.000 Sekunde.

Bei der Videofunktion gibt es erweiterte Standardkost. Die Auflösung erreicht maximal Full-HD. Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass 50 und 60 Bilder pro Sekunde erst nach Einstellung des Videomodus auf dem Programmwählrad zur Verfügung stehen, in den anderen Programmen wird mit maximal 30 Bildern pro Sekunde gefilmt. Immerhin erlaubt der "richtige" Videoaufnahmemodus auch eine manuelle Einstellung von Blende, ISO und Belichtungszeit. Auch ein manueller Fokus steht wie für Fotos zur Verfügung. Der Fokus wird während der Aufnahme sanft und lautlos nachgeführt. Der optische Bildstabilisator verrichtet klaglos seinen Dienst. Auch das optische Zoom kann eingesetzt werden. Es arbeitet während der Aufnahme äußerst langsam, dafür hört man den Zoommotor kaum.

Die G9 X Mark II verfügt über WLAN und NFC sowie eine Bluetooth-Verbindung. Trotzdem dauert der Verbindungsaufbau mit dem Smartphone eine Weile und auch die Bedienung ist trotz der neuen App "Canon Camera Connect" etwas holprig. So lassen sich die Kamerabedienelemente während der Fernsteuerung nicht verwenden – auch nicht der Zoomhebel oder der Auslöser. Bedient wird die Kamera ausschließlich per App. Will man das Aufnahmeprogramm wechseln, so muss man erst die Fernsteuerung in der App beenden und mit richtiger Stellung des Programmwählrads erneut starten. Immerhin lassen sich beispielsweise Autofokus, Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit beeinflussen. Auf zahlreiche Einstellungen hat man allerdings keinen Zugriff. Die App verhindert auch nicht den Standbymodus des Smartphones, sodass die Verbindung auch mal abbrechen kann. Es lassen sich nur JPEGs übertragen, keine Raws. Da ein Raw nicht in der Kamera in ein JPEG gewandelt werden kann, kommt man an diese Bilder unterwegs ohne Laptop mit Raw-Konverter nicht heran. Videos werden für die Übertragung zusätzlich komprimiert, die Originalqualität landet somit nicht auf dem Smartgerät.

Bildqualität

Die Bildqualität haben wir in unserem Testlabor genau geprüft und geben hier eine kleine Zusammenfassung der Ergebnisse wieder. Der gesamte Labortest mit Diagrammen und technischen Erläuterungen dazu kann hier auf digitalkamera.de als Einzelabruf oder als kostengünstige “Flatrate” gebucht werden.

Der Schärfeabfall der der Kamera bei einer 20 mal 30 Zentimeter großen Ausgabe ist ist sehr gering in der kurzen und mittleren Brennweite. In maximaler Telestellung ist der Schärfeabfall abhängig von der verwendeten Blende. Wichtiger als der Schärfenabfall hingegen ist die Auflösung. Diese ist im Weitwinkelbereich bei offener Blende am höchsten. Bei mittlerer Brennweite bei F5.2 und im Telebereich bei Blende F4,9 also einer offenen Blende. Die Beugung sorgt bei höheren Blendeneinstellungen für eine Abnahme der Auflösung, so dass sich der Fotograf immer lieber für den Einsatz des Graufilters in der Kamera entscheiden sollte, als die Blende maximal zu schließen. Deutliche Hinweise auf ein Eingreifen des Bildprozessors zeigt die Messung der Schärfenartefakte. Die Bilder kommen knackig aus der Kamera und zeigen die Ausrichtung auf “Shoot-to-Print”.

Das Objektiv besitzt so gut wie keine sichtbare Randabdunklung bei offener Blende. Wird die Blende geschlossen reduziert sich die Randabdunklung weiter. Die chromatische Aberration ist in keinem Brennweitenbereich deutlich sichtbar. Die Verzeichnung ist sehr gering und fällt im Telebereich sogar minimal tonnenförmig aus; möglicherweise liegt eine leichte Überkorrektur vor.

Das Bildrauschen ist bei der PowerShot G9 X Mark II bis ISO 400 kein Problem. Feine Strukturen fangen erst oberhalb ISO 800 an zu verschwinden. Dies ist ein Resultat der Rauschunterdrückung des Bildprozessors, der dann nicht mehr zwischen Bilddetails und Bildrauschen unterscheiden kann. Bilder Ab ISO 6.400 sind nur noch bedingt nutzbar, da das Bildrauschen sehr deutlich wird. Mit der Messung der Texturschärfe wird ermittelt, wie sich die der Detailverlust bei den ISO-Stufen äußert. Zudem zeigt diese Messung, ob die Kamera die Bilder stark Nachschärft beziehungsweise künstliche Details hinzufügt. Die G9 X Mark II zeigt in dieser Messung deutlich, dass Bilder stark nachgeschärft werden. Sichtbar weniger scharf werden die Bilder ab circa ISO 800, womit die Canon hinter dem Wettbewerb von Sony und Panasonic zurück bleibt.

Im Tonwertausgang zeigt die Kamera gute Ergebnisse bis ISO 800. Die Eingangsdynamik liegt maximal bei knapp zwölf Blendenstufen und liegt selbst bei ISO 6.400 noch oberhalb von neun Blendenstufen. Die Tonwertübertragung ist angepasst auf eine sofortige Verwendung der Bilder ohne weitere Bildbearbeitung. Die Farbabweichung ist im Durchschnitt gering und die Genauigkeit des Weißabgleichs ist gut.

Fazit

Die Canon PowerShot G9 X Mark II ist keine Neuerfindung dieses Kameramodells, denn dafür ist sie dem Vorgängermodell zu ähnlich. Neben einigen zusätzlichen Funktionen hat die Mark II eindeutig bei der Serienbildgeschwindigkeit zugelegt und auch die Auslöseverzögerung ist deutlich geringer. Bei der Bildqualität konnte Canon die Mark II ebenfalls verbessern, doch die Kamera schärft die Bilder deutlich nach, so dass Fotografen mit Bildbearbeitungsambitionen besser auf das RAW-Format zurückgreifen sollten. Die Canon PowerShot G9 X Mark II ist damit eine handliche Kompaktkamera mit edel wirkendem Äußeren. Dass die Belederung der silbernen Kamera-Version brauner harter Kunststoff ist und haptisch einen eher minderwertigen Qualitätseindruck hinterlässt, ist Schade, da die Verarbeitung ansonsten tadellos ist. Über jeden Zweifel ist die Touchscreen-Bedienung erhaben. Diese ist jederzeit präzise und bringt den Fotografen schnell zum gewünschten Ziel.

Kurzbewertung

  • Gut verarbeitetes Gehäuse
  • Gute Touchbedienung
  • Hohe Serienbildgeschwindigkeit
  • Gute Bildqualität bis ISO 800
  • Glatte und "billig" wirkende Belederung
  • Bildqualität oberhalb ISO 800 bleibt hinter den Mitbewerbern zurück
  • Knappe Akkulaufzeit
  • Kein Panoramamodus

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Eine Autofokus-Falle kann in der Sport- oder Tierfotografie, aber auch für Selbstporträts sehr nützlich sein. mehr…

Fotokurs-Schulungsvideos zum halben Preis

Fotokurs-Schulungsvideos zum halben Preis

Einsteiger- und Fortgeschrittenenseminare für Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus, Panasonic und Sony mit Uli Soja. mehr…

Objektiv konfigurieren und steuern mit TAMRON Lens Utility Mobile

Objektiv konfigurieren und steuern mit TAMRON Lens Utility Mobile

Objektiv-Funktionen lassen sich einfach mit dem Smartphone über die Tamron Lens Utility Mobile-App anpassen. mehr…

Den Fokus richtig setzen (Schulungsvideo)

Den Fokus richtig setzen (Schulungsvideo)

Wie an der Nikon Z fc der Fokus sicher auf das Motiv gesetzt werden kann, das zeigt Michael Nagel in diesem Video. mehr…

Steckbrief

Hersteller Canon
Modell PowerShot G9 X Mark II
Sensor CMOS 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7)
20,9 Megapixel (physikalisch)
20,1 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 2,4 µm
Auflösung (max.) 5.472 x 3.648 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv F2,0-4,9/28-84mm
Filtergewinde
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 58
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion
Belichtungsmessung Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Blitz eingebaut
  Synchronzeit 1/2.000 s
  Blitzanschluss
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 125-12.800
  manuell ISO 125-12.800
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 31 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,16 bis 0,17 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen (BxHxT) 98 x 58 x 31 mm
Gewicht (betriebsbereit) 206 g
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung Objektivring (motorisch), Ringwippe (motorisch)
Akkulaufzeit 220 Aufnahmen gem. CIPA-Standard

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autoren

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.