Hochauflösende Foto-Video-Systemkamera

Testbericht: Canon EOS R5

2020-12-23 Mit der EOS R5 (und R6) verbaut Canon erstmals einen Sensor-Shift-Bildstabilisator, der in Kombination mit einem Objektiv-Stabilisator sogar bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben soll. Auch sonst lesen sich die technischen Daten der Canon EOS R5 großartig: 45 Megapixel auflösender Kleinbildsensor, 8K-Videofunktion (erstmals in einer Fotokamera), trotz der hohen Auflösung schnelle 12 oder 20 Serienbilder pro Sekunde (natürlich mit Servo-AF) und Doppel-Kartenslot für schnelle SD- und CFexpress-Speicherkarten. Im Test haben wir herausgefunden, wie gut die hochauflösende, schnelle DSLM wirklich ist.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R5 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 38-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Auch wenn man beim ersten Anfassen vor allem mit der großzügigen Gummi-Belederung und dem angenehm ergonomisch geformten Griff in Kontakt kommt, besteht das Gehäuse der zum Testzeitpunkt Ende 2020 gut 4.400 Euro teuren und kaum lieferbaren Kamera etwa zur Hälfte (oben und hinten) aus einer Magnesiumlegierung, der Rest ist aus glasfaserverstäktem Kunststoff gefertigt. Die Spaltmaße sind minimal, wenn auch nicht ganz gleichmäßig und das Gehäuse gibt auch beim Versuch, es zu verwinden, nicht nach. Im Inneren kommt ein zusätzliches Metallchassis zum Einsatz, das der Kamera die nötige Stabilität gibt. Da verwundert das hohe Gewicht von gut 740 Gramm (mit Akku und Speicherkarten, aber ohne Objektiv) nicht.

Zudem ist das Gehäuse gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, das schließt die Klappen am Akku- sowie dem Speicherkartenfach mit ein, die entsprechende Dichtungen besitzen. Die Schnittstellen sind mit Kapillardichtungen versehen, die durch die Nuten um die Schnittstellen herum im Kunststoff und entsprechende Gegenstücke an den Gummi-Abdeckungen gebildet werden. Unterstrichen wird die Robustheit beim mechanischen Verschluss, der für 500.000 Auslösungen ausgelegt ist.

Wie die EOS R bietet die R5 auf der Oberseite ein kleines Statusdisplay und statt eines Programmwählrads kommt ein Modusknopf in Kombination mit einem Funktionsrad zum Einsatz. Der eingestellte Modus wird auch im ausgeschalteten Zustand im Display angezeigt. Im eingeschalteten Zustand werden zusätzlich die Belichtungsparameter (Belichtungswaage beziehungsweise Belichtungskorrektur, Blende, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit) sowie der Akkuladestand angezeigt. Statt der kontrovers diskutierten Touchbar der EOS R kommt bei der R5 übrigens ein Fokusjoystick zum Einsatz, was vielen Fotografen entgegenkommen dürfte. Auf "Touch" müssen moderne Fotografen dennoch nicht verzichten, den gibt es nämlich beim Bildschirm (dazu später mehr).

Die EOS R5 bietet gleich drei Einstellräder (eins hinter dem Auslöser, eines auf der Oberseite hinten und eines auf der Rückseite), womit sie sich hervorragend bedienen lässt. Selbst in der Defaultbelegung werden alle drei Räder konsequent genutzt, um etwa ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Blende gleichzeitig einstellen zu können. Im Menü navigiert ein Rad durch die Hauptkategorien, eines durch die Unterkategorien und das dritte scrollt durch die Menüpunkte. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, gelingt die Menünavigation damit flüssig und in rasender Geschwindigkeit. Zählt man übrigens das Objektiv-Einstellrad mit, sind es sogar vier Einstellräder, mit denen sich schnell und direkt Aufnahmeparameter anpassen lassen.

Der Einstellring an den Objektiven sitzt ganz vorne und ist mit der Belichtungskorrektur vorbelegt. Der Ring rastet zwar ein, das aber butterweich und verstellt sich damit an dieser exponierten Position theoretisch gerne mal unbeabsichtigt. Deshalb ist per Default eingestellt, dass man die Messwerttaste (die "*-Taste rechts oben auf der Kamerarückseite) gedrückt halten muss, bevor der Objektiv-Einstellring wirkt. Wer möchte, kann diese Sicherung aber auch deaktivieren. Eine Umbelegung auf andere Einstellfunktionen ist ebenfalls möglich, etwa die Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, den Weißabgleich und einiges mehr. Unserer Meinung nach hätte Canon den Ring dennoch besser ganz hinten platzieren sollen, denn dort wäre er nicht nur besser erreichbar, sondern auch in der Hinsicht schlüssiger, dass es einen EF-Bajonettadapter mit eben diesem Einstellring gibt, der dann aber hinten statt vorne am Objektiv sitzt.

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Apropos Adapter: Sehr pfiffig ist der EF-Adapter mit integriertem Filtereinschub. So wird der ansonsten leere Platz sinnvoll genutzt. Die verschiedenen EF-Adapter funktionieren gut und bringen auch einen Spritzwasserschutz mit. Man muss aber das "Kleingedruckte" beachten. Je nach Alter des adaptierten Objektivs gibt es Einschränkungen bei der Serienbildfrequenz und je nach Objektiv können die AF-Felder am Randbereich nicht genutzt werden, weil es dafür besonders senkrechte Randstrahlen benötigt, die nicht jedes alte Objektiv bietet. Bei der Autofokus-Performance gibt es hingegen keine Einschränkungen. Auch ein Sigma-Objektiv von 2018 funktionierte bei uns einwandfrei.

Die Canon EOS R5 bietet außer den Bedienrädern auch viele Tasten an. Die sinnvollen Vorbelegungen lassen sich zudem weitreichend an die Bedürfnisse des Fotografen anpassen. Vermisst haben wir hingegen ein Bedienelement, das zwischen manuellem und den verschiedenen Autofokusmodi umschaltet. Während man die Fokusfeldwahl bequem mit einer Taste erreicht und dort auch die Gesichtserkennung aktivieren kann, wird zwischen One-Shot- und Servo-AF im Quick-Menü oder über eine der M-Fn-Tastenfunktionen umgeschaltet. Bei der AF-MF-Umschaltung hingegen verlässt sich Canon auf einen Objektiv-Schalter. Fehlt dieser, bleibt auch hier nur der Weg ins Menü oder über die Custom-Tastenbelegung.

An unserem Testobjektiv, dem RF 24-70 mm 2.8L IS USM, ist ein AF-MF-Schalter selbstverständlich vorhanden, immerhin kostet es fast 2.500 Euro. Obwohl es ein Kunststoffgehäuse besitzt, bringt es stolze 900 Gramm auf die Waage, so dass die Kombination mit der EOS R5 mit über 1,6 Kilogramm alles andere als ein Leichtgewicht ist. Dank der guten Griffergonomie liegt die Kombination dennoch sehr gut in der Hand. Weitere Details sind unserem ausführlichen Objektivtest des Canon RF 24-70 mm 2.8L IS USM zu entnehmen, der in den weiterführenden Links am Ende dieses Testberichts zu finden ist.

Canon setzt beim Sucher auf ein mit 5,69 Millionen Bildpunkten äußerst hochauflösendes OLED und ein großes Sucherbild mit einer 0,76-fachen Vergrößerung. Dank der Dioptrienkorrektur kann man ihn mit nicht zu starker Fehlsichtigkeit gut ohne Brille verwenden. Mit Brille auf der Nase kann man nämlich das Sucherbild nicht vollends überblicken. Notfalls lässt sich das Sucherbild kleiner schalten. Dabei verliert man zwar etwas Auflösung, was aber angesichts der 5,69 Millionen Bildpunkte durchaus verschmerzbar ist.

Das Sucherokular steht ein gutes Stück nach hinten über, sodass man nicht gleich mit der Nase am Touchscreen klebt und diesen noch bequem mit dem Auge am Sucher bedienen kann. Durch die feine Auflösung vergisst man zuweilen, dass man durch einen Videosucher blickt. Seine Stärken spielt er beispielsweise dann aus, wenn das Umgebungslicht schwindet und man quasi eine Nachtsichtgerät-Kamera vor der Nase hat. Man erkennt mehr Details als mit dem bloßen Auge.

Auch bei der Bedienung hilft der elektronische Sucher. So kann man nach Betätigung der M-Fn-Taste mit dem vorderen Einstellrad durch verschiedene Einstellungen scrollen und diese mit dem hinteren Rad anpassen (das funktioniert mit dem Quick-Menü übrigens genauso). Durch die Einblendungen verliert man sein Motiv dabei nicht aus dem Auge und kann je nach Option die Auswirkungen, beispielsweise beim Weißabgleich, direkt im Sucherbild beobachten.

Der rückwärtige, acht Zentimeter große Touchscreen lässt sich schwenken und drehen, sodass er für Aufnahmen aus allen erdenklichen Blickwinkeln inklusive Selfies taugt. Er arbeitet mit LCD-Technik und löst feine 2,1 Millionen Bildpunkte auf. Seine maximale Helligkeit ist mit einer Leuchtdichte von knapp 510 cd/m² allerdings nicht besonders hoch, was die Ablesbarkeit bei Sonnenlicht nicht gerade fördert.

Die Touchbedienung setzt Canon löblicherweise konsequent um, wobei man auch komplett darauf verzichten kann, denn alle Funktionen lassen sich auch mit physischen Bedienelementen verwenden. Statt des Fokusjoysticks kann der Touchscreen zur Platzierung des beziehungsweise der Autofokusfelder benutzt werden, von denen die Kamera fast 6.000 bis an den Randbereich verteilt besitzt.

Auch beim Blick durch den Sucher erlaubt der Touchscreen die Verschiebung der Autofokusfelder. Dabei kann man auswählen, welcher Bildschirmbereich dafür verwendet wird und ob die Positionierung relativ oder absolut erfolgen soll. Das funktioniert unserem subjektiven Eindruck nach sogar besser, schneller und präziser als der AF-Joystick.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R5 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 38-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.