Billig-DSLR für Einsteiger

Testbericht: Canon EOS 4000D

Seite 2 von 2, vom 2018-06-07 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Neben den üblichen Halbautomaten und dem manuellen Modus besitzt die Kamera auch eine Programmautomatik. Darüber hinaus kann der Fotograf, wenn er sich nicht sicher ist, wie ein Motiv zu fotografieren ist, die Motivautomatik aktivieren und die Kamera nimmt alle notwendigen Aufnahme- und Bildprozessoreinstellungen vor. Wer schon eher weiß was er fotografieren will, der nimmt sich eines der sechs Motivprogramme und sagt der Kamera von Anfang an, um was es sich bei den Motiven handelt. Etwas mehr Einfluss hat der Fotograf dann bei der Kreativautomatik. In dieser Betriebsart können Aufnahmeeinstellungen nicht direkt vorgenommen werden. Stattdessen kann der Fotograf wählen, ob ein Hintergrund eher scharf oder unscharf sein soll und er kann wählen, ob ein Picture Style auf das Bild angewendet werden soll.

Picture Styles sind Vorgaben für den Bildprozessor, die bestimmte Bildaspekte wie Schärfe, Kontrast, Farbsättigung und Farbton kontrollieren. In der Standardeinstellung werden die Picture Styles automatisch bestimmt. Der Fotograf kann aber auch manuell seinen gewünschten Picture Style wählen, wenn zum Beispiel monochrome Aufnahmen gemacht werden sollen. Darüber hinaus sind drei Speicherplätze vorhanden, in denen sich der Fotograf eigene Styles speichern kann, aber auch die vorgegebenen Picture Styles können angepasst werden.

Neben den bereits erwähnten USB- und HDMI-Schnittstellen besitzt die Kamera eine WLAN-Funktion. Diese erlaubt die Kopplung der Kamera mit einem Smartgerät. Voraussetzung ist, dass die Canon Camera Connect App auf dem Gerät installiert ist. Die App ist für Android und Apple iOS kostenlos erhältlich. Mit dem gekoppelten Smartgerät kann der Fotograf die Kamera fernsteuern inklusive Live-View-Funktion. Außerdem kann die App auf dem Smartgerät Positionsdaten loggen und diese dann nachträglich auf die Bilder übertragen. Eine Integration der Kamera in ein WLAN-Netzwerk ist nicht möglich.

Neben Fotos kann die EOS 4000D auch Videos mit maximal 1.920 x 1.080 Bildpunkten (full-HD) und 25 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Eine 4K-Video- oder High-Speed-Video-Funktion besitzt die Kamera hingegen nicht. Wie auch die EOS 2000D besitzt die 4000D keinen Nachführautofokus im Live-View. Das bedeutet, dass der Fotograf die Schärfe entweder manuell bei der Aufnahme nachführen muss oder der Autofokus muss immer wieder neu gemessen werden. Die Geräuschkulisse des langsam arbeitenden AF-Systems gelangt dabei natürlich mit auf die Aufnahme, auch wenn der Ton lediglich über ein Mono-Mikrofon aufgezeichnet wird.

Appropos Autofokus: Canon setzt in seinem Einsteigersegment auf den recht "betagten" Bildprozessor DIGIC 4+ – andere Kameras arbeiten schon mit dem DIGIC 7 oder 8 Prozessor. Neben den tatsächlichen Bildaufbereitungsfunktionen kontrolliert der Prozessor aber auch die Belichtungsmessung, die Programme und vieles mehr. Unter anderem auch den Autofokus. Da der Kontrast-AF von Haus aus nicht zu den schnellsten Messmethoden gehört, wird die Kombination aus DIGIC 4+ und Kontrast-AF zu einem wirklich langsamen Unterfangen. So braucht die Kamera im Tele und Weitwinkel 3,7 beziehungsweise 3,9 Sekunden, um das Bild zu fokussieren. Deutlich schneller arbeitet der Autofokus, wenn der Live-View-Modus nicht genutzt wird. Hier reduzieren sich die Zeiten auf etwa 0,39 Sekunden im Weitwinkel beziehungsweise 0,37 Sekunden im Telebereich. Alternativ kann der Fotograf die Fokussierung manuell durchführen. Dann liegt die Auslöseverzögerung zwischen 0,08 und 0,12 Sekunden. Die manuelle Fokussierung ist mit etwas Übung schneller als der Live-View-Autofokus und dank zuschaltbarer Lupe auch sehr einfach in der Handhabung. Eine Fokus-Peaking-Funktion ist leider nicht vorhanden und der "schlabberig" wirkende Fokusring des Set-Objektivs macht die präzise manuelle Fokussierung ebenfalls unnötig schwer.

Bildqualität

Als Grundlage für diesen Teil unseres Testberichts diente der hauseigene ausführliche Labortest. Dieser kann, inklusive aller Diagramme und Erläuterungen, hier auf digitalkamera.de gegen eine kleine Gebühr eingesehen beziehungsweise heruntergeladen werden. Zudem bieten wir eine kostengünstige "Flatrate" für alle Objektiv- und Kamera-Labortests an.

Die 18 Megapixel auflösende EOS 4000D haben wir  mit dem Set-Objektiv EF-S 18-55 mm 3.5-5.6 III getestet. Das Objektiv zeigt die Leistung, die man von einem Set-Objektiv erwarten kann. Der Schärfenabfall hält sich über die gesamten Brennweiten in Grenzen. Wie zu erwarten ist die Schärfe bei offener Blende und bei sehr hohen Blendenzahlen im Telebereich schlechter als die mittlere Blende. Auch die Randabdunklung überrascht nicht. Diese ist bei offener Blende im Weitwinkel am höchsten und in der mittleren Brennweite am niedrigsten bei Blende 16. Die Verzeichnung ist im Weitwinkel deutlich tonnenförmig und etwas kissenförmig in der mittleren und Telebrennweite. Farbquerfehler sind sichtbar in allen Brennweitenbereichen und nehmen ab, wenn die Blende geschlossen wird. Die Auflösung der Kamera-Objektivkombination erreicht seine höchste Auflösung im Weitwinkel bei Blende 5,6 mit 58,7 Linienpaaren pro mm. Damit liegt die EOS 4000D hauchdünn vor der EOS 2000D.

Der Signal-Rauschabstand wird in Dezibel gemessen und gibt den Abstand an zwischen Bild- und Störsignal an. Je höher der Wert ist, desto deutlicher sind beide Signale getrennt. Als kritische Grenze sind 35 dB gesetzt. Diese wird von der Kamera bei ISO 800 "gerissen". Visueller Detailverlust stellt sich oberhalb von ISO 1.600 ein. Die Beschaffenheit des Bildrauschens ist sehr feinkörnig bis zu normalkörnig in höheren ISO-Bereichen. Das Helligkeitsrauschen ist bis ISO 1.600 kaum sichtbar. Darüber hinaus nimmt es schnell zu. Das störende Farbrauschen wird ebenfalls in den höheren ISO-Stufen sichtbar.

Die Texturschärfe zeigt eine leichte Überschärfung durch den Bildprozessor. Diese ist allerdings im Rahmen und bietet keinen Grund zur Beanstandung. Mit steigenden ISO Werten sinkt auch die Texturschärfe langsam ab. Ab ISO 1.600 werden die Bilder dann sichtbar unscharf. Die Eingangsdynamik, also der Kontrastumfang, den die Kamera bewältigen kann, erreicht mit maximal elf Blendenstufen einen guten Wert. Bei der Tonwertübertragung zeigt sich, dass die Bilder für den sofortigen Gebrauch gemacht sind, dafür sprechen die deutlich angehobenen Mittentöne. Auch die Ausgangs-Tonwerte sind gut bis etwa ISO 1.000 und bleiben darüber hinaus akzeptabel.

Die Farbdarstellung der Kamera zeigt ebenfalls, dass die Bilder für den sofortigen Einsatz konzipiert sind. Magentatöne werden abgemildert und Orange wird etwas in den roten Bereich gezogen. Auch Grüntöne werden etwas abgemildert. So werden Gesichter farblich angenehmer dargestellt und auch Landschaftsaufnahmen dürften durch die Änderungen profitieren. Die Farbabweichung der 4000D ist gering und die tatsächliche Farbtiefe ist bis ISO 1.600 in einem guten Bereich. Will der Fotograf mehr Kontrolle über Farbe, Helligkeit und Schärfe erlangen, so sollte er das Rohdatenformat nutzen.

Fazit

Die EOS 4000D ist genau das, was sie sein soll. Eine sehr preisgünstige Einsteigerkamera mit echter Basisausstattung. Zwar hinterlässt das eingebaute WLAN den Eindruck, dass man eine wirklich moderne Kamera in der Hand hält. Dieser Eindruck wird aber vollständig durch den langsamen Live-View-Autofokus zerstört. Auch der Monitor auf der Rückseite hinterlässt mit seiner geringen Auflösung keinen sonderlich modernen Eindruck. Die Verarbeitungsqualität geht zwar in Ordnung, ist aber für Canon-Verhältnisse unterdurchschnittlich. Das "Anfassgefühl" ist nicht angenehm und auch die überstehende Gummierung macht keinen guten Eindruck. Das Handling der Kamera geht allerdings leicht von der Hand und die Menüführung ist wie zu erwarten war leicht zu verinnerlichen. Die Bildqualität ist in Ordnung, könnte mit einem hochwertigeren Objektiv aber sicher um einiges besser sein. Wenn sich der Fotograf zwischen der EOS 4000D und der EOS 2000D entscheiden muss, dann sollte der geringe Preisunterschied kein Hindernis sein, um zur "größeren" EOS 2000D zu greifen.

Kurzbewertung

  • Einfache Menüführung
  • Umfangreiches Zubehörangebot
  • Geringes Gewicht
  • Gute Bildqualität
  • Billig wirkendes Gehäuse
  • Sehr langsamer Live-View-Autofokus
  • Gering auflösender Monitor
  • Keine 4K-Videofunktion

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell EOS 4000D
Sensor CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6)
18,7 Megapixel (physikalisch)
18,0 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,3 µm
Auflösung (max.) 5.184 x 3.456 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektiv Canon EF-S 18-55 mm 3.5-5.6 III (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,8-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,50-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 21 mm Augabstand, ohne Dioptrienkorrektur, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 2,7" (6,8 cm)
  Auflösung 230.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C), USB/AV-Ausgang
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 8
Programmautomatik ja
Programmshift
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (63 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Canon
WLAN ja
NFC
GPS extern, Smartphone als GPS-Logger
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 100-6.400
  manuell ISO 100-12.800
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9
1 Kreuzsensoren
8 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,37 s bis 0,39 s
Live-View-Autofokus: 3,72 s bis 3,92 s
  AF-Hilfslicht Blitzsalve
Abmessungen 129 x 102 x 77 mm
Gewicht (betriebsbereit) 436 g (nur Gehäuse)
642 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 500 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.