DSLR für Einsteiger

Testbericht: Canon EOS 2000D

Seite 2 von 2, vom 2018-05-30 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die Vermutung, dass Canon auch bei den fotografischen Funktionen den Rotstift angesetzt hat, bestätigt sich zunächst nicht. Für den Foto-Neueinsteiger bietet die EOS 2000D eine Motivautomatik und Motivprogramme. Während die Automatik das Motiv analysiert und in den meisten Fällen die richtigen Aufnahme-Einstellungen wählt, sind die Motivprogramme klar auf eine Motivart wie beispielsweise Sport- oder Landschaftsaufnahmen programmiert. Eine ebenfalls vorhandene "Kreativautomatik" erlaubt einen gewissen Handlungsspielraum für den Fotografen. Dieser kann beispielsweise wählen, ob der Hintergrund unscharf oder scharf werden soll. Zudem kann er auswählen, ob ein Effekt angewendet werden soll oder eben nicht. Alle anderen Einstellungen wie ISO-Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit übernimmt dann die Kamera.

Fortgeschrittene Fotografen können halbautomatische Betriebsarten sowie einen manuellen Modus auswählen, um mehr Kontrolle über das Bild zu bekommen. Die verschiedenen Betriebsarten werden ausschließlich über das Moduswahlrad auf der Kameraoberseite ausgewählt. Eine HDR- oder Panoramafunktion besitzt die EOS 2000D zwar nicht, aber eine Belichtungsreihenfunktion mit drei Aufnahmen und einem Belichtungsabstand von bis zu zwei EV ist vorhanden.

Anstelle von Live-Spezialeffekten kann der Fotograf sogenannte Picture Styles vor der Aufnahme wählen oder komplett selber erzeugen. Picture Styles sind Vorgaben für den kamerainternen Bildprozessor (DIGIC 4+). Sie erlauben individuelle Einstellungen in Schärfe, Kontrast, Farbton und Farbsättigung. Zu beachten ist, dass nur JPEG-Aufnahmen von den Picture Styles beeinflusst werden, Rohdaten hingegen nicht. Im Wiedergabemodus lassen sich zudem noch vier verschiedene Spezialeffekte, wie beispielsweise Spielzeugkamera, Weichzeichner und Filmkorn sowie Miniatureffekt, auf Bilder anwenden.

Der kleine eingebaute Blitz wird entweder automatisch oder manuell ausgeklappt und bietet eine Leitzahl von 10 bei ISO 100. Wenn der kleine Blitz nicht ausreicht, besitzt die Kamera noch einen TTL-Blitzschuh. Doch aufgepasst, einfache Blitzgeräte ohne TTL-Kontakte können von der Kamera nicht mehr ausgelöst werde. Damit können dann auch universelle Funkauslöser für Blitzanlagen nicht mehr eingesetzt werden.

Beim Videomodus setzt die EOS 2000D auf Tradition und weniger auf Innovation. Die Kamera bietet dem Fotografen maximal FullHD-Videoaufzeichung mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten und einer Bildwechselfrequenz von maximal 25 Bildern pro Sekunde. Steuerungsmöglichkeiten für die Belichtungsanpassung sind ebenfalls vorhanden. Ein Nachführautofokus ist im Videomodus nicht zu finden. So muss der Fotograf den Autofokus bei eine Aufnahme per Tipper auf den Auslöser aktivieren. Dann startet der Autofokus und stellt gemächlich den Fokus nach. Während dieser ganzen Prozedur werden selbstverständlich Geräusche des Objektivmotors mit aufgezeichnet. Im Fall des Set-Objektivs ist das denkbar störend. Immerhin ist das Störgeräusch dann nur auf einem Kanal der Tonaufzeichnung vorhanden, denn die Kamera besitzt nur ein Mono-Mikrofon.

Nicht verzichten muss der Fotograf hingegen auf eine WLAN-Funktion. Diese erlaubt es, die Kamera mit einem Smartgerät zu verbinden. Per App können dann Bilder übertragen werden oder die Kamera kann per Smartgerät fernbedient werden inklusive einem Live-Bild. Zudem können zuvor aufgezeichnete Geodaten per WLAN in die Bilder übertragen werden. Eine Echtzeitverbindung von Kamera und Smartgerät für das Geotagging ist wegen der fehlenden Bluetooth-Funktion nicht möglich.

Bildqualität

Für diesen Bildqualitätsteil des Testberichts greifen wir auf unseren ausführlichen Labortest zurück, dem wir die EOS 2000D unterzogen haben. Der Labortest kann komplett mit allen Diagrammen und Erläuterungen hier auf digitalkamera.de gegen eine kleine Gebühr eingesehen werden. Für "Vielleser" der Labortests bieten wir zudem eine preislich attraktive "Flatrate" an.

Eine deutliche Sprache sprechen die Ergebnisse zur Verzeichnung, Randabdunklung und auch zum Schärfeabfall. Während sich der Schärfeabfall in den mittleren Blendenbereichen in Grenzen hält, zeigen höhere Blendeneinstellungen im Telebereich deutliche Beugungsunschärfen. Die Randabdunklung ist im Weitwinkel am höchsten, ist aber dennoch nur schwer auszumachen. Die Verzeichnung des Objektivs ist im Weitwinkel sichtbar tonnenförmig. Diese Form nimmt mit zunehmender Brennweite ab und wird durch eine leichte kissenförmige Verzeichnung im Tele abgelöst. Die chromatischen Abberationen (Farbsäume) sind im Weitwinkel und dem mittleren Brennweitenbereich leicht bis stark sichtbar. Grund dafür ist, dass Set-Objektive in diesem Bereich nur selten gut auskorrigiert sind. Die maximale Auflösung von 57,8 Linienpaare pro Millimeter erreicht das Objektiv im Weitwinkel bei Blende 8. Bei höheren Blendenwerten verhindert die Beugung bessere Auflösungsergebnisse. Das EF-S 18-55 mm 3.5-5.6 IS II erfüllt mit diesen Ergebnissen die Erwartungen, die man an ein Set-Objektiv haben kann. Der Sensor der Kamera dürfte mit einem besseren Objektiv aber eine deutlich bessere Bildqualität erreichen.

Das Bildrauschen wird in unserem Labor in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Der wichtigste Indikator ist der Signal-Rauschabstand. Je größer dieser in Dezibel gemessene Wert ist, desto besser. Bis knapp ISO 400 sind die Werte gut und erst ab ISO 1.600 wird der akzeptable Grenzwert von 35 dB unterschritten. Bei der Texturschärfe startet die Kamera im unteren ISO-Bereich mit leicht überschärften Bildern. Der Bildprozessor greift hier also je nach gewähltem Picture-Style mehr oder weniger stark ein. Ab ISO 1.600 werden die Bilder sichtbar unscharf und verlieren Details. Die Beschaffenheit des Bildrauschens ist erwartungsgemäß unauffällig und wird erst deutlich sichtbar in sehr hohen ISO Einstellungen. Auch das sehr schnell als störend wahrgenommene Farbrauschen ist bis ISO 3.200 kein Problem, danach nimmt es allerdings kontinuierlich schnell zu.

Die Eingangsdynamik der EOS 2000D ist bis ISO 400 hoch und sinkt danach langsam ab. Der kritische Wert wird dabei erst am Ende der ISO-"Fahnenstange" erreicht. Die Tonwertübertragung ist bauchig und hebt die Mitteltöne an, dieses Verhalten ist üblich für Kameras, deren Bilder für den sofortigen Gebrauch vorgesehen sind. Der Ausgangstonwertumfang ist sehr gut bei ISO 100 und gut bis ISO 1.600.

Die Farbwiedergabe ist üblich für eine auf "Shoot-to-Print" ausgelegte Kamera. Magentatöne werden in Richtung Rot verschoben und auch Gelbgrün wird etwas abgemildert. Im Cyanbereich sind die Farben fast unangetastet. Durch die Anpassung der Farben sollen unnatürlich wirkende Farbereiche wie von Landschaften und Menschen angepasst werden. Die durchschnittliche Farbabweichung ist eher gering.

Fazit

Die Canon EOS 2000D ist ganz klar eine Einsteigerkamera, die sich an Fotografen richtet, die wenig Geld ausgeben wollen und auf modernste Technik verzichten können. Die Bildqualität ist in Ordnung, auch wenn das Set-Objektiv deutliche Schwächen hat. Die Ausstattung ist umfangreich, wenn auch Dinge wie eine 4K-Videoaufzeichnung oder HDR- und Panoramaaufnahmefunktionen fehlen. Störend hingegen ist der wirklich langsame Kontrast-Autofokus, der das Foto- und Videografieren mit Live-View zur Geduldsprobe macht. Etwas Boden kann die Kamera durch die WLAN-Funktionen gut machen, den sie gleich wieder durch das Fehlen eines Mittenkontakt-tauglichen Blitzschuhs verliert. Einsteiger können sicherlich mit der Kamera und den fehlenden Funktionen leben. Neueinsteiger mit Ambitionen jedoch werden über kurz oder lang von der Technik der Kamera enttäuscht sein. Diesen ist klar zu empfehlen, etwas mehr Geld auszugeben und sich ein höherwertiges Kameramodell zuzulegen.

Kurzbewertung

  • Leichtes Gehäuse
  • Einfache Handhabung
  • Gute Verarbeitung
  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Gehäuse mit "Plastik"-Feeling
  • Sehr langsamer Kontrast AF
  • Fehlender Nachführungs-AF im Videomodus
  • Setobjektiv mit nur mäßiger optischer Leistung
Kommentare

2 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

KDreher 2018-08-30

Gibt es da eigentlich eine Faustregel? Was macht eine Kamera zu einer Einsteigerkamera? Viele automatische Hilfen?
LG

Benjamin Kirchheim 2018-09-01

Das auch, aber vor allem der günstigste Preis  

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell EOS 2000D
Sensor CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6)
24,7 Megapixel (physikalisch)
24,1 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,7 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektiv Canon EF-S 18-55 mm 3.5-5.6 IS II (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,8-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,50-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 21 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -2,5 bis 0,5 dpt, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 920.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C), USB/AV-Ausgang
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 9
Programmautomatik ja
Programmshift
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (63 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Canon
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung, kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 100-6.400
  manuell ISO 100-12.800
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9
1 Kreuzsensoren
8 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,54 s bis 0,63 s
Live-View-Autofokus: 3,55 s bis 4,25 s
  AF-Hilfslicht Blitzsalve
Abmessungen 129 x 101 x 78 mm
Gewicht (betriebsbereit) 673 g (nur Gehäuse)
673 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 500 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.