Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7 II (ILCE-7M2)

2014-12-22, aktualisiert 2015-02-19 Ziemlich genau ein Jahr nachdem Sony mit der Alpha 7 die erste spiegellose Vollformatkamera überhaupt vorgestellt hat, kommt nun die Alpha 7 II. Herausragende Neuerung ist ihr in fünf Achsen stabilisierter Bildsensor, der bis zu 4,5fache längere Belichtungszeiten ermöglichen soll. Mechanik und Elektronik des Bildstabilisators machen das Gehäuse der Alpha 7 II etwas pummelig, was aber kein Nachteil für die Ergonomie sein muss. digitalkamera.de hatte bereits Gelegenheit, mit einem der ersten in Europa verfügbaren Modelle zu filmen und zu fotografieren. Nach unserem Vorabtest folgt nun der ausführliche Testbericht.  (Martin Vieten)

Ergonomie und Verarbeitung Die enge Verwandtschaft mit der bisherigen A7-Familie zeigt sich bei der neuen Alpha 7 II erst auf dem zweiten Blick. Der jüngste Spross ist etwas pummeliger geworden – bleibt aber weiterhin deutlich schlanker als eine ausgewachsene DSLR. Mit dem Umfang wächst auch das Gewicht der Alpha 7 II, die rund 130 Gramm mehr als ihre Urahnin auf die Waage drückt und jetzt auf 617 Gramm kommt. Sony brauchte einfach etwas zusätzlichen Platz, um die Bildstabilisierung per Sensorshift im Gehäuse unterzubringen (mehr zum neuen Bildstabilisator im Abschnitt „Objektiv“). Die Gewichtszunahme ist indes sicherlich auch dem Handgriff geschuldet, der bei der Alpha 7 II deutlich kräftiger ausgeprägt ist.

Anders als es die Typenbezeichnung vielleicht suggerieren mag, löst die Alpha 7 II die Alpha 7 nicht ab, sie ergänzt die A7-Familie vielmehr um das nunmehr vierte Modell. Das Gehäuse der Alpha 7 II besteht weitgehend aus einer leichten, aber widerstandsfähigen Magnesiumlegierung, zudem hat ihr Sony das verstärkte Bajonett der Alpha 7S spendiert. Andere Neuerungen sind nicht derart offensichtlich. Etwa die, dass Sony die Alpha 7 II mit einer sehr weichen Augenmuschel versehen hat. Vor allem Brillenträger werden es begrüßen, minimiert das Gummi doch die Gefahr, die wertvollen Gläser zu zerkratzen. Für die bisherigen Alpha- und SLT-Kameras gibt es diese Augenmuschel übrigens als optionales Zubehör.

Das etwas dickere Gehäuse und der stärker ausprägte Handgriff lassen die Alpha 7 II vielleicht nicht mehr ganz so elegant aussehen wie die bisherigen A7-Schwestern – der Ergonomie kommen die üppigeren Maße zweifelsfrei zugute. Vor allem wandert der Auslöser nun dorthin, wo er hin gehört: auf den Vorsprung des Handgriffs. Bislang fand sich hier das Frontrad, es hat nun weiter vorne am Griff seine Position gefunden. Schön auch: Front- und Daumenrad drehen nun strammer, die Gefahr, die Kamera versehentlich zu verstellen, sinkt so. Aber auch die Alpha 7 II ist so niedrig, dass nicht alle Finger der rechten Hand den Griff umschließen können – der kleine Finger schwebt im Nichts und kann keinen Halt finden. Abhilfe schafft hier der neue Vertikalgriff VG-C2EM, der zudem zwei Akkus aufnimmt und so die Kapazität verdoppelt.

Auf der rechten Schulter der Kamera ist durch die Umgestaltung Platz frei geworden, Sony nutzt ihn für einen weiteren Custom-Knopf. Ansonsten hat sich bei der Bedienung nicht viel geändert. Geblieben ist es beim praktischen Einstellrad für die Belichtungskorrektur, ebenso bei der Möglichkeit, elf Bedienelementen eine von jetzt 56 Individualfunktionen zuweisen zu können. Leider ist das Programmwählrad weiterhin nicht verriegelbar, das zentrale Einstellrad dreht sich immer noch viel zu leicht.

Das Display ist wie eh und je klappbar, schwenken oder drehen lässt es sich nicht. Es klappt nun um über 100 Grad nach oben, bislang waren es knapp 90 Grad. Die Monitordiagonale ist mit drei Zoll (ca. 7,5 Zentimeter) klassenüblich groß, die Auflösung wächst von 921.600 auf 1.228.800 Subpixel. Nominell bleibt es bei einer Matrix von 640 x 480 Pixel, neu hinzugekommen sind allerdings weiße Subpixel. Sie sorgen für eine größere Leuchtkraft, was gerade in heller Umgebung sehr willkommen ist. Beim elektronischen Sucher bleibt alles beim Alten: Er löst mit ca. 2,36 Millionen Bildpunkten sehr hoch auf, die Farbdarstellung ist vorbildlich, die einblendbare Informationsfülle inklusive Live-Histogramm oder elektronischer Wasserwage der eines DSLR-Suchers weit überlegen.

An der Unterseite der Kamera befindet sich ein Stativgewinde ordentlich in der optischen Achse. Auch der Akku wird von unten eingeschoben, seine Kapazität bleibt mit maximal 350 Aufnahmen jedoch sehr dürftig. Ärgerlich ist zudem, dass Sony einer Kamera dieser Preisklasse keine Ladeschale beilegt, standardmäßig muss der Akku zum Aufladen per USB in der Kamera verbleiben.

Ausstattung Sieht man einmal von den erweiterten Videofunktionen ab (dazu gleich mehr), ändert sich der Ausstattungsumfang der Alpha 7 II im Vergleich zur Alpha 7 kaum (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags). Bei den Aufnahmefunktionen ist das kein Nachteil, hier schöpft Sony ja bereits bei den älteren A7-Modellen aus dem Vollen. So gibt es eine Reihe von sinnvollen Vollautomatiken, die dem weniger versierten Fotografen auf Knopfdruck zu ansprechenden Bildergebnissen verhelfen. Das gilt vor allem auch für die Panorama- und HDR-Funktion, die einfach zu bedienen sind und sehr gute Ergebnisse liefern. Hinzu kommen viele Gimmicks wie Bildeffekte oder ein Lächelauslöser.

Ambitionierte Fotografen werden bei der Alpha 7 II ebenfalls kaum etwas vermissen. Am ehesten vielleicht noch einen Bordblitz, denn dafür war kein Platz mehr in der sehr kompakten Kamera. Dass Belichtungsreihen bei einer Spreizung von 1 EV und mehr nur mit drei Aufnahmen möglich waren, damit ist jetzt aber Schluss – die Alpha 7 II nimmt bis zu fünf unterschiedlich belichtete Fotos in einem Rutsch auf. Insbesondere in Verbindung mit adaptierten Fremdobjektiven ist es zudem praktisch, dass die Alpha 7 II zur manuellen vorgegebenen Blende und Verschlusszeit (Modus M) die Belichtung via ISO-Automatik steuern kann. Überzeugend ist in der Praxis ferner die Multi-Shot-Rauschminderung; sie schießt in rascher Folge mehrere Aufnahmen, die dann zu einem Bild mit deutlich reduziertem Rauschen verrechnet werden. Die kürzest mögliche Belichtungszeit beträgt 1/8.000 s, das Verschlussgeräusch ist für eine spiegellose Systemkamera weiterhin recht kernig.

Von der Alpha 7S erbt die neue Alpha 7 II eine neue Form der Blitzbelichtung, die FEL-Funktion. Sie ermittelt und speichert die für ein korrekt belichtetes Bild nötige Blitzenergie und sendet dazu bereits vor der Aufnahme eine kurze Salve an Messblitzen aus. Voteil bietet das Verfahren vor allem dann, wenn ein stark reflektierender Bildhintergrund das Foto unterbelichten würde. In der Praxis hat sich ferner als Vorteil erwiesen, dass die Alpha 7 II nach dem Einschalten deutlich schneller startklar ist als die übrigen Modelle der A7-Familie.

Wie schon die erste Generation der Alpha 7 zeigt sich auch die Alpha 7 II bei Serienbildern eher von der gemütlichen Seite. Ganz gleich, ob in JPEG oder Raw aufgezeichnet wird, mehr als 5 fps (Fotos pro Sekunde) sind nicht drin. Immerhin hielt sie im Test das Tempo für 67 JPEG- beziehungsweise 28 Raw-Aufnahmen durch, bevor die Alpha 7 II in den Dauerlauf fiel. Dann geht es allerdings sehr gemächlich weiter mit nur noch 1,9 fps bei JPEG- und gar nur 1,5 fps bei Raw-Aufnahmen.

Fortsetzung auf Seite 2

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