Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 450

2010-03-03 Man nehme eine Alpha 550, streiche deren Quick-AF LiveView und reduziere die Auflösung des fest montierten Displays auf die der Alpha 500. So könnte in aller Kürze das Rezept lauten, nach dem Sony den jüngsten Spross der Alpha-Reihe, die Alpha 450, zusammenmontiert hat. Herausgekommen ist dabei eine Spiegelreflex-Kamera für gut 500 Euro, die mit einigen interessanten Ausstattungsdetails glänzt. Wir haben der Kamera im Labor und in der Praxis auf den Zahn gefühlt und testen, ob sie ihr Geld wert ist.  (Martin Vieten)

Sony Alpha 450 mit DT 3.5-5.6 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung: Wer schon einmal die Alpha 550 oder 500 in der Hand hatte, wird beim Griff nach der neuen Alpha 450 sofort das Gefühl haben, einer alten Bekannten zu begegnen. Das ordentlich verarbeitete, aber nicht sonderlich robust wirkende Kunststoffgehäuse schmeichelt nicht unbedingt den Tastsensoren, liegt jedoch gut in der Hand. Der sehr ausgeprägte Handgriff mit seiner ergonomischen Form sorgt dafür, dass man die Kamera stets sicher im Griff hat. Mit einem "Leergewicht" von 520 Gramm ist die Alpha 450 etwas leichter als die größeren Geschwister aus der 500er-Reihe. Betriebsbereit mit dem Set-Objektiv Sony DT 3.5-5.6/18-55 SAM (mit dem wir die Kamera getestet haben), reißt die Alpha 450 dann gerade so die 800-Gramm-Marke.

Zu der sehr eingängigen Bedienung der Alpha 450 tragen die vielen Funktionsknöpfe ihren guten Teil bei. ISO-Zahl, Serienbildmodus, Belichtungskorrektur oder die "D-Range"-Funktion lassen sich so blitzschnell aufrufen und den jeweiligen Gegebenheiten entsprechend einstellen. Nicht so häufig benötigte Funktionen sind schnell über die "Fn"-Taste aufgerufen, die Alpha 450 präsentiert dann alle Einstellmöglichkeiten in einer sehr übersichtlichen Liste. So wird ein Sony Alpha 450 [Foto: MediaNord]Ausflug in das klar gegliederte und recht kurze Menü der Alpha 450 selten nötig. Das einzige Einstellrad liegt vorne, Sony-typisch nahe beim Auslöser, und ist für den Zeigefinger leicht erreichbar. Nichts zu kritisieren gibt es bei der Anordnung und Ausführung des Stativgewindes: Es ist aus massivem Metall gefertigt und liegt korrekt in der optischen Achse. Das Akkufach lässt sich zudem auch bei angesetzter Wechselplatte öffnen.

Weil Sony bei der A450 auf den "Quick-AF-LiveView" verzichtet hat, kann der Sucher bei ihr größer ausfallen als bei den Kameras der 500er-Reihe. Er deckt gute 95 Prozent des Bildfelds ab, bietet aber lediglich eine 0,83-fache Sucherbildvergrößerung. Insbesondere Brillenträger wünschen sich einen größeren Sucher, zudem erzeugt die einfache Pentaspiegel-Konstruktion kein sonderlich helles Sucherbild. Dennoch ist der Sucher der Alpha 450 dem der Alpha 500/550 vorzuziehen. Sparsam gibt sich das Display der Alpha 450 – es löst gerade einmal Sony Alpha 450 mit DT 3.5-5.6 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]230.400 Bildpunkte auf und fällt mit einer Diagonalen von 2,7 Zoll gerade noch groß genug aus. Ganz verzichtet hat Sony bei der Alpha 450 übrigens nicht auf einen LiveView-Modus, sie bietet den mit der 500er-Reihe neu eingeführten "MF Check LiveView". Hier wird das Sucherbild auf dem Display angezeigt, es gibt aber keinen Autofokus. Da jedoch die Bildschirmlupe aktiviert werden kann, macht das manuelle Scharfstellen keine Schwierigkeiten – überraschenderweise lässt sich trotz der groben Bildschirmauflösung die Schärfe sehr genau festlegen. Wer gerne mit Stativ fotografiert, wird diese LiveView-Funktion sicherlich schätzen.

An Schnittstellen bietet die Kamera das Übliche, es lassen sich eine Fernbedienung anschließen, und sogar einen Sensor zur Aufnahme der Steuersignale einer separat erhältlichen Infrarot-Fernbedienung hält die Alpha 450 bereit. Darüber hinaus weist sie eine HDMI-Schnittstelle zur Wiedergabe der Bilder auf einem HD-Fernseher auf, mit dem PC kommuniziert die Kamera via USB-2.0-Schnittstelle. Wie alle Kameras von Sony ist auch die Alpha 450 mit einem Slot für MemorySticks ausgestattet, nimmt aber in einem weiteren Schacht zusätzlich eine SD(HC)-Speicherkarte auf.

Ausstattung Für eine Kamera der unteren Mittelklasse ist die Alpha 450 erstaunlich komplett ausgestattet. Sicher, ihr fehlen ein paar Features, die ambitionierte Fotografen gerne einsetzen – etwa die Möglichkeit zur Spiegelvorauslösung, eine Abblendtaste zur Kontrolle der Schärfentiefe oder eine Funktion zur Intervallaufnahme. Auf der anderen Seite bietet die Alpha 450 ein paar Ausstattungsmerkmale, die in dieser Preisklasse noch lange nicht üblich sind. Hervorzuheben ist Sony Alpha 450 mit DT 3.5-5.6 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]etwa die rasante Geschwindigkeit, mit der sie auf Wunsch zu Werke geht – bis zu sieben Fotos pro Sekunde nimmt die Alpha 450 auf. Allerdings bleiben in diesem High-Speed-Modus Belichtung und Fokus auf die Einstellungen des ersten Bildes fixiert. Aber auch die normale Aufnahmeserie, bei der Belichtung und Fokus nachgeführt werden, ist mit fünf (alternativ drei) Bildern pro Sekunde recht fix.

Die rasante Serienbildgeschwindigkeit hilft aber auch der HDR-Funktion: Hier nimmt die Alpha 450 in rascher Folge zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen auf, die sie zu einem Bild mit perfekt durchgezeichneten Tiefen und Lichtern kombiniert. Selbst bei Aufnahmen aus der Hand ist dabei – eben dank der hohen Bildrate und des Auto-Alignment – selten Versatz zwischen den Bildern feststellbar. Selbst die extremen Kontraste einer Schneelandschaft in gleißender Wintersonne meisterte die Kamera im Test mühelos. Da mag man Sony Alpha 450 mit DT 3.5-5.6 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]fast vergessen, dass die Alpha 450 auch noch eine DRO-Funktion aufweist. Sie liftet per interner Bildbearbeitung die Schattenpartien an, so dass diese besser durchgezeichnet werden. Im Gegensatz zur HDR-Variante kommt es bei dieser Art der Kontrastkorrektur allerdings leichter zu unnatürlichen Farben in den dunklen Bildpartien.

Wer einfach nur drauflos fotografieren möchte, wird von der Alpha 450 rundum versorgt. Sechs Motivprogramme, die bequem per Wählrad einzustellen sind, machen die Kamera schnell fit für jede Aufnahmesituation. Dazu gibt es eine Vollautomatik, die – so es die Verhältnisse erfordern – den Blitz ausklappt und zündet. Mit einer Leitzahl von 12 ist dieser kräftig genug, um nicht nur den Vordergrund aufzuhellen, sondern auch einen nicht zu großen Innraum einigermaßen auszuleuchten. Die Blitzfunktionen der Alpha 450 lassen dabei kaum Wünsche offen: Die Kamera beherrscht das "Slow-Sync"-Blitzen ebenso wie das Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang. In Verbindung mit einem Systemblitzgerät kann die Alpha 450 sogar drahtlos blitzen, wobei der integrierte Blitz als Steuergerät dient. Natürlich lässt sich die Alpha 450 auch halbautomatisch betreiben (Zeit- oder Blendenautomatik) oder komplett manuell steuern. Dabei erlaubt sie es, zusätzlich einen von sechs "Kreativstilen" abzurufen. Hier legt der Fotograf Parameter wie "Schärfe", "Kontrast" und "Sättigung" fest, steuert also zum Beispiel, ob seine Aufnahmen eher neutral oder knackig auf die Speicherkarte gelangen. Wer dagegen den endgültigen Bildeindruck lieber am PC festlegt, wird im RAW-Format aufnehmen – auch das beherrscht die Alpha 450.

Sony Alpha 550, 500, 450 Signalverarbeitung [Foto: Sony]

Bildqualität Herzstück der Alpha 450 ist ein CMOS-Sensor, der ca. 14,2 Megapixel auflöst. Denselben Sensor hat Sony auch schon der Alpha 550 eingepflanzt, die wir kürzlich ausführlich getestet haben (siehe weiterführende Links). Jetzt musste die Alpha 450 in unserem angesehenen Testlabor DCTau zeigen, was sie zu leisten vermag. Das Testprotokoll mit ausführlichen Erläuterungen steht allen Interessierten gegen ein kleines Entgelt zum Download bereit (siehe weiterführende Links). Getestet Sony Alpha 450 mit DT 3.5-5.6 18-55 mm SAM [Foto: MediaNord]haben wir sie mit dem "Einsteiger-Objektiv" Sony DT 3.5-5.6/18-55 SAM, das auch im Set mit der Alpha 450 erhältlich ist. Dieses Objektiv macht einen ordentlichen Job – mehr aber auch nicht. Damit ausgestattet liefert die Alpha 450 in der Bildmitte etwa 80 Prozent des theoretisch möglichen Auflösungswertes, zu den Rändern hin bricht die Auflösung dann aber deutlich sichtbar ein. Kein Problem haben Objektiv und Kamera mit Artefaktbildung oder Moiré, auch "künstliche Schärfe" oder gar "Treppchen" an Kontrastkanten sind nicht zu befürchten. Beim Scharfzeichnen geht die Alpha 450 einsteigertypisch kräftig zu Werke, ohne es aber zu übertreiben. Lediglich an dunklen Kanten zeigen sich leichte Farbsäume. Soweit also keine Probleme bei der Bildqualität.

Bis zu sehr hohen ISO 12.800 lässt sich die Empfindlichkeit der Alpha 450 einstellen – Sony traut der Kamera also in Sachen "Rauschen" einiges zu. Und in der Tat enttäuscht die Alpha 450 hier keineswegs. Bis ISO 1.600 produziert die Kamera praktisch kein Farbrauschen, sondern nur das wesentlich unkritischere Helligkeitsrauschen. Und selbst bis zu hohen ISO 6.400 bleibt Farbrauschen unkritisch, wenngleich es sichtbar zunimmt. Dabei geht die Rauschunterdrückung keineswegs auf Kosten der Eingangsdynamik. Bis ISO 3.200 verkraftet die Alpha 450 einen Kontrastumfang von etwa acht Blendenstufen, bei niedrigen ISO-Zahlen sogar mehr – das ist hervorragend. Schade nur, dass die Alpha 450 die Vorteile bei der Kontrastbewältigung mit nicht so guten Werten bei der Ausgabedynamik wieder Sony Alpha 450 [Foto: MediaNord]verspielt. Wie bei so vielen Kameras liegt auch bei ihr der Schwarzwert deutlich zu hoch – dadurch wird Tiefendynamik verschenkt. Unverkennbar ist aber auch, dass das gute Rauschverhalten auf Kosten der Detailauflösung geht. Dennoch sind selbst ISO 6.400 in der Praxis brauchbar, wenn die Bilder nicht größer als auf DIN A4 ausgegeben werden sollen.

Bestnoten attestiert unser Labor der Alpha 450 bei der Geschwindigkeitsmessung. Inklusive Scharfstellen benötigt sie im Mittel weniger als 0,4 Sekunden vom Niederdrücken des Auslösers bis zur Aufnahme. Vorfokussiert ist das Bild bereits nach weniger als einer zehntel Sekunde im Kasten. Weniger Ruhm gibt es dagegen, wenn es um die Verzeichnung geht, sie fällt mit 2,8 % in Weitwinkelstellung des Objektivs sichtbar tonnenförmig aus. Dieser Ausrutscher geht allerdings auf das Konto des preisorientierten Objektivs. Das gilt auch für die Neigung zu "Flares" (farbigen Geisterbildern) im extremen Gegenlicht. Nichts zu mäkeln gab es hingegen in der Praxis bei der Zuverlässigkeit der Belichtung und des Autofokus. Beide sorgten stets für ausgewogen belichtete bzw. perfekt scharf gestellte Aufnahmen. Dabei produzierte die Alpha 450 Fotos mit knackigen Kontrasten und leuchtenden, bisweilen schon übersättigten Farben.

Fazit: Die Sony Alpha 450 empfiehlt sich vor allem für Fotografen, die sich iIhrem Motiv ganz klassisch mit dem Blick durch den Sucher nähern. Der fällt zwar gegenüber den "LiveView"-Modellen nur wenig größer aus, liefert aber so ein gerade noch akzeptables Sucherbild. Ganz verzichten muss man auf LiveView nicht, wenngleich die Alpha 450 hier nur manuelles Fokussieren erlaubt. Für eine Kamera aus der 500-Euro-Riege ist die Alpha 450 überraschend gut ausgestattet, ihre Ergonomie ist vorbildlich. Einzig die Möglichkeit zur Videoaufnahme wird der eine oder andere vielleicht vermissen. Am meisten überzeugen jedoch die Bildqualität und die rasant schnelle Serienbildgeschwindigkeit. Wer eine eher klassische Fotokamera zum moderaten Preis sucht, wird also mit der Alpha 450 bestens bedient.

Kurzbewertung

  • Ordentlicher Funktionsumfang (aber keine SVA, Abblendtaste)
  • Einsteigergerechtes Bedienkonzept (aber kein Daumenrad)
  • Sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit, schnelle Reaktion auf Eingaben
  • Gute Bildqualität, bei hoher ISO-Empfindlichkeit hervorragend
  • LiveView nur mit manuellem Fokus
  • Niedrige Display-Auflösung
  • Sucher etwas klein und dunkel
  • Keine Videoaufnahme

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 83 %
Ausstattung 12,5 % 87 %
Handhabung 12,5 % 88 %
Geschwindigkeit 12,5 % 94 %
Bildqualität 50,0 % 86 %
Gesamtnote 87 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Sony
Modell Alpha 450
Preis ca. 650 EUR*
Sensor Auflösung 14,6 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.592 x 3.056
(Seitenverhältnis) (3:2)
Objektiv Sony DT 3.5-5.6/18-55 SAM
Filtergewinde 55 mm
Sucher Pentaspiegel
  Sichtfeld 95%
  Vergrößerung 0,83-fach
  Dioptrienausgleich -2,5 bis +1 dpt.
LCD-Monitor 2,7"
  Auflösung 230.400
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher ja
Videoausgang HDMI
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme
  Porträt ja
  Kinder/Baby
  Landschaft ja
  Makro ja
  Sport/Action ja
  weitere 2
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel, Infrarot
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC, MemoryStick (Duo)
Videomodus
  Format
  Codec
  Auflösung (max.)
  Bildfrequenz (max.)
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 200-1.600
  manuell ISO 200-12.800
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl
  Manuell ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
9
  AF-Hilfslicht Blitzsalve
  Geschwindigkeit < 0,3-0,5 s
Sprachen Deutsch
  weitere 14
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
598 g (nur Gehäuse)
712 g (mit Objektiv*)
Zoom
  Zoomverstellung am Objektiv
  Einhandbedienung (Zoom und Auslöser)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 1.050 Bilder (ohne LiveView)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Objektiv Sony DT 3.5-5.6/18-55 SAM

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