Hochauflösende Hybrid-Kleinbild-DSLM

Panasonic Lumix DC-S1RII im Test

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2025-06-06 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Preislich gesehen siedelt Panasonic die Lumix DC-S1RII mit knapp 3.600 Euro in der oberen Mittelklasse an (mit dem 24-105mm-Testobjektiv knapp 4.500 Euro). Sie richtet sich eher an ambitionierte Anwender und Profis, folglich sind keine Motivprogramme zu finden. Dennoch verzichtet Panasonic nicht auf die typische, hauseigene Vollautomatik „iA“ mit Motiverkennung, Bewegungserkennung, Gesichtserkennung etc., sodass man die Kamera auch mal einem Laien in die Hand drücken kann, denn diese Automatik funktioniert gut und zuverlässig.

Kreativer kann man allerdings in den klassischen Aufnahmeprogrammen Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder im manuellen Modus werden. Auch die ISO-Empfindlichkeit lässt sich in jedem dieser Programme wahlweise manuell oder automatisch regeln, letzteres im manuellen Belichtungsprogramm auch in Kombination mit der von -5 bis +5 EV reichenden Belichtungskorrektur. Bulb-Langzeitbelichtungen sind mit bis zu 30 Minuten möglich.

Mit Live-Composite bietet die S1RII zudem eine besondere Langzeitbelichtungs-Funktion: Während bei einer normalen Bulb-Langzeitbelichtung der Bildschirm während der Belichtung schwarz bleibt, bietet Live-Composite gleich zwei Vorteile. Hierbei wird nämlich eine vorgegebene Belichtungszeit so oft hintereinander wiederholt, wie man es wünscht. Von jeder neuen Belichtung werden die hellen Bereiche zum bisherigen Bild hinzuaddiert, sodass der Hintergrund nicht überbelichtet, während sich bewegende Lichter das Bild „weiterzeichnen“. Der Belichtungsfortschritt wird dabei auf dem Bildschirm angezeigt, sodass man sehen kann, wenn man genügend Bilder im Kasten hat. Leuchtspuren lassen sich damit perfekt aufnehmen.

Trotz fehlender Motivprogramme bietet die S1RII acht Kreativfilter, die die JPEG-Aufnahmen beeinflussen. Dazu gehören etwa Expressiv, Sepia, Cross-Prozess oder Bleach-Bypass. Ganz andere Möglichkeiten eröffnen sich dagegen mit der Verwendung von LUTs. Das steht für Look Up Tables und dient normalerweise zur Gradation von Videoaufnahmen. Jedoch lassen sich diese LUTs auch für Fotos verwenden. LUTs kann man mit entsprechenden Programmen selbst erstellen und dadurch umfangreich die Tonwerte von Bildern manipulieren. Genaueres ist den Fototipps in den weiterführenden Links zu entnehmen.

Zwar verfügt die S1RII nicht über ein integriertes Blitzlicht, aber ein TTL-Systemblitzschuh mit Standard-Mittenkontakt ist selbstverständlich vorhanden und nimmt die zu den etablierten Micro Four Thirds Kameras (Panasonic Lumix G, Olympus, OM System) kompatiblen Blitzgeräte auf. Auch eine Drahtlossteuerung ist mit entsprechendem Blitz auf der Kamera problemlos möglich, im Menü sind alle erdenklichen Blitzeinstellungen vorhanden. Die kürzeste Synchronzeit beträgt immerhin 1/250 Sekunde.

Apropos Verschluss: Dieser arbeitet elektromechanisch und ist recht leise. Bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Verschlusszeiten sind möglich. Wer möchte, kann aber auch einen elektronischen ersten Verschlussvorhang für noch weniger Vibrationen oder einen rein elektronischen Verschluss aktivieren. Dieser arbeitet zwar lautlos, aber nicht gänzlich ohne Rolling-Shutter-Effekt. Der fällt jedoch bei den meisten Motiven so gering aus, dass man ihn praktisch nicht sieht. Eine kürzere Verschlusszeit als 1/8.000 Sekunde ist allerdings selbst mit dem elektronischen Verschluss nicht möglich.

Für die Bildstabilisierung sorgt bei Panasonic das von Micro Four Thirds bekannte Dual-IS-System. Einerseits ist der Bildsensor beweglich gelagert und korrigiert Verwackelungen auf fünf Achsen: kippen und schwenken jeweils horizontal und vertikal und Rotationen als fünfte Achse. Damit sind (bei 60 mm Brennweite) bis zu 8 Blendenstufen längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei möglich, behauptet Panasonic.

Der Bildstabilisator arbeitet zusätzlich mit dem optischen Bildstabilisator des Objektivs zusammen, sofern dieses einen besitzt, und soll damit (bei 105 mm Brennweite) bis zu 7 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen. In der Praxis konnten wir unabhängig der Brennweite 0,6 Sekunden lang verwackelungsfrei belichten. Das entspricht bei 24 mm Brennweite 4 Blendenstufen, bei 105 mm Brennweite hingegen immerhin 6 Blendenstufen, was ein mehr als guter Wert ist. Individuell kann die Grenze natürlich auch woanders liegen oder bei längeren Belichtungszeiten auch mal ein brauchbar scharfes Bild dabei sein.

Eine gute Hilfe ist die einblendbare Indikatoranzeige für den Bildstabilisator. Zwei rote Kreise symbolisieren den Bereich der Verwackelungskorrektur, während ein wandernder grüner Punkt darin anzeigt, wie weit der Stabilisator aktuell eine Bewegung ausgeglichen hat. So kann man sehr gut abschätzen, wie gut der Stabilisator in der aktuellen Aufnahmesituation arbeitet. Defaultmäßig nimmt der Bildstabilisator bei halb gedrücktem Auslöser seine Arbeit auf, sodass er durch das deutlich ruhigere Livebild auch dem Autofokus die Arbeit erleichtert.

Bei aktiviertem Bildstabilisator wirkt das Sucherbild wie festgenagelt. Wer gerne nach dem Fokussieren den Bildausschnitt nochmal minimal korrigieren möchte, hat dabei Schwierigkeiten, da sich der Bildausschnitt erst bei deutlicheren Abweichungen anpasst. Übrigens erkennt der Bildstabilisator auf Wunsch automatisch horizontale und vertikale Mitzieher und korrigiert dann die Schwenkrichtung nicht, damit der Mitzieheffekt wie gewünscht funktioniert.

Wem Fotoaufnahmen mit den 44 Megapixeln Auflösung des S1RII-Sensors nicht reichen, der kann den High-Resolution-Modus aktivieren. Der nimmt vom Stativ aus mittels Sensorshift acht leicht verschobene Fotos auf und verrechnet sie zu einem wesentlich höher auflösenden Foto. Die S1RII erreicht dadurch 177 Megapixel Auflösung (16.288 × 10.848 Pixel). Gespeichert werden diese Aufnahmen bei der S1RII nicht nur im Raw-Format, sondern nun auf Wunsch auch in JPEG.

Dabei gibt es zwei Modi: Einen für statische Motive und einen für bewegte Motive, bei denen die Kamera die Bewegungsunschärfe so gut wie möglich ausgleicht, um ein scharfes Foto zu erhalten. Dabei kann es vorkommen, dass partielle Bereiche sozusagen etwas geringer auflösen als die drumherum, wo es keine Bewegungen gab. Mit diesem Modus sind zudem auch Freihandaufnahmen möglich. Die Auflösungssteigerung ist deutlich in den Bildern zu sehen, wesentlich feinere Details werden noch aufgelöst.

Panasonic setzt bei der Lumix S1RII auf ein Phasen-Hybrid-Autofokussystem – das ist eine Premiere in der S1-Serie. Es arbeitet sowohl mit 779 auf dem Sensor integrierten Phasen-Messsensoren als auch mit einer Kontrasterkennung auf 315 Messfeldern. Das funktioniert hervorragend! Die S1RII fokussiert zwar bei statischen Motiven nicht flotter als das Vorgängermodell S1R, kann aber Motive viel besser verfolgen. Bei statischen Motiven benötigt sie im Weitwinkel 0,16 Sekunden, um von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren und auszulösen, wobei die reine Auslöseverzögerung 0,07 Sekunden beträgt. In Telestellung ist sie mit 0,33 Sekunden langsamer, dafür ist die Auslöseverzögerung aber mit 0,06 Sekunden sogar noch minimal schneller.

Die eigentliche Stärke spielt ein Phasen-Autofokus-System jedoch erst aus, wenn es darum geht, Motive zu verfolgen. Hier hält die S1RII problemlos mit der Konkurrenz mit. Teilweise fokussiert sie sogar schneller auf plötzlich im Bild auftauchende Gesichter als so manches Konkurrenzmodell. Die Erkennungsfunktionen sind dabei sehr gut. Die S1RII erkennt Körper, Köpfe, Gesichter und Augen von Menschen (auch von mehreren gleichzeitig). Das heißt, die Erkennung hält auch dann den Fokus, wenn der Mensch mal nur von hinten zu sehen ist oder der Kopf beim Vorbeugen hinter dem Körper verschwindet. Neben Menschen werden aber auch Tiere samt Augen erkannt sowie allerlei „Fahrzeuge“ wie Autos, Züge, Motorräder, Fahrräder und Flugzeuge.

Man muss sich beim Autofokus aber nicht stumpf auf die Erkennungsfunktionen verlassen, sondern kann auch ganz klassisch wählen, mit welchen Fokusfeldern die Kamera arbeiten soll. Von einer Zonen- und Gruppensteuerung bis hin zu einem Einzelfeld-Autofokus mit großem oder sehr genauem, winzig kleinem Fokusfeld bietet die S1RII alles, was man benötigt. Auch eine Tracking-Funktion gibt es. Sie verfolgt ein Motivdetail, auch wenn es nicht von den eigentlichen Erkennungsfunktionen abgedeckt ist, über das gesamte Bildfeld. Insekten, etwa Bienen, seien hier als Beispiel genannt. Auch wenn eine Biene wild im Bildfeld von Blüte zu Blüte umherfliegt, bleibt der Tracking-Autofokus stets am Motiv dran.

Bei Serienbildern führt die Panasonic S1RII den Autofokus ebenfalls souverän nach. Hier wirkt sich jedoch der mechanische Verschluss etwas bremsend aus, denn er arbeitet nur bis maximal neun Bilder pro Sekunde. Mit elektronischem Verschluss sind dagegen 40 Bilder pro Sekunde möglich – dann aber nur für maximal 70 Bilder am Stück, während bei mechanischem Verschluss nur ein voller Puffer und die etwas langsame Speicherzeit begrenzend wirken.

Mit mechanischem Verschluss konnten wir 9,1 Bilder pro Sekunde für 91 JPEG- oder 80 Raw-Bilder in höchster Qualität am Stück erreichen. Danach sank die Geschwindigkeit jedoch deutlich auf nur noch 3,2 JPEG- oder 3 Raw-Serienbilder pro Sekunde. Letzteres ergibt bei einer Dateigröße von 71 MB eine Schreibgeschwindigkeit von lediglich 213 MB/s. Das ist angesichts der Tatsache, dass wir eine CFexpress-Typ-B-Karte von Lexar mit 3.400 MB/s Schreibgeschwindigkeit verwendet haben, nicht viel.

Entsprechend lange braucht die S1RII auch, den Puffer zu leeren: In JPEG dauert es ca. 17 Sekunden, in Raw sind es sogar 20 Sekunden. Immerhin bleibt die Kamera stets aufnahmebereit. Anhand der Dateigröße und der Speicherzeit haben wir einen 4 Gigabyte großen Pufferspeicher errechnet, was angesichts der hohen Sensorauflösung nicht gerade üppig ist.

Dieser kommt vor allem bei Serienbildern mit elektronischem Verschluss zum Tragen. Hier nimmt die S1RII nämlich genau 40 Bilder pro Sekunde für 70 Bilder am Stück auf. Das Dateiformat spielt dabei keine Rolle und nach den 70 Aufnahmen ist auch Schluss, einen Dauerlauf gibt es nicht. Dabei wird, wie bereits erwähnt, der Autofokus souverän nachgeführt. Ärgerlich ist, dass man keine niedrigere Serienbildgeschwindigkeit wählen kann, beispielsweise 20, 15 oder 10 Serienbilder pro Sekunde, womit man die Zeitspanne bis zum Erreichen der 70 Bilder erhöhen könnte.

Bei der Verwendung einer 250 MB/s schnellen SDXC-Karte von Panasonic mit UHS II, die ja eigentlich die bereits bei CFexpress gemessenen 213 MB/s spielend erreichen können sollte, haben wir sogar nur 150 MB/s Speichergeschwindigkeit ermittelt. Hier konnten wir 88 JPEG- oder 74-Raw-Aufnahmen am Stück anfertigen, bevor die Geschwindigkeit auf 3,3 JPEG- beziehungsweise 2,1 Raw-Bilder pro Sekunde einbrach. Das Leeren des Puffers dauerte in JPEG wieder 17 Sekunden, in Raw hingegen sogar 30 Sekunden.

Mit einem doppelt so großen Puffer und einer höheren Schreibgeschwindigkeit sowie einer variableren Serienbildrate hätte die Panasonic Lumix DC-S1RII auch zum Sportboliden werden können, aber so ist dieses Anwendungsfeld für eine moderne Kamera doch arg eingegrenzt.

Einen kleinen „Trick“ möchten wir an dieser Stelle aber noch verraten: Die Videofunktion arbeitet bei 8K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde. Hier gibt es keine kurze Zeitbegrenzung, sodass man theoretisch einfach Einzelbilder aus dem Video verwenden kann. Diese lösen bei 17:9 immerhin 8.128 × 4.288 Pixel auf, das sind fast 35 Megapixel. Hier lässt sich auch die Bildrate leicht senken auf 25 oder 24 Bilder pro Sekunde. Man muss allerdings mit einer geringeren Bildqualität der Einzelbilder aufgrund der stärkeren Kompression leben.

Die 4K- und 6K-Foto-Funktionen des Vorgängermodells bietet die S1RII übrigens nicht mehr an. Damit fällt auch die nachträgliche Fokussierung von Fotos samt der Stacking-Funktion weg. Was die S1RII hingegen weiterhin bietet, ist eine umfangreiche Bracketing-Funktion. Klassische Belichtungsreihen sind mit wahlweise drei, fünf oder sieben Belichtungen mit 1/3, 2/3 oder 1 EV Belichtungsabstand möglich. Eine HDR-Funktion biete die Lumix hingegen nicht, auch das HEIF-Bildformat für erhöhten Dynamikumfang gibt es nicht. Immerhin soll das im Laufe des Jahres mit dem bereits erwähnten Firmwareupdate nachgerüstet werden.

Die Fokus-Bracketing-Funktion arbeitet mit bis zu 999 Bildern in wählbar feinen Fokusschritten. Möchte man die Aufnahmen stacken, muss man die Bilder selbst am PC mit einer passenden Software zusammenrechnen. Darüber hinaus gibt es noch andere Aufnahmereihenfunktionen, etwa Weißabgleichsreihen oder Blendereihen.

Videoaufnahmen beherrscht die S1RII maximal in 8K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Dabei kann statt 16:9 auch in 17:9 gefilmt werden (8,1K). In Open Gate kann aktuell nur mit 6,4K gefilmt werden, aber 8,1K soll per Firmwareupdate im Laufe des Jahres nachgeliefert werden. Das bietet besonders viel Potenzial für Crops in verschiedenen Seitenverhältnissen, auch im Hochformat. Ebenfalls möglich sind Kamerafahrten allein mit dem Crop. Das geht sogar kameraintern.

Bei 4K-Aufnahmen sind höhere Bildraten von bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich, sogar ohne Crop. Im Slow&Quick-Modus sind sogar 180 Bilder pro Sekunde in Full-HD-Auflösung möglich. Außerdem können intern 5,8K in Apple ProRes Raw HQ aufgenommen werden. Bis zu 14 Blendenstufen Dynamikumfang verspricht Panasonic bei Verwendung von V-Log.

Ärgerlich ist die Tatsache, dass die einstellbaren Video-Bildfrequenzen vom PAL/NTSC-Modus abhängen. Im PAL-Modus sind nur 25/50/100 Bilder pro Sekunde möglich, in NTSC hingegen nur 24/30/48/60/120 Bilder pro Sekunde. Das mag zwar bei der Einstellung der Auflösung und Bildfrequenz übersichtlicher sein, jedoch muss man in die Tiefen des Einstellungsmenüs abtauchen, um von PAL auf NTSC umzustellen. Nach dem Wechsel muss die Kamera zu allem Überfluss noch aus- und eingeschaltet werden.

Das Farb-Subsampling erreicht bis zu 4:2:2 10 Bit. Als Dateiformate kommen MOV und MP4 mit den Codecs H.264 und H.265 sowie Apple ProRes zum Einsatz. Für eine spätere Gradation steht wie erwähnt V-Log zur Verfügung. Sehr praktisch ist zudem die Möglichkeit, 10 LUTs in die Kamera laden und direkt anzeigen zu können.

Ebenso gibt es zahlreiche nützliche Video-Funktionen, etwa die bereits erwähnte Video-Aufnahmetaste an der Kamera-Vorderseite oder zwei Tally-Lichter, die eine laufende Aufnahme visuell anzeigen. False Color, Wave Form Monitor, Vectorscope, Knee Control und Frame Maker sowie Timecode-Unterstützung sind ebenfalls an Bord.

Die weitere Videoausstattung umfasst beispielsweise Synchro-Scan, Belichtungshilfen, einstellbare Luminanz-Level, einen Test-Ton sowie Fokus-Peaking und Zebra. Auch anamorphe Videoaufnahmen werden unterstützt. Zudem bietet die S1RII einstellbares Dual-Native-ISO. ISO 80 und 400 sind zwar die Grundempfindlichkeiten, jedoch variieren diese je nach Video-Tonwertkurve, beispielsweise ISO 200 und 1000 bei V-Log oder ISO 400 und 2.000 bei V-Log mit erweitertem Dynamikumfang.

Zwar können dank der Videoaufnahmetaste jederzeit Videoaufnahmen gestartet werden, um aber das volle Potential mit allen Einstellmöglichkeiten ausschöpfen zu können, sollte man das Programmwählrad auf den Videomodus stellen. Bei Videoaufnahmen ist, sofern nicht deaktiviert, stets der optische Bildstabilisator aktiv, der sich für eine noch bessere Effektivität um einen digitalen Stabilisator ergänzen lässt. Hier gibt es etwa einen Modus für Weitwinkelaufnahmen, um die Bildränder besser zu stabilisieren. Auch der Autofokus arbeitet dank der Phasen-Messsensoren und Erkennungsfunktionen sehr gut. Nur in seltenen Fällen kommt es noch zum typischen Mikro-Pumpen des DFD-Autofokus, das von bisherigen Panasonic-Kameras bekannt ist.

Dank des Mikrofon-Eingangs ist es auch kein Problem, ordentlichen Stereoton aufzuzeichnen, falls einem die internen Mikrofone nicht reichen. Eine Pegelanzeige sowie eine Aussteuerfunktion sind vorhanden. Dank des Kopfhörerausgangs kann man diesen Ton auch vernünftig kontrollieren, denn dazu taugt der interne Lautsprecher definitiv nicht. Der Mikrofon-Eingang bietet wahlweise eine Phantomspeisung für aktive Mikrofone, lässt sich aber auch auf einen Line-In-Betrieb umschalten. Als Zubehör bietet Panasonic zudem zwei XLR-Adapter für den Blitzschuh an, die 4-Kanal-Ton unterstützen.

Die Besonderheit des neueren XLR2-Adapters gegenüber dem älteren XLR1 ist die Möglichkeit, Audio mit 32 Bit aufzunehmen. Mit einer derart feinen Auflösung bedarf es keiner Aussteuerung des Tonsignals mehr, denn von ganz leise bis ganz laut wird alles differenziert aufgezeichnet und kann später in der Nachbearbeitung angepasst werden. Etwa so, wie man bei einem Raw-Foto die Belichtung nachregulieren kann, nur noch viel krasser, denn bei einem Raw-Foto muss man ja grundsätzlich immer noch möglichst richtig belichten.

Statt einfachem USB-Livestreaming über die Standards UVC und UAC setzt Panasonic bei der S1RII auf IP-Streaming. Dabei wird das Videosignal über das Netzwerk an eine definierbare IP-Adresse geschickt, die dieses Signal weiterverarbeitet. Das kann ein Computer im lokalen Netzwerk oder im Internet sein. Das IP-Streaming funktioniert sowohl kabelgebunden über einen USB-LAN-Adapter als auch über ein USB-Kabel zum Smartphone oder drahtlos per WLAN in ein lokales Netzwerk oder ebenfalls per Smartphone.

Diese große Flexibilität hat aber den Nachteil, dass man das Ganze erst aufwendig konfigurieren muss. Am Computer kann man beispielsweise die OBS-Software verwenden und so den IP-Stream auch zum Livestreaming auf YouTube, Twitch etc. verwenden. Immerhin hat Panasonic die Nachfrage nach USB Video Class und USB Audio Class erkannt und will diese Standards im Laufe des Jahres per Firmwareupdate nachrüsten. Damit wird die Kamera beziehungsweise ihr Bild- und Tonsignal dann direkt ohne Umwege vom Computer erkannt.

Eine weitere Besonderheit der Lumix S1RII ist der aus der S5II bekannte aktive Lüfter. Er sitzt unterhalb des Suchers und saugt auf der Unterseite des Sucherbuckels an der Vorderseite oberhalb des Objektivs die Luft ein und bläst sie links und rechts des Sucherbuckels wieder heraus. Allein durch diese Luftführung wird – zumindest im Querformat – verhindert, dass Wasser in den Kühlmechanismus geraten kann. Die Luft zirkuliert aber ohnehin nicht innerhalb der Kamera, sondern nur im vordefinierten Strömungskanal.

Der Lüfter bietet drei manuelle und zwei automatische Leistungsstufen. Im Modus Slow und Normal ist er praktisch nicht zu hören. Wählt man hingegen Fast, gibt es eine Warnmeldung, dass der Lüfter laut wird – und man kann ihn dann auch hören. Zudem gibt es zwei Automatikmodi, einen mit Priorität auf effektiver Kühlung und einen mit Priorität auf geringer Lautstärke. Im Fotomodus lässt sich der Lüfter zudem ganz abstellen, im Videomodus hingegen nicht.

Aufgrund der geringen Lautstärke schadet jedoch auch im Fotomodus eine aktive Kühlung nicht. So ist bei Serienbildaufnahmen der leicht warme Luftstrom zu spüren, man muss die Kamera jedoch schon ans Ohr halten, um den Lüfter arbeiten zu hören. Vor allem bei Videoaufnahmen sorgt der Lüfter für eine längere Aufnahmezeit, denn das kompakte Gehäuse der S1RII kann Wärme nicht über eine so große Fläche abgeben wie das Vorgängermodell S1R.

Im Wiedergabemodus gibt es zwar keine großen Bildbearbeitungsmöglichkeiten wie etwa eine Rote-Augen-Retusche oder Filtereffekte. Raw-Aufnahmen lassen sich aber sehr wohl zu JPEG-Aufnahmen konvertieren, wobei einige Einstellungen angepasst werden können. Neben einer Schutzfunktion bietet die Panasonic zudem eine Bildbewertungsfunktion.

Sehr leistungsfähig zeigen sich die Drahtlosfunktionen. Das eingebaute WLAN funkt nicht nur auf 2,4, sondern auch auf 5 GHz. Das reduziert zwar die Reichweite, erhöht dafür aber den Datendurchsatz. Dabei verbindet sich die S1RII nicht nur mit Smartphones und Tablets, sondern auch mit WLAN-Hot-Spots und daran angeschlossenen Rechnern, sodass man seine Bilder drahtlos sichern kann.

Dank Bluetooth lässt sich zudem energiesparend eine dauerhafte Verbindung zum Smartphone herstellen, wobei die S1RII die Standortdaten des Smartphones anzapft und direkt in die aufgenommenen Fotos speichert. Aber auch umfangreiche Fernsteuermöglichkeiten inklusive Livebildübertragung bietet die Smartphone-App. Selbstverständlich lässt sich die Lumix S1RII aber auch per Kabel von einem PC aus fernsteuern.

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