Die Panasonic Lumix DC-S1RII besitzt ein robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung, das auch gegen Spritzwasser und Staub geschützt sowie frostsicher bis -10 °C ist. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Während die Panasonic S1R mit fast 15 Zentimeter Breite, 11 Zentimeter Höhe und über einem Kilogramm Gewicht ein riesiger Trumm war, reiht sich die Panasonic Lumix DC-S1RII in eine Größenklasse mit der Konkurrenz von Sony (etwa die Alpha 7 IV), Canon (EOS R6 Mark II) und Nikon (Z 6III) ein; allesamt Kameras, die gut in der Hand liegen. Sie ist sogar fast genauso groß wie die kleine Schwester S5II, nur minimal dicker und etwa 10 Prozent schwerer.
Bei der Ergonomie gibt sich die S1RII absolut keine Blöße und überzeugt mit einem ergonomisch geformten, dank großzügiger Gummierung mit einer genarbten Struktur rutschfesten Handgriff. Zudem hakt sich der Mittelfinger hervorragend in einer ausgeprägten Mulde ein. Selbst der kleine Finger findet aufgrund ausreichender Höhe noch knapp am Griff Platz.
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Dank des optionalen Batteriegriffs DMW-BG2 lässt sich der Handgriff nicht nur etwas verlängern, sondern gleich um einen Hochformatgriff ergänzen, der ebenfalls ergonomisch geformt ist. Zudem verdoppelt er die Akkulaufzeit und bringt selbstverständlich die nötigen Bedienelemente für das Hochformat mit.
Die Lumix S1RII besitzt ein sehr gut verarbeitetes Gehäuse, das aus einer Magnesiumlegierung besteht und gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Auch der bei Panasonic in der S1-Serie übliche Frostschutz bis -10 °C ist mit dabei; den bietet die oben genannte direkte Konkurrenz nicht. Einen guten Teil zum robusten Eindruck trägt das Gewicht von 799 Gramm bei. Zusammen mit dem überwiegend aus Kunststoff gefertigten, aber ebenfalls wettergeschützten Setobjektiv Lumix S 24-105 mm F4 Macro OIS sind es sogar fast 1,5 Kilogramm.
Das Gehäuse der S1RII bietet zahlreiche, bequem erreichbare Bedienelemente. Die wichtigsten davon sind entsprechend beschriftete Direktwahltasten, etwa für den Weißabgleich, die ISO-Empfindlichkeit, die Belichtungskorrektur, die Fokusfeldwahl oder die Aktivierung des Autofokus.
Der Hebel zum Einschalten der Lumix befindet sich unter dem Programmwählrad und kann wie dieses problemlos vom Daumen und Zeigefinger erreicht werden. Hinzu kommen drei Multifunktionsräder: Eines ist auf der Oberseite vorne rund um den Auslöser für den Zeigefinger gut erreichbar angeordnet. Ein zweites sitzt auf der Oberseite hinten und das dritte ist auf der Rückseite im Steuerkreuz integriert – beide sind gut für den Daumen erreichbar.
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Das Programmwählrad rastet nicht nur so fest, dass es sich kaum versehentlich verstellt, sondern mit einem Knopf in der Mitte des Rads lässt es sich auch noch verriegeln. Die beiden Multifunktionsräder auf der Oberseite sind dagegen deutlich leichtgängiger, rasten aber ebenfalls sehr schön. Das gewährleistet eine leichte, aber dennoch präzise Bedienung. Das Daumenrad auf der Rückseite ist minimal schwergängiger, lässt sich aber ausreichend gut bedienen. Ein wenig Vorsicht sollte man jedoch walten lassen, denn zu fest gedrückt löst man ungewollt eine Funktion aus.
Der Auslöser besitzt gut fühlbare Druckpunkte und läuft dennoch sehr sanft. Des Weiteren befinden sich drei wichtige Funktionstasten für Weißabgleich, ISO (mit haptisch fühlbaren Markierungen) und Belichtungskorrektur gut für den Zeigefinger erreichbar direkt hinter dem Auslöser. Sehr praktisch: Durch wiederholtes Drücken der WB- und ISO-Taste lassen sich die jeweiligen Werte durchschalten, sodass man kein Multifunktionsrad zum Einstellen benutzen muss. Schließlich ist auf der Oberseite noch eine Videoaufnahmetaste zu finden. Sie ist aufgrund der roten Farbe sehr deutlich zu erkennen. Auf der Vorderseite sitzt sogar eine zweite rote Videoaufnahmetaste.
Auf der Rückseite befinden sich ebenfalls viele wichtige Bedienelemente, die allesamt gut erreichbar sind. Per Wahlhebel kann hier zwischen AF-S, AF-C und MF umgeschaltet werden. Die Fokusfeldwahl erfolgt bequem per zentralem Knopf und Fokusjoystick. Auch eine AF-On-Taste ist vorhanden. Des Weiteren ist hier die typische Quick-Menü-Taste zu finden und die kombinierte Menü- und Bestätigungstaste sitzt in der Mitte des Steuerkreuzes.
Auf der Vorderseite zwischen Handgriff und Bajonett sitzt perfekt für den Mittelfinger erreichbar noch eine Funktionstaste, die standardmäßig mit der Blenden- und Belichtungszeiteffekt-Vorschau belegt ist. Insgesamt lassen sich sogar 16 Tasten (fünf davon auf dem Touchscreen) mit individuellen Funktionen belegen. Viele davon braucht man nur lang genug drücken, um die Funktionsbelegung ändern zu können, das spart den Weg ins Menü.
Zu diesen Tasten gehören neben der Funktionstaste auf der Vorderseite beispielsweise die Fokusfeld-Wahltaste, die Q-Menü-Taste oder die vier Richtungstasten des Steuerkreuzes. Aber auch die AF-On-Taste und die fünf Funktionen des Fokusjoysticks lassen sich mit anderen Funktionen belegen. Hier läuft man unter Umständen sogar Gefahr, die Kamera unbedienbar zu verkonfigurieren, wenn die Tasten nicht mehr die erwartete und womöglich beschriftete Funktion erfüllen.
Ein Funktionswahlrad sowie zwei Tasten werden mit der linken Hand bedient. Dazu gehört neben der Wiedergabe- und der Sucher-Monitor-Umschalttaste das Auslösemodus-Wahlrad links vom Sucher. Darüber lassen sich die Serienbildfunktion, der Selbstauslöser und die Intervallaufnahmefunktion aktivieren. Das Rad rastet ähnlich straff wie das Programmwählrad, sodass ein versehentliches Verstellen unwahrscheinlich ist. Zudem lässt es sich sicherheitshalber ebenfalls mittels eines zentralen Knopfs verriegeln.
Beim rückwärtigen Monitor handelt es sich um einen 7,5 Zentimeter großen, feine 1,84 Millionen Bildpunkte auflösenden Touchscreen mit einem Seitenverhältnis von 3:2. Damit ist er zwar etwas kleiner und niedriger auflösend als beim Vorgängermodell, dafür aber mit über 1.000 cd/m² Leuchtdichte etwas heller. Dank automatischer Helligkeitsregelung muss man die Leuchtkraft nicht manuell anpassen, kann es aber selbstverständlich bei Bedarf tun.
Der Touchscreen lässt sich nicht nur seitlich um 180 Grad schwenken und um 270 Grad drehen, sondern auch hinter der Kamera um 90 Grad nach oben und 55 Grad nach unten neigen. Das erlaubt Aufnahmen aus allen möglichen Perspektiven im Hoch- und Querformat inklusive Selfies und Einsatz als Video-Kontrollmonitor. Zudem kann der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera geklappt werden.
Auf der Rückseite besitzt die Panasonic Lumix DC-S1RII einen 7,5 Zentimeter großen Touchscreen, der sich neigen, schwenken und drehen lässt. Der 0,78-fach vergrößernde Sucher löst 5,76 Millionen Bildpunkte auf. [Foto: MediaNord]
Der Touchscreen ist voll in die Bedienung der Lumix eingebunden. Neben der Wahl des Fokuspunkts (nach Aktivierung der Funktion im Menü auch bei Benutzung des Suchers) können das Menü sowie das Quick-Menü ebenfalls per Touch bedient werden. Das ist aber dank der vielen Bedienelemente nur eine zusätzliche Möglichkeit, die man nicht verwenden muss, falls man keine Fingerabdrücke auf dem Bildschirm möchte. Zudem lassen sich fünf Touch-Funktionstasten auf dem Bildschirm einblenden.
Das Hauptmenü ist sehr umfangreich und in zwei Ebenen organisiert. Die sechs Hauptkategorien enthalten jeweils bis zu 13 mit Symbolen gekennzeichnete Unterkategorien, die ihrerseits bis zu acht Menüpunkte pro Seite umfassen. Vertikal kann man praktischerweise wie bei Menüseiten weiterscrollen, die Unterkategorien wechseln dabei automatisch.
Da man einzelne Menüpunkte so trotzdem manchmal nur schwer findet, kann man sich in einer Hauptkategorie ein Menü mit maximal 24 Einstellungen auf drei Seiten selbst zusammenstellen. Außerdem kann das Quickmenü angepasst werden und 5 Benutzerspeicher erlauben über das Programmwählrad den Zugriff auf häufig verwendete Aufnahmeeinstellungen.
Aufgrund des 1,5 Zentimeter nach hinten über den Bildschirm hinaus ragenden Suchers lassen sich Nasenabdrücke auf dem Bildschirm selbst dann vermeiden, wenn man ihn nicht verkehrt herum anklappt. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher auf Wunsch automatisch, sobald man hindurchblicken möchte. Das funktioniert auch, wenn der Bildschirm verkehrt herum angeklappt ist. Da dieser sich dann abschaltet, wird besonders viel Strom gespart, weil sich der Sucher ebenfalls deaktiviert, wenn man nicht hindurchblickt.
Die Suchervergrößerung ist mit einem Faktor von 0,78 angenehm groß. Allerdings schatten die Ränder links und rechts ab, wenn man mit Brille in den Sucher schaut. Dank der Dioptrienkorrektur von -4 bis +2 kann man ihn aber auch gut an eine Fehlsichtigkeit anpassen. Die Auflösung des kontrastreichen OLEDs beträgt hohe 5,76 Millionen Bildpunkte. Mit der hohen Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz und der praktisch nicht wahrnehmbar kurzen Verzögerung arbeitet der Sucher flüssig und sehr schnell.
Ober- und unterhalb des Sucherbilds werden die Aufnahmeparameter eingeblendet (Sucher- und Monitor-Anzeigestil lassen sich aber auch anders konfigurieren). Andere Hilfsmittel, wie etwa Gitterlinien oder eine elektronische 3D-Wasserwaage, werden direkt ins Livebild eingeblendet. Sogar den aktuellen Arbeitsbereich des optischen Bildstabilisators kann man sich visualisieren lassen und damit beurteilen, ob er an seine Grenzen stößt. Das lässt allerdings die Einblendung der Autofokuspunkte etwas in den Hintergrund rücken.
Weniger gelungen ist die Realisierung der Belichtungsvorschau, womit auch das Live-Histogramm etwas an Nützlichkeit verliert. Während das Livebild bei Nutzung der Belichtungskorrektur entsprechend dunkler oder heller wird, ist dies im manuellen Belichtungsmodus nicht der Fall. Stattdessen muss man sich auf die Lichtwaage verlassen, die aber auch nur in einem eng begrenzten Bereich von +/- 3 EV genau arbeitet.
Aktiviert man die Belichtungszeitsimulation, bekommt man zwar eine Belichtungsvorschau, aber gleichzeitig auch den Belichtungszeiteffekt, sodass das Livebild bei längeren Belichtungszeiten (etwa bei Aufnahmen zur blauen Stunde vom Stativ) für die feine Bildkomposition äußerst unschön ruckelig wird.
Neben dem Auslöser hat Panasonic vier Drehräder, einen Schalter und vier Knöpfe auf der Oberseite der Lumix DC-S1RII untergebracht. Der rote Videoauslöser ist das auffälligste Bedienelement. [Foto: MediaNord]
Bei den Schnittstellen geizt Panasonic nicht. An der Unterseite befindet sich das Stativgewinde in der optischen Achse und mit reichlich Abstand zum Akkufach. Unter einer Abdeckkappe ist zudem der elektronische Anschluss für den bereits erwähnten Multifunktionsgriff zu finden. Für 350 Aufnahmen nach CIPA-Standard reicht der Lithium-Ionen-Akku.
Mit dem BLK22 kommt in der Lumix S1RII ein neuerer Akku als im Vorgängermodell zum Einsatz; er ist bereits aus der S5-Serie bekannt. Er ähnelt dem alten BLF19 zwar, verfügt mit 2.200 statt 1.860 mAh aber über eine größere Kapazität. Dank einer zusätzlichen Anschlussleiste passt der BLK22 in alle Kameras, die den BLF19 verwenden. Umgekehrt lässt sich der BLF19 aber nicht in der Lumix S1RII einsetzen, da ihr die alte Anschlussleiste fehlt.
Dank USB-C-Lade- und Dauerstromfunktion im ein- und ausgeschalteten Zustand ist man beim Nachtanken der Energie maximal flexibel. Auch schwächere USB-Netzteile, beispielsweise von einem alten Smartphone, taugen zumindest zum Nachladen des Akkus. Die Verwendung mit einer Powerbank ist ebenfalls möglich. Zwar ist kein USB-Netzteil im Lieferumfang, eine Ladeschale aber schon; sie wird ebenfalls per USB-C mit Strom versorgt.
Grundsätzlich reichen der S1RII zwar 5 Volt Spannung, aber wenn das Netzteil beispielsweise Power Delivery unterstützt, nimmt sich die Kamera auch 9 Volt. Zum Laden fließen dann bis zu 10 Watt. Im Betrieb, beispielsweise bei einer Videoaufnahme, sind aber auch 12 Watt und mehr möglich; Panasonic gibt bis zu 27 Watt an. Bei eingeschalteter Kamera wird der Akku sogar noch geladen, allerdings etwas langsamer als bei ausgeschalteter Kamera, denn der per USB-C eingespeiste Strom dient in erster Linie direkt der Stromversorgung der eingeschalteten Kamera.
Beim Anschluss an den Computer gibt es eines zu beachten: Nur mit einem USB-C-Kabel und Anschluss an eine Thunderbolt-kompatible USB-C-Schnittstelle kann die Kamera während der Datenübertragung auch mit Strom versorgt werden. Über eine USB-A-Buchse am Computer geht das hingegen nicht.
Die S1RII unterstützt zum Testzeitpunkt zwar nicht die Standards UVC und UAC zum Streamen beziehungsweise Verwendung als Webcam, aber im Laufe des Jahres soll diese Funktion per Firmwareupdate nachgeliefert werden. Bis dahin unterstützt sie immerhin IP-Streaming per WLAN oder LAN (mittels USB-Adapters). Das bietet viele flexible Möglichkeiten, ist aber nicht ganz so einfach zu konfigurieren.
Die Dauerstromversorgung im Studio oder bei der Verwendung als IP-Kamera ist alternativ mit einem DC-Koppler und Netzteil möglich. Aufgrund der Einschubform kommt der Koppler DCC17 zum Einsatz. Das benötigte Netzteil ist mit dem AC10 hingegen dasselbe wie auch bei anderen Panasonic-Kameras.
8K-Videos nimmt die Panasonic Lumix DC-S1RII bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf, 4K-Videos sogar mit 120 Bildern pro Sekunde. [Foto: MediaNord]
Die sonstigen Schnittstellen sitzen mit Ausnahme der 2,5mm-Fernauslösebuchse alle auf der linken Gehäuseseite. 4 große, an Scharnieren angebrachte Gummiabdeckungen schützen diese jeweils einzeln. Unter der unteren befindet sich eine große HDMI-A-Buchse, darüber ist der USB-C-Anschluss zu finden.
Hinter den oberen Klappen befinden sich ein Mikrofon-Eingang und ein Kopfhörer-Ausgang, jeweils als 3,5mm-Stereoklinke. Als Zubehör bietet Panasonic zudem einen XLR-Adapter an, der auf den Blitzschuh geschoben wird. Zusätzlich kommuniziert die Lumix S1RII drahtlos per WLAN auf 2,4 und 5 GHz sowie per Bluetooth, dazu am Ende des nächsten Abschnitts mehr.
Die Speicherkartenklappe befindet sich unterhalb der Fernauslösebuchse auf der Handgriffseite und verfügt wie die Akkufachklappe über eine Dichtung. Panasonic setzt auf zwei Speicherkartenfächer. Fach 1 ist zu CFexpress Typ B kompatibel, Fach 2 hingegen zu SD, SDHC und SDXC samt UHS I und UHS II. Das Geschwindigkeitspotential von CFexpress wird aber nicht gut ausgenutzt. Eine 3.400 MB/s schnelle CFexpress-Karte von Lexar erreichte in der Kamera laut unserer Messung eine maximale Speichergeschwindigkeit von lediglich 213 MB/s, was vor allem die Serienbildfunktion nach kurzer Zeit ausbremst. Auch das SD-Fach ist mit 150 MB/s langsamer als die 250 MB/s schnelle Testspeicherkarte. Alternativ kann die S1RII aber auch auf eine per USB-C angeschlossene SSD aufzeichnen.