Die DC-G9 II teilt die HighSpeed-Aufnahmen (20-75 Bilder pro Sekunde) und die "normale" Serienbildgeschwindigkeit in zwei unterschiedlichen Einstellungen auf dem "Drive"-Wahlrad. Diese sind dann in römisch I und II voneinander getrennt. Man kann aber auch die Zuordnung der Funktion in der Kamerakonfiguration ändern. Zusätzlich zur Serienbildfunktion kann eine Pre-Burst-Funktion zugeschaltet werden, die vor der eigentlichen Aufnahme schon 0,5, 1 oder 1,5 Sekunden unbemerkt Serienaufnahmen durchführt. Die DC-G9 konnte das nur für 0,5 Sekunden.
Auf der rechten Seite sind der Kabelfernauslöser-Anschluss sowie die Speicherkartenfachklappe der Panasonic Lumix DC-G9 II zu finden. [Foto: MediaNord]
Leider hat es Panasonic versäumt, die Serienbildfunktion zu entwirren. So sind alle HighSpeed-Funktionen (mit und ohne Pre Burst) nur mit elektronischem Verschluss möglich. Währen der kontinuierliche Autofokus (AF-C) nicht mit den 75 Bildern pro Sekunde eingesetzt werden kann, ist er problemlos bis 60 Bilder pro Sekunde oder darunter verfügbar. Auch die Pre-BurstFunktion kann den AF-C bis 60 Bilder pro Sekunde oder weniger nutzen. Die "langsamen" Serienbildfunktionen können hingegen mit elektronischem, mechanischen und dem ersten elektronischen Verschlussvorhang arbeiten. Immerhin wählt die Kamera bei den High-Speed Aufnahmen automatisch den elektronischen Verschluss. Während des Speicherns bleibt die DC-G9 II benutzbar.
Neben der Serienbild-Funktion liefert die DC-G9 II auch einiges an Belichtungsreihen-Funktionalität. Neben der klassischen Belichtungsreihe mit maximal sieben Aufnahmen mit 1/3 bis 1 EV Belichtungsabstand findet sich auch eine Fokus-Belichtungsreihe. Sie arbeitet mit maximal 999 Aufnahmen in Schrittweiten von +1 bis +10. Die Aufnahmen können dann in einer externen Software zusammengefasst werden. Zudem sind auch Weißabgleichs-Belichtungsreihen und Blendenreihen automatisch machbar. Während die Belichtungs-, Fokus- und Blendenreihe automatisch als Serienbilder aufgenommen werden und sogar mit dem Selbstauslöser kombinierbar sind, ist die Weißabgleichs-Belichtungsreihe nur mit Einzelaufnahmen erstellbar, der Selbstauslöser funktioniert allerdings auch. Darüber hinaus steht noch eine umfangreich konfigurierbare Intervall-Funktion bereit.
Bei der Verschlusszeit hat sich bei der G9 II gegenüber der G9 nichts getan. Der mechanische Verschluss bietet immer noch eine 1/8.000 Sekunde als kürzeste Verschlusszeit und der elektronische Verschluss erreicht 1/32.000 Sekunde. Beim elektronischen Verschluss hat sich allerdings die längste Belichtungszeit von einer Sekunde auf 60 Sekunden erweitert.
Die von Panasonic über Jahre gehegte und gepflegte 4K- und 6K-Fotofunktion sucht man bei der DC-G9 II ebenso vergeblich wie die Möglichkeit, HDR-Aufnahmen und Fokusstackings in der Kamera zu verarbeiten. Auch vom modernen HEIF-Format fehlt jede Spur. Immerhin lassen sich Rohdaten noch in der Kamera verarbeiten und als JPEG speichern.
Das MFT-Bajonett wirkt an dem Gehäuse der Panasonic Lumix DC-G9 II sehr unterdimensioniert. [Foto: MediaNord]
Im Vergleich dazu das Bajonett der Panasonic Lumix DC-S5II. [Foto: MediaNord]
Beim Autofokus bricht eine Zeitenwende in Panasonics Micro-Four-Thirds-Kameras an, denn in der Lumix DC-G9 II ist erstmals ein Phasen-Autofokussystem verbaut worden, der altbekannte, proprietäre DFD-Kontrast-AF kommt nur noch sekundär zum Einsatz. Das System arbeitet mit 779 Messpunkten, die auf 100 Prozent der Sensorfläche verteilt sind. Die AF-Geschwindigkeit ist hoch und die Auslöseverzögerung gering. Wir haben den Eindruck, dass sich die Kamera auf dem Niveau der Lumix S5II bewegt und wir sind gespannt auf das Serienmodell für den ausführlichen Testbericht.
Neben der hohen Geschwindigkeit hat das AF-System aber noch mehr auf Lager. So gibt es eine ganze Reihe von Messpunktauswahloptionen, von breiten Messbereichen bis hin zu schmalen oder punktuellen ist auch eine Verfolgungsfunktion mit dabei. Zusätzlich kann die DC-G9 II noch dazu gebracht werden, Menschen (Gesichter und Körper), Tiere (inkl. Tieraugen) sowie Fahrzeuge (Autos oder Motorräder) zu erkennen. Ein automatisches Erkennen bietet die Kamera hingegen nicht. Man muss also immer wählen, welche Kategorie erkannt werden soll. Glücklicherweise gestaltet sich das Auswählen der Kategorie mit wenigen Tastendrücken sehr einfach. Neben der Erkennung werden die Objekte auch im Bildfeld verfolgt. Das funktionierte auch in unserer Vorserienkamera ausgesprochen gut.
Die Videofunktion der DC-G9 II hat uns sehr überrascht, denn sie fischt überraschend stark im Revier der Lumix DC-GH6. Immerhin kann die DC-G9 II 5,8K (5.760 x 4.320) Videos mit 30 Bildern pro Sekunde im NTSC-Modus mit Apple ProRes 422 HQ aufzeichnen und das mit einer Datenrate von 1,9 Gigabit pro Sekunde. Der technisch versierte Leser wird sich jetzt sicher fragen, wie das sein kann, wenn die Kamera doch eher gemächlich beim Speichern von Serienbildern ist. Panasonic setzt dazu einen technischen Kniff ein und umgeht das Speichern auf der SD-Karte. Vielmehr wird der Videodatenstrom über die USB-C-Schnittstelle an eine entsprechend schnelle SSD übertragen, diese muss allerdings in exfat formatiert sein. Der CleanHDMI-Ausgang ist keine Alternative zur Aufzeichnung auf SSD, da er nur maximal C4K beziehungsweise FullHD mit ProRes 422 HQ oder geringere Auflösungen und weniger Datanrate übertragen kann.
Aber auch abseits des ProRes-Profi-Formates bietet die DC-G9 II ein umfangreiches Auflösungs- und Formatportfolio. So können 5,8K30 Videos in 4:3 mit reduzierter Datenrate genauso aufgezeichnet werden wie Cinema 4K (4.096 x 2.160) im 17:9 Seitenverhältnis. Zudem steht die "normale" 4K (3.840 x 2.160) Aufzeichnung ebenso zur Verfügung wie FullHD (1.920 x 1.080). Für die verschiedenen Auflösungen stehen mannigfaltige Datenraten zur Verfügung. Glücklicherweise zeigt die Kamera immer an, wo das Video gespeichert wird (SD-Karte oder SSD). Gleichzeitig werden nicht verfügbare Videoauflösungen und Formate ausgegraut. Außerdem unterscheiden sich Auflösungeinstellungen durch Long-GOP, All-Intra sowie 10 oder 8 Bit Farbtiefe. Auch HLG ist bei einigen Videoauflösungen zuschaltbar. Mit der Möglichkeit, simultan ein 16:9 und 9:16 Video aufzuzeichnen, bietet die G9 II mehr Flexibilität für Content Creator, die für verschiedene Social-Media-Plattformen Inhalte erstellen wollen.
Dank der S&Q-Funktion (Slow and Quick) lassen sich Video-Zeitraffer und Zeitlupen sehr schnell einrichten. Neben der Auswahl der Auflösung und der Betriebsart (P, A, S, M) wird über einen Schieberegler bestimmt, ob es sich bei der Aufnahme um eine Zeitlupe oder Zeitraffer handelt. Zeitlupen sind mit 4K bis zu 120 Bilder pro Sekunde möglich. Bei FullHD sind sogar 300 Bilder pro Sekunde drin. Möchte man Zeitraffervideos machen, so stehen bis zu einem Bild pro Sekunde zur Verfügung.
Durch das große Gehäuse lässt sich der Akku der Panasonic Lumix DC-G9 II auch bei montierter Stativ-Schnellwechselplatte wechseln. [Foto: MediaNord]
Unter den bereits erwähnten LUTs befinden sich spezielle Video-LUTs wie beispielsweise V-Log, Hybrid Log Gamma sowie Cinema Like Video 1 und 2. Volles Programm also, um bei der Aufzeichnung Videos schnell in etwas Besonderes zu verwandeln oder um durch eine flache Tonwertkurve mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung zu haben.
Der Ton gelangt entweder über das interne Stereo-Mikrofon in die Video-Aufnahme oder über ein extern angeschlossenes Mikrofon. Die Kamera ermöglicht es, den Ton auszusteuern, nur einen Kanal zu nutzen oder sogar die Aufnahme stumm zu schalten. Eine über die Monitorbreite reichende Echtzeitanzeige des Pegels hilft bei der Beurteilung der Aussteuerung.
Eine native Webcam-Funktion besitzt die Lumix DC-G9 II überraschenderweise nicht, auch USB-Streaming sucht man vergebens. Es ist aber zu erwarten, dass die Kamera mit der Webcam-Software von Panasonic kompatibel sein wird. Alternativ kann der HDMI-Ausgang für einen Livestream eingesetzt und die Kamera dabei per USB oder Netzteil (mit Akku Dummy) mit Strom versorgt werden.
Der 5-Achsen-Sensor-Shift-Stabilisator kann mit Stabilisatoren von Panasonic-Objektiven kombiniert werden. Dabei können bis zu 7,5 Blendenstufen ausgeglichen werden. Diese Leistung wurde per CIPA-Testverfahren mit dem 12-60 mm F2.8-4 (H-ES12060) bei 60 Millimeter Brennweite ermittelt. Rechnerisch muss die Kombination dann zwei Sekunden Belichtungszeit ausgleichen. Rein subjektiv macht unser Vorserienmodell alle Anstalten, diese Aussage auch in die Tat umzusetzen.
Wie es sich für ein Flaggschiff gehört sind Akkufach und Speicherkarten der Panasonic Lumix DC-G9 II örtlich voneinander getrennt. [Foto: MediaNord]
Der duale Bildstabilisator ist allerdings nicht nur im Fotomodus benutzbar. Auch im Videomodus macht er eine gute Figur und wird noch von zwei weiteren Systemen, dem Boost I.S. und dem elektronischen Bildstabilisator E.I.S. 2 unterstützt. Mit diesen Systemen werden Verwacklungen eliminiert beziehungsweise reduziert, zudem werden perspektivische Verzerrungen korrigiert.
Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 F2.8 (H-ES35100)
Das Objektiv ist die dritte Iteration des 35-100 mm Brennweitenbereichs von Panasonic. In dieser Version wurde das Objektiv zusammen mit Leica überarbeitet. Ob und was sich in der optischen Konstruktion getan hat, konnten wir beim Verfassen dieses Artikels nicht ermitteln, da es noch keine offiziellen technischen Daten von Panasonic zum Objektiv vorab gab. Genaue Details zu dem neuen Vario-Elmarit werden wir in einer separaten Meldung bekanntgeben.
Das etwa 360 Gramm schwere, 105 Millimeter lange und etwa 63 Millimeter durchmessende Objektiv ist gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Die Brennweitenänderung (Zoom) wird über eine aufwendige Konstruktion im Inneren des Objektivs vorgenommen, so dass sich die Baulänge nicht verändert. Das Gehäuse besteht aus Metall und ist mattschwarz lackiert. Es besitzt ein 58 Millimeter großes Filtergewinde. Den Großteil des Objektivs nimmt der 45 Millimeter breite Zoomring ein, der mit einer etwa 35 Millimeter breiten Gummierung versehen ist. Die restlichen 10 Millimeter des Rings sind für aufgedruckte Brennweiten reserviert. Der Fokusring ist etwa 12 Millimeter breit und damit sehr viel schmaler als der Zoomring. Zudem ist er nicht gummiert, sondern nur mit einer feinen "Riffelung" versehen.
Neben der automatischen Fokussierung kann das 35-100 Millimeter natürlich auch manuell fokussiert werden. In Kombination mit der DC-G9 II lässt sich der manuelle Fokusmodus von nicht linear zu linear umstellen. Der Unterschied zwischen beiden Fokussierarten ist, dass bei dem nicht linearen Fokussieren die Geschwindigkeit, in der der Fokusring bewegt wird, bestimmt, wie groß der Fokusunterschied ist. Bei der linearen Fokussierung entscheidet der Drehwinkel den Fokusunterschied. Damit bedient das Objektiv die Bedürfnisse von Fotografen ebenso wie von Videografen.
Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 (H-ES35100E) sieht seinen Vorgängern zum verwechseln ähnlich. [Foto: MediaNord]
Das Bokeh des DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 ist sehr angenehm weich und vor allem recht homogen. "Zwiebelringe" sind uns auch bei hoher Vergrößerung nicht aufgefallen. Damit eignet sich das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 auch problemlos für Porträtaufnahmen, immerhin entspricht der Bildwinkel des Zooms dem eines 70-200 Millimeters an einer Kamera mit Vollformat-Sensor.
Streulichtempfindlichkeit macht sich beim Lumix DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 in allen Brennweiten ab etwa 45 Grad Lichteinfallswinkel durch Kontrastverlust und Innenreflektionen bemerkbar. Glücklicherweise schützt die mitgelieferte Streulichtblende vor diesen Problemen fast zu hundert Prozent. Lediglich bei ganz steil einfallendem, punktuellem Licht kann das sinnvolle Zubehör nicht mehr schützen.
Das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 wird mit einer Streulichtblende ausgeliefert, die die gleiche Typenbezeichnung wie das Objektiv besitzt H-ES35100, wenn das mal nicht zu Verwechslungen führt. zudem gehören ein Schnappdeckel sowie ein Bajonettdeckel ebenso zum Lieferumfang wie auch ein Transportbeutel. Ab wann das Leica DG Vario-Elmarit 35-100 mm F2.8 im Handel erhältlich sein wird und zu welchem Preis, ist noch nicht bekannt.
Vorläufiges Fazit
Mit der Lumix DC-G9 II trotzt Panasonic allen Behauptungen, man würde sich aus dem Micro-Four-Thirds-System zurückziehen. Die Lumix DC-G9 II ähnelt eher einer S5II als dem Vorgänger G9 und das bezieht sich nicht nur auf das Gehäuse. Neben dem flotten, neuen Autofokussystem und den gehörig aufgebohrten Videofunktionen teilen sich die ungleichen Geschwister auch das prima Bedienkonzept und die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten. Alles deutet darauf hin, dass Panasonic mit der DC-G9 II eine ziemlich überzeugende Kamera liefern wird, die ambitionierte Amateure genauso überzeugen sollte wie Profis.