Kompakte Mittelklasse-Systemkamera

OM System OM-5 Mark II im Test

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2025-06-27 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Als Mittelklassekamera soll die OM System OM-5 Mark II sowohl Ein- und Aufsteiger mit Ansprüchen als auch ambitionierte und gegebenenfalls sogar professionelle Fotografen ansprechen. Beides gelingt ihr sehr gut, denn sie hat sowohl eine Vollautomatik, Motivprogramme und Filterfunktionen zu bieten, als auch eine komplett manuelle Bedienbarkeit mit vielfältigen Einstellmöglichkeiten und Programmen für spezielle Aufnahmesituationen. Es ist sogar möglich, die Art-Filtereffekte mit einer halbautomatischen oder manuellen Belichtung zu kombinieren. Genauso funktionieren die ISO-Automatik und die Belichtungskorrektur im manuellen Belichtungsmodus, sogar entsprechende Einstellungen für die ISO-Automatik gehören inzwischen zum Standardrepertoire.

Wer seinen Fotos einen einzigartigen Touch verpassen möchte, kann auf den Color Creator zurückgreifen. Über ein einfaches Farbrad lassen sich die einzelnen Farben anpassen und so ganz individuelle Looks erstellen. Aber auch auf die Tonwertkurve und viele andere Parameter lässt sich bei der OM-5 Mark II Einfluss nehmen.

HDR-Bilder etwa lassen sich sowohl automatisch in der Kamera zusammensetzen als auch später am PC. Neben zwei Automatiken lassen sich drei oder fünf Bilder mit zwei oder drei EV Belichtungsabstand aufnehmen oder sogar sieben Bilder mit zwei EV Belichtungsabstand. Auch die Belichtungsreihenfunktion deckt eine große Bandbreite ab. Sie erlaubt drei oder fünf Bilder mit 0,3, 0,7 oder 1 EV Belichtungsabstand sowie sieben Bilder mit 0,3 oder 0,7 EV Belichtungsabstand. Die Reihenaufnahmefunktion beschränkt sich aber nicht nur auf die Belichtung, sondern auch Reihenaufnahmen mit Weißabgleich, Blitz, ISO-Empfindlichkeit oder Art-Filtern sind möglich.

Sogar eine Fokusreihenaufnahmefunktion bietet die OM-5. Diese nimmt drei bis 999 Fotos auf und kann auf Wunsch im Stacking-Modus bis zu acht Aufnahmen automatisch kombinieren. Der Fokusabstand lässt sich in zehn Stufen einstellen, sogar eine Blitzladezeit kann in Sekunden gewählt werden. Somit lassen sich beispielsweise auch Studioblitzanlagen beim Fokus-Bracketing ansteuern und sicherstellen, dass die Blitze auch tatsächlich auslösebereit sind, indem man die Ladezeit lang genug wählt. Sogar 9.999 Bilder nimmt die Intervallfunktion maximal auf. Die Start- und Intervallzeit lassen sich einstellen, zudem kann aus den Aufnahmen automatisch ein Video erstellt werden (4K, Full-HD oder HD mit jeweils 5, 10, 15 oder 30 fps).

Ebenfalls interessant für Einsteiger- und ambitionierte Fotografen sind die Live-Funktionen für Langzeitbelichtungen. Bei Live-Time und Live-Bulb, die sich nur dadurch unterschieden, ob der Auslöser nur einmal am Start und Ende der Belichtung betätigt (Time) oder gedrückt gehalten werden muss (Bulb), kann man live am Bildschirm beobachten, wie weit die Belichtung fortgeschritten ist und damit die Belichtung auf den Punkt genau beenden.

Sehr interessant ist zudem die Live-Composite-Funktion, die mehrere Belichtungen mit vorher festgelegter Belichtungszeit so lange wiederholt, bis man die Aufnahme stoppt. Zum ersten Bild kommen aber nur die neuen Details hinzu, die bei späteren Bildern heller sind als im Ursprungsbild. So lassen sich ohne Überbelichtung Lichtbewegungen sichtbar machen, egal ob es sich um Autoscheinwerfer, Sterne oder Lichtmalerei mit einer Taschenlampe handelt. Hier kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Den mit der Olympus OM-D E-M1X eingeführten Live-ND-Filter bietet die OM-5 Mark II ebenfalls. Diese Funktion erlaubt eine realistische Simulation von sehr langen Belichtungszeiten, um beispielsweise einen Platz „menschenfrei“ zu bekommen oder fließendes Wasser als Schleier darzustellen. Die LiveND-Funktion kann Neutraldichte-Filter von ND2 (1EV) bis ND16 (4EV) simulieren. Mehr zu den Live-Funktionen ist im Fototipp in den weiterführenden Links zu finden.

Ein weiteres Highlight ist zweifelsohne der Bildstabilisator mittels des beweglich gelagerten Bildsensors. Damit soll die OM-5 Mark II bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen (7,5 EV in Kombination mit IS-Objektiven). Neu aus der OM-1 und OM-3 übernommen wurde der Freihand-Assistent. Dabei handelt es sich um einen Indikator, der bei längeren Belichtungen die Arbeit des Sensor-Shift-Bildstabilisators visualisiert. Das ist sehr nützlich, vor allem, wenn man sein Motiv während einer langen Belichtung nicht im Auge behalten kann. So lässt sich gut abschätzen, wie stark man verwackelt und ob der Bildstabilisator das noch kompensieren kann.

Bei 12 mm Brennweite konnten wir etwa mit einer Sekunde verwackelungsfreie Aufnahmen erzielen, was 4 2/3 Blendenstufen länger ist als nach Faustregel möglich. Bei 45 Millimetern Brennweite konnten wir maximal 1/2 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten, was etwa 5 2/3 Blendenstufen entspricht. Das sind sehr gute Werte, auch wenn sie nicht ganz den Herstellerangaben entsprechen. Fotografen mit ruhigerer Hand werden vermutlich noch etwas längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei halten können.

Der Bildstabilisator arbeitet dabei sehr leise, sodass er auch bei Videoaufnahmen eingesetzt werden kann. Zudem kann der Bildstabilisator zur Steigerung der Auflösung mittels Mehrfachaufnahme mit minimal verschobenem Bildsensor genutzt werden. Dieser Modus funktioniert nicht nur auf dem Stativ, sondern auch Freihand. Das Motiv sollte sich während der Aufnahme selbstverständlich möglichst nicht bewegen. Die Auflösung beträgt dann 50 Megapixel bei JPEG und 80 Megapixel bei Raw im Stativ-Modus. Der Zuwachs an Details ist deutlich sichtbar, auch das Bildrauschen nimmt ab (siehe unseren Test der High-Res-Shot-Funktion mit der OM-1 in den weiterführenden Links). Er kommt im Studio an hochauflösende Vollformat-DSLRs heran und überflügelt im Randbereich selbst mit dem Zoom 12-40 mm F2.8 Pro sogar manches teure Vollformatzoom.

Ebenfalls löblich ist das leise mechanische Auslösegeräusch mit bis zu 1/8.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten. Doch auch vollkommen lautlos kann die OM-5 Mark II ausgelöst werden, dann sind sogar bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten möglich. Mit dem elektronischen Verschluss kann ein Rolling-Shutter-Effekt auftreten, dank schneller Sensorauslesung ist dieser aber meistens nur minimal.

Obwohl die OM-5 Mark II gar keinen Spiegel hat, bietet sie etwas, das einer Spiegelvorauslösung entspricht. Im sogenannten Anti-Shock-Modus wird nach dem Schließen des Verschlusses eine wählbare Zeit bis zur eigentlichen Belichtung gewartet, um Vibrationen zu minimieren, das Livebild entfällt dann in der Zeit vom Auslösen bis zur eigentlichen Belichtung. Auch eine Verzögerung von „Null“ Sekunden lässt sich einstellen. Dann ist die Verzögerung so minimal, dass sie quasi null Sekunden entspricht, aber dennoch vorhanden ist, um Unschärfen durch den Shutter-Shock-Effekt auszuschließen.

Die Serienbildgeschwindigkeit erreicht laut Hersteller maximal 10 Bilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss. Finden konnten wir eine solche Einstellung allerdings nicht. Mit mechanischem Verschluss ließen sich bei unserem Testmodell nur 6 Bilder pro Sekunde einstellen. Tatsächlich sind wir sogar nur auf 5,4 Bilder pro Sekunde in unserer Messung gekommen, aber immerhin können sowohl in JPEG als auch in Raw damit ohne Geschwindigkeitseinbußen Aufnahmen gemacht werden, bis die Speicherkarte voll ist.

Mit elektronischem Verschluss sind dann wahlweise 1-10, 15, 20 oder 30 Bilder pro Sekunde möglich, wobei jedoch der Puffer äußerst klein ausfällt. Lediglich 19 Bilder passen bei höchster Geschwindigkeit in Raw oder JPEG hinein, bevor die Geschwindigkeit deutlich reduziert wird. Aus anfangs 29 gemessenen Bildern pro Sekunde werden dann 8 Raw-Bilder pro Sekunde oder 9,9 JPEG-Bilder pro Sekunde. Auch bei einer Einstellung von 15 Bildern pro Sekunde reicht der Puffer nur wenige Sekunden. Stellt man die Bildrate hingegen bei Raw auf 8 oder JPEG auf 10 Bilder pro Sekunde, kann man unterbrechungsfrei die Speicherkarte voll fotografieren.

Der Puffer ist so klein, dass er selbst nach Ende einer langen Serie, wo er voll sein sollte, in weniger als 3 Sekunden auf die Speicherkarte geschrieben ist. Immerhin haben wir eine Schreibrate von 182 MB/s ermittelt, man sollte also eine entsprechend schnelle UHS-II-Karte wählen, wenn man das Geschwindigkeitspotential ausnutzen möchte.

Als Erweiterung der Serienbildfunktion bietet die OM-5 Mark II den Pro-Capture-Modus. Dieser nimmt bereits vor dem Auslösen mit elektronischem Verschluss bis zu 14 Bilder bei 10, 15, 20 oder 30 Bildern pro Sekunde auf. Fokus und Belichtung werden bei mehr als 10 Bildern pro Sekunde übrigens jeweils nicht nachgeführt.

Das Autofokussystem arbeitet mit 121 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren. Dabei handelt es sich sogar um Kreuzsensoren, die damit besonders gut auf Details beziehungsweise Kontrastkanten verschiedener Ausrichtung reagieren sollen. Die AF-Algorithmen der OM-5 Mark II bieten lediglich eine Gesichts- und Augenerkennung, da sind andere Hersteller in diesem Segment inzwischen deutlich weiter bei der Zahl an erkennbaren Motiven. Es gibt immerhin diverse AF-Modi mit Gruppensteuerung und zahlreichen anpassbaren Parametern.

Der Autofokus stellt in 0,04 bis 0,07 Sekunden von unendlich auf zwei Meter scharf, was sehr schnell ist. Die reine Auslöseverzögerung beträgt 0,09 Sekunden, was fast schon etwas lang ist. Aber selbst in Summe mit Autofokus und Auslöseverzögerung gehört die OM-5 Mark II mit 0,13 bis 0,16 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme immer noch zu schnellsten Kameras am Markt.

Zur manuellen Fokussierung stehen eine Fokuslupe sowie Fokuspeaking als Hilfen bereit. Der Starry-Sky-AF ist ebenfalls mit an Bord. Er ist speziell zum präzisen Fokussieren auf den Sternenhimmel (auch den Mond) gedacht und sollte nicht mit einem Low-Light-AF verwechselt werden, für Innenräume beispielsweise eignet er sich ausdrücklich nicht.

Die Videofunktion der OM System OM-5 Mark II profitiert ebenfalls vom Autofokus und Bildstabilisator. Sie arbeitet maximal in 4K-Auflösung und nutzt sowohl bei 16:9 als auch bei 17:9 die gesamte Sensorbreite. Ein elektronischer Bildstabilisator ist aufgrund des hervorragend für Videoaufnahmen geeigneten Sensor-Shift-Bildstabilisators nicht unbedingt nötig, lässt sich aber unter entsprechendem Ausschnittsverlust zuschalten und erhöht die Effektivität der Stabilisierung nochmals.

In Full-HD sind sogar Aufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde möglich, in 4K aber nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde, hier ist die Konkurrenz teilweise schon weiter mit 4K60. Für den Ton stehen ein integriertes Stereomikrofon sowie eine 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse zur Verfügung. Der Blitzschuh kann als Mikrofonhalter fungieren. Der Ton kann anhand der Pegelanzeige auf dem Bildschirm beurteilt und ausgesteuert werden. Ein Kopfhöreranschluss fehlt dagegen leider.

Dank des flexibel schwenk- und drehbaren Bildschirms, der zuverlässigen AF-Nachführung und des hervorragenden Bildstabilisators eignet sich die OM-5 Mark II sehr gut für Videoaufnahmen aus der Hand. Dabei gibt es neben einem Tally-Light in Form eines roten Rahmens auf dem Bildschirm zur Anzeige einer laufenden Videoaufnahme auch eine rote Lampe auf der Vorderseite, bei der sogar die Helligkeit reguliert werden kann.

Mit Datenraten von maximal 237 MBit/s bei 4K und maximal 202 Mbit/s bei FullHD wird eine gute Videoqualität ermöglicht und auch das Potential für eine Nachbearbeitung ist deutlich besser. Gespeichert werden Video-Daten H.264-codiert in einem MOV-Container. Eine eigene Log-Gradationskurve (OM-Log400) bietet die OM-5 Mark II ebenfalls, womit sich der Gestaltungsspielraum bei Farb- und Helligkeitskorrekturen in der Postproduktion erhöht. Zudem stehen die aus der OM-1 und OM-3 bekannten Modi OM-Cinema1 und OM-Cinema2 zur Verfügung.

Zudem kann das Videosignal ohne Statuseinblendungen per Micro-HDMI ausgegeben werden (Clean HDMI), was sich allerdings nur aktivieren lässt, wenn die Videoauflösung auf Full-HD heruntergeregelt wird. Per USB lässt sich das Videosignal ebenfalls ausgeben, allerdings wieder maximal nur in Full-HD-Auflösung und sogar nur bei 30 Bildern pro Sekunde. Dank Unterstützung der Standards UVC und UAC (USB Video Class und USB Audio Class) ist dafür kein externer Treiber notwendig, die OM-5 Mark II kann somit auch als Webcam verwendet werden.

Die OM System OM-5 bietet zwar keinen eingebauten Blitz, aber einen TTL-Blitzschuh. Damit können alle Systemblitzmöglichkeiten genutzt werden, etwa das Blitzen am Ende der Belichtung, Drahtlosblitzen, Highspeed-Blitzen und so weiter. Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/250 Sekunde.

Bei der Konnektivität gibt sich die OM-5 Mark II dank Bluetooth und WLAN ebenfalls modern. Die Einrichtung gelingt problemlos, sodass sich die Kamera mit der kostenlosen App (für iOS und Android) von OM System steuern lässt. Dabei kann man wählen, ob man die Kamera inklusive Livebildübertragung fernsteuern oder aber nur fernauslösen möchte, in letzterem Fall fungiert das Smartphone (oder Tablet) dann „nur“ als Drahtlosauslöser. Auch eine Bildübertragung auf das Smartphone ist selbstverständlich möglich.

Bluetooth dient nicht nur der einfacheren Verbindung der Kamera mit dem Smartphone sowie der Möglichkeit, die Kamera in der Fototasche zu „wecken“, um ein paar Bilder zu übertragen, sondern auch zum Geotagging. Die Aufnahmekoordinaten landen dann direkt in den EXIF-Daten der aufgenommenen Bilder, sofern die App läuft. Auch Firmwareupdates sind über die Smartphone-App möglich.

Bilder lassen sich auf der OM-5 Mark II auch nach der Aufnahme noch bearbeiten, egal ob es sich um JPEGs oder Raws handelt. JPEGs können beispielsweise beschnitten werden, auch eine Gegenlichtkorrektur oder eine Hautglättung und ein paar Filtereffekte sind möglich. Rohdatenbilder können zudem direkt in der Wiedergabefunktion zu JPEGs entwickelt werden, ein paar Einstellungen sind dabei auch möglich, beispielsweise zur Korrektur von Belichtung und Weißabgleich.

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