Mittelformat-Kompaktkamera
Fujifilm GFX100RF im Test
2025-05-27 Mit der Fujifilm GRX100RF bietet der japanische Traditionshersteller die erste digitale Mittelformat-Kompaktkamera des Marktes an. Sie kombiniert 100 Megapixel Auflösung auf einem 44x33 Millimeter großen CMOS-Bildsensor mit einem 35mm-Objektiv, was einem Kleinbildäquivalent von 28 Millimetern entspricht. Allerdings ist das Objektiv mit F4 weder lichtstark, noch bietet die Kamera einen Bildstabilisator. Ob das Gesamtkonzept aufgeht und wie es um die Bildqualität der 5.500 Euro teuren Kamera bestellt ist, verraten wir im ausführlichen Testbericht. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm GFX100RF haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 33-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Die Fujifilm GFX100RF besitzt ein klassisch designtes, hochwertig verarbeitetes Gehäuse. Es fällt relativ hoch aus und ist damit ein wenig an den Mittelformatsensor mit 4:3-Seitenverhälnis angelehnt. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Zwar erinnert die Fujifilm GFX100RF ein wenig an die X100-Serie von Fujifilm, besitzt aber doch ein eigenständiges Design. Das beginnt bereits beim mit 9 Zentimetern ungewöhnlich hohen Gehäuse im Verhältnis zur Breite von 13,4 Zentimetern. Fast scheint es an den 4:3-Sensor angelehnt zu sein, auch wenn dafür tatsächlich sogar noch ein Zentimeter an Höhe fehlt.
Das Gehäuse besteht aus Metall und ist grundsätzlich gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, selbst an den drei Klappen – nur am Objektiv nicht. Erst wenn man den mitgelieferten Adapterring samt mitgeliefertem 49mm-Schutzfilter anbringt, wird der Schutz komplett. Eine eckige Streulichtblende befindet sich ebenfalls im Lieferumfang, sie besitzt sogar eigens einen aufschiebbaren Deckel, sodass Adapter, Filter und Blende montiert bleiben können, auch wenn die Kamera dann 10,5 statt 7,7 Zentimeter dick ist und das Gewicht um 82 von 729 auf 811 Gramm steigt.
Dank einer großzügig um das Gehäuse herum angebrachten Gummierung, die mit ihrer genarbten Struktur an Leder erinnert, sowie der leichten Griffwulst, liegt die GFX100RF gut in der Hand. Die üppige Höhe sorgt dafür, dass auch der kleine Finger einer europäischen L-Hand am Gehäuse Platz findet. Zwar ist die Kamera nicht leicht, stützt sich aber gut in die rechte Hand, sodass die andere nicht unbedingt unterstützen muss.
Fujifilm GFX100RF mit dem mitgelieferten Zubehör: Streulichtblende mit Schutzkappe, Schutzfilter und dem Adapterring, mit dem Filter und Streulichtblende an der Kamera befestigt werden. [Foto: MediaNord]
Die Fujifilm GFX100RF wird sehr klassisch bedient. Neben normalen Knöpfen gibt es vor allem mechanische Ringe, Drehknöpfe sowie einen Auslöser, der ein Gewinde für einen Drahtauslöser besitzt. Der Auslöser selbst besitzt sehr weiche Druckpunkte – zu weich, sodass man manchmal auch auslöst, obwohl man nur fokussieren wollte.
Wie bei der X100VI wird die ISO-Empfindlichkeit über das Drehrad der Zeitauswahl eingestellt, indem man es nach oben zieht und dreht. Danach wird der Ring wieder leicht nach unten gedrückt und fertig ist die Einstellung. Es gibt aber auch eine C-Position, bei der dann die ISO-Empfindlichkeit über ein normales Multifunktionsrad gewählt wird.
Um die Belichtungszeit einzustellen, braucht man das Rad dagegen nicht hochzuziehen. Hier stehen aber nur ganze Blendenstufen zur Verfügung. Um die Zwischenschritte einzustellen, kommen wieder die Multifunktionsräder zum Einsatz. Die C-Position auf dem Belichtungszeitenrad heißt hingegen „T“. In dieser Position steht dann der gesamte Belichtungszeitbereich inklusive der noch kürzeren elektronischen Belichtungszeiten zur Verfügung.
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Das Konzept setzt sich beim Belichtungskorrekturrad fort. Dieses hat ebenfalls keine Sicherung, ist aber schwergängig genug, um nicht versehentlich verstellt zu werden. Hier dient die C-Position ebenfalls dazu, die Belichtungskorrektur über die normalen Multifunktionsräder einzustellen und einen erweiterten Bereich zugänglich zu machen. Zwei dieser Einstellräder bietet die GRX100RF, das hintere sogar mit Drückfunktion. Unter dem vorderen sitzt eine zusätzliche Wippe, den man allerdings beim Drehen allzu leicht versehentlich mitbetätigt, das ist unglücklich gelöst.
Die Blende wird dagegen über einen Objektivring mit zwei Flügeln eingestellt. Hier stehen alle Blendenwerte inklusive der Drittelstufen von F4 bis F22 zur Verfügung. Eine C-Position gibt es hingegen nicht, hier kann im Menü eingestellt werden, ob die A-Position als solche arbeiten soll.
Das Bedienkonzept der GFX100RF kommt ohne Programmwählrad oder gar Motivprogramme aus. Das wirkt auf den ersten Blick altbacken, ist aber ziemlich logisch und damit schnell erlernbar. Die Grundeinstellungen wie Zeit, Blende und ISO besitzen, wie bereits erläutert, jeweils ein mechanisches Einstellungselement. Darauf ist jeweils neben den Werten ein kleines rotes A erkennbar. Wählt man dieses aus, dann wird für diesen Belichtungsparameter die Automatik aktiviert. Stehen zum Beispiel Zeit und Blende auf A, dann arbeitet die Kamera in einer Programmautomatik. Steht nur der Blendenring auf A, ist die Blendenautomatik aktiv und so weiter. Leichter geht es wirklich nicht.
Fujifilm GFX100RF mit Adapterring, Schutzfilter und Streulichtblende. [Foto: MediaNord]
Wer auf diese klassische Bedienart keine Lust hat, der stellt sich die Aufnahmeparameter einfach über die beiden Multifunktions-Drehräder beziehungsweise das Menü ein. Das Menü wird über den Joystick auf der Kamerarückseite bedient. Dieser ist sehr schwergängig, was die Menübedienung mühsamer macht als mit einem Steuerkreuz. Alternativ können auch die Multifunktionsräder zur Menünavigation verwendet werden.
Die Touchfunktion des Bildschirms lässt sich leider nicht im Menü einsetzen. Das Menü selbst ist sehr umfangreich, aber gut gegliedert. Am meisten stören dabei die unterschiedlichen Schriftbreiten, die teilweise sehr eng ausfallen und dann schwer zu entziffern sind. Wem das Menü zu unübersichtlich ist, obwohl die Einstellungen in Reitern und Unterpunkten organisiert sind, kann sich ein individuelles Menü „MY“ zusammenstellen.
Das funktioniert allerdings etwas umständlich. Das Hinzufügen von Elementen in den „MY“-Reiter wird nicht etwa auf dem MY-Reiter selbst vorgenommen, sondern im Einstellungsmenü. In den dortigen Benutzer-Einstellungen lassen sich in der „Mein Menü-Einstellung“ „Elemente hinzufügen“. Wenigstens zwingt einen die GFX100RF nicht, die gewünschten Funktionen (Elemente) aus einer ewigen Liste auszuwählen.
Stattdessen präsentiert die Kamera ein spezielles Menü, das mit dem normalen Kameramenü identisch ist, aber eine blaue Schrift verwendet, um Verwechslungen auszuschließen. Hier navigiert man dann zu der gewünschten Funktion und wählt sie aus, wodurch sie gekennzeichnet wird. Dadurch kann man erkennen, welche Funktionen schon im MY-Menü enthalten sind und welche nicht. Das Löschen funktioniert auf demselben Wege.
Zudem gibt es ein Quick-Menü, das über eine kleine, unscheinbare Taste rechts unterhalb des hinteren Einstellrads aufgerufen wird. In diesem Menü, das man übrigens ebenfalls individualisieren kann, funktioniert die Touchfunktion wiederum. Darüber hinaus lassen sich im Menü noch Wischgesten für den Touchscreen aktivieren, die dann wie Funktionstasten arbeiten.
Die GFX100RF bietet aber noch drei ganz besondere Bedienelemente. Eines davon, die Wippe unterhalb des vorderen Einstellrads, haben wir bereits erwähnt. Damit kann man ein Digitalzoom bedienen, bei dem es sich um eine Cropfunktion handelt. Bei bis zu 63 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite bleiben von den ursprünglich 102 Megapixel aber lediglich noch 19 übrig.
Links davon befindet sich ein weiterer Hebel mit zentralem Knopf, der gleich fünf Funktionen bietet. Man kann den Hebel kurz nach links oder rechts betätigen, den Knopf drücken oder lang nach links und rechts betätigen. Alles löst verschiedene Funktionen aus. Sowohl die Wippe als auch den Hebel kann man via Menü mit anderen als den vorgegebenen Funktionen belegen.