Superzoom-Kamera, Bridge-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Casio Exilim Pro EX-F1

2008-08-12 Die Casio Exilim Pro EX-F1 stellt mit ihrem speziell entwickelten, 6 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor quasi die "Formel 1" der Digitalkameras dar. Ihre 60 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung sind enorm, mit den 1.200 Bildern/s im Videomodus lassen sich schon richtige Zeitlupen-Studien erstellen, die sonst für Amateure bzw. Hobbyisten in der Preiskategorie nicht möglich wären. Doch ob die Bridgekamera der 800-Euro-Klasse auch fotografisch etwas zu bieten hat, zeigt der digitalkamera.de-Test.  (Benjamin Kirchheim)

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Ergonomie und Verarbeitung Die Casio Exilim Pro EX-F1 macht schon einen ziemlich wuchtigen Eindruck. Sie bringt betriebsbereit immerhin 760 g auf die Waage, so dass der Fotograf ordentlich etwas in der Hand hat. Hier wird die solide verarbeitete Kamera mit ihrem Kunststoffgehäuse und der Gummierung am Griff vor allem auch Fotografen mit größeren Händen beeindrucken, denn der Griffwulst ist groß und schmiegt sich gut in die Hand, so dass man die Kamera sehr sicher halten kann. Wie bei einer Spiegelreflexkamera kann es sich die linke Hand unter dem großen Objektiv bequem machen, das weder beim Zoomen noch beim Fokussieren noch beim Einschalten der Kamera seine Baulänge verändert. Dementsprechend wäre auch schweres Objektivzubehör am 62mm-Filtergewinde denkbar, denn der Tubus macht durch das Fehlen beweglicher Teile einen äußerst soliden Eindruck. Vorne ist ein breiter, gummierter Multifunktions-Drehring angebracht, der sich sehr ergonomisch bedienen lässt. Gleiches gilt für die drei Tasten, die links am Objektiv angebracht sind, mit denen man die Fokusmethode (Normal, Makro, Unendlich oder Manuell) einstellt, die Videoleuchte schalten kann (direkt unter dem Blitz) und – etwas ungewöhnlich – die Belichtung speichern kann. Normalerweise würde man die AE-L-Taste eher rechts oben an der Rückseite – also in Daumennähe der rechten Hand – vermuten. Doch hier befinden sich der Videoauslöser sowie, als Ringschalter ausgeführt, die Einstellung für den Videomodus – Standard, High Definition (HD) oder High-Speed (HS).

Eher üblich auf der Kamerarückseite sind das 4-Wege-Steuerkreuz mit mittlerer Bestätigungs- bzw. Set-Taste, wie sie bei Casio heißt, und dem als Ring um das Steuerkreuz angeordneten Rädchen zum Verstellen von Kameraparametern wie etwa der Belichtungszeit oder der Blende. Der restliche Platz auf der Rückseite zwischen Display und Daumenruheposition scheint eher zufällig mit drei Tasten gefüllt zu sein, die für den Menüzugriff, die Umschaltung zwischen Display und EVF (Elektronischer Videosucher) und die Wahl der eingeblendeten Displayanzeigen (u. a. ein Histogramm, allerdings kein Gitternetz) zuständig sind. Darüber hinaus gibt es noch zwei Tasten zum Aktivieren des Aufnahme- bzw. Wiedergabemodus, die wie oft üblich mit Grün und Rot besonders hervorgehoben sind.

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Die weitaus größte Fläche an der Gehäuserückseite wird allerdings durch das 2,8 Zoll (ca. 7 cm) große Breitbilddisplay eingenommen, das rund 230.000 Bildpunkte auflöst. Das Display zeigt eine ausreichend feine Auflösung, ein sehr klares Bild und auch sonst keine Schwächen. Anders der Sucher, der nicht nur leicht blaustichig erscheint, sondern dessen Bild auch leicht ruckelt – vom gefühlten Tunnelblick mal ganz abgesehen. Trotzdem ist er bei störend hellem Umgebungslicht eine brauchbare Alternative – konstruktionstechnisch ist bei einem solch enormen optischen Zoombereich (12-fach) auch gar nichts anderes möglich. Der Sucher verfügt für Brillenträger bzw. solche, die sie absetzen wollen, über einen nicht näher spezifizierten Dioptrienausgleich. Die Displaybreite nutzt die Kamera gut aus, um am rechten Rand ständig ein Menü für die wichtigsten Einstellungen (Auflösung, Blitzmodus, Empfindlichkeit, Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Belichtungsmessmethode, Fokusmessmethode Videoleuchtenstatus und Urzeit) einzublenden. Je nach Betriebsart stehen hier auch andere Einstellungen zur Verfügung wie z. B. die Serienbildrate. Das Kameramenü ist recht übersichtlich und optisch ansprechend gestaltet und teilt sich, je nach Betriebsmodus, in unterschiedliche Bereiche wie Aufnahmeeinstellungen, Qualitätseinstellungen, Kamerabasiseinstellungen oder Wiedergabeeinstellungen. 

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Die Betriebsart der Kamera wird auf verschiedenen Wegen bestimmt: Als erstes wäre hier das übliche Programmwählrad für den Fotomodus zu erwähnen. Neben einer Automatik stehen hier auch Zeitautomatik, Blendenautomatik sowie ein manueller Belichtungsmodus zur Verfügung. Mit insgesamt fünf Stellungen ist das Rad allerdings wenig effizient genutzt. So muss man das Motivprogramm (bei Casio Bestshot geheißen) aus über 20 Wahlmöglichkeiten per Steuerkreuz wählen; für die wichtigsten (z. B. Porträt, Sport, Landschaft, Nacht, Makro) hätte man ruhig noch ein paar Extrastellungen auf dem Programmwählrad spendieren können. Links vom Programmwählrad befindet sich ein Zweites, mit dem man die Fotoaufnahmeart bestimmt. Hier kann man direkt zwischen verschiedenen Serienbildmodi wählen: mit Blitz, vorauslaufende Serienbildaufnahme, Standard-Serienbildaufnahme mit wahlweise 1-60 Bildern pro Sekunde, Einzelaufnahmemodus, Zeitrafferaufnahmen sowie Bracketing mit Belichtungs-, Weißabgleichs- oder Fokus-Reihenaufnahmen. Die Wahl zwischen Video- oder Einzelbildaufnahme geschieht dagegen darüber, welchen der beiden Auslöser man betätigt – so ist ein schnelles Wechseln ohne großes Umdenken möglich – die Casio Exilim Pro EX-F1 möchte eben irgendwie beides gleichzeitig sein.

Doch noch einmal zurück zum solide verarbeiteten Kunststoffgehäuse: Dieses verfügt an der Kameraunterseite über ein Metallstativgewinde, das sich in der optischen Achse befindet – wie es sich eben für eine "richtige" Kamera gehört. Und selbst große Stativwechselplatten verdecken nicht die Klappe für das Akkufach. Der Akku ist großzügig dimensioniert und gibt der Kamera Puste für über 500 Fotos. Die SD-Speicherkarte wird über eine separate Tür an der Griffseite der Kamera entnommen, während sich die üppigen Anschlussmöglichkeiten (HDMI, Fernauslöser/USB/AV, DC und Mikrofon) – allerdings nur von einem Gummi geschützt – auf der anderen Kameraseite befinden.

Ausstattung Eines der wesentlichen Merkmale der Casio Exilim Pro EX-F1 ist sicherlich die Serienbildgeschwindigkeit und auch die Videofunktion. Erstere verfügt nicht nur über zahlreiche Wahlmöglichkeiten wie etwa die Option, bereits vor dem Drücken des Auslösers Bilder aufzuzeichnen, sondern auch über eine Geschwindigkeitseinstellung bis auf 1 Bild pro Sekunde genau. Die Einstellung erfolgt wahlweise über das Schnellzugriffsmenü oder über den Ring vorne Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] am Objektiv. So hat der Benutzer die Wahl, welche Geschwindigkeit er wirklich braucht. Dabei werden immer maximal 60 Bilder in Folge aufgenommen. Es gibt jedoch auch die Option, dass die Kamera kontinuierlich Serienbilder aufzeichnet – dann allerdings lediglich mit rund 2 Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung und mit schneller SD-Speicherkarte. Das ist zwar ein guter Wert, der allerdings auch von anderen Kameras erreicht wird. Übrigens verfügt die Kamera über die Möglichkeit, RAW-Bilder aufzuzeichnen. Sinnvollerweise nutzt sie dazu nicht etwa ein proprietäres Format, sondern den Adobe-DNG-Standard, der sich so langsam – insbesondere bei kleineren Herstellern (Leica, Pentax, Samsung) – durchzusetzen scheint. Für den Benutzer ist das nur gut, muss er so doch nicht lange auf Updates seiner Bildbearbeitungsprogramme warten. Der RAW-Modus steht allerdings nicht für Serienbildaufnahmen zur Verfügung.

Der Blitz lässt sich dagegen auch bei Serienbildaufnahmen verwenden – allerdings bei verringerter Serienbildzahl und nur für maximal 7 Bilder in Folge. Des Weiteren verringert sich dann die Blitzreichweite, wodurch der Blitz überhaupt genügend Power für eine so schnelle Blitzfolge bekommt – denn die übliche Blitzladezeit liegt eigentlich bei rund 7 Sekunden. Den langen Objektivtubus hat Casio benutzt, um auch die "Blitznase" sehr lang werden zu lassen, ohne dass diese überzogen wirkt. Der Blitz klappt so besonders hoch auf (was er auch automatisch tut) und wird durch das Objektiv im normalen Betrieb nicht abgeschattet. Die Blitzeinstellungen selber sind nicht besonders üppig; man kann ihn nur an- oder ausschalten sowie einen Vorblitz gegen rote Augen hinzuschalten. Eine Leistungskorrektur oder eine optionale Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang stehen jedoch nicht zur Verfügung – sehr schade. Direkt unterhalb der Blitzlampe sitzt eine helle, weiße LED, die für die nötige Ausleuchtung beim Videofilmen in dunklen Umgebungen dienen kann. Man hat jedoch auch die Möglichkeiten, eine Videoleuchte auf den Blitzschuh zu stecken, der übrigens auch über einen Mittenkontaktanschluss verfügt, so dass Blitze mit Eigenautomatik im Fotomodus verwendet werden können.

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Die Videofunktion der Casio ist bisher unübertroffen. Ein Stereomikrofon ist eingebaut, über eine Buchse lässt sich aber auch ein Externes anschließen. Hinzu kommt die Möglichkeit, Videos in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) aufzuzeichnen. Als Containerformat dient hier Apple Quicktime mit der Dateiendung .MOV, wobei der moderne H.264-Codec zum Einsatz kommt. Dies führt zu hoher Videobildqualität bei recht geringer Dateigröße – allerdings erfordert dies auch einen schnellen PC. Ein 2 GHz Dualcore mit 2 GBytes RAM reichte jedenfalls nicht, um so aufgenommene Filme ruckelfrei abzuspielen – besser ist da schon die mitgelieferte Software. Sensationell dagegen ist die Highspeed-Filmaufnahme der Kamera mit bis zu 1.200 Bildern pro Sekunde. So kann man in Zeitlupe ruckelfrei zusehen, wie beispielsweise Eier zerplatzen, Insekten abfliegen oder landen – der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Allerdings sinkt die Auflösung mit steigender Bildrate deutlich, so dass man hier einen gewissen Kompromiss eingehen muss. Bei solchen Filmaufnahmen wird auch nicht der gesamte Bildsensor benutzt, sondern nur ein Ausschnitt, der im Livebild bereits vor der Aufnahme angezeigt wird; nicht aufgenommene Bildbereiche werden einfach abgeschattet. Schade, dass diese Voransicht nicht 100 % mit dem späteren Aufnahmebereich übereinstimmt, man sollte also etwas Versatz einplanen oder die Kamera auf dem Stativ während einer Probeaufnahme ausrichten.

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Auch bei der Wiedergabe bemerkt man die Abstimmung auf Filme. Es ist nicht nur möglich, die Geschwindigkeit einzustellen, sondern es steht sogar eine Lupenfunktion während der Filmaufnahme zur Verfügung – allerdings lassen sich beide Funktionen nicht kombinieren. Filme können sogar geschnitten – allerdings nicht wieder zusammengefügt werden. Wie es sich für eine Foto-Digitalkamera gehört, bietet sie auch ein paar Aufnahmeeinstellungen, beispielsweise für Sättigung oder Scharfzeichnung – auch eine inzwischen selbstverständliche Gesichtserkennung ist mit an Bord.

Objektiv Mit seinem 12-fachen Zoomfaktor ist das Objektiv der Casio Exilim Pro EX-F1 fast universell einsetzbar. Einzig die Anfangsbrennweite ist mit ihren 36 mm (entspr. Kleinbild) zu kritisieren; so fehlt es der Digitalkamera an wichtigem Weitwinkel, der inzwischen weit verbreitet ist und sich großer Beliebtheit erfreut. Der Blick auf die Frontlinse ist jedoch schon beeindruckend, und so zoomt das Objektiv – ohne seine Baulänge zu ändern – auf bis zu 432 mm (entspr. Kleinbild) hoch. Die Lichtstärke ist dabei als ordentlich zu bezeichnen, auch wenn sie gerade im Telebereich trotz der großen Frontlinse nicht die lichtstärkste ist. F4,6 ist die maximale Öffnung; hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass lichtstärkere Superzoomkameras oft einen kleineren Sensor besitzen, wodurch die Objektive bei gleicher Baugröße lichtstärker (hauptsächlich aufgrund einer niedrigeren realen Brennweite) ausfallen können. Dem 62mm-Filtergewinde des Objektivs ist einiges zuzutrauen, zumal dieses einen starren und damit stabilen Tubus besitzt – allerdings bietet Casio kein spezielles Originalzubehör wie etwa einen Weitwinkelkonverter an, so dass man hier nur per Try & Error fündig werden kann – schließlich muss ein Weitwinkelkonverter auf Objektiv und Bildsensor abgestimmt sein, damit sich Vignettierungen und Randunschärfen in Grenzen halten. Im Übrigen verfügt die Kamera über einen Bildstabilisator, der die negativen Auswirkungen von Kameraverwackelungen effektiv minimiert.

Casio Exilim Pro EX-F1 Wiedergabezoom [Foto: MediaNord]
Casio Exilim Pro EX-F1 Filmwiedergabe [Foto: MediaNord]
Casio Exilim Pro EX-F1 Aufnahmemenü [Foto: MediaNord]
Casio Exilim Pro EX-F1 Auswahl der Highspeed-Bildrate [Foto: MediaNord]
Neben der Möglichkeit, manuell mit Hilfe der Balkenanzeige auf dem Display und dem Ring vorne am Objektiv (alternativ auch den Tasten des Steuerkreuzes) zu fokussieren, verfügt die Casio F1 auch über einen Autofokus, der im Weitwinkel ab 40 cm und im Telebereich ab 90 cm scharf stellt. Schaltet man die Makro-Funktion hinzu, sinkt die Aufnahmedistanz auf 5 cm im Weitwinkel. Damit lassen sich durchaus beeindruckende Makroaufnahmen erstellen. Der Autofokus der Casio Exilim Pro EX-F1 stellt zwar im Gegensatz zur Serienbildrate keine Geschwindigkeitsrekorde auf, geht aber zumindest im Weitwinkel mit vernünftigen Geschwindigkeiten zu Werke. Die Kamera braucht ca. 0,6 Sekunden zum Fokussieren. Zoomt man weiter Richtung Tele, nimmt diese Zeit allerdings leicht auf 0,8 Sekunden zu – kein guter, aber ein akzeptabler Wert. Erfreulicherweise nimmt die Fokussiergeschwindigkeit der Digitalkamera bei schlechtem Licht nicht etwa ab, sondern sogar leicht zu, so dass man sich als Fotograf recht gut auf die Fokusgeschwindigkeiten einstellen kann. Sollte das Licht in dunklen Umgebungen mal nicht mehr reichen, schaltet sich das grüne Autofokushilfslicht hinzu. Die Farbe ist ungewöhnlich wie auch störend, zum Glück lässt sich das Licht per Menü "tot" schalten. Erfreulich kurz ist die eigentliche Auslöseverzögerung, so dass man mit Vorfokussierung echte Schnappschüsse mit einer Verzögerung von lediglich 0,02 Sekunden schießen kann. Erfreulich ist die Möglichkeit, die Kamera auf eine Art "Schnellfokussierung" umstellen zu können. Bei dieser Fokusmethode wird nicht etwa fokussiert, sondern die Hyperfokaldistanz zu Hilfe genommen (Erklärung siehe weiterführende Links). Damit ist es möglich, sehr schnell auszulösen und scharfe Aufnahmen zu bekommen, sofern sich das Motiv nicht zu dicht vor der Linse befindet.

Die Geräuschentwicklung sowohl beim Zoomen als auch beim Fokussieren ist äußerst gering, auch wenn die Kamera keine Ultraschallmotoren einsetzt. So treten beim Filmen kaum Störgeräusche auf und auch in Museen oder Kirchen fällt man mit der Kamera zumindest nicht durch unangenehme Geräuschentwicklung auf, sofern man die künstlich erzeugten Töne wie Fokusbestätigung oder Auslöseton auch abgestellt hat. Erwähnenswert wäre an dieser Stelle noch die Möglichkeit, den Objektivring auch mit der Zoomfunktion zu belegen. Dies ist allerdings nicht zu empfehlen, da die Kopplung an das Objektiv nur elektronisch und damit indirekt erfolgt. Spürbare Verzögerungen gegenüber einem manuellen Zoomring sind somit vorprogrammiert. Ergonomischer ist da der Einsatz der Ringwippe, die um den Auslöser angeordnet ist. Mit ihr lässt sich jede der rund 30 Zoompositionen recht gefühlvoll und präzise ansteuern, wobei das Zoomen von Weitwinkel- auf Telestellung mit 2,8 Sekunden etwas behäbig erscheint. Im Filmmodus ist das aber nur von Vorteil, da hier naturgemäß eher zu schnell gezoomt wird als zu langsam, was beim Betrachter – ähnlich wie bei zu schnellen Schwenks – später nur Schwindelgefühle hervorruft.

Bildqualität Eher ungewollt folgt die Casio Exilim Pro EX-F1 dem Ruf der 6-Megapixel-Initiative. Denn die relativ geringe Auflösung des 1/1,8 Zoll kleinen CMOS-Bildsensors ist nicht etwa auf diese zurück zu führen, sondern auf die speziellen Serienbild- und Highspeed-Filmeigenschaften der Digitalkamera. Trotzdem zeigt die Kamera im DCTau-Testlabor, wie recht diese Initiative mit ihrer Forderung hat. Das gesamte Testprotokoll mit vielen Diagrammen, Testbildausschnitten, Notenbewertung und Kommentar des Messingenieurs ist übrigens im Einzelabruf für 1,40 EUR oder als Flatrate (ab 4,16 EUR monatlich) über den weiterführenden Link erhältlich. Selbstverständlich wird auch hier auf die besonderen Bildqualitätseigenschaften eingegangen.
Ein Hauptproblem hoch auflösender, aber fingernagelkleiner Sensoren ist das Rauschen. Dieses fällt fast erwartungsgemäß niedrig aus. So sind sie Bilder besonders bei ISO 100 ohne störendes Rauschen, doch auch zu höheren Empfindlichkeiten kann man relativ bedenkenlos greifen. Durch die relativ geringe Auflösung kann die Kamera auch auf allzu aggressive Rauschunterdrückung verzichten. Zwar wäre mit einer solchen sicher noch weniger Rauschen bei hohen Empfindlichkeiten möglich, doch dies entspräche nicht dem Anspruch eines Bridgekamerabenutzers. Denn einem solchen ist eine möglichst dezente Aufbereitung der Bilder wichtig, damit diese ohne Qualitätsverluste am PC weiter bearbeitet werden können. Wer allerdings das letzte Quäntchen an Qualität aus den Bildern herausholen will, sollte auf den RAW-Modus zurück greifen. Erfreulicherweise nutzt die Digitalkamera hier das DNG-Format, so dass man nicht auf die Unterstützung eines exotischen Formats durch das bevorzugte Bildbearbeitungsprogramm warten muss.

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Doch neben dem geringen Rauschen zeigt auch die Auflösung, dass man mit 6 Megapixeln durchaus auskommen kann. Die Auflösung ist über das Bildfeld und bei allen Brennweiten recht konstant und ungewöhnlicherweise eher in der Bildmitte etwas niedriger als am Bildrand. Dies ist auch dem guten Objektiv zu verdanken, das sicher seinen Anteil am hohen Preis der Kamera hat. Dieses hat auch eine nicht mehr messbare Randabdunklung, so dass keinerlei Vignettierungen auftreten. Selbst bei der Verzeichnung kann man es schon fast als Spitzenklasse bezeichnen. Aber nur fast, denn es treten noch Verzeichnungen auf, die aber selbst im Vergleich zu Objektiven mit wesentlich kleinerem Zoombereich gering ausfallen. Die tonnenförmige Verzeichnung ist im Weitwinkel nur 1 % stark, ändert sich bei mittlerer Brennweite auf eine kaum sichtbare kissenförmige Verzeichnung von 0,4 %, die am Teleende 0,8 % stark wird. Damit fällt sie am Teleende noch visuell am deutlichsten auf, da tonnenförmige Verzeichnungen natürlicher wirken als kissenförmige.

Wichtig für die Alltagsfotografie ist auch die Eingangsdynamik der Kamera. Sie soll kontrastreiche Motive nicht nur mit Zeichnung in Lichtern und Schatten wiedergeben, sondern die Belichtungsmessung und auch die Ausgangsdynamik sollen möglichst präzise arbeiten und alle Möglichkeiten der digitalen Bildaufbereitung ausnutzen. Die Belichtungsmessung erlaubt sich dabei keine Schwächen, zumal man als Fotograf mit der Einstellung der Messmethode (Mehrfeld, Mittenbetont oder Spot), Belichtungskorrektur oder gar manueller Einstellung auch alle kreativen Korrekturmöglichkeiten in der Hand hat. Bei der Eingangsdynamik hingegen muss man sich auf den Bildsensor verlassen, der bei ISO 100 eine sehr gute Eingangsdynamik von 8,7 Blendenstufen zeigt. Selbst bei ISO 800 stehen noch 7,8 Blendenstufen zur Verfügung, auch wenn das eine ganze Blendenstufe (halbe Lichtmenge) weniger ist. Beim Schritt zu ISO 1.600 verliert man eine weitere Blende, was man vermeiden sollte. Die Ausgabedynamik verschenkt in den Lichtern kaum Tonwerte, aber in den Schatten schon ein wenig mehr. Der Schwarzwert liegt aber so gerade noch im Toleranzbereich. Es schadet aber nicht, den Kontrast bei der Bildbearbeitung leicht zu erhöhen, um das volle Spektrum auszunutzen.

Casio Exilim EX-F1 [Foto: MediaNord] Bei der Aufbereitung der Bilddetails und der Scharfzeichnung zeigt sich die Casio ebenfalls professionell zurückhaltend. Besonders die Scharfzeichnung ist moderat und sehr gleichmäßig, so dass Kanten unterschiedlicher Ausrichtung gleich stark geschärft werden und auch keine Farbsäume wie Weiß- oder Schwarzclipping auftreten. Die Artefakte sind zwar etwas stärker, aber noch akzeptabel, wobei hier besonders die Farbartefakte bzw. Moiréeffekte etwas mehr in Erscheinung treten. Erstaunlich ist eine andere Eigenschaft der Digitalkamera: Normalerweise hat der Weißabgleich von Digitalkameras bei warmem Kunstlicht (Kerzenlicht, Glühlampenlicht) so seine liebe Not – nicht so die Casio EX-F1. Hier arbeitet die Automatik wie auch bei Tageslicht sehr präzise. Die Medaille hat jedoch auch eine Kehrseite: Bei Leuchtstofflampenlicht hat die Kamera größere Probleme und produziert einen Grünstich, der sich allerdings mit den richtigen Weißabgleichsvoreinstellungen beseitigen lässt. Sehr ausgewogen sind auch die Komprimierungseinstellungen; bei höchster Qualität arbeitet sie visuell verlustfrei, bietet aber auch zwei gut abgestimmte Stufen mit höherer Komprimierung, bei denen es allerdings zu visuellen Verlusten und Blockartefakten kommt.

Fazit Die Casio Exilim Pro EX-F1 ist eine Digitalkamera, die nicht nur mit ihrer Serien- und Filmgeschwindigkeit begeistern kann. Von der Ausstattung und vom Handling ist sie eine reinrassige Bridge-Superzoomkamera, die nicht nur mit ihrer Ausstattung und Optik beeindruckt, sondern vor allem eine herausragende Bildqualität bietet. Die hohe Serienbildgeschwindigkeit erforderte einen speziellen CMOS-Bildsensor, der mit 6 Megapixeln relativ gering auflöst, aber sozusagen dem Ruf der gleichnamigen Initiative folgt und diese auch bestätigt. Das einzige Manko dieser hervorragenden Kamera ist ihr relativ hoher Preis, für den man schon eine Einsteiger-DSLR samt Superzoomobjektiv bekommt.

Kurzbewertung

  • Viele Schnittstellen (Mikrofon, HDMI, USB, DC, A/V)
  • Haptisch auch für große Hände gut geeignet
  • Atemberaubende Zeitlupen-Aufnahmen bei bis zu 1.200 Bildern pro Sekunde
  • Hervorragende Bildqualität
  • Blitzschuh ohne TTL-Kontakte
  • Fehlender Weitwinkelbereich
  • Trotz guter Videoeditier- und Anzeigefunktionen kein Zusammenfügen von Filmen möglich
  • Teilweise etwas "hakelige" bzw. umständliche Bedienung

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 82 %
Ausstattung 12,5 % 95 %
Handhabung 12,5 % 93 %
Geschwindigkeit 12,5 % 86 %
Bildqualität 50,0 % 93 %
Gesamtnote 91 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Casio
Modell Exilim Pro EX-F1
Preis ca. 800 EUR
Sensor Auflösung 6 Megapixel
Max. Bildauflösung
(Seitenverhältnis)
2.816 x 2.112
(4:3)
Objektiv 2,7-4,6/36-432
Filtergewinde 62 mm
Sucher

Sichtfeld
  Dioptrienausgleich
EVF mit 201.600 Bildpunkten
100 %
ja
LCD-Monitor
  Auflösung
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher
2,8"
230.160


ja
Videoausgang
 als Sucher
Composite, HDMI
Programmautomatik  ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere

ja
ja
ja
ja
ja
20
Belichtungs-
messung
Mehrfeld, Integral, Spot
Blitz
  Leitzahl
  Blitzanschluss
ja
ca. 6,4
Mittenkontakt Blitzschuh
Fernauslöser ja
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC
Videomodus
  Format
  Codec
  Auflösung (max.)
  Bildfrequenz (max.)  
ja
MOV
H.264
1.920 x 1.080
1.200 B/s
Empfindlichkeit
  automatisch
  manuell

ISO 100-800
ISO 100-1.600
Weißabgleich
  Automatik
  Sonne
  Wolken
  Leuchtstofflampe
  Glühlampe
  Sonstiges
  Manuell

ja
ja
ja
ja
ja

ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
  AF-Hilfslicht
  Geschwindigkeit

1 aus 129 x 68

grell-grün
0,4 - 0,8 s
Sprachen Deutsch, 17 weitere
Einschaltzeit 2,4 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
 ja
Gewicht
(Betriebsbereit)
760 g
Serienbildfunktion*
  Serienbildanzahl
  Frequenz
    (Bilder/s)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
  mit Blitz

60 (JPEG)
1-60 (JPEG)

2 (JPEG)

7 (JPEG)
Zoom
  Zoomverstellung

  Zoomstufen
  Zeit WW bis Tele

Ringwippe oder Fly-by-Wire-Ring
30
2,8 s
Speicher-
geschwindigkeiten*
  JPEG
  RAW


0,8 s (3,1 MByte)
4,3 s (9,6 MByte)
Auslösung während des Speicherns möglich
Akkulaufzeit ca. 520 Bilder lt. CIPA

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* * mit 2 GByte Lexar 133x SD Speicherkarte

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.