Superzoom-Kamera, Bridge-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Canon PowerShot SX20 IS

2009-09-27 Die Canon PowerShot SX20 IS besticht vor allem mit ihrem 20fachen optischen Zoom. Der Brennweitenbereich erstreckt sich von weitwinkelstarken 28 bis 560 mm bei einer Lichtstärke von F2,8 bis F5,7. Dem aktuellen Trend folgend, integriert Canon eine HD-Video-Funktion mit Stereo-Ton. Darüber hinaus bietet die 12-Megapixel-Kamera ein klapp- und schwenkbares Display. Wie bei allen Kameras in dieser Klasse gibt es viele Sonderfunktionen, wie z. B. "Face Detection" in Verbindung mit dem Selbstauslöser. Im digitalkamera.de-Test wurde die SX20 auf Herz und Nieren geprüft.  (Ronny Lauer)

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Die SX20 IS liegt sofort gut in der Hand. Das Gehäuse aus hochwertigem Kunststoff macht einen soliden Eindruck und ist gut verarbeitet. Die Klappen, hinter denen sich die Anschlüsse und die Batterien befinden, sind nicht zu leichtgängig und rasten beim Verschließen deutlich ein; das macht die Kamera alltagstauglich. Die Zoomwippe ist gut zu erreichen und funktioniert gleichmäßig über den gesamten Zoom-Bereich. Beim Betätigen der Zoomwippe wird im Display gleich der minimale Objektabstand, den die Kamera zum Fokussieren braucht, angezeigt. Das mit der 4-Wege-Wippe kombinierte Wahlrad mit den wichtigen Funktionen wie z. B. ISO-Einstellung, Selbstauslöser oder Makro und Super-Makro ist an der Kamera-Rückseite neben dem Display angebracht und mit dem Daumen leicht zu bedienen. Ebenso befindet sich auf der Rückseite der SX20 IS der jederzeit verwendbare Aufnahmeknopf für die HD-Video-Funktion, welche sich dadurch ohne komplizierte Umstellungen aus dem normalen Kamerabetrieb aktivieren lässt. An der Oberseite der Kamera sitzt rechts neben dem Blitz das Programmwahlrad mit allen Motivprogrammen. Mit dem Knopf links neben dem Blitz, der manuell Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]ausgeklappt werden muss, können bei Nutzung des Blitzes Einstellungen wie z. B. die Synchronisation eingestellt werden.

Das Display ist mit 2,5 Zoll (6,4 cm) nicht allzu groß. Beim Arbeiten erweist es sich jedoch als gut. Besonders überzeugte es bei Aufnahmen im Außenbereich. Im Vergleich zu vielen anderen Kameras in diesem Preissegment ist es zwar um 0,5 Zoll kleiner, was sich aber beim Stromverbrauch positiv bemerkbar macht; die Auflösung liegt mit 230.000 Bildpunkten aber genauso hoch wie bei vielen 3“-Displays. Angenehm ist die automatische Erkennung der Kamera-Position. Beim Betrachten werden alle Bilder (ob hoch- oder querformatig) automatisch an die Haltung der Kamera angepasst. Das Display ist sowohl horizontal als auch vertikal um 180° drehbar. Für sehr helle Umgebungen gibt es zusätzlich einen elektronischen Sucher mit Dioptrienausgleich. Hier wirken die Bilder sehr kontrastreich.

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Auf der rechten Seite der Kamera befinden sich im Griff alle notwendigen Anschlüsse sowie der Einschub für die SD(HC)-Karte. Die Anschlüsse sind allesamt gut erreichbar. Der USB-Anschluss entspricht dem Standard 2.0 und ermöglicht einen schnellen Datenaustausch, wenn kein Kartenleser verwendet wird. Hervorzuheben ist der HDMI-Anschluss, der das Anschauen der HD-Videos in digitaler Qualität ermöglicht. Für die Energieversorgung hat sich Canon bei der SX20 IS für handelsübliche AA-Batterien oder Akkus entschieden. Ein optionales Netzteil ist von Canon erhältlich. An der unteren Seite befindet sich ein Stativgewinde aus Metall. Inklusive Batterien und Speicherkarte bringt der Testkandidat 645 g Gewicht auf die Waage.

Ausstattung Herausragend aus dem breiten Spektrum an technischer Ausstattung ist der große Zoombereich. Mit 28 bis 560 mm steht ein 20fach-Zoom zur Verfügung. Mit der Zoomwippe kann die Brennweite in zwei Geschwindigkeiten verändert werden. Das macht ein schnelles Reagieren genau so möglich wie die exakte Definition des Bildausschnitts. Der Ultraschall-Motor sorgt für ein angenehm leises Zoomen. Zudem sorgt der zuverlässig arbeitende optische Bildstabilisator für ein ruhiges Bild und weniger verwackelte Aufnahmen, was gerade bei Teleaufnahmen wichtig ist.

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Auf dem Programmwahlrad finden sich neben den Standard-Funktionen wie Blenden- und Zeitvorwahl, Programmautomatik und manuellem Modus auch verschiedene Motivprogramme. Für Einsteiger ist die Auto-Scene-Detection wertvoll, die die kompletten Einstellungen automatisch an die Umgebungsbedingungen anpasst. Ein Stitch-Assistent erleichtert Panorama-Aufnahmen, die man allerdings hinterher am Computer mit der mitgelieferten Software zusammensetzen muss. Auch der Video-Modus ist auf dem Programmwahlrad vorhanden, kann jedoch jederzeit über den Aufnahme-Knopf gestartet werden.

Für die Makro-Freunde bietet die SX20 IS mit dem Super-Makro eine Funktion, mit der die Naheinstellgrenze bei 0 cm liegt. Die Kamera legt die Brennweite selbst fest. Allerdings gestaltet sich hier die Motivausleuchtung schwierig – manch ein Insekt ergreift ob des nahenden Objektivs die Flucht. Im Serienbildmodus lieferte die Kamera im Test wie auch in den Angaben von Canon eine Rate von ca. 1 Bild/s und das über einen langen Zeitraum, bis die Speicherkarte voll ist.

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Im Test sehr überzeugt hat die Video-Funktion, bei der während der Aufnahme optisch gezoomt werden kann – auch der Autofokus bleibt aktiv. Die Aufnahmen in HD-Qualität waren selbst bei schwachem Licht recht gut. Die Aufnahmezeit beträgt maximal 29 Minuten, sofern nicht vorher die maximale Speichergröße von 4 GBytes pro Film erreicht wird. Erfreuliches Detail: Die Empfindlichkeit der Stereo-Mikrofone kann sogar, inklusive Windschutz, eingestellt werden. Die Qualität der Audio-Aufnahmen hat positiv überrascht. Die Video-Dateien werden als MOV-Datei abgespeichert und können unter anderem mit Apple Quicktime wiedergegeben werden. Aufgrund der Tatsache, dass die Videos im H.264-Format abgespeichert werden, ist der Speicherbedarf weniger groß als bei Motion-JPEG, ohne dass dabei Qualitätseinbußen entstehen.

Der Blitz bietet nicht nur die üblichen Einstellungen wie eine Rote-Augen-Reduktion, sondern auch eine Blitzbelichtungskorrektur um +/-2 Blendenstufen in 1/3-Schritten. Die Synchronisation lässt sich auch auf den 2. Verschluss-Vorgang einstellen, um Nachzieheffekte zu erzielen. Der Blitzschuh bietet die Möglichkeit zur Verwendung eines externen Blitzgerätes. Allerdings können externe Systemblitze nicht über den internen drahtlos mit TTL-Messung ausgelöst werden. Dafür überzeugt die Leistung des internen Blitzes, der auch bei problematischen Lichtsituationen gute Ergebnisse ermöglicht.

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Für das Erstellen von "Selbstportraits" bietet die PowerShot SX20 IS die pfiffige Verbindung von Selbstauslöser und Gesichtserkennung an. Sie ist relativ einfach zu bedienen und erstellt beim Erscheinen eines Gesichtes automatisch soviele Bilder, wie man vorher in den Einstellungen festgelegt hat. Die MyColors-Funktion ermöglicht – auch beim Anschauen der Bilder – das Ändern der Bildfarben in verschiedene Stile wie z. B. kräftiges Blau, Sepia oder Schwarz/Weiß, um nur einige der Möglichkeiten zu nennen. Die veränderten Bilder können dann als zusätzliche Dateien gespeichert werden.

Das Messfeld für den Autofocus lässt sich in den dafür vorgesehenen Programmen über das Wahlrad nahezu frei auf dem Bild bewegen und ist in der Größe veränderbar. Die Autofokusgeschwindigkeit liegt mit 0,5-0,7 s im durchschnittlichen Bereich für diese Kamera-Klasse. Der DCTau-Labortest, auf dem auch die Beurteilung der Bildqualität im folgenden Abschnitt beruht, gibt eine genaue Übersicht über die Auslöseverzögerung bei unterschiedlichen Brennweiten und Lichtverhältnissen. Inhaber einer Labortest-Flatrate haben direkten Zugriff ohne Extrakosten, alle anderen Interessenten müssen 1,40 EUR "löhnen".

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Bildqualität Die Canon PowerShot SX20 IS lieferte im Test insgesamt gute Ergebnisse. Bei viel Licht, vor allem im Außenbereich, überzeugte sie durch natürliche Farben. Im Innenbereich sorgt der automatische Weißabgleich für eine relativ neutrale Darstellung – auch bei Verwendung des Blitzes. Die Auflösung ist sowohl auf- als auch abgeblendet gut, zeigt aber auch einen leichten Randabfall, der für einen so enormen Zoomumfang völlig in Ordnung ist. Auffallend ist die sehr hohe Auflösung in der Bildmitte bei Offenblende im Weitwinkel, so dass hier der relative Randabfall stärker hervortritt. Abgeblendet ist die Auflösung insgesamt etwas geringer, was auf Beugungseffekte zurück zu führen ist und deutlich zeigt, dass bei 12 Megapixeln Auflösung auf dem kleinen 1/2,3"-CCD-Sensor die Grenze des physikalisch Sinnvollen erreicht ist.

Das Bildrauschen fällt bis ISO 200 sehr gering aus. Ab ISO 400 ist das Rauschen zwar gut geglättet, es kommt jedoch mit steigender Empfindlichkeit zu immer höheren Detailverlusten. Auffallend sind die auftretenden Artefakte wie Aliasing und Moiréeffekte an feinen Strukturen durch die aggressive Detailaufbereitung. Hier liegt die Kamera etwas hinter den Mitbewerbern. Die Scharfzeichnung ist hingegen gut ausgewogen und zeigt keine nennenswerten negativen Effekte.

Canon PowerShot SX20 IS [Foto: MediaNord]Die Randabdunkelung fällt erstaunlich gering aus. Das ist bei einem solchen Objektiv nur durch eine softwarebasierte Korrektur erreichbar, die aber – wie im DCTau-Protokoll klar zu erkennen ist – in angemessener Stärke erfolgt. Bei der Verzeichnung wurde weniger "getrickst". Das Objektiv zeigt im Weitwinkelbereich eine tonnenförmige Verzeichnung, die vor allem beim Fotografieren von Landschaften oder Gebäuden leicht störend ist. Bei mittlerer und langer Brennweite hingegen fallen die Verzerrungen sehr gering aus.

Die Verarbeitung von hohen Motivkontrasten gelingt der PowerShot recht gut, der Dynamikumfang beträgt immerhin rund 8,8 Blendenstufen bei ISO 80 und 100. Selbst bei ISO 800 werden 8 Blendenstufen erreicht. Hinzu kommt die erstaunlich neutrale Tonwertwiedergabe. Mittentöne werden nur leicht im Kontrast angehoben, nur die hellsten Lichter und tiefsten Schatten sind etwas weicher, um eine angenehme Bildwiedergabe zu bewirken. Dabei ist der Schattenwert minimal erhöht, was sich aber im Zweifel in der Bildbearbeitung beheben lässt.

Beim Einlegen der Speicherkarte erkennt man sofort, dass sehr viele Bilder darauf passen. Ursache hierfür ist die starke Komprimierung. So hat ein 12-Megapixel-Bild eine Datenmenge von rund 2,5 MBytes. Wünschenswert wäre es, wenn die Bilder weniger komprimiert würden, um etwas mehr Qualität aus den Aufnahmen herauszuholen, denn es zeigen sich leichte Komprimierungsartefakte. Die stärkere Komprimierung sollte man unbedingt meiden, sie bedeutet eine deutliche Qualitätseinbuße. Leider fehlt die Möglichkeit, Bilder im RAW-Format zu speichern, komplett.

Fazit Die Canon PowerShot SX20 IS überzeugte im Test als Gesamtpaket und mit ihrem großen Ausstattungsumfang. Highlights sind vor allem das 20fach-Zoom mit einem über den gesamten Brennweitenbereich guten Qualitätsergebnis sowie eine gut funktionierende HD-Video-Funktion. Die Super-Makro-Funktion bietet die Möglichkeit, mit 0 cm Naheinstellgrenze sehr interessante Detailaufnahmen zu erstellen. Die gute Bildqualität liegt nur minimal hinter der Konkurrenz (Panasonic Lumix DMC-FZ38). Durch die komplette Ausstattung mit HD-Video, Anschlussmöglichkeit für externe Blitzgeräte und nicht zuletzt den enormen Zoombereich ist die Kamera jedoch absolut empfehlenswert.

Kurzbewertung

  • Gute Anpassungsmöglichkeiten
  • Systemblitzschuh
  • HD-Video-Funktion mit guter Bild- und Tonqualität
  • Helles, Dreh- und schwenkbares Display
  • Großer Zoombereich
  • Relativ starke Artefakte an feinen Strukturen
  • Kein RAW/CR2-Modus
  • Sehr stark komprimierte Dateien

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 88 %
Ausstattung 12,5 % 96 %
Handhabung 12,5 % 92 %
Geschwindigkeit 12,5 % 88 %
Bildqualität 50,0 % 84 %
Gesamtnote 87 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Canon
Modell PowerShot SX20 IS
Preis ca. 380 EUR
Sensor Auflösung 12 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.000 x 3.000
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv F2,8-5,7/28-560mm
Filtergewinde
Sucher elektronisch
  Auflösung 235.000
  Dioptrienkorrektur ja
LCD-Monitor 2,5"
  Auflösung 230.000
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang PAL/NTSC, HDMI
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
Motivprogramme
  Porträt ja
  Kinder/Baby
  Landschaft ja
  Makro
  Sport/Action ja
  weitere 12
Belichtungsmessung    Mehrfeld, Mitenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Blitzanschluss TTL-Systemblitzschuh
Fernauslöser
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC, MMC
Videomodus ja
  Format MOV
  Codec H.264
  Auflösung (max.) 1.280 x 720
  Bildfrequenz (max.) 30 Bilder/s
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 80-1.600
(Obergrenze einstellbar)
  erweitert ISO 80-3.200
  manuell ISO 80-1.600
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Blitz
  Manuell ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
15
  AF-Hilfslicht grün
  Geschwindigkeit ca. 0,5-0,7 s
Sprachen Deutsch
  weitere 25
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
ja
Gewicht
(Betriebsbereit)
645 g
Zoom
  Zoomverstellung motorisch über Ringwippe
  Zoomstufen stufenlos
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
Akkulaufzeit ca. 340 Bilder (mit Alkali-Batterien)
ca. 600 Bilder (mit NiMH-Akkus)
(Angaben lt. CIPA-Messverfahren)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.