Spiegellose Vollformat-Profi-Systemkamera

Canon EOS R3 im Test

2022-05-24 Die Canon EOS R3 ist die erste professionelle spiegellose Systemkamera des Kamera-Marktführers. Sie basiert auf einem eigens entwickelten Stacked-BSI-CMOS-Sensor mit 24 Megapixeln, der 30 Serienbilder pro Sekunde mit AF- und AE-Verfolgung sowie unterbrechungsfreiem Sucherbild ermöglicht. Der Autofokus soll der bisher schnellste aller R-Kameras sein und auch die Videofunktion kann sich mit 6K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde sehen lassen. Im Test haben wir im Labor und in der Praxis analysiert, wie gut die schnelle DSLM wirklich ist.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R3 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 39-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Auch wenn es sich bei der Canon EOS R3 um eine spiegellose Systemkamera handelt, ist sie in vielerlei Hinsicht ein mächtiges Schwergewicht. Das fängt beim stolzen Preis von fast 6.000 Euro an, geht über das wuchtige Gehäuse mit eingebautem Hochformatgriff bis hin zum Gewicht, das betriebsbereit bereits ohne Objektiv bei knapp über einem Kilogramm liegt; auch wenn das gut 400 Gramm weniger sind als bei einer Profi-DSLR wie der Canon EOS-1D X Mark III. Unsere Testkombination mit dem RF 24-70 mm 2.8L IS USM bringt es sogar auf knapp über 1,9 Kilogramm. Außerdem kam das Canon RF 70-200 mm 2.8L IS USM als Sportobjektiv an der EOS R3 zum Einsatz (siehe Bilder am Ende des Testberichts).

Für das Gewicht bietet die EOS R3 aber auch eine über jeden Zweifel erhabene Verarbeitungsqualität. Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Canon gibt sogar eine Schutzklasse dafür an: IPX2. Das bedeutet einen Tropfwasserschutz bis 15 Grad abweichend von der Senkrechten. Vor allem im Querformat liegt die EOS R3 sehr satt in der Hand. Dennoch empfiehlt es sich bei dem Gewicht, das Objektiv mit der linken Hand zu stützen. Die Handgriffflächen auf der Vorder- und Rückseite sind großzügig gummiert, so dass einem die Kamera kaum aus den Händen gleiten kann. Im Hochformat ist der Handgriff zwar ein wenig schlechter ausgeprägt, aber die EOS lässt sich auch damit sicher halten.

Bei der Bedienung setzt Canon auf viele Knöpfe sowie einen Joystick und drei Funktionsräder, die sich allesamt sehr umfangreich individualisieren lassen. Viele Funktionen werden ergonomisch per Knopfdruck und anschließendem Dreh an einem der drei Funktionsräder, eines in Auslösernähe, eines oben hinten an der Kamera und das dritte auf der Rückseite, eingestellt. Hat man diese Bedienung erst einmal verinnerlicht, lässt sich die Kamera blitzschnell auf die aktuellen Aufnahmeanforderungen einstellen.

Damit man die Kamera auch im Hochformat ohne Verrenkungen bedienen kann, sind einige Bedienelemente doppelt ausgeführt, etwa der programmierbare M-Fn-Funktionsknopf, das vordere und hintere Bedienrad oder der Joystick und sogar die AF-On-Taste mit dem Smart Controller. Mit einem separaten Schalter, der in den Einschalter integriert ist und kaum versehentlich verstellt werden kann, lassen sich die Hochformatbedienelemente aktivieren oder vor versehentlicher Betätigung schützen.

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Auch durch die umfangreichen Menüs navigiert man dank der drei Einstellräder zügig, alternativ kann aber auch der Joystick oder sogar der Touchscreen verwendet werden. Die Menüs geben insbesondere denen, die schon mit Canon vertraut sind, keine Rätsel auf. Sie sind klar gegliedert und bieten umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Dazu gehört neben zahlreichen konfigurierbaren Tasten und Funktionen auch ein "My Menü", das vom Fotografen mit den für ihn wichtigsten Menüpunkten belegt werden kann. Zudem startet das Menü stets an der zuletzt verwendeten Position, so dass diese nicht immer wieder mühsam gesucht werden muss.

Auf dem Bildschirm lassen sich die wichtigsten Tasten- und Funktionseinstellungen per Knopfdruck direkt einblenden und auch ändern. Im Live-View gibt es neben Aufnahmeanzeigen auch eine elektronische Wasserwaage sowie ein Live-Histogramm. Nützlich sind auch die auf dem Bildschirm oder im Sucher einblendbaren Gitter, die Fokuslupe und Fokuspeaking zur Unterstützung der manuellen Fokussierung.

Praktisch beispielsweise bei Belichtungsreihen vom Stativ, etwa für HDR-Aufnahmen, ist der elektronische Verschluss, der aber noch andere Vorteile bietet. So beträgt die minimale Verschlusszeit dann 1/64.000 statt 1/8.000 Sekunde und auch bei Serienbildaufnahmen ist die Kamera deutlich schneller (dazu unten mehr). Übrigens schließt sich der mechanische Verschluss der EOS R3 beim Ausschalten als Staubschutz für den Bildsensor.

Ein beleuchtbares LC-Display auf der Oberseite steht für die Anzeige der Einstellungen neben dem farbigen Touchscreen zur Verfügung. Letzterer ist mit 3,2 Zoll (rund acht Zentimeter) recht groß und löst mit 4,2 Millionen Bildpunkten äußert fein auf. Hinzu kommt der Vorteil des 3:2-Formats, so dass im Live-View der ganze Bildschirm ohne Trauerränder genutzt werden kann. Es handelt sich um einen Touchscreen mit voller Touch-Kontrolle, so dass sich selbst das Menü auf Wunsch per Touch statt mit Tasten bedienen lässt. Auch eine Bildschirmtastatur steht zur Verfügung. Mit einer maximalen Leuchtdichte von 730 cd/m² leuchtet der Bildschirm ausreichend hell, um auch bei Sonnenlicht noch gut abgelesen werden zu können. Allerdings muss die Helligkeit manuell geregelt werden. Wie gut, dass sich bei Bedarf per individualisierter Taste direkt die maximale Bildschirmhelligkeit aktivieren lässt.

Erstmals in einer Profikamera von Canon ist der Bildschirm dreh- und schwenkbar. Das bietet nicht nur für verschiedene Perspektiven und bei Videoaufnahmen als Kontrollmonitor Vorteile, sondern er lässt sich auch zum Schutz verkehrt herum an die Kamerarückseite klappen. So kann die Canon EOS R3 als reine Sucherkamera betrieben werden. Auch die Bildwiedergabe ist selbstverständlich im Sucher möglich. Zudem bietet Canon eine neue Suchermuschel an, die einseitig eine sehr große Abdeckung gegen Streulicht bietet. Auch zur exakten Positionierung des Auges für das Eye-Control-System bietet sie Vorteile.

Apropos Sucher: Typisch für eine spiegellose Systemkamera arbeitet er selbstverständlich elektronisch. Er vergrößert 0,76-fach und löst feine 5,76 Millionen Bildpunkte auf und arbeitet mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Während Serienaufnahmen sinkt die Aktualisierungsrate allerdings auf 60 Bilder pro Sekunde – immerhin bleibt dabei die volle Auflösung erhalten. Auch die Sucherverzögerung ist so minimal, dass sie kaum ins Gewicht fällt. Dank der Dioptrienkorrektur kann man ihn mit nicht zu starker Fehlsichtigkeit gut ohne Brille verwenden. Mit Brille auf der Nase kann man nämlich das Sucherbild nicht vollends überblicken. Das Sucherokular steht ein gutes Stück nach hinten über, sodass man nicht gleich mit der Nase am Touchscreen klebt und diesen noch bequem mit dem Auge am Sucher bedienen kann.

Durch die feine Auflösung vergisst man zuweilen, dass man durch einen Videosucher blickt. Seine Stärken spielt er beispielsweise dann aus, wenn das Umgebungslicht schwindet und man quasi eine Nachtsichtgerät-Kamera vor der Nase hat. Man erkennt mehr Details als mit dem bloßen Auge. Auch bei der Bedienung hilft der elektronische Sucher. So kann man nach Betätigung der M-Fn-Taste mit dem Daumenrad durch verschiedene Einstellungen scrollen und diese mit dem vorderen Rad anpassen. Durch die Einblendungen verliert man sein Motiv dabei nicht aus dem Auge und kann je nach Option die Auswirkungen, beispielsweise beim Weißabgleich, direkt im Sucherbild beobachten.

Der Sucher macht insgesamt einen hervorragenden Eindruck und bietet nicht nur eine automatische Aktivierung, sobald man die Kamera ans Auge nimmt, sondern sie erkennt sogar, wohin man blickt. Der Eye-Control-Autofokus dient als Alternative zum Fokusjoystick oder dem optisch arbeitenden Smartcontroller, der erstmals in der EOS-1D X Mark III zum Einsatz kam, zum Festlegen des Fokuspunkts. Die Verfolgung des Motivs übernimmt dann der Autofokus der Kamera. Das Eye-Control-System arbeitet mit im Sucher integrierten Infrarot-LEDs, einer Technik, die aus dem Medizinbereich stammt. Ein Sensor misst die Reflexionen und trackt anhand dessen das Auge, wofür allerdings eine Kalibrierung auf das jeweilige Auge des Fotografen nötig ist. Dafür bietet die EOS R3 mehrere Speicherplätze, beispielsweise um die Kamera zwischen mehreren Fotografen oder auch einem Fotografen mit und ohne Brille umschalten zu können.

Das System ist sehr empfindlich und so sollte man immer ähnlich durch das Okular schauen, damit es funktioniert. Sonnenbrillen, Gläser mit spezieller Beschichtung, Gleitsichtbrillen, beschlagene Brillengläser und harte Kontaktlinsen, die im Gegensatz zu weichen permanent wandern, sind für den Eye-Control-AF durchaus problematisch. Da ist es gut, dass das System nur eine Alternative zur bisherigen Fokusfeldwahl ist. Der Eye-Control-AF ist auch nicht dazu gedacht, das Motiv ständig zu verfolgen, denn das übernehmen der Servo-AF für die Distanznachführung oder der Tracking-AF für die Motivnachführung über das Bildfeld.

In der Praxis geht die Kalibrierung schnell vonstatten, man muss nur den Anweisungen im Sucher folgen und nacheinander in die Mitte sowie die vier Randbereiche schauen. Danach wird das Auge als zwei gelbe Kreise im Sucher dargestellt. Sobald man den Auslöser antippt oder die AF-On-Taste drückt, wird der Fokus dort fixiert und man hat das Auge wieder frei, um den Bildausschnitt zu kontrollieren oder auf neue Motive zu lauern, die ins Bildfeld kommen. Ein erneuter Druck auf die AF-On-Taste fixiert bei Bedarf den Autofokus neu, denn der Doppelkreis des Eye-Control-AF ist stets im Sucher zu sehen.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R3 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 39-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.