Zur Ermittlung des Fokusabstandes stehen der R100 insgesamt 3.975 Messpunkte zur Verfügung, die einzeln oder in 143 Gruppen angeordnet genutzt werden können. Die Messpunkte sind zu 100 Prozent auf der Bildhöhe verteilt und auf etwa 90 Prozent der Bildbreite.
Auf der Unterseite des kleinen Canon EOS R100 ist das Stativgewinde in der optischen Achse untergebracht. Zudem sieht man den Schieber für den Dioptrienausgleich auf der Unterseite des Suchers sehr deutlich. [Foto: MediaNord]
Beim digitalkamera.de-Autofokustest positionieren wir die Kamera auf zwei Meter Abstand vom Testaufbau. Dieser besteht aus einem kontrastreichen Hintergrund und einem elektronischen Messgerät, das es anhand von präzise getakteten LEDs ermöglicht, die Auslöseverzögerung und Autofokuszeit zu bestimmen. Um einen möglichst präzisen Wert zu ermitteln, wird eine Vielzahl von Testaufnahmen gemacht. Als "Abfallprodukt" können wir dabei gleich erkennen, ob ein Autofokus oft daneben liegt oder grundsätzlich Probleme hat, den Fokus zu finden.
Der Autofokus der EOS R100 ist in jeder Brennweite des Set-Objektivs recht langsam. Im Kontrast dazu ist die isolierte Auslöseverzögerung auf dem sehr guten Niveau der EOS R50.
Natürlich besitzt die EOS R100 die Möglichkeit, manuell zu fokussieren. Dazu steht eine Fokuslupe bis zu einer maximal 10-fachen Vergrößerung und natürlich auch das im Vergleich zur Lupe nicht ganz so präzise Fokus-Peaking zur Verfügung. Die Umschaltung vom automatischen zum manuellen Fokus kann mit dem "richtigen" Objektiv sehr schnell und einfach sein. Nämlich dann, wenn das Objektiv einen Schalter hat, der vom AF-Modus in den manuellen Modus umschaltet.
Besitzt das Objektiv keinen Schalter, muss man etwas in den Einstellungen der Kamera "wühlen", um zum entsprechenden Eintrag zu kommen (Aufnahme-Reiter auf Seite vier). Wieso Canon diese Umschaltung nicht mit ins Quickmenü gepackt hat, am besten gleich neben dem Einzel- und kontinuierlichen Autofokus, ist uns unverständlich.
Vor der Ermittlung der Serienbildgeschwindigkeit haben wir unsere Erwartungen mit einem Blick in die technischen Daten heruntergeschraubt. 6,5 Bilder pro Sekunde mit Einzelautofokus für sechs Rohdaten- beziehungsweise 97 JPEG-Aufnahmen in Folge sind nicht gerade schnell. Mit schneller Speicherkarte Panasonic 64 Gigabyte SDXC V90 UHS-II kann die Kamera die 6,5 Aufnahmen pro Sekunde zwar erreichen, aber ihr geht schon bei etwas mehr als der Hälfte der Herstellerangabe die Puste aus. Bei der Aufnahme von Rohdaten erreicht die EOS R100 in etwa die Herstellerangabe in Frequenz und Anzahl der gemachten Aufnahmen.
Wie wir bereits weiter oben im Text erwähnt haben, lassen sich auch im Wiedergabe-Modus der EOS R100 Bilder mit Spezialeffekten veredeln. Dazu stehen sieben Einstellungen mit Optionen zum "Finetuning" bereit. Neben den Effekten lassen sich Bilder auch drehen, bewerten, zuschneiden, in der Größe ändern und mehr.
Auf der linken Seite der Canon EOS R100 sind der Mikrofon- und der Kabelfernauslöseanschluss untergebracht. [Foto: MediaNord]
Auch die Möglichkeit, Bilder per WLAN an ein verbundenes Smartphone zu senden, ist kein Problem. Zu unserer Überraschung hat es der "Kreativassistent" ebenfalls in die EOS R100 geschafft. Bei dieser Funktion handelt es sich um den internen Rohdatenkonverter der Kamera. Dieser bietet neben Voreinstellungen auch manuelle Helligkeits-, Kontrast- und Farbeinstellungen.
Videofunktionen sind bei modernen Systemkameras nicht nur ein Gimmick, sondern lassen die Grenze zwischen Foto- und Videokamera verschwimmen. Leider hat Canon auch bei der Videoausstattung den Rotstift angesetzt. Die EOS R100 kann zwar immerhin in 4K, also mit 3.840 x 2.160 Pixel aufzeichnen, aber nur mit maximal 25 Bildern pro Sekunde und einem etwa 1,6-fachen Beschnitt. Zudem lässt sich der DualPixel-Autofokus nicht bei 4K Aufnahmen einsetzen. Zum Einsatz kommt stattdessen ein Kontrast-AF-System.
Etwas flotter geht es bei Aufnahmen mit 1.080p (FullHD) und 720p (HD) zur Sache. Diese können mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden. Einen Beschnitt gibt es in diesem Fall nicht und auch das DualPixel-AF-System wird eingesetzt, dann aber nur mit leicht reduzierten 3.375 Messpunkten und nur noch 117 AF-Zonen. Der Grund dafür ist, dass der Sensor ein natives Seitenverhältnis von 3:2 besitzt und Bereiche nicht genutzt werden, wenn man ein 16:9 Seitenverhältnis einstellt.
Neben der "normalen" Videoaufnahme sind auch Zeitlupenaufnahmen mit 100 oder knapp 120 Bildern pro Sekunde ebenso machbar wie Zeitraffervideos in maximal 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde. Im Gegensatz zu den normalen Videoaufnahmen unterliegen die Zeitlupen-Videos und 4K-Zeitraffervideos keiner Längenbeschränkung. Die maximale "normale" Video-Aufnahmedauer ist auf knapp 30 Minuten begrenzt.
Die Canon EOS R100 ist zwar keine klassische Streaming-Kamera, dazu fehlt ihr einfach das schwenkbare Display. Dennoch kann die kleine Canon den HDMI-Ausgang nutzen, um ein sauberes Bildsignal an einen externen Rekorder auszuliefern. Maximal 4K-Auflösung mit 25 Bildern pro Sekunde können so übertragen werden. Die Farbunterabtastung (Colorsubsampling) ist allerdings auf 4:2:0 mit 8-Bit festgelegt. Was das genau ist, haben wir in einem Fototipp genauer erklärt (siehe weiterführende Links).
Die Videoausstattung der EOS R100 ist genau das, was man von einer Einsteigerkamera erwartet. So besitzt die R100 weder eine Zebra-Funktion noch einen Timecode. Einzig und allein die 3,5 Millimeter Klinkenbuchse für den Anschluss eines externen Stereomikrofons schlägt positiv aus dem Rahmen. Die ist aber auch bitter nötig, denn das interne Mikrofon arbeitet nur in Mono. Immerhin lässt sie die Aussteuerung des Tons manuell oder automatisch anpassen und einen elektronischen Windfilter kann man ebenfalls zuschalten.
Direkt am Handgriff sind die USB-C- und MicroHDMI-Schnittstelle der Canon EOS R100 untergebracht. [Foto: MediaNord]
Kabellos geht es bei der EOS R100 komfortabel zu. So besitzt die Kamera Bluetooth und WLAN. Damit ist sie mit Smartphones und Computern koppelbar. Voraussetzung dafür ist eine installierte, kostenlose App. Sind die Geräte gekoppelt, lassen sich Daten schnell und effizient übertragen. Außerdem erlauben die Apps die Fernsteuerung der Kamera. Mit der Mobil-App können zudem Positionsdaten bei der Aufnahme an die Kamera übertragen werden.
Bildqualität
Wir haben die Canon EOS R100 zusammen mit dem RF-S 18-45 mm F4.5-6.3 IS STM in unserem Testlabor geprüft, um den Schwächen und Stärken der Bildqualität von Kamera und Objektiv auf die Schliche zu kommen. Beim ersten Blick auf EOS R100 ohne montiertes Objektiv fällt auf, dass das Bajonett im Vergleich zum APS-C-Sensor (22,5 x 15 Millimeter) riesig ist. Der Grund dafür ist, dass das Bajonett für Vollformat-Sensoren (36 x 24 Millimeter) entwickelt wurde.
Durch die kleineren Abmessungen des Sensors ändert sich auch der Bildwinkel der Objektive. Dieser sogenannte Crop-Faktor beträgt bei der R100 1,6. Das 18-45 mm Objektiv hat an dem APS-C-Sensor den gleichen Bildwinkel wie ein etwa 29 bis 72 Millimeter Objektiv an einem Kleinbild-Sensor. Die Bezeichnung des Crop-Faktors als "Brennweitenverlängerung" ist zwar weit verbreitet, technisch allerdings falsch.
Das Set-Objektiv besitzt ein Kunststoffgehäuse und verzichtet gänzlich auf eine Gummierung des Zoom- und Fokusrings. Das Objektiv ist im Transportzustand etwa fünf Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von rund sieben Zentimetern. Für den Betrieb muss das Zoom in den Betriebsmodus umgeschaltet werden, dazu wird der Zoomring auf 18 mm gedreht. Dabei zeigt die Kamera eine Benachrichtigung auf dem Display beziehungsweise im Sucher an, wenn das Objektiv nicht in Arbeitsposition ist. Betriebsbereit verlängert sich das Objektiv auf maximal knapp acht Zentimeter.
In der Frontansicht ist der recht schmale Handgriff der Canon EOS R100 zu sehen. [Foto: MediaNord]
Die Bildverarbeitung der EOS R100 übernimmt der von Canon entwickelte Digic 8 Bildprozessor. In ihm ballt sich sozusagen das fotografische Wissen von Jahrzehnten. Es ist also nicht verwunderlich, dass die interne Korrektur von Farbsäumen und Verzeichnungen eine so hervorragende Arbeit macht, dass es faktisch keine Farbsäume und Verzeichnung gibt.
Auch bei den Randabschattungen, auch als Vignettierung bekannt, wird die Kamera mit Sicherheit eingreifen. Hier setzt die Bildverarbeitung nicht auf eine vollständige Eliminierung, sondern auf eine verhältnismäßig sanften Eingriff. Die größte Abdunklung gibt es im Weitwinkel bei maximaler Blendenöffnung, sie erreicht jedoch nicht einmal eine ganze Blendenstufe.
Wir messen die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast und hier liefert die EOS R100 die höchste Auflösung von 61 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 29 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite und Blende F5,6 in der Bildmitte ab. Zum Rand fällt die Auflösung aber um knapp 50 Prozent. Damit liegt die Kamera im Mittelfeld dessen, was man von einem 24 Megapixel Sensor erwarten darf. Weiter als Blende F11 sollte das Objektiv nicht abgeblendet werden, da sich die Beugung stark durch Auflösungsverlust bemerkbar macht.
Der Bildprozessor differenziert die Schärfung der Aufnahmen in Abhängigkeit der verwendeten Blende. Die höchste Artefaktrate tritt bei mittlerer Brennweite und F8 in der Bildmitte auf. Sie ist aber moderat, so dass man die JPEGs auch zur einfachen Bildbearbeitung einsetzen kann.
Bei der Signalverarbeitung wird zwischen dem Bildsignal und dem Störsignal unterschieden. Je größer der Abstand zwischen beiden Signalen ist, desto besser, da sich das Bild deutlicher vom Störsignal abhebt. Der Signal-Rauschabstand der EOS R100 ist bis ISO 1.600 akzeptabel und bis ISO 200 gut. Bis ISO 3.200 werden feine Details visuell gerade noch differenziert wiedergegeben.
Das Bildrauschen war vor einigen Jahren noch ein großes Kriterium bei der Beurteilung der Bildqualität. Heute ist es allerdings so, dass alle namhaften Hersteller das Bildrauschen gut bis sehr gut im Griff haben. Auch die Canon EOS R100 ist hier keine Ausnahme. So bleibt das Rauschen über alle ISO-Stufen sehr feinkörnig und das sehr störende Farbrauschen ist ebenfalls bei keiner ISO-Stufe ein Problem. Das Helligkeitsrauschen wird erst oberhalb von ISO 3.200 immer stärker sichtbar.
Im Boden befindet sich die Akkufachklappe, die die Wohngemeinschaft des Akkus und der Speicherkarte der Canon EOS R100 schützt. [Foto: MediaNord]
Die Texturschärfe der EOS R100 ist insgesamt etwas weich. Mit steigender ISO nimmt die Texturschärfe kontinuierlich ab und ISO 6.400 stellt dann die Grenze dar, ab der Bilder deutlich sichtbar unscharf sind.
Die differenzierte Wiedergabe von Graustufen gehört mit zu den wichtigsten Aspekten der Signalverarbeitung. Hier zeigt die EOS R100 bis ISO 200 ein sehr gutes Ergebnis nur knapp unter dem Maximalwert von 256 Helligkeitsstufen. Doch ab ISO 400 sinkt die Zahl der Graustufen kontinuierlich. Das wird allerdings erst ab ISO 3.200 zunehmend zu einem Problem.
Beim Motivkontrast bewältigt die EOS R100 deutlich mehr als zwölf Blendenstufen. Ab ISO 3.200 sinkt der Dynamikumfang zwar schneller, dennoch liegt dieser bei ISO 6.400 noch über neun Blendenstufen. Erst darüber hinaus wird die fehlende Dynamik nicht mehr akzeptabel.
Die Wahrnehmung von Farbe ist hochgradig subjektiv und kann sogar von der Stimmung des Betrachters beeinflusst werden. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass Kamerahersteller ihre eigene Philosophie mit in die Verarbeitung von Farben übernehmen. Auf den ersten Blick sieht es bei der EOS R100 so aus, als würden Farben zum Teil genau und zu einem anderen Teil sehr ungenau wiedergeben werden. Doch ein Blick auf das Farbtreue-Diagramm verrät, dass viele der Ungenauigkeiten eher Änderungen in der Sättigung sind. Besonders betroffen davon sind Farbtöne in den Bereichen Magenta, Gelb und Orange. Richtige Verschiebungen der Farbe sind nur wenigen Bereichen zu beobachten und dann auch nur minimal.
Fazit
Die Canon EOS R100 ist eine Kamera, die eins ganz besonders ist, nämlich preisgünstig. Sie ist in keinem Aspekt ihrer Konstruktion schlecht, aber sie ist auch in keinem so gut, dass wir als Tester hellauf begeistert wären. Die Ausstattungsmerkmale plätschern so vor sich hin und hätten vielleicht vor einigen Jahren für Aufsehen gesorgt, rufen heute jedoch teilweise nur noch Stirnrunzeln hervor. Allerdings gehört auch einiges an Mut dazu, im Jahr 2023 eine Kamera ohne USB-Ladefunktion und Touchscreen auf den Markt zu bringen. Immerhin kann man der EOS R100 aber zugutehalten, konkurrenzlos günstig zu sein.