Vollformatkamera mit hoher Auflösung und robustem Gehäuse

Canon EOS R im Vergleichstest

2022-01-02, aktualisiert 2023-09-26 Die Canon EOS R ist vor allem für ambitionierte Fotografen besonders attraktiv. Das liegt nicht nur an der hohen Sensorauflösung von 30 Megapixeln, sondern auch dem ergonomischen und robusten Gehäuse mit fortgeschrittenem Bedienkonzept, das mit Multifunktionsrädern und einem Statusdisplay arbeitet. Zudem kombiniert sie einen großen, hochauflösenden Sucher mit einem großen, ebenfalls hochauflösenden und zudem flexibel schwenk- und drehbaren Touchscreen. Der Hybrid-Autofokus arbeitet auf nahezu der gesamten Sensorfläche.  (digitalkamera.de Redaktion)

Nicht mehr lieferbar Diese Seite war bis Ende September 2023 Teil unseres Vergleichstests "Die besten Vollformat-Kameras für Einsteiger". Die Canon EOS R ist mittlerweile ausgelaufen und nur noch bei sehr wenigen Händlern erhältlich. Ein direktes Nachfolgemodell hat Canon nicht angekündigt.

Die EOS R war 2018 nicht nur die erste spiegellose Vollformat-Systemkamera von Canon, sondern auch das erste Modell mit dem neuen EOS-R-Objektivanschluss. Sie richtete sich damals als Mittelklassekamera an ambitionierte Fotografen, brachte aber auch ein experimentelles, viel kritisiertes Bedienelement mit, das Canon in keiner der inzwischen weiteren fünf Kameramodelle des Systems wieder eingesetzt hat. Inzwischen ist der Preis der Canon EOS R um fast 1.000 Euro gefallen, womit sie ins Einsteigersegment bis 2.000 Euro gerutscht ist. Das Canon-EOS-R-System umfasst zur Zeit (Stand 01/2022) 24 Objektive und sechs Vollformat-Kameras. APS-C-Kameras und Objektive gibt es in dem System bisher nicht, die sind im spiegellosen EOS-M-System zu finden, das nicht zu EOS R kompatibel oder adaptierbar ist.

Das Gehäuse der Canon EOS R besitzt einen sehr ergonomisch geformten Handgriff und ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Es besitzt eine sehr gute Abdichtung gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Die EOS R bietet einen mit 3,69 Millionen Bildpunkten hochauflösenden Sucher, der auch eine gute Vergrößerung bietet. Aber auch der acht Zentimeter große Touchscreen ist mit seinen 2,1 Millionen Bildpunkten sehr hochauflösend. Er leuchtet mittelhell und ist in den meisten Umgebungslichtsituationen gut zu gebrauchen. Dank des Schwenk- und Drehscharniers lässt sich der Bildschirm zudem aus allen möglichen Perspektiven, auch im Hochformat, einsehen. Für Selfies und als Video-Kontrollmonitor taugt er ebenfalls.

Etwas "anders" als in anderen Einsteiger-Vollformat-Systemkameras ist das Bedienkonzept der Canon EOS R. Als einzige Kamera in diesem Vergleichstest besitzt sie ein Status-Display auf der Oberseite. Das energiesparende OLED-Display kann beleuchtet werden und zeigt die wichtigsten Aufnahmeeinstellungen an. Das ist bei der EOS R auch essentiell wichtig, denn statt eines klassischen Programmwählrads besitzt sie einen Modusknopf. Drückt man diesen, kann mit dem Drehen am Daumenrad der Modus eingestellt werden. Abgelesen wird er also nicht auf dem Moduswahlrad selbst, sondern auf dem Display. Das verhindert nebenbei ein versehentliches Verstellen des Belichtungsprogramms. Aber auch andere wichtige Aufnahmeeinstellungen wie die Blende, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur, Weißabgleich und einiges mehr lassen sich hier bequem – zusätzlich zu den Einblendungen im Sucher und auf dem rückwärtigen Bildschirm – ablesen. Sehr kontrovers diskutiert wurde die Touchbar, die Canon versuchsweise als neues Bedienelement bei der EOS R eingeführt hat. Sie soll mehr Funktionen als ein gewöhnliches Einstellrad bieten, wurde aber nicht gut von der Fotografengemeinde angenommen.

Mit 30 Megapixeln löst der CMOS-Sensor der Canon EOS R um 25 Prozent höher auf als der in dieser Preisklasse weit verbreitete 24-Megapixel-Sensor. Er ist allerdings nicht zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, so dass man nur bei der Verwendung von Objektiven mit optischem Bildstabilisator von einer Bildstabilisierung profitiert. Bei den Pixeln des Canon-Bildsensors gibt es eine Besonderheit: Hier sind nicht etwa einige hundert Phasen-AF-Sensoren integriert, sondern die Pixel selbst bestehen aus jeweils zwei Subpixeln, die für die Bildaufnahme zusammengeschaltet werden, für den Autofokus aber getrennt agieren. So funktioniert der Phasen-Autofokus auf 88 Prozent der horizontalen und 100 Prozent der vertikalen Sensorausdehnung.

Um nicht Millionen von AF-Punkten mühsam manuell einstellen zu müssen, sind diese zu 5.655 Autofokus-Feldern zusammengefasst, bei denen neben der Phasenerkennung auch eine Kontrasterkennung arbeitet. Der Hybrid-Autofokus erkennt zudem Gesichter und Augen, jedoch keine Tiere. Mit 0,25 bis 0,37 Sekunden inklusive Auslöseverzögerung ist der Autofokus beim Fokussieren von unendlich auf zwei Meter mittelschnell bis schnell. Die Geschwindigkeit hängt hier besonders maßgeblich von der Brennweite beziehungsweise dem Objektiv ab. Die Serienbildfunktion erreicht mit Autofokus- und Belichtungsnachführung lediglich fünf Bilder pro Sekunde, besonders schnell ist die Canon EOS R also nicht. Dafür hält sie diese Geschwindigkeit mit einer schnellen SD-Speicherkarte sehr lange durch. Apropos Speicherkarte: Die Canon EOS R bietet dafür lediglich einen einzelnen Steckplatz, was für eine Mittelklassekamera etwas wenig ist. Für eine Einsteigerkamera ist ein Steckplatz aber völlig ausreichend, auch wenn es hier durchaus Kameras mit zwei Steckplätzen gibt.

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Neben der nicht besonders schnellen Serienbildfunktion muss man bei der Canon EOS R auch bei Videoaufnahmen Abstriche machen. Zwar nimmt sie in 4K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf, beschneidet den Bildausschnitt aber mit einem Cropfaktor von 1,7 ziemlich stark. Um bei Videoaufnahmen von allen Autofokusfunktionen profitieren zu können, sollte man mindestens die Firmware 1.2.0 installieren. Immerhin lässt sich mit Canon-Log eine flache Tonwertkurve für Videoaufnahmen aktivieren und einen Clean-HDMI-Anschluss gibt es ebenso wie einen Kopfhörer- und Mikrofonanschluss.

Schlecht sieht es dagegen mit einer USB-Dauerstromversorgung aus, denn die bietet die Canon EOS R trotz USB-C-Anschluss nicht. Immerhin lässt sich der Akku in der Kamera laden, sofern diese ausgeschaltet ist; wenn auch nur mit einem USB-Netzteil, das Power Delivery mit mindestens fünf Volt und drei Ampere unterstützt. Mit 370 Aufnahmen nach CIPA-Standard ist die Akkureichweite allerdings nicht allzu üppig. Drahtlos nimmt die EOS R per Bluetooth dauerhaft Verbindung zu einem Smartphone auf, um im Hintergrund niedrig auflösende Fotos zu übertragen und vom Smartphone die GPS-Koordinaten auslesen und direkt in die Bilder auf der Speicherkarte schreiben zu können. Für die schnelle Übertragung der Bilder in voller Auflösung steht WLAN bereit.

Der 30-Megapixel-Sensor erlaubt eine hohe effektive Auflösung, wir haben bis zu 71 Linienpaare pro Millimeter gemessen. Bis ISO 800 liefert die Canon eine sehr gute Bildqualität und trotz der hohen Auflösung bleibt diese wie bei den 24-Megapixel-Kameras bis ISO 6.400 gut. Die Farbabweichung der EOS R ist mittelmäßig gut. Die meisten Farben gibt sie sehr exakt wieder, einige wärmere Farbtöne sind allerdings für einen schöneren Bildeindruck etwas gesättigter. Das Setobjektiv RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM bringt den bei der Canon EOS R wichtigen optischen Bildstabilisator mit und bietet einen großen Zoombereich, was allerdings zu Lasten der Lichtstärke geht. Seine Auflösung ist zwar bei allen Brennweiten gut, aber nur im Bildzentrum, am Bildrand zeigen sich je nach Vergrößerung leichte Randunschärfen.

Im Set mit dem RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM kostet die Canon EOS R ab etwa 1.700 Euro. Wer bereits Objektive mit Canon-EF-Anschluss besitzt, kann diese mit einem der diversen von Canon angebotenen Adaptern an seiner EOS R weiterverwenden. Vor allem der einfache Adapter kostet mit gut 100 Euro nicht viel. Die Adapter mit Steuerring oder integriertem Filter sind doppelt bis dreimal so teuer. Zwar ist das Canon-RF-Objektivprogramm mit 24 Modellen noch nicht allzu umfangreich, bietet dafür aber bereits viele Objektive mit hoher Bildqualität. Es wird stetig von Canon ausgebaut. Von Fremdherstellern haben wir aktuell lediglich 16 Objektive in unserer Datenbank, nur zwei davon verfügen über einen Autofokus.

Fazit

Die Canon EOS R macht einen gelungenen Eindruck. Das Metallgehäuse ist robust und ergonomisch. Auch die Kombination traditioneller und moderner Bedienelemente ist gelungen. Die Performance ist nicht High-End, aber für den Preis angemessen. Einzig der Autofokus könnte bei Action-Motiven noch etwas zuverlässiger arbeiten. Weniger überzeugt die 4K-Videofunktion mit dem großen Crop. Ebenfalls unschön ist die schlechte Kompatibilität mit USB-Ladegeräten und Powerbanks. Bei der Bildqualität überzeugt die Canon EOS R wiederum mit hoher Auflösung, Dynamik und geringem Rauschen.

Kurzbewertung

  • Robustes, ergonomisches Magnesiumgehäuse
  • Großer, hochauflösender elektronischer Sucher
  • Informatives Schulterdisplay
  • Hochauflösender, schwenk- und drehbarer Touchscreen
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 800, gute bis ISO 6.400
  • Hoher Crop bei 4K-Video
  • Kein Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Mit AF/AE-Nachführung langsame Serienbildfunktion

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