Ulead

Testbericht: Ulead PhotoImpact 12

2006-11-02 PhotoImpact ist ein alter Bekannter auf dem Bildbearbeitungsmarkt. Im Paket steckt eine Bildbearbeitung, aber es gibt auch separate Programme für Bildverwaltung und GIF-Trickfilme. In der neuen Version 12 verspricht PhotoImpact mehr Benutzerfreundlichkeit und neue Korrekturfunktionen. Außerdem liegt erstmals ein Programm für DVD-Diaschauen bei. Digitalkamera.de sagt, was von dem Update zu halten ist.  (Heico Neumeyer)

Viele gute Ideen verwirklicht PhotoImpact 12 bei der Benutzeroberfläche [Foto: Getty Images] In der neuen Version 12 erscheint PhotoImpact mit einer verbesserten Oberfläche. Sie soll das Programm noch einsteigerfreundlicher machen. Der neue ExpressFix-Modus existierte bisher schon als Assistent im Dialogfeld. Jetzt belegt die ExpressFix-Korrektur wahlweise die gesamte Arbeitsfläche: Das aktuelle Bild erscheint zweimal in Vorher- und Nachheransicht, daneben gibt es Regler für die wichtigsten Korrekturen wie Helligkeit, Schärfe und Farbstimmung. Eine Leiste am unteren Bildrand bietet die geöffneten Bilder an. Eine neue Palette listet Hilfe-Texte auf und bietet gleich die passenden Werkzeuge und Dialogfelder an.

Lob verdient die Oberfläche von PhotoImpact auch mit anderen, schon bekannten Highlights. So liefert eine Palette namens "Trickkiste" eine Sofortvorschau mit dem aktuellen Bild für beliebig viele Befehle. Fünf verschiedene Filter oder drei verschiedene Einstellungen eines einzigen Kontrastkorrektur-Befehls lassen sich hier schnell überblicken. Damit PhotoImpact nicht permanent rechnen muss, erstellt das Programm die Miniaturen nur nach Mausklick. Noch mehr Zeit spart man, wenn man das Programm anweist, nur diejenigen Miniaturen neu zu berechnen, die das Fenster der "Trickkiste" aktuell anzeigt. Zu den weiteren Highlights bei der Bedienung zählen der einfach nutzbare Befehlerekorder und eine Rücknahme-Palette für die zuletzt verwendeten Änderungen.

Allerdings schwankt die Qualität der Übersetzung bei jeder neuen Version von PhotoImpact. So heißt es im Kalendergenerator diesmal "Zum Zwischenspeicher" – richtig wäre "In die Zwischenablage kopieren". Die "Hilfslinien" erscheinen irreführend als "Richtlinien".

Die Trickkiste zeigt ein Bild in vielen Varianten nach eigenen Vorgaben [Foto: Getty Images]Direkt nach der Installation verwendet PhotoImpact eine automatische Bildspeicherung im Fünf-Minuten-Takt; das gibt es bei der Konkurrenz nicht. Wer das Automatik-Speichern nicht in den Voreinstellungen abstellt, kann nach längeren missglückten Experimenten eventuell nicht mehr zum unveränderten Original zurückkehren. Irreführend wirken auch immer noch die Ebenen-Eigenschaften. Dieses Dialogfeld richtet weiche Ränder für eingefügte Objekte ein. Das wirkt stimmungsvoll und kaschiert unsaubere Auswahlkanten. Allerdings: Die ursprünglichen, genaueren Objektumrisse lassen sich mit dem Regler nicht wieder einrichten. Sie sind spätestens nach dem Schließen des Bildes endgültig verloren.

Auch bei den Kontrastkorrekturen legt der Hersteller nach. So wurde die Rauschentfernung nochmals genauer – die automatische Rausch-Korrektur wirkt jedoch teilweise zu stark. Die Weißabgleich-Automatik verbessert die Farbstimmung ohne Vorgaben des Anwenders. Optimale Ergebnisse gibt es jedoch auch hier nur mit manuellen Eingriffen. Auswahlwerkzeuge funktionieren jetzt auch in der hochwertigen Farbtiefe von 16 Bit pro Grundfarbe. Zudem unterstützt nun das Ulead-eigene UFO-Dateiformat auch Montagen in 16 Bit. Allerdings: Einige interessante Befehle wie die "Kamera-Tonwertkorrektur" oder "Beleuchtung aufbessern" funktionieren immer noch nicht mit Speicher fressenden 16-Bit-Vorlagen, auch die meisten Effektfilter bleiben wirkungslos. Eine weitere Automatik-Korrektur soll die Eigenheiten der verwendeten Kamera berücksichtigen. Sie verbessert das Bild tatsächlich spürbar. Die Kamerafirma muss nicht mehr, wie bei früheren Versionen, von Hand ausgewählt werden.

Schon immer bietet PhotoImpact die üblichen Korrekturdialoge wie die Gradationskurve und die Tonwerterweiterung mit Histogrammanzeige. Ein spezieller Dialog soll starke Unterbelichtungen zum Beispiel bei Portraits im Freien verbessern; er wirkt aber schwächer als die Pendants bei Photoshop Elements oder Paint Shop Pro. Schade auch: Abschaltbare Kontrastkorrekturen gibt es bei PhotoImpact gar nicht, Änderungen werden stets sofort dauerhaft angewendet. Hier bieten Photoshop Elements, PhotoLine oder Paint Shop Pro mehr.

Die separate FotoBrennerei 4 schreibt DVD-Diaschauen [Foto: Getty Images]Lästig: Die wichtige Unscharfmaskierung meldet sich zunächst stets mit nichts sagenden Vorschaubildchen statt mit Reglern. Hat man die Regler erreicht, zeigt der Dialog erst einmal unbrauchbare Vorgaben – und das bei jedem einzelnen Aufruf neu. Abhilfe: Die gewünschte Einstellung wird als Vorgabe in der "Trickkiste" abgelegt und von dort aus aufgerufen. Die Histogramm-Palette zeigt die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau nicht einer einzigen Darstellung – Farbstiche lassen sich so schwerer aufspüren.

Erstmals bringt PhotoImpact zur Gestaltung die "Fotoprojekte". Diese vorgestalteten CD- und DVD-Hüllen kann der Anwender mit eigenen Fotos und Texten verfeinern. Dazu kommen viele ansprechende Bildhintergründe, die zum Beispiel Portraitfotos aufnehmen sollen. Allerdings gibt es insgesamt nicht mehr als 70 Vorlagen. Die Postkartenmotive wirken geschmackvoll, Schablonen für faltbare Karten fehlen indes. Einen Kalendergenerator findet man nur außerhalb der "Fotoprojekte". Die Funktion erzeugt nur Einzelseiten, die man nicht speichern, sondern nur drucken kann. Ausgebaut wurde außerdem die Sammlung an Fotorahmen, erstmals gibt es außerdem vorgefertigte Internet- und Blogseiten. Verwirrend jedoch, dass man die Elemente teilweise im Fotoprojekt-Assistenten und teilweise im "Archiv" in der "Trickkiste" suchen muss.

Zwei separate Bildverwaltungen gehören zu PhotoImpact 12 [Foto: Getty Images]In der hart umkämpften Klasse der Bildprogramme unter 100 EUR bietet PhotoImpact 12 dennoch die besten Funktionen für Web-Designer. Das Programm produziert mühelos frei gestaltete Web-Seiten inklusive Web-Seiten und Freistellern mit weichem Übergang zum Hintergrundmuster. Auch Slices, Rollover-Effekte und sogar JavaScript lassen sich ohne viel Arbeit einsetzen. Raffinierte Automatiken verwandeln Einzelfotos in pfiffige Trickfilme, und das separate Programm GIF Animator hilft beim Feintuning von Zappelbildern fürs Internet.

Ganz neu im PhotoImpact-Paket steckt die separate FotoBrennerei 4 – dieses Programm für DVD-Diaschauen hatte Ulead zuletzt noch einzeln verkauft. Das Dialogfeld zielt auf Totaleinsteiger, die sonst übliche Zeitleiste fehlt komplett. Die Standzeiten von Bildern oder Übergängen lassen sich nur per Zahleneingabe ändern, nicht durch Ziehen an Balken. Immerhin: Mit automatischen Schwenks und Zooms kann man die Wirkung von Filmen simulieren. Das Programm schreibt zudem nicht nur DVDs, sondern auch reine Filmdateien in den Formaten MPG oder AVI, allerdings nur bis zu einer Größe von 720 x 576 Pixeln – zu wenig für volle Qualität auf hoch auflösenden Bildschirmen.

PhotoImpact hat zur Bildverwaltung seinen eigenen eingebauten Bildbrowser. Doch damit nicht genug: Der Hersteller legt gleich noch separate Bilddatenbanken bei. "Album" erlaubt Bildzusammenstellungen unabhängig von der Ordnerstruktur. Interessanter wirkt aber der "Photo Explorer 8.6", ein Programm, das auch Diaschauen in Filmdateien schreibt. Allerdings: IPTC-Stichwörter unterstützen die Ulead-Programme an keiner Stelle.

Fazit: Ulead legt ein leistungsfähiges, fast schon überladenes Paket vor – vielleicht hat PhotoImpact 12 mehr Einzelfunktionen als jedes Konkurrenzprogramm, doch wirken die einzelnen Komponenten nicht homogen. PhotoImpact 12 begeistert vor allem Web-Gestalter und Kreative. Schade, dass es weder abschaltbare Einstellungsebenen noch IPTC-Technik bietet.

Kurzbewertung

  • Leichter Einsteiger-Modus
  • Einfacher Befehlerekorder
  • Animierte Diaschauen
  • Vielfach-Vorschau in der Trickkiste
  • Scharfzeichner zeigt generell falsche Einstellungen
  • Keine IPTC-Unterstützung
  • Keine abschaltbaren Kontrastkorrekturen

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Autor

Heico Neumeyer

Heico Neumeyer schreibt Testberichte und Praxistipps für PC- und Fotozeitschriften und gibt Schulungen. Er ist auf digitale Bildbearbeitung und Fotografie spezialisiert. Sein Photoshop-Kompendium im Verlag Markt+Technik gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Neumeyer studierte Deutsch, Pädagogik und Politik in Berlin und Köln und war Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Er ist bekannt für praxisnahe, gut lesbare Texte und maßgeschneiderte Schulungen. Er lebt in Oberbayern.