Bildbearbeitungs- und Verwaltungssoftware

Testbericht: PaintShop X8

2015-08-19 Buchautor Heico Neumeyer fühlt in diesem Test der aktuell vorgestellten Bidlbearbeitungs- und Bildverwaltungssoftware PaintShop Pro X8 und PaintShop Pro X8 Ultimate auf den Zahn. Was dem Bildbearbeitungsexperten an der achten Inkarnation der Software besonders gut gefallen hat ist in diesem Test zu lesen. Doch auch was Heico Neumeyer nicht so sehr oder gar nicht gefallen hat wird in diesem Test nicht verschwiegen.  (Heico Neumeyer)

Schon lange erlaubt PaintShop Pro komfortable Bildverwaltung und Bildbearbeitung. Die bewährte Oberfläche ist unverändert: Mit den drei Reitern "Verwalten", "Anpassen" und "Bearbeiten" wechselt der Anwender praktisch nahtlos zwischen flotter Bildverwaltung, Schnellkorrekturen und Einzelbearbeitung. Dieser Aufbau wie auch viele weitere Details der Oberfläche erinnern an Lightroom. Doch wirkt der mächtige PaintShop Pro mit seinen zahllosen kleinen Schaltflächen etwas überladen.

Zu den Neuheiten gehört diesmal flexibler Textumbruch: Text verteilt sich innerhalb von Kreisen, Sprechblasen oder Sternen. Außerdem umbricht PaintShop Pro X8 den Text auch innerhalb von beliebigen Auswahlumrissen, die zum Beispiel mit dem Lasso entstehen. Das ermöglicht lebendige Layouts für Poster, Grußkarten und Verpackungen.

Die Grundlinie einer einzelnen Zeile bleibt dabei immer streng horizontal. Lediglich der Umbruch zur nächsten Zeile orientiert sich an der vorgegebenen Form. Eine einzelne Zeile wandert also nicht zum Beispiel um einen Kreis herum oder parallel zu einem Bergrücken; das geht nur in Photoshop-Vollversionen oder in Grafikprogrammen. Auch automatische Silbentrennung gibt es nur dort.

Wird eine Vektorform in PaintShop Pro geändert, fließt auch der Text neu. Entstand der Umriss dagegen mit dem Lasso, lässt er sich nachträglich nicht mehr anpassen – der Text verwendet weiter die erste Figur, er lässt sich aber mit neuen Zeilen- und Buchstabenabständen verfeinern. Überstehenden Text zeigt PaintShop Pro außerhalb der Form weiter an.

Zugelegt hat Paint Shop Pro auch bei der Retusche. Die Programmierer verbesserten die automatische Fehlerentfernung: Störungen rahmt man nur noch grob mit dem Lasso ein, der Klick "Magic Fill" soll sie dann vollautomatisch entfernen. PaintShop verwendet hier eine sogenannte inhaltssensitive Technik, die auch deutliche Strukturen von außen nach innen in den retuschierten Bereich fortsetzt. Im Test blieben teils noch leichte Retuschespuren zurück, die man erneut bearbeiten sollte.

Noch mehr leistet die neue Funktion "Magic Move": Ein Bildbereich wird locker ausgewählt und an eine andere Bildstelle gezogen. PaintShop passt den verschobenen Bereich automatisch in die neue Umgebung ein und retuschiert zudem das ursprüngliche Umfeld so, als ob dort nie etwas gewesen wäre. Eine vergleichbare Funktion bei Photoshop und Photoshop Elements heißt Inhaltsbasiert-verschieben-Werkzeug oder ähnlich. Unsere Testbilder retuschiert PaintShop Pro gut, aber nicht ganz perfekt. Außerdem lassen sich Bildzonen nur verschieben, nicht aber duplizieren, und das nur auf der ursprünglichen Ebene und nicht auf einer neuen, leeren Ebene.

Erstmals korrigiert PaintShop Pro Bildfehler auf Basis der Objektivdaten, also kissen- und tonnenförmige Verzeichnung, Randabschattung und störende Farbsäume – direkt im Hauptprogramm oder identisch in der separaten Bearbeitung von Raw-Dateien. Im Test erkannte PaintShop das Kameramodell, während man das Objektiv aus langen Listen von Hand nachtragen musste. Die Automatik-Ergebnisse lassen sich mit Reglern von Hand verfeinern. Die Regler gegen kissen- und tonnenförmige Verzeichnung verwirren allerdings durch unklare Beschriftung und abrupt starke Wirkung. Außerdem fehlen Hilfslinien zur Orientierung, nützliche Zusatzkorrekturen für schiefen Horizont und stürzende Linien baute Corel nicht ein. Zwar bietet der Raw-Dialog nun einen Vorher-Nachher-Vergleich, doch weiterhin fehlen Funktionen für Schärfe und automatischen Kontrast, die Lichter-Wiederherstellung verwirrt.

Schon lange zeichnete PaintShop Pro eigene Befehlsfolgen auf, die sich dann auf ganze Bildserien anwenden lassen – ein wesentlicher Vorteil gegenüber Photoshop Elements aus demselben Preissegment. Diese Stapelverarbeitung erleichtert Hersteller Corel jetzt mit einem neuen Dialogfeld: Dort lassen sich vorhandene Befehlsfolgen mit Wasserzeichen, Größenänderungen und Bilderrahmen kombinieren – solche Änderungen müssen also nicht erst aufgezeichnet werden, und man kann sie besonders bequem bei jedem Auftrag neu einstellen. Das erinnert ein wenig an den Bildprozessor aus Photoshop, bietet aber mehr. Besonders stark: Die Reihenfolge der Eingriffe lässt sich speichern und ändern, und die möglichen Ergebnisse präsentiert das Programm wahlweise vorab als Diaschau. Das Wasserzeichen leitet PaintShop allerdings nur aus einer Bilddatei ab, anders als bei Lightroom gibt es keine Texteingabe.

Dazu kommen viele kleine Verbesserungen: Die Auswahlwerkzeuge arbeiten genauer, Ebenen lassen sich durchsuchen und gruppieren. Zudem wurde das Programm auf Tempo getrimmt und erscheint besser auf hochauflösenden 4K-Bildschirmen.

PaintShop Pro X8 kostet rund 70 Euro. Die Upgrade-Version kostet rund 50 Euro für Besitzer von PaintShop Pro X6 oder X7. Interessante Vorteile bietet die Variante PaintShop Pro X8 Ultimate. Sie kostet rund 90 Euro, als Upgrade rund 70 Euro. Wer das Programm einmal bezahlt, kann es jeweils unbegrenzt lange nutzen; es gibt also kein Abo-Modell.

Nur in der attraktiven Ultimate-Ausgabe enthält PaintShop Pro X8 erstmals die Filtersammlung Perfect Effects und den separaten Fotomanager AfterShot 2, der auch einzeln verkauft wird. Wie schon in der Fassung X7 gehören zu PaintShop Pro Ultimate X8 auch die Filtersammlung Perferctly Clear sowie zusätzliche Pinsel, Texturen und Hintergründe. Dabei installiert man zunächst den regulären PaintShop; dann startet man eine neue Installation für die gewünschten Ultimate-Ergänzungen und gibt teils eigene Seriennummern ein.

AfterShot erlaubt rasend schnelle Korrekturen an ganzen Bildserien einschließlich aller Raw-Formate – sehr nützlich bei großen Bildmengen. Bedienung und Funktionen erinnern deutlich an Lightroom. Perfectly Clear liefert im Register "Voreinstellungen" schnelle, teils gut verwendbare Ein-Klick-Verbesserungen. Im Register "Anpassen" lassen sich diese Änderungen weitgehend verfeinern.

Fazit Corel liefert ein starkes Bildbearbeitungspaket zum günstigen Preis, die 20 Euro mehr für die Ultimate-Version lohnen sich wegen Aftershot. Die Oberfläche wirkt weiter etwas unübersichtlich, aber das Programm steckt voll starker Funktionen. Die Raw-Korrektur kann sich nicht mit Photoshop messen.

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