Bildbearbeitungssoftware

Testbericht: DxO PhotoLab

Seite 2 von 2, vom 2017-11-29 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Diese werden mit einem Mausklick im Bild positioniert, der Radius des “Einflussbereichs” wird ebenfalls per Maus aufgezogen. Neben dem aktivierten Kontrollpunkt ist ein “Equalizer” mit verschiedenen Schiebereglern zu sehen. Mit diesen Reglern können Helligkeit, Kontrast, Mikrokontrast, Clear View, Farbbrillanz, Farbsättigung und das Bokeh in dem vom Kontrollpunkt erfassten Bereich verändert werden. Sehr überrascht hat uns die Qualität des künstlichen Bokehs. Dieses sieht passend eingesetzt einem echten Bokeh zum Verwechseln ähnlich. Erreicht wird dies unterem anderen durch die Berücksichtigung des Objektivprofils. So werden beispielsweise Spitzlichter im Hintergrund nicht nur unschärfer, sondern wie bei einem echten Bokeh auch größer und zeigen die Form der Blendenlamellen sowie je nach Objektiv den authentischen Helligkeitsverlauf der Unschärfekreise. Zudem lassen sich Bereiche, die nicht verändert werden sollen, schützen. Außerdem können mehrere Kontrollpunkte mit unterschiedlichen Einstellungen gesetzt werden. Hierunter kann die Performanz des Computers aber merklich leiden.

Neben den Kontrollpunkten findet sich im radialen Kontextmenü eine Verlaufsfiltersimulation. Der Bildbearbeiter erhält mit dieser die Möglichkeit, Bildteile mit einer starren Linie und einem weichen Übergang (Verlaufsgröße) zu verändern. Ein hellblau markierter Bereich zeigt an, wo die Änderungen wirksam werden. Photoshop Anwender werden das ungewöhnlich finden, da farbige Markierungen den Bereich anzeigen, der vor Änderungen geschützt werden soll. Wie bei den Kontrollpunkten werden Änderungen über den Equalizer vorgenommen. Leider kann der Winkel der Verlaufsebene nicht verriegelt werden, sodass es gerade bei geringen Verlaufsgrößen schnell zu Winkeländerungen kommen kann.

Darüber hinaus kann der Bildbearbeiter Bereiche mit einem Pinsel maskieren, auf denen ebenfalls wieder mit dem Equalizer Änderungen durchgeführt werden. Ein automatischer Maskierungspinsel hilft zudem, recht einfach Masken zu erstellen. Diese Funktion erkennt anhand von Farben, welcher Bereich maskiert werden soll. Dies funktioniert sehr gut bei Objekten, die einen hohen Farbunterschied zum Hintergrund aufweisen. Je weniger Unterschied vorhanden ist, desto mehr muss der Bildbearbeiter die Maske verfeinern. Auch bei dieser Funktion werden Änderungen wieder über den Equalizer vorgenommen.

Während die Landschaftsfotografie vom Verlaufsfilter profitiert, indem er beispielsweise hohe Kontrastunterschiede ausgleicht, ist die Maskierungsfunktion per Pinsel ideal für die Hautretusche geeignet, da bei dieser lediglich der Mikrokontrast reduziert werden muss, damit die Haut einen ebenen Eindruck vermittelt.

Eine weitere Verbesserung hat das ursprünglich nur für die elektronische Entfernung von Sensorstaub vorgesehene Retuschewerkzeug erfahren. Das Werkzeug arbeitet sehr präzise mit einer kontextsensitiven Füllung der markierten Fläche. Leider kann weder die Quelle für die Füllung der markierten Fläche ausgewählt werden noch ist es möglich, die Deckkraft zu ändern. Eine Protokollfunktion ist zwar nicht vorhanden, aber mit der Möglichkeit, sich die angelegt Maske anzeigen zu lassen, können “verunglückte” Retuschen ganz einfach rückgängig gemacht werden.

Sind alle Bearbeitungsmaßnahmen abgeschlossen, können die Bilder exportiert oder gedruckt werden. Für beide Fälle bietet PhotoLab verschiedenste Möglichkeiten an. Die Exportoptionen erlauben den direkten Upload zu Flickr, Facebook, Lightroom oder in eine andere Applikation zu exportieren. Natürlich steht auch der Export auf eine oder mehrere Festplatten zur Verfügung. Konfigurierbare Vorgaben ermöglichen den gleichzeitigen Export in verschiedene Formate. Der Druckdialog ist ebenfalls konfigurierbar und zudem in der Lage, “Kontaktabzüge” mit Metadateneinblendung vorzunehmen.

Fazit

Die Umbenennung einer bekannten Software ist immer heikel. Die Umbenennung von Optics Pro in PhotoLab ist hingegen sinnvoll, da der Name Optics Pro immer nur mit der Korrektur von Objektivfehlern assoziiert wurde. Dass Optics Pro seit vielen Versionen ein sehr guter Rohdatenkonverter und ein ebenso interessantes Kreativwerkzeug war, wurde kaum zur Kenntnis genommen. Mit dem Namen PhotoLab hingegen zeigt DxO klar, in welche Richtung sich die Software bewegt. Weg von der Speziallösung für Profis und hin zum Werkzeugkoffer für alle ambitionierten Fotografen. In vielen Bereichen funktioniert dieser Ansatz hervorragend. Zum Einen ist die implementierte Kontrollpunkt-Technologie der Nik Collection einfach zu handhaben und liefert einwandfreie Ergebnisse. Auch die Maskierungsfunktionen sind leicht zu erlernen und bieten deutlich mehr Möglichkeiten. Dadurch bleibt der Bildbearbeiter länger in einer non destruktiven Arbeitsumgebung.

Doch auch die Stärken von Optics Pro wurden in PhotoLab integriert und in den meisten Fällen auch verbessert. Dazu gehören die Retusche-Funktion sowie das stetige Verbessern der Algorithmen der Berechnungsmethoden. Zwar fehlen Dinge wie eine Protokollfunktion und eine echte Archivverwaltungs-Funktion, dennoch macht die Arbeit mit PhotoLab Spaß, ist schnell und liefert erstklassige Ergebnisse. Das macht PhotoLab sehr interessant für Bildbearbeiter, die nicht mehr zwischen verschiedenen Softwarelösungen wechseln wollen.

 

Kurzbewertung

  • Leistungsstarker Rohdatenkonverter
  • Hervorragende Rauschunterdrückung
  • Hochwertige Objektivkorrekturen
  • Flexible Kontrolle durch Maskierungen und Kontrollpunkte
  • Kontrollpunkte benötigen viel Rechenleistung
  • Keine Bildverwaltungsfunktion
  • Generierung von Thumbnails dauert lange
Bezeichnung DxO PhotoLab
Betriebssysteme Mac OS X 10.11, Windows 10 (64 Bit), Windows 7 (64 Bit), Windows 8.1 (64 Bit)
Mindestanforderung CPU Windows: Core 2 Duo
Apple Mac: Core i5
Mindestanforderung RAM Windows: 4 Gigabyte
Apple Mac: 4 Gigabyte
Min. Festplattenspeicher Windows: 4 Gigabyte
Apple Mac: Gigabyte
Testversion ja (Laufzeit: 30 Tage)
Internet (Link) Software auf der Herstellerwebsite

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.