DxO PureRAW 5 im Test

Gastbeitrag Dieser Test ist ein Gastbeitrag von Akki Moto, Autor des Buchs „DxO PhotoLab – Das Kompendium“.

In den vergangenen Jahren hat DxO Labs seine Produkte – im Gegensatz zu den Jahren davor – mit einer gewissen Regelmäßigkeit mit neuen Versionen ausgestattet. Im Frühjahr gab es jeweils Updates für DxO PureRAW und die Nik-Collection. Im Herbst wurde DxO PhotoLab und wechselseitig entweder DxO FilmPack oder DxO Viewpoint aktualisiert. Zu einem der Hauptleistungsmerkmale von DxO PureRAW – den optischen Modulen – habe ich bereits einen umfangreichen Beitrag auf digitalkamera.de geschrieben („100.000 optische Module von DxO – Was bringt mir das?“). Lediglich die Interpretation von Farben aus den optischen Modulen nimmt DxO PureRAW (im Gegensatz zu DxO PhotoLab) nicht vor.

Kaum ein Update aus dem Hause DxO Labs hat in letzter Zeit so viel geteilte Resonanz hervorgerufen wie das auf DxO PureRAW 5. Berechtigte Kritik und Missverständnisse lassen manchmal die guten Neuerungen in den Hintergrund rücken. Dieser Beitrag ist der Versuch, die Diskussion etwas zu versachlichen. Die Beurteilung erfolgt auf der Basis von DxO PureRAW 5.0.1.

Entrauschen

Beginnen wir mit dem Entrauschen. Kaum eine andere Software bietet eine solch effiziente und herausragende Korrektur optischer Fehler wie DxO PureRAW. Mit DxO PureRAW 5 wird die Entrauschungsmethode DxO DeepPRIME 3 eingeführt. Neu ist, dass auf Basis der optischen Module chromatische Aberrationen als Teil des RAW-Konvertierungsprozesses (zusammen mit dem Demosaicing und dem Entrauschen) bearbeitet werden. DxO Labs nennt dieses Verfahren residuale Farbverschiebungen auf Pixelebene. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit hat sich dadurch gegenüber DeepPRIME verbessert und laut DxO Labs wird auch die Bildqualität dadurch positiv beeinflusst.

Und hier gab es schon die ersten Irritationen, da einige Tester zur Erkenntnis gekommen sind, dass sich die Bildqualität bei DxO DeepPRIME 3 gar nicht gebessert habe. Erster Grund dürfte eine Änderung während der Vorschau des Bildes in DxO PureRAW 5 sein.

Abbildung 1a: Bei 50 % ist die Vorschau leicht unscharf. [Foto: Fritz Kiendl (Screenshot)]

Abbildung 1b: Bei 55 % ist die Vorschau leicht scharf. [Foto: Fritz Kiendl (Screenshot)]

Die Vorschaudarstellung erfordert Rechenleistung, und um diese zu reduzieren und die Darstellungsgeschwindigkeit zu erhöhen, werden bei Vergrößerungen unter einem bestimmten Wert nicht alle Berechnungen vorgenommen. Der Wert in DxO PureRAW 5 scheint hier bei 55 Prozent zu liegen. Diese Vorgehensweise ist schon aus DxO PhotoLab bekannt und bewährt. Dort liegt der Schwellenwert bei 75 Prozent. Allerdings zeigt DxO PhotoLab in der Funktion mit einem durchgestrichenen Auge an, wenn eine vollständige Berechnung nicht durchgeführt wurde. Dies wäre auch für DxO PureRAW 5 wünschenswert. Der Vorteil für Sie: Egal, was die Vorschau hier anzeigt, das verarbeitete Bild entspricht immer den vorgenommenen Einstellungen.

Der zweite Grund ist, dass von einigen Kritikern die Ergebnisse von DxO DeepPRIME 3 mit denen von DxO DeepPRIME XD/XD2s/XD3 verglichen und nicht für besser befunden wurden. Aber dieser Vergleich wäre so, wie mit den Äpfeln und den Birnen. DxO DeepPRIME 3 ist KEINE verbesserte Version von DxO DeepPRIME XD/XD2s! Will man Verbesserungen sehen, muss man DxO DeepPRIME 3 mit DxO DeepPRIME aus DxO PureRAW 4 vergleichen.

Abbildung 2 Für X-Trans-Sensoren der 5. Generation steht DeepPRIME XD zur Verfügung. [Foto: Fritz Kiendl (Screenshot)]

DxO DeepPRIME 3 und DxO DeepPRIME XD/XD2s/XD3 haben jeweils andere Ziele und beide ihre Berechtigung. XD steht für eXtra Detail und ist besonders für detailreiche Motive wie Technik und Architektur geeignet. Allerdings neigt XD/XD2s/XD3 gelegentlich zum Überschärfen und zur Bildung von Artefakten.

DxO Labs arbeitet an der Technologie für DxO DeepPRIME XD weiter. Derzeit steht diese in drei Varianten zur Verfügung:

• XD (erste Generation) für alle unterstützten Fuji X-Trans-Sensoren,
• XD2s für Kameras mit Bayer-Sensoren (das sind alle Kameramarken außer Fujifilm)
• XD3 für Fujifilm X-Trans-Sensoren der 1. bis 4. Generation.

Manchmal konnte man in Kommentaren lesen, dass DxO PureRAW 5 ein Rückschritt für Benutzer von Fuji-Kameras der 5. Generation sei, da DxO DeepPRIME XD in DxO PureRAW 5 nicht mehr diese Kameras unterstützen würde. Das ist allerdings falsch: Wie bei DxO PureRAW 4 können Bilder dieser Kameras mit DxO DeepPRIME XD verarbeitet werden – nur die XD3-Beta ist hier nicht verfügbar (siehe Abbildung 2). Interessanterweise hat DxO Labs die Beta von DxO DeepPRIME XD3 auch seinem Programm DxO PhotoLab 8 per Update gegönnt.

Überarbeitete Benutzeroberfläche

Die Benutzeroberfläche von DxO PureRAW wurde in Version 5 umfassend überarbeitet. Die Änderungen gefallen, setzen aber eine kurze Zeit der Neuorientierung voraus.

Abbildung 3 Die neue Lightbox wirkt übersichtlicher. [Foto: Akki Moto (Screenshot)]

In der Lightbox, dem Teil von DxO PureRAW zur Auswahl der zu verarbeitenden Bilder, betrifft das die obere und untere Symbolleiste. Häufig benötigte Funktionen sind jetzt über größere und farblich hervorgehobene Schaltflächen besser erreichbar. Auch das Vorschaufenster wurde verbessert. In der oberen Symbolleiste gibt es jetzt Schaltflächen, um das untere und das rechte Panel ein- und auszublenden. Mit der unscheinbaren Symbolleiste am rechten Rand kann man (von oben nach unten) zwischen den globalen Bildeinstellungen, den lokalen Einstellungen und den Ausgabeeinstellungen umschalten. Dies erhöht die Übersichtlichkeit. Die Vorschau muss auch nicht mehr aktualisiert werden. Dies geschieht erstaunlich schnell in Echtzeit. Zu den lokalen Einstellungen kommen wir etwas später in diesem Test.

Mit DxO PureRAW 5 können Sie benutzerdefinierte Presets mit den aktuellen Einstellungen speichern, um sie später wiederverwenden zu können.

Abbildung 4 Eigene Presets können angelegt werden. [Foto: Akki Moto (Screenshot)]

Abbildung 5 Das neue Vorschaufenster. [Foto: Akki Moto (Screenshot)]

Mit dem Navigationsfenster in Abbildung 5 rechts oben kann man leicht den Bereich des Bildes markieren, den man im Vorschaufenster sehen möchte.

Abbildung 6 Mit einem Pinsel werden die Masken gezeichnet. [Foto: Akki Moto (Screenshot)]

Lokale Anpassungen

Ein Highlight der neuen Version von DxO PureRAW 5 ist aus meiner Sicht die Möglichkeit, das Entrauschen/Demosaicing und die Objektivschärfe-Optimierung nur auf Teile des Bildes anzuwenden. Ich bin von dieser Funktion begeistert, da es jetzt erstmals in einer Software von DxO möglich ist, diese Eigenschaften der optischen Module auch lokal anzuwenden. Meine Hoffnung ist groß, dass diese Möglichkeit auch in ein zukünftiges Update von DxO PhotoLab einfließt. DxO PhotoLab hat zwar eine Schärfe- und eine Unschärfefunktion in den lokalen Anpassungen, diese basieren allerdings auf der Unscharfmaskierung und nicht auf den optischen Modulen von DxO.

Es können mehrere Masken erstellt werden. Auch das Kopieren und Invertieren von Masken ist möglich. Im Jahr 2025 nicht mehr ganz zeitgemäß ist allerdings, dass eine Maske ausschließlich mit dem Pinsel erstellt werden kann. Zumindest die aus DxO PhotoLab und der Nik-Collection bekannten Kontrollpunkte hätte man integrieren können. In den nachfolgenden Abbildungen wurden Augen und Augenbrauen geschärft, der Hautbereich wurde hingegen nicht geschärft.

Fazit

Mit DxO PureRAW 5 ist DxO Labs einen größeren Schritt in der Entwicklung dieses Programms gegangen. Anfängliche Programmfehler wurden mit dem Update auf die Version 5.0.1 recht schnell behoben. Die lokalen Anpassungen und die Überarbeitung der Benutzeroberfläche gefallen. Kaufinteressierte sollten sich auf jeden Fall die kostenfreie Demoversion herunterladen und das Programm vor dem Einsatz prüfen. Der Verkaufspreis ist gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben und beträgt weiterhin 119,99 Euro. Das Upgrade von DxO PureRAW 3 oder 4 kostet 79,99 Euro.

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