Bildbearbeitungs-Software

DxO PhotoLab 8 – Lohnt der Wechsel?

2024-09-17 Seit Jahren arbeitet der renommierte Fotograf und Autor Akki Moto mit DxO PhotoLab und seinem Vorgänger DxO OpticsPro. DxO ist das einzige Softwarehaus, welches in seinen Programmen nicht generische Kamera-Objektiv-Module auf Basis von Herstellerdaten nutzt, sondern alle Module in einem recht aufwendigen Verfahren ausmisst. Für die Qualität der Korrekturen (Verzeichnung, Vignettierung, Schärfe, Entrauschen), die DxO PhotoLab damit seinen Anwendern bieten kann, ist die Software mittlerweile bekannt. Mit der neuen Version 8 wurden einige lang erwartete Funktionen für den besseren Umgang mit dem Programm implementiert, aber auch technologische Verbesserungen kamen nicht zu kurz.  (Akki Moto)

Gastbeitrag Dieser Test ist ein Gastbeitrag von Akki Moto, Autor des Buchs „DxO PhotoLab – Das Kompendium“.

Deutlich verbessertes Entrauschen

Nachdem DxO PureRAW 4 die Entrauschungsmethode DeepPRIME XD2 eingeführt hat, wartet die neue Version von DxO PhotoLab mit DeepPRIME XD2s auf, welche DeepPRIME XD ersetzt. DeepPRIME XD2s ist eine Weiterentwicklung von DeepPRIME XD2. Die Unterschiede von DeepPRIME XD und DeepPRIME XD2 habe ich bereits in meinem Beitrag über DxO PureRAW 4 besprochen (siehe weiterführende Links). Die jetzige Weiterentwicklung ermöglicht es nochmals, beim Entrauschen mehr Details aus den Bildern herauszuarbeiten. Zusätzlich wurde auch auf ein weicheres Bokeh viel Wert gelegt. Nach meiner Meinung ist DxO Labs einer der Marktführer in diesem Bereich und es ist gut, dass diese Funktionen stetig weiterentwickelt werden.

Die Ergebnisse sprechen für sich. Die nachfolgende Aufnahme wurde mit einer EOS R und ISO 32.000 aufgenommen. Zu sehen ist in der Vergrößerung (Vollbildansicht, zweimal aufs Bild klicken) eine 100%-Ansicht des Bildes.

Neues Lupenwerkzeug

Bisher konnte man Änderungen beim Entrauschen in PRIME, DeepPRIME und DeepPRIME XD nur in einem sehr kleinen Fenster sehen. Dieses Fenster ist nun weggefallen und wird durch ein Lupenwerkzeug ersetzt, welches aber für alle Funktionen im Bearbeiten-Modus verfügbar ist. Das Werkzeug ist besonders hilfreich, wenn es um die Beurteilung von Bilddetails geht, wie dem Entrauschen, dem Schärfen, dem Mikro- und Feinkontrast und der Entfernung chromatischer Aberrationen.

Das Lupenwerkzeug kann in 2 Größen angezeigt werden. Das kleine Fenster ist 376 x 224 Pixel groß und das große Fenster 742 x 448 Pixel. Ich selbst nutze beide Größen. Das kleine Fenster kommt zum Einsatz, wenn ich auf meinem 14“-Laptop-Bildschirm arbeite und das große Fenster auf meinem Monitor im Büro. Innerhalb des Fensters werden alle Korrekturen in Echtzeit angezeigt. Damit erspart man sich auch das lästige Hinein- und Herauszoomen. Es sind verschiedene vorgegebene Maßstäbe im Fenster des Lupenwerkzeugs möglich.

Vergleichsmodus überarbeitet

Das Werkzeug zum Vergleichen von Bildern wurde überarbeitet und ist jetzt intuitiver zu bedienen. War bisher nur ein Vergleich innerhalb eines Bildes möglich, so kann man jetzt auch andere Bilder, die in DxO PhotoLab bereits eingelesen wurden und externe Bilder für einen Vergleich heranziehen. Man hat jetzt auch die freie Auswahl, ob Vergleichsbilder über- oder nebeneinander dargestellt werden sollen oder ob ein horizontaler oder vertikaler Schieberegler zum Einsatz kommen soll.

Weitere Verbesserungen in der Bedienung

Der Vollständigkeit halber sollen noch zwei weitere Verbesserungen in der Bedienung von DxO PhotoLab 8 erwähnt werden. DxO berichtet, dass sich die Ladeleistung im Filmstreifen verbessert hat. Diesen Eindruck kann ich bestätigen.

Bei verschiedenen Drop-Down-Menüs erhält man nur durch Überfahren der verschiedenen Auswahloptionen direkt ein Vorschaubild der Änderungen. Das macht die Auswahl der zu wählenden Option viel leichter. Dies trifft auf sehr viele Menüs zu, u.a. für Smart Lighting, die Tonwertkurve, Farb-/S/W-Wiedergabe, LUTs und die Stil-Tonung.

Farbtonmaske

In den lokalen Anpassungen kommt nun zur Luminanzmaske (welche bestimmte Helligkeitsbereiche maskieren konnte) die Farbtonmaske hinzu, welche bestimmte Farbtöne und Farbübergangsbereiche maskieren kann. Im Beispiel habe ich die grüne Jacke von Nikola maskiert. Das geht sehr einfach und präzise. Mit einer Pipette ist es auch möglich, einen bestimmten Farbton im Bild auszuwählen. Jetzt könnte man meinen, dass es einer solchen Maske nicht bedarf, da ja das HSL-Werkzeug eine ähnliche Farbauswahl mit sich bringt. Mit der Farbtonmaske geht aber mehr, da man in ihr mit dem Pinsel oder dem Radierer Bereiche der Maske hinzufügen oder herausnehmen kann.

Tonwertkurve

Die Tonwertkurve ist ein sehr leistungsfähiges Werkzeug in DxO PhotoLab. Allerdings setzt der Einsatz der Tonwertkurve einige Erfahrungen voraus. Mit DxO PhotoLab 8 wurde die Tonwertkurve überarbeitet und funktionell deutlich erweitert. Die neue Tonwertkurve bietet neben einer präziseren Kontrolle der einzelnen Punkte auf der Kurve auch die Möglichkeit, mitgelieferte Voreinstellungen für die Tonwertkurve zu nutzen und auch eigene Voreinstellungen abzuspeichern. Diese und weitere Möglichkeiten möchte ich anhand eines Beispiels zeigen, welches auf 10 Seiten der 2. Auflage meines Buches „DxO PhotoLab – Das Kompendium“ ausführlich besprochen wird. Basis ist ein Bild eines aufgenommenen Farbnegativfilmes. Durch falsche Lagerung hat der Film einen starken Gelbstich.

Mit dem mitgelieferten Preset Negativ (RGB) wird eine Tonwertumkehr durchgeführt. Alles, was hell war, wird dunkel und alle Farben wechseln auf die im Farbkreis gegenüberliegende Farbe. Aus dem Gelbstich meines Films wird nun ein Blaustich, da Blau im Farbkreis gegenüber von Gelb liegt.

Durch Anpassung der einzelnen Farbkanäle R, G und B konnte ich den Farbstich weitestgehend beseitigen. Mittels der neuen Eingabefelder in der Mitte der X- und der Y-Achse kann ein markierter Punkt (hier auf der blauen Kurve) in sehr kleinen Schritten verändert werden. Dies ist mit der Maus praktisch unmöglich.

Aufgrund des geringen Dynamikumfanges des Farbnegativfilms bietet sich eine Tonwertspreizung zur Kontrasterhöhung an. Vorteilhaft ist hier das neue im Hintergrund eingeblendete Histogramm. Man erkennt, dass rechts und links keine Werte sind. Mit den beiden dreieckigen Schiebereglern an der X-Achse kann ich jetzt den Schwarz- und den Weißpunkt sehr gezielt in die Mitte schieben, ohne Bereiche mit Werten zu treffen. Diese neuen Einstellungen der Tonwertkurve habe ich in einem Preset (Orwo NC21 (RGB)) abgespeichert und kann es auf andere Bilder des Films leicht anwenden.

Ein besonderes Highlight ist die neue Luminanzkurve. Während der Hauptkanal (RGB) und die einzelnen Farbkanäle (R, G und B) neben der Helligkeit auch die Farben verändern (wir haben das an der Tonwertumkehr gesehen), beeinflusst die Luminanzkurve nur die Helligkeitswerte. Damit ist sie der logische dritte Schritt nach den Werkzeugen Belichtung und Selektive Tonwerte. Um den genauen Punkt eines Bildbestandteiles auf einer der Kurven zu ermitteln, kann die neue Pipette genutzt werden. Mit dem mitgelieferten Preset Mittlerer Kontrast (Luma) bekommt die Luminanzkurve noch die gewünschte S-Form, was für die Bildwirkung hilfreich ist.

Fazit

Wer intensiv DxO PhotoLab nutzt, für den dürfte allein das neue Lupenwerkzeug ein Upgrade auf die Version 8 rechtfertigen. Das Upgrade wird von DxO für etwa 110 Euro angeboten – ein Preis, der für Benutzer von DxO PhotoLab 7 in Ordnung ist und für Nutzer von DxO PhotoLab 6 ein Schnäppchen. Wer noch etwas Geld sparen möchte, kann auf den Black Friday hoffen und die Zeit bis dahin mit der 30-tägigen Testversion überbrücken. Die Programmerweiterungen und neuen Funktionen sind sinnvoll und teilweise lang erwartet.

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