Das nächste 1"-Kamera-Smartphone, das nicht nach Deutschland kommt

Xiaomi 12S Ultra mit 1"-Kamera von Leica in China vorgestellt

2022-07-05 Mit der 12S-Reihe stellt Xiaomi die ersten Smartphones auf Basis der neuen Zusammenarbeit mit Leica vor. Besonders interessant für Fotografen dürfte unter den drei Modellen 12S, 12S Pro und 12S Ultra letzteres sein, denn es beinhaltet eine Kamera mit einem neuen, 50 Megapixel auflösenden 1"-Sensor von Sony. Es gibt jedoch ein großes Manko: Die Smartphones sind für den chinesischen Markt bestimmt. Ein Import ist zwar möglich, aber es fehlen für das hiesige Netz wichtige LTE-Bänder, was in ländlichen Räumen für Empfangsprobleme sorgen könnte.  (Benjamin Kirchheim)

Kürzlich lief die Zusammenarbeit zwischen Leica und Huawei aus, nachdem der chinesische Hersteller aufgrund von Wirtschaftssanktionen inzwischen stark an Bedeutung verloren hat. In die Fußstapfen von Huawei treten andere chinesische Smartphone-Hersteller, allen voran Xiaomi. Die "Schaumi" ausgesprochene Firma ist der weltweit drittgrößte Smartphone-Hersteller mit einem Anteil von ca. 1/8 des weltweiten Markts. Mit eben diesem Hersteller tat sich Leica im Mai 2022 bei der Entwicklung der Kameras für Smartphones zusammen, wobei Leica vor allem Algorithmen zur Bildaufbereitung beisteuert, während die Hardware, beispielsweise die Kamerasensoren, von Sony stammen.

Eigens für die Xiaomi-Smartphones wurden die Bildprofile "Leica Authentic Look" und "Leica Vibrant Look" entwickelt. Der Authentic Look wurde von Leica entwickelt soll eine natürliche Farbwiedergabe mit durchgezeichneten Schatten und realistischen lokalen Kontrasten sowie eine exzellente Reproduktion feinster Details bieten. Zudem soll die reduzierte Vignettierungskorrektur für einen minimalen Lichtabfall in den Ecken sorgen und so an ein Summicron-Objektiv erinnern. Der Vibrant Look ist hingegen eine gemeinsame Entwicklung von Leica und Xiaomi. Er soll lebendige, aber dennoch realistische Farben liefern. Selbstverständlich lassen sich die Fotos nicht nur in JPG, sondern auch in HEIF und als Rohdaten im DNG-Format speichern.

Das spannendste Modell des 12S-Modelltrios ist das 12S Ultra, denn es beinhaltet eine Hauptkamera mit großem 1"-Sensor, der mit seiner Größe von 13,2 mal 8,8 Millimetern (ca. 15,9 mm diagonal) verhältnismäßig große Pixel mit hoher Lichtempfindlichkeit verspricht. Das ist zwar immer noch deutlich kleiner als ein Vollformatsensor mit seinen 36 mal 24 Millimetern, aber in unseren Augen beginnt eine vernünftige Bildqualität überhaupt erst bei 1"-Sensoren und nicht bei kleineren Sensoren, wie sie in den meisten Smartphones und Kompaktkameras sitzen. Damit dürfte das 12S Ultra nach dem nicht mehr erhältlichen Panasonic CM1, dem Japan-exklusiven Sharp Aquos R6 samt seinem Leica-Pendant Leitz Phone 1 und dem Sony Xperia Pro-I, das den 1"-Sensor jedoch croppt, eines der ganz wenigen, für Fotografen attraktiven Smartphones sein.

Das Xiaomi 12S Ultra greift aber auch die Designsprache von Leica auf. So besitzt es eine mit Leder bezogene Rückseite mit einer riesigen, gewölbten Glasabdeckung, die über den insgesamt drei Kameras sitzt. An dieser Stelle ist das 225 Gramm schwere Smartphone deutlich über einen Zentimeter dick. Im Zentrum sitzt die Hauptkamera mit 23 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite und einer Lichtstärke von F1,9. Beim 1"-Sensor von Sony handelt es sich um das neue Modell IMX989, das 50 statt 20 Megapixel auflöst. Das sorgt zwar wiederum für kleinere Pixel mit höherem Rauschen und geringerem Dynamikumfang, doch beim Runterskalieren sollte sich das relativieren. Bei Smartphones kommt man heutzutage eigentlich nicht mehr um eine Auflösung von mindestens 50 Megapixeln herum, ausgegeben werden aber in der Regel Bilder mit etwa einem Viertel der Auflösung.

Ein Laser-Autofokus soll für eine schnelle Fokussierung sorgen. Ausgelöst wird per Touch, denn einen Auslöseknopf wie bei Sony gibt es nicht. Ergänzt wird die Hauptkamera von einer F2,2 lichtstarken Ultraweitwinkelkamera mit 13 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite und einer Periskop-Telekamera mit etwa 120 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite, die allerdings nur noch eine Blendenöffnung von F4,1 besitzt. Beide Kameras lösen 48 Megapixel auf, bei der Telekamera kommt ein kleiner 1/2"-Sensor zum Einsatz. Ergänzt werden die rückwärtigen Kameras von einer 32 Megapixel auflösenden Selfie-Kamera, die in einem kleinen Loch des Displays sitzt.

Apropos Display: Auch dieses kann sich sehen lassen. Es misst etwa 6,7 Zoll (ca. 17 cm) in der Diagonale und besitzt abgerundete Ränder. Es handelt sich um einen 3.200 x 1.440 Pixel auflösenden OLED-Bildschirm mit LTPO 2.0. Dank der hohen Auflösung von über 500 dpi dürften einzelne Pixel kaum noch auffallen. Beeindruckend ist auch die maximale Leuchtkraft von 1.500 Nits. Zudem kann die Bildwiederholfrequenz zum Stromsparen nahtlos von einem bis 120 Hz geregelt werden. Das Display bietet 10 Bit Farbtiefe und HDR10+.

Auch beim Prozessor gibt es mit dem Snapdragon 8+ Gen 1 Flaggschifftechnologie. Er bietet acht Kerne, wobei der schnellste bis zu 3,2 GHz taktet – zumindest bis er zu warm wird. Ergänzt wird er von 8 bis 12 GB LPDDR5-Arbeitsspeicher und einem UFS-3.1-Massenspeicher mit wahlweise 256 oder 512 GB. Der Akku bietet eine Kapazität von 4.860 mAh und lässt sich via USB-C mit bis zu 67 Watt laden, drahtloses Laden wird mit maximal 50 Watt unterstützt. Interessanterweise fehlt das kabelgebundene 120-Watt-Laden anderer Xiaomi-Smartphones.

Das Xiaomi 12S Ultra bietet zwei zu 5G kompatible Nano-SIM-Kartenplätze und unterstützt auch "kleinere" Netzstandards wie 4G. Hier ist jedoch eine kleine Falle für diejenigen verbaut, die das Smartphone gerne weltweit verwenden möchten: Das für die Flächenabdeckung in Deutschland wichtige LTE-Band 20 fehlt. Offiziell kommt keines der 12S-Modelle auf den deutschen Markt, sehr wohl ist aber ein Import über entsprechende Händler wie beispielsweise Trading Shenzen möglich (siehe weiterführende Links). Dort kostet die kleinste Variante des Xiaomi 12S Ultra mit 8/256 GB Speicher fast 1.100 Euro. Die Version mit 12/256 GB ist 100 Euro teurer, die mit 12/512 GB kostet 200 Euro mehr.

Die "kleineren" Modelle 12S und 12S Pro sind ebenfalls China-exklusiv und lassen das LTE-Band 20 vermissen. Trotz alledem lassen auch diese sich importieren. Sie bieten ebenfalls Leica-Kameras mit 50 Megapixeln Auflösung, aber nicht mit so großen Bildsensoren. Das Display des 12S ist mit einer Diagonale von 6,28 Zoll (16 cm) etwas kleiner und löst auch "nur" mit 2.400 mal 1.080 Pixeln auf, bietet eine maximale Helligkeit von 1.100 Nits und LTPO-Technologie mit einer Bildwiederholrate von 1-120 Hz. Beim 12S Pro kommt dasselbe 6,7"-Display wie beim 12S Ultra zum Einsatz. Unterschiede gibt es auch beim Akku. Das 12S bietet 4.500 mAh mit 67 Watt Laden per Kabel und 50 W kabellos. Das 12S Pro besitzt einen 4.600 mAh großen Akku und lässt sich mit 120 Watt per Kabel oder 50 W kabellos laden. Mit gut 180 Gramm ist das 12S das leichteste der drei Modelle, das 12S Pro wiegt etwas über 200 Gramm. Übrigens bieten das 12S Pro und Ultra einen IP68-Spritzwasser- und Staubschutz.

Presseinformation von Leica zur Xiaomi 12S Series

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.