Stürmische Weiterentwicklung mit Folgen

1998-10-02 In diesem Hintergrundartikel informieren wir Sie über Kompatibilitäts-Probleme bei den neuen 16-MByte-SmartMedia-Karten, über Unterschiede zur CompactFlash-Technik und über Reaktionen der Hersteller zur Problembekämpfung auch mit Hilfe von neuen Produkten.  (Jan-Markus Rupprecht)

SmartMedia 16 MByteAm 17. September hatten wir die reguläre Verfügbarkeit der ersten 16-MByte-SmartMedia-Karten gemeldet. Daraufhin erreichten uns mehrere E-Mails mit der Bitte um eine Stellungnahme zur Inkompatibilität dieser Karten mit gängigen Digitalkameras, von der vereinzelt in der Presse zu lesen war. Die Aussage in unserer Neuvorstellung der Olympus C-1400 XL, daß eine der Neuerungen gegenüber ihrer Vorgängerin die Verwendbarkeit eben dieser 16-MByte-Karten ist, ließ mögliche Inkompatibilitäten nur zwischen den Zeilen erkennen. Tatsächlich sind uns nur zwei heute bereits erhältliche Digitalkameras bekannt, die "16-MByte-tauglich" sind (wer definitiv andere Hinweise hat, möge uns diese bitte mitteilen). Bei den beiden Modellen handelt es ich um die Fujifilm MX-700 (und baugleiche Modelle) und die Olympus C-840L, die beide seit dem Sommer erhältlich sind. Andere Kameras, die seitdem auf den Markt kamen (beispielsweise die Ricoh RDC-4300) können keine 16-MByte-Karten verwenden. Viele – aber offenbar wiederum nicht alle – der auf der Photokina neu vorgestellten Kameras, die erst in den nächsten Wochen auf den Markt kommen, können ebenfalls 16-MByte-Karten verarbeiten. Wer also explizit auf diese Eigenschaft Wert legt, sollte sich die Verwendbarkeit von 16 MByte großen SmartMedia-Karten beim Kauf von seinem Händler bestätigen lassen.

Das Problem mit den Speichergößen bei SmartMedia ist die "Anbindung" an die Kamera bzw. ein Lesegerät. Genau hier liegt auch einer der Hauptunterschiede der beiden marktbeherrschenden Wechselspeichertypen. Bei CompactFlash-Karten ist der Controller für die Verwaltung der Flash-Speicherbausteine in der Karte selbst untergebracht, was diese in der Regel etwas teurer macht. Bei der SmartMedia-Technik hingegen befindet sich der Controller jeweils im Lesegerät, also in der Kamera, im Floppy-Adapter oder im PC-Card-Adapter. Dadurch sind die Speicherkarten billiger und die Zusatzgeräte dafür meist teurer – der PC-Card-Adapter für CompactFlash kostet rund 40 DM, für SmartMedia eher um die 200 DM. Wenn nun die technischen Spezifikation einer SmartMedia-Karte zum Zeitpunkt der Entwicklung des Controllers oder der ihn ansteuernden Software nicht exakt bekannt ist, können solche Karten mit dem Gerät später nicht verwendet werden. Genau dies ist heute der Fall: die Spezifikationen der 16-MByte-Karten standen zum Zeitpunkt der Entwicklung der meisten heute auf dem Markt erhältlichen Kameras noch nicht fest oder wurden seitdem geändert (hierzu erhielten wir abweichende Aussagen).

SanDisk CompactFlash mit PC-Card-AdapterBei CompactFlash oder der größeren Bauart PC-Card (PCMCIA) sollte ein solches Problem nicht auftreten, denn die CompactFlash- und PC-Card-Schnittstellen ist genau definiert und von der Speichergröße unabhängig. Wie immer wird diese Regel aber von einigen Ausnahmen bestätigt. So sollen die ersten Modelle einer weit verbreiteten semiprofessionellen Kamera mit Steckplatz für PC-Cards die Hersteller-Kennung aus der eingesetzten Speicherkarte ausgelesen haben und nur mit Karten des Kameraherstellers oder des Original-Herstellers der Speicherkarten zusammengearbeitet haben; beim Einsetzen von Karten anderer Hersteller gab es eine Fehlermeldung. Bei einigen Modellen der Epson PhotoPC 600 konnten zwar Speicherkarten jenseits 15 MByte in der Kamera verwendet werden, diese wurden beim ersten Einsatz in der Kamera aber gnadenlos überformatiert und konnten danach sehr wohl in der Kamera aber nicht mehr in den Kartenlaufwerken von PCs oder Notebook-Computern ausgelesen werden. Und bei Nikons aktuellem Verkaufsschlager Coolpix 900 sind Probleme mit Speicherkarten oberhalb von 24 MByte bekannt, die mitunter auch erst nach längerem Betrieb auftreten können (aber nicht auftreten müssen). Durch eine Änderung der betroffenen Speicherkarten-Typen und/oder der Kamera-internen Software soll dieses Problem behoben werden. Das angesichts dieser Umstände 22,5-MByte-CompactFlash-Karten von Mitsubishi in dem Parallelport-Kartenlesegerät des Konkurrenten SanDisk nicht lesbar sind, verwundert dann kaum noch. Generell sieht es aber so schlecht mit der Kompatibilität gar nicht aus, d. h. Besitzer einer älteren oder auch aktuellen Kamera mit CompactFlash-Steckplatz sollten grundsätzlich davon ausgehen, daß alle heute verfügbaren Kapazitäten bis 48 MByte genauso wie die künftigen Kapazitätsriesen mit 124 MByte in ihrer Kamera laufen.

Fujifilm FlashPath FD-A1Damit noch nicht für 16-MByte-SmartMedia-Karten vorgesehene Digitalkameras und entsprechende Kartenadapter, dennoch mit der neuen Kartengröße laufen, sind einige Klimmzüge nötig. Olympus arbeitet an einer Lösung für die Modelle C-820L, C-1000L und C-1400L und will ab Mitte dieses Monats eine kostenpflichtige Updatemöglichkeit anbieten. Über die Einzelheiten wird man dann auf der neuen Olympus-Website mehr lesen können und auch wir werden dann natürlich darüber berichten. Überlegungen anderer Hersteller sind uns derzeit noch nicht bekannt. Bei dem übrigen SmartMedia-Zubehör sieht es wie folgt aus:

  • Nur die allerneuesten PC-Card-Adapter, wie beispielsweise das bereits lieferbare Modell MA-2E von Olympus können 16 MByte Karten lesen und schreiben. Bei älteren Modellen gibt es keine Chance. Da sowohl die interne Software (die sogenannte "Firmware") als auch der Controller fest eingebaut sind und diese Adapter auch ohne besonderen Treiber im PC auskommen, ist hier kein Update möglich.
  • Der von diversen Herstellern angebotene Floppy-Adapter FlashPath ist mit einem einfachen Treiber-Update zur Zusammenarbeit mit 16 MByte Karten zu bewegen. Fujifilm stellt den aktuellen Windows 95/98 Treiber mit 16-MByte-Unterstützung bereits auf der Treiber-Seite der deutschen Fujifilm-Website zum Download bereit. Dort gibt es auch bereits einen Treiber für den Apple Macintosh, der zumindest ein Auslesen (allerdings kein Beschreiben) der SmartMedia-Karten mit dem Floppy-Adapter ermöglicht.
  • Externe Kartenlesegeräte für den Parallelport von Windows-PCs kommen erst in diesen Tagen auf den Markt, sie sollten bereits 16-MByte-tauglich sein, wie es beispielsweise beim Modell CardPort Swift des englischen Herstellers Chase der Fall ist.

Für Ende des Jahres sind bereits erste 32 MByte SmartMedia-Karten angekündigt, die in allen Kameras laufen sollen, in denen auch 16-MByte-Karten verwendet werden können.

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Vintage-Objektive – 6. aktualisierte Auflage als PDF erhältlich

"Vintage-Objektive – 6. aktualisierte Auflage" als PDF erhältlich

In diesem Buch lernt der Leser die Vor- und Nachteile beim Einsatz alter Objektive an modernen Digitalkameras kennen. mehr…

digitalkamera.de Kaufberatung Spiegellose Systemkameras aktualisiert

digitalkamera.de "Kaufberatung Spiegellose Systemkameras" aktualisiert

Überarbeitete und ergänzte Ausgabe mit allen neuen Kameras, aktualisierten Testspiegeln und Ausstattungsübersicht. mehr…

Den Fokus richtig setzen (Schulungsvideo)

Den Fokus richtig setzen (Schulungsvideo)

Wie an der Nikon Z fc der Fokus sicher auf das Motiv gesetzt werden kann, das zeigt Michael Nagel in diesem Video. mehr…

Radiant Photo im Test

Radiant Photo im Test

Der "Bildveredler" zeigt in diesem Test, was er kann, wo er seine Schwächen hat und für wen er sich eignet. mehr…

FOTOPROFI Die News sponsert FOTOPROFI, ein familien­geführter Fachhändler mit 9 Standorten in Baden-Württemberg, hochwertiger Bildmanufaktur, umfangreichem Webshop und kompetenter Telefonberatung: +49 (0) 7121 768 100.

News-Suche

von bis
Hersteller
Autor
Suche nach

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.