Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Sony Alpha 7 III auf Bildqualität getestet

2018-07-05 Mit der Alpha 7 III bringt Sony den schnellen Autofokus der Profi-Systemkamera Alpha 9 in bezahlbarere Regionen, auch sonst geizt das "kleinste" Alpha-Modell nicht mit Ausstattung wie dem robusten Gehäuse, dem großen Sucher oder der hohen Serienbildgeschwindigkeit. Bei der Auflösung muss sich der Fotograf wie bei der Alpha 9 mit 24 Megapixeln begnügen. Unser ausführlicher Test wird erst nach der Urlaubszeit im August erscheinen, aber wir haben im Voraus bereits mit der Bildqualität das wichtigste Kriterium im digitalkamera.de-Labor getestet und präsentieren die Ergebnisse.  (Benjamin Kirchheim)

Sony hat uns die Alpha 7 III zusammen mit dem attraktiven 24-105mm-Standardzoom für ein ganzes Jahr zu Testzwecken überlassen. Daher kommt die Kamera bei allen fotointeressierten Mitgliedern der digitalkamera.de-Redaktion zum Praxiseinsatz, bevor wir uns ein endgültiges Testurteil bilden. Mit dazu gehören Sportveranstaltungen, das favorisierte Motiv unseres Bildbearbeiters Jens Scheppler; eine Hochzeit, die Redakteur Harm-Diercks Gronewold fotografiert hat und in diesen Tagen geht sie mit dem Chefredakteur Jan-Markus Rupprecht und seiner Familie auf eine mehrwöchige Segelreise in die Ostsee. Den digitalkamera.de-Labortest hat die Alpha 7 III inzwischen auch durchlaufen und erfüllt, so viel sei an dieser Stelle bereits verraten, die hoch gesteckten Erwartungen, die Sony bei der Präsentation geweckt hat.

Auflösung und Objektiv

Die optischen Fehler des Standardzooms Sony FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G) werden vom schnellen Prozessorgespann der Alpha 7 III, bestehend aus einem Front-End-LSI und dem Bionz-X-Bildprozessor, defaultmäßig korrigiert. Das merkt man im Labortest, denn die Randabdunklung bewegt sich mit Ausnahme vom kurzen Brennweitenende bei Offenblende unter einer halben Blendenstufe. Die maximale Randabdunklung liegt bei lediglich 0,7 Blendenstufen bei F4 und 24 Millimetern. Dabei ist der Helligkeitsabfall stets sehr sanft zum Bildrand hin, sodass er praktisch kaum auffällt. Die Verzeichnung ist mit 0,8 Prozent Kissenform im Weitwinkel am stärksten, was jedoch ebenfalls in der Praxis kaum auffällt. Bei mittlerer Brennweite zeigt sich hingegen eine minimal kissenförmige Verzeichnung von etwa 0,2 Prozent, in Telestellung ist sogar keine Verzeichnung mehr messbar. Wie zu erwarten war, sind auch die chromatischen Aberrationen minimal, sie betragen im Durchschnitt weniger als einen halben Pixel und erreichen selbst im Maximum nicht einmal einen Pixel Ausdehnung und bleiben damit praktisch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Üblicherweise haben solche digitalen Korrekturen durchaus negative Auswirkungen auf andere Bildqualitätsmerkmale, so reduziert eine Verzeichnungskorrektur üblicherweise die Randauflösung, eine Vignettierungskorrektur führt zu vermehrtem Rauschen in den Bildecken. Letzteres ist bei der Alpha 7 III überhaupt kein Problem, der rückwärtig belichtete Vollformatsensor mit seinen großen Pixeln verfügt über reichlich Reserven. Die Auflösung erreicht im Bildzentrum ein Maximum von knapp über 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) und ist damit für einen physikalisch "nur" 24 Megapixel auflösenden Bildsensor äußerst hoch. Erreicht wird sie bei einer Brennweite von 24 Millimetern bereits bei Offenblende. Beim Zoomen verliert das Objektiv etwas Auflösung, sie sinkt auf knapp über 60 lp/mm bei mittlerer und knapp unter 60 lp/mm bei langer Brennweite, was für 24 Megapixel erwartbare und damit gute Auflösungen sind.

Am Bildrand ist die Randauflösung fast unabhängig von der Brennweite. Die höchste Randauflösung wird jedoch nicht bei Offenblende erreicht, hier liegen eher um die 40-45 lp/mm an, sondern stark abgeblendet auf F11 bis F16, wo die Randauflösung je nach Brennweite 49-55 lp/mm erreicht. Vor allem im Weitwinkel ist die Auflösung damit bei Offenblende etwas ungleichmäßig, immerhin gut ein Drittel geht "auf dem Weg" zum Bildrand verloren. Für ein solches Vollformatzoom ist das aber durchaus nicht ungewöhnlich. Bei mittlerer und langer Brennweite ist der Randabfall geringer, vor allem erreicht man bei F11 bis F16 eine nahezu gleichmäßige Auflösung vom Zentrum bis zum Bildrand auf einem Niveau von 48 bis 56 lp/mm. Dass die Auflösung im Weitwinkel nicht ganz so gleichmäßig ist, liegt aber vor allem an der höheren Auflösung im Bildzentrum, die selbst bei F16 noch bei gut 62 lp/mm liegt, worüber man sich wirklich nicht beklagen kann. Beugung jedenfalls setzt erst jenseits von F16 überhaupt nennenswert ein, doch selbst bei der kleinsten Blende F22 liegt die Auflösung bei über 40 lp/mm. Hier kann man tatsächlich nichts derart falsch machen, dass es die Fotos verdirbt, was einer der klareren Vorteile der großen Pixel ist.

Bildsensor und Bildaufbereitung

Bleibt festzuhalten, dass der Sensor der Alpha 7 III die physikalische Auflösung sehr gut nutzt und das Objektiv problemlos mithalten kann. Doch der rückwärtig belichtete CMOS-Sensor verspricht noch deutlich mehr, schließlich bietet die Empfindlichkeit einen großen Spielraum von ISO 50 bis 204.800. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis ISO 800 auf sehr hohem Niveau von über 40 dB und kratzt bei ISO 50 sogar an der 45-dB-Marke. Erst oberhalb von ISO 6.400 sinkt der Signal-Rauschabstand unter die kritische Marke von 35 dB, sodass sich das Bildsignal nicht mehr so gut vom Rauschen unterscheidet. Das Rauschen bleibt stets feinkörnig und wird ab ISO 12.800 in Form von Helligkeitsrauschen leicht und ab ISO 51.200 stark sichtbar, Farbrauschen tritt hingegen nur bei ISO 204.800 leicht sichtbar auf.

Die Rauschunterdrückung der Alpha 7 III geht vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten sehr sanft zu Werke. Bis ISO 1.600 gibt sie äußerst viele Details wieder, zeigt allerdings auch eine sichtbare Überschärfung, die Schärfeartefaktrate liegt bei etwa zehn Prozent. Oberhalb von ISO 6.400 greift die Rauschunterdrückung sicht- und messbar stärker ein und sorgt für einen zunehmenden Detailverlust. Kritisch wird dies jedoch erst oberhalb von ISO 12.800. Bis ISO 6.400 kann man also – mit ISO 12.800 als "Reserve" – mit hoher Bildqualität und vielen Details fotografieren, bleibt aber für beste Ergebnisse besser im Bereich bis ISO 800 oder 1.600.

Die Eingangsdynamik erreicht bei ISO 100 ihren höchsten Wert mit zwölf Blendenstufen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei ISO 50 geht eine ganze Blendenstufe verloren, was typisch für eine ISO-Erweiterung bei einer Grundempfindlichkeit von ISO 100 ist. Bis ISO 3.200 sinkt die Empfindlichkeit langsam auf elf Blendenstufen ab, oberhalb von ISO 6.400 geht sie steiler runter und liegt bei ISO 12.800 bereits bei knapp unter zehn Blendenstufen. Sony kann also auch nicht zaubern, sondern es zeigt sich deutlich, bei welcher Empfindlichkeit die Grenzen guter Bildqualität liegen.

Die Tonwertkurve zeigt einen deutlich angesteilten Verlauf, nur bei ISO 50 ist sie aufgrund der Signaldämpfung etwas flacher. Die JPEGs der Sony Alpha 7 III sind eindeutig für die sofortige Verwendung ausgelegt und machen eine Bildnachbearbeitung überflüssig. Ein guter Kompromiss, denn wer selbst Hand anlegen möchte, nimmt ohnehin bei einer solchen Kamera besser das Rohdatenformat. Der Ausgangs-Tonwertumfang bewegt sich bis ISO 800 auf sehr gutem Niveau von über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen, bis ISO 200 werden die Helligkeitsstufen sogar nahezu komplett ausgenutzt. Bis ISO 3.200 bleibt der Wert mit über 160 gut, kritisch wird es oberhalb von ISO 25.600, wo weniger als 100 Helligkeitsabstufungen übrig bleiben. Stufige Farbverläufe sind das Resultat.

Die Farbtreue der Alpha 7 III ist ebenfalls gut, im Mittel ist die Farbabweichung gering und selbst im Maximum gibt es keine groben Ausreißer. Leichte Farbverschiebungen sind "normal" und sollen für subjektiv schöne, leuchtende Bildergebnisse sorgen, etwa ein leicht Richtung Gelb verschobenes Hellgrün oder gesättigtere und damit leuchtendere Rottöne. Die tatsächliche Farbtiefe bewegt sich wieder auf sehr hohem Niveau, vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten. Bis ISO 800 erreicht die Sony an die 8,4 Millionen Farbnuancen, bis ISO 6.400 sind es über vier Millionen. Selbst der Wert von über zwei Millionen Farben bei ISO 25.600 ist noch gut, bei noch höheren Empfindlichkeiten sackt der Wert jedoch drastisch ab, bei ISO 204.800 sind es weniger als eine halbe Million Farbnuancen.

Fazit

In der Summe erreicht die Sony Alpha 7 III eine äußerst hohe Bildqualität über einen großen Empfindlichkeitsbereich. Dabei setzt Sony auf eine offensive Bildaufbereitung der JPEGs, die keine weitere Bildbearbeitung benötigen. Sie sind gut geschärft und weisen hohe Kontraste auf, die Farben bleiben dabei nahe am Original und werden nur dezent für einen schönen Bildeindruck "verschoben". Die Auflösung ist zusammen mit dem Sony FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G) sehr hoch, die digitale Korrektur der optischen Fehler zeigt praktisch keine negativen Auswirkungen und ist damit als vorteilhaft zu werten. Man kann sogar problemlos auf F11 oder F16 abblenden, ohne nennenswert an Auflösung zu verlieren. Die beste Bildqualität für allerhöchste Ansprüche erhält man im Bereich von ISO 100 bis ISO 800 mit ISO 1.600 als "Reserve", gut ist die Bildqualität aber bis ISO 6.400 mit ISO 12.800 als "Reserve". Ab und oberhalb von ISO 25.600 zeigen sich jedoch trotz aller Technologie die Grenzen des Bildsensors und der Bildaufbereitung auf. In Situationen mit extrem wenig Licht bleibt also die lichtstarke Festbrennweite die beste Lösung.

Sony Alpha 7 III mit Sony FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G)

Eingangsdynamik

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.