Mehr als nur ein Standard-Telezoom

Panasonic Lumix S 70-300 mm F4.5-5.6 Macro OIS offiziell angekündigt

2021-02-18 Mit dem Panasonic Lumix S 70-300 mm F4.5-5.6 Macro OIS (S-R70300) kündigt der japanische Elektronikkonzern sein bisher brennweitenstärkstes Zoomobjektiv mit L-Mount an. Das Vollformatobjektiv will dabei gleich in mehreren Belangen überzeugen: Trotz verhältnismäßig kompakter Abmessungen und geringem Gewicht soll es einen Wetterschutz und eine hohe Bildqualität mit schönem Bokeh liefern und dabei auch noch sehr schnell fokussieren.  (Benjamin Kirchheim)

Dabei siedelt Panasonic das Telezoom nicht einmal in der höchsten Linie (Pro) an, sondern in der "normalen" Lumix-S-Baureihe, zu der beispielsweise auch das kompakte Dreifachzoom Lumix S 20-60 mm F3.5-5.6 (S-R2060) zählt, das mit dem neuen 70-300 eine schöne Brennweitenkombination für eine Vielzahl von Motiven ergibt, zumal das 4,3-fach-Telezoom dank geringer Naheinstellgrenze sogar in den Makrobereich (1:2) vordringt.

Das in der Länge 14,8 und im Durchmesser 8,4 Zentimeter messende Objektiv wiegt knapp unter 800 Gramm. Das Filtergewinde ist mit 77 Millimetern indessen verhältnismäßig groß, die Mitbewerber haben hier 72 und 67 Millimeter. Das 70-300 besitzt ein gegen Spritzwasser und Staub abgedichtetes Kunststoffgehäuse. Sogar bei Frost bis -10 °C verspricht Panasonic eine einwandfreie Funktion. Die schmutzabweisende Fluorvergütung der Frontlinse komplettiert den Wetterschutz.

Die optische Konstruktion setzt sich aus 17 Linsen zusammen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich zwei ED- und eine UED-Linse mit geringer Dispersion sowie eine UHR-Linse mit besonders hoher Refraktion (Lichtbrechkraft), um optische Fehler zu minimieren. Auf asphärische Linsen haben die Ingenieure hingegen bewusst verzichtet, da diese laut Panasonic die Gefahr von Zwiebelringen im Bokeh (ringförmige Helligkeitsveränderungen in Unschärfekreisen, die aus punktuellen Lichtquellen entstehen) bergen.

Randbemerkung: Andere Hersteller haben bereits entsprechende fertigungsgenaue asphärische Linsen mit präzisen Vergütungen entwickelt, die genau das (Zwiebelringe im Bokeh durch asphärische Linsen) verhindern sollen, etwa die XA-Elemente mit Nano AR Coating II beim Sony FE 35 mm F1.4 GM. Panasonic wählt hier lediglich einen anderen, nicht minder wirkungsvollen Lösungsansatz, wie uns Beispielbilder des Herstellers gezeigt haben.

Doch nicht nur der Verzicht auf asphärische Linsen soll für ein schönes Bokeh sorgen, sondern auch die Blende, die aus elf Lamellen gebildet wird und laut Panasonic eine besonders gleichmäßige Öffnung formt. Schließt man die Blende stark, sollen um punktuelle Lichtquellen zudem schön, gleichmäßig geformte, 22-strahlige Sterne entstehen – auch diese waren Teil der Entwicklung und sollen schöner ausfallen als bei Mitbewerbern.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der optische Bildstabilisator, der zusammen mit dem Sensor-Shift-Stabilisator der Kamera bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen soll – laut Panasonic mehr als andere 70-300mm-Objektive. Doch damit nicht genug, auch beim Autofokus haben die Ingenieure viele Optimierungen vorgenommen. Die Fokusgruppe wird durch einen Linearmotor angetrieben, der doppelt so schnell von unendlich bis zur Naheinstellgrenze von 74 Zentimetern bei 300 Millimeter Brennweite fokussieren können soll wie die Konkurrenz. Die Kommunikation mit der Kamera erfolgt mit hohen 480 Hz.

Die Naheinstellgrenze von 74 Zentimetern bei 300 Millimetern Brennweite ermöglicht einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2, was Telemakroaufnahmen ermöglicht. Bei 70 Millimetern Brennweite beträgt die Naheinstellgrenze sogar nur 54 Zentimeter ab Sensorebene, der Abbildungsmaßstab ist aber dennoch etwas geringer (die genaue Zahl gibt Panasonic hier nicht an, wir werden das später wie üblich in einem Objektivtest ermitteln).

Damit der Autofokus nicht in den Nahbereich fahren muss, lässt sich auf Wunsch ein Fokus-Limiter aktivieren, der die Naheinstellgrenze auf drei Meter erhöht. Zudem gibt es einen OIS- und einen AF/MF-Schalter sowie einen Zoom-Lock-Schalter zum Transport bei 70 Millimetern Brennweite, denn beim Zoomen auf 300 Millimeter fährt der Tubus um rund sechs Zentimeter aus. Videografen dürfte die Tatsache freuen, dass das Fokusatmen der optischen Konstruktion minimiert wurde, auch wenn es sich nicht um eine optische Konstruktion handelt, die dieses Phänomen von vornherein völlig verhindert.

Panasonic verspricht zudem, dass die optische Leistung in der Bildmitte und am Bildrand äußerst gut ist, das heißt, sowohl die Auflösung als auch die Kontraste sollen hoch und über dem Niveau der Wettbewerber liegen. Die vom Hersteller in einer Präsentation für Journalisten gezeigten Vergleichsbilder offenbarten vor allem Vorteile am kurzen Brennweitenende, am langen Brennweitenende waren sie etwas geringer. Wir werden das später in einem Test verifizieren – genauso wie auch die Randabdunklung, die laut Panasonic ebenfalls sehr gering ausfallen soll.

Ab April 2021 soll das Panasonic Lumix S 70-300 mm F4.5-5.6 Macro OIS (S-R70300) zu einem Preis von knapp 1.350 Euro erhältlich sein, eine passende Streulichtblende gehört zum Lieferumfang. Damit kommt dieses Telezoom als erstes Panasonic-Objektiv im Jahr 2021 auf den Markt. Schaut man allerdings auf die im September 2020 gezeigte Roadmap (siehe weiterführende Links), so dürften dieses Jahr noch mindestens drei Festbrennweiten folgen (24, 35 und 50 mm mit je F1,8). Zudem soll der Weitwinkelbereich noch mit einem lichtstarken Zoom und einer lichtstarken Festbrennweite ausgebaut werden.

Hersteller Panasonic
Modell S 70-300 mm F4.5-5.6 Macro OIS (S-R70300E-K)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.349,00 €
Bajonett L-Mount
Brennweitenbereich 70-300 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 540 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 84 x 148 mm
Objektivgewicht 790 g

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.