Vollformat-Videospezialistin

Panasonic Lumix DC-S1H nimmt 6K-Videos auf

2019-08-27 Nach der Fotokamera S1R und dem Foto-Video-Hybriden S1 bringt Panasonic mit der S1H eine dritte spiegellose Vollformat-Systemkamera mit Leica-L-Bajonett auf den Markt, die sich nun speziell an Videografen richtet. Erstmals nimmt eine Fotokamera Videos in 6K-Auflösung auf, zudem soll der Sensor dank Dual-Native-ISO mit zwei analogen, auf dem Sensor integrierten Verstärkerschaltungen bei höheren ISO-Empfindlichkeiten weniger rauschen.  (Benjamin Kirchheim)

Die Ähnlichkeiten der S1H zu den Schwestermodellen S1 und S1R sind größer als die Unterschiede. So ist das robuste, für eine spiegellose Systemkamera aber auch sehr große Gehäuse identisch, genauso der 5,76 Millionen Bildpunkte auflösende OLED-Sucher. Auch der DFD-Hybridautofokus mit der schnellen 480-Hertz-Kommunikation mit dem Objektiv und der bis -6 EV reichenden Low-Light-Fähigkeit ist identisch wie auch die neun Bilder pro Sekunde schnelle Serienbildgeschwindigkeit. Der wichtige Sensor-Shift-Bildstabilisator, der im Verbund mit dem optischen Bildstabilisator eines Panasonic-Objektivs als Dual-IS bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben soll, ist mit an Bord.

Der erste große Unterschied zeigt sich beim Blick ins Speicherkartenfach: Statt einem XQD- und einem SD-Slot kommen hier zwei SD-Slots zum Einsatz, die SDHC. SDXC, UHS I und UHS II unterstützen. Über den großen Akku mit 22,57 Wattstunden für zwei Stunden Aufnahmezeit, die USB-C-Schnittstelle mit Lade- und Dauerstromfunktion bis hin zum HDMI-A-Ausgang samt anschraubbarer Kabelhalterung und den Mikrofonein- sowie den Kopfhörerausgang sind die Schnittstellen inklusive den drahtlosen wie WLAN und Bluetooth wieder identisch zu den Schwestermodellen S1 und S1R. Die S1H bietet zudem eine Timecode IN/OUT-Synchronisation über den Blitzschuh sowie einen mitgelieferten BNC-Konverter. Zubehör wie der Mikrofonadapter DMW-XLR1, der Akkugriff DMW-BGS1 oder der Fernauslöser DMW-RS2 sind ebenfalls kompatibel.

Ein Unterschied zeigt sich beim Bildschirm: Der Touchscreen besitzt mit einer Diagonale von 8,1 Zentimetern und einer überdurchschnittlich hohen Auflösung von 2,33 Millionen Bildpunkten zwar dieselben Eckdaten wie bei der S1 und S1R, aber mit einer 50 Prozent höheren Leuchtdichte ist der Bildschirm der S1H besser ablesbar. Zudem kommt ein neu entwickelter Klapp-, Schwenk- und Drehmechanismus zum Einsatz, der nach dem Hochklappen ein seitliches Schwenken und ein Drehen um die Achse ermöglicht. Ziel war ein robuster, aber flexibel nutzbarer Mechanismus, ohne Kabel aus den Schnittstellen ziehen zu müssen. Am besten ist das auf folgendem Bild zu sehen:

Ebenfalls neu ist das verbesserte Schulterdisplay. Es fällt größer aus und bietet bei einer Diagonale von 1,8 Zoll eine monochrome Auflösung von 303 mal 230 Pixeln. Damit lassen sich nicht nur mehr Informationen anzeigen, sondern auch viel genauer, etwa der Timecode oder die Audioaussteuerung. Dank Memory-in-Pixel-Funktion bleibt die Anzeige auch in ausgeschaltetem Zustand erhalten (ähnlich einem E-Ink-Display).

Hauptunterschied ist aber der Bildsensor. Dieser löst in der S1H zwar genauso 24 Megapixel auf wie in der S1, aber es kommt ein für Videoproduktionen spezialisierter Sensor zum Einsatz. So verfügt er etwa über einen Tiefpassfilter zur Unterdrückung von Moiré-Effekten und vor allem zwei analoge Schaltkreise zur Signalverstärkung, um das Rauschen bei höheren Empfindlichkeiten zu minimieren. Die native Empfindlichkeit kann so je nach Profil von ISO 100 auf 640 (bei 709Like) über 400 auf 2.500 bei HLG bis hin zu 640 auf ISO 4.000 bei V-Log hochgeschraubt werden. Der Empfindlichkeitsbereich für V-Log-Videoaufnahmen beträgt dann wahlweise ISO 640 bis 5.000 oder aber ISO 4.000 bis 51.200. Für normale Fotoaufnahmen steht ein Empfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis 51.200 ohne beziehungsweise ISO 50 bis 204.800 mit Erweiterung zur Verfügung.

Während bisherige digitale Fotokameras allenfalls mit 6K-Aufzeichnung für Oversampling arbeiteten, die Auflösung aber nicht auf die Speicherkarte schreiben konnten, bietet die S1H jetzt die Möglichkeit, Videos mit 6K24p oder 5,4K30p jeweils im 3:2-Seitenverhältnis aufzuzeichnen, bei 16:9-Videos beträgt die Auflösung 5,9K bei 30p (p steht für progressive, also Vollbilder pro Sekunde). Das entspricht zwar keinem gängigen "Standard", nach 4K kommt eigentlich 8K mit viermal höherer Auflösung, erste 8K-Fernsehgeräte sind bereits erhältlich und auch manche professionelle Filmkamera zeichnet bereits in 8K-Auflösung auf, aber auch mit dieser "Zwischenauflösung" kann man im Bearbeitungsbereich einiges anfangen, etwa für einen Bildbeschnitt, nachträgliche elektronische Bildstabilisierung oder ein individuelles Oversampling.

Selbstverständlich zeichnet die S1H aber auch 4K-Videomaterial auf, dann mit bis zu 60p, in Full-HD sind Zeitlupeneffekte bei bis zu 180p möglich. 10 Bit mit 4:2:2 Farbabtastung wird genauso unterstützt wie verschiedene Tonwertkurven, etwa V-Log oder HLG (Hybrid Log Gamma) für HDR-Videos. Dabei deckt der CMOS-Sensor den so genannten V-Gamut Farbraum ab, der noch größer ist als ITU-R BT.2020. HDR-Videos werden hingegen mit einer zu IBU-R BT.2100 kompatiblen Gammakurve aufgezeichnet. Der Dynamikumfang des Sensors erreicht laut Panasonic übrigens über 14 Blendenstufen.

4K und C4K (17:9) Videos mit 10 Bit und 60p werden übrigens im HEVC-Format (H.265) im Super-35mm-Bildformat (also mit Beschnitt des Vollformatsensors) aufgenommen, 4:2:2 10 Bit mit 4K30p kann hingegen mit Ausnutzung der gesamten Sensorbreite in H.264 aufgenommen werden. Per HDMI wiederum kann ein Clean-Signal maximal in 4K60p mit 4:2:2 10 Bit ausgegeben werden, um es extern aufzuzeichnen. Des Weiteren bietet die S1H praktische Tools, etwa einen Waveform-Monitor zur Kontrolle des Videosignals, eine V-Log-Vorschaufunktion mit Darstellung verschiedener LUT-Effekte auf dem Monitor und eine rote Rahmenanzeige sowie vorne und hinten angebrachte rote LEDs zur Anzeige der Aufnahmeaktivität. Auch um die Wärmeverteilung hat Panasonic sich Gedanken gemacht. So kommt ein speziell entwickelter Kühlventilator zum Einsatz, der unbegrenzt lange Videoaufnahmen ermöglichen soll.

Neben den Videofunktionen kommen aber auch die Fotofunktionen nicht zu kurz, denn die S1H ist auch eine vollwertige Fotokamera. Raw-Bilder werden mit 14 Bit Farbtiefe aufgezeichnet, zudem lassen sich mit dem Hochauflösungsmodus auch 96 Megapixel auflösende Fotos aufnehmen, was bei statischen Motiven am besten klappt. Der Low-Light-AF arbeitet bei bis zu -6 EV noch, zudem sind eine Gesichts-, Augen- und Gestalt- sowie Tiererkennung, auch für Bewegungen, an Bord. Die neun Serienbilder pro Sekunde können allerdings nur im AF-S-Modus aufgenommen werden, mit Fokusnachführung sinkt die Bildrate auf maximal sechs Serienbilder pro Sekunde.

Des Weiteren gibt es neben einer 4K-Serienbildfunktion mit 60 Bildern pro Sekunde und acht Megapixeln Auflösung auch eine 6K-Serienbildfunktion mit 30 Bildern pro Sekunde und 18 Megapixeln Auflösung wahlweise im 4:3- oder 3:2-Seitenverhältnis. Auch Post-Fokus, Fokus-Stacking und die HDR-Fotofunktion im HLG-Format sind mit an Bord. Ab September 2019 soll die Panasonic Lumix DC-S1H zu einem Preis von knapp 4.000 Euro erhältlich sein.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.