Extra-Vorstellung
Nikon AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED im Detail
2005-11-02 In unserem Exklusiv-Test der D200 nur am Rande erwähnt ist das gestern offiziell von Nikon angekündigte Universalzoom AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED, das wir heute ausführlich auf unseren Seiten vorstellen wollen. Denn die 11,1-fache Zoomoptik mit eingebautem Bildstabilisator ist nicht weniger interessant als die D200 oder Nikons neues Makro-Blitzsystem (SU-800/SB-R200), bietet sie doch einen ausgedehnten Brennweitenbereich, einen schnellen Fokussierantrieb und eine VR-Technik zweiter Generation an. (Yvan Boeres)
Will
man die etwas kryptische Bezeichnung des neuen Nikon AF-S DX VR Zoom-Nikkor
18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED entschlüsseln, muss man sich ein bisschen mit der
Nikon-Terminologie auskennen. Das AF-S deutet zuerst einmal darauf hin, dass
das neue Objektiv mit einem so genannten "Silent Wave"-Fokussierantrieb
versehen ist. Es ist also ein Ultraschallmotor, der die Linsen innerhalb des
Objektivs zur Scharfstellung in Bewegung setzt – ähnlich wie das USM-System
bei Canon (Ultra-Sonic Motor), das SSM-System bei Konica-Minolta (Super-Sonic
Motor) oder das HSM-System bei Sigma (Hyper-Sonic Motor). Das bringt in der
Praxis gleich mehrere Vorteile, die im Einzelnen eine nahezu geräuschlose,
eine außergewöhnlich schnelle und eine besonders praktische Scharfstellung
sind (man kann jederzeit manuell in die automatische Scharfstellung
eingreifen, ohne zuvor irgendeinen Schalter umzulegen zu müssen).
Nichtsdestotrotz verfügt das AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G
IF-ED über einen M/A-Schalter.
Das nächste Kürzel (DX) verrät dem Käufer, dass der Bildkreis an die
einheitliche Größe der Sensoren digitaler Spiegelreflexkameras von Nikon
angepasst ist. Das bedeutet zwar, dass man das Objektiv ausschließlich
zusammen mit einer Nikon-DSLR verwenden kann (das Bildfeld von
Kleinbild-Kameras wird nicht vollständig abgedeckt), aber es bedeutet auch,
dass das Objektiv speziell für Nikon-DSLRs gerechnet wurde (was zumindest
theoretisch für eine bessere Bildqualität spricht) und dass es dank dem
kleineren Linsendurchmesser kompakter (77 x 96,5 mm bei 560 g) ausfällt als
ein Kleinbild-Objektiv mit ähnlichen Leistungsdaten.
Was es heißt, wenn ein VR in der Produktbezeichnung auftaucht, weiß jeder,
der schon mal von Nikons optischer Bildstabilisierungstechnologie gehört
hat. Wie bei ähnlich funktionierenden Systemen (IS bei Canon, Mega O.I.S.
bei Panasonic und OS bei Sigma) wird eine Linsengruppe innerhalb des
optischen Systems zum Ausgleich der Zitterbewegungen des Fotografen in
entgegen gesetzter Richtung bewegt. Beim AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm
f/3.5-5.6G IF-ED geht die "Vibration Reduction"-Technologie in die zweite
Runde. Das VR-System kann nun Erschütterungen bzw. Zitterbewegungen
effektiver erkennen und ausgleichen als die letzte VR-Generation, und man
gewinnt dadurch eine zusätzliche Blendenstufe. Lag die kritische
Verschlusszeitengrenze, bei der noch unverwackelte Bilder möglich sind, mit
der ersten VR-Generation bei 3 Blendenstufen unter dem Normalwert (als
Faustregel gilt der Umkehrwert der verwendeten Brennweite wie z. B. 1/200 s
bei 200 mm), kann man bei der neuen VR-II-Generation 4 Blendenstufen
herunter gehen. Für den möglichst umfassenden Einsatz bietet die VR-Technik
von Nikon zwei verschiedene Betriebsarten: Der VR-Normalmodus dient in
erster Linie zum Ausgleich verwacklungsbedingter Unschärfen und erkennt
automatisch die Kameraschwenkrichtung und die Verwendung eines Stativs; der
VR-Aktivmodus ist für besonders schwierige Aufnahmesituationen gedacht, wie
beispielsweise für das Fotografieren aus einem fahrenden Auto oder aus einem
Hubschrauber.
Die Bedeutung der Bezeichnungen "Nikkor" (= Nikon-Objektiv) und "Zoom"
brauchen wir wohl nicht weiter zu erklären. Als nächste Angabe kommt der
Brennweitenbereich von 18 bis 200 Millimeter, der bei digitalen
Spiegelreflexkameras von Nikon nur mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden
muss, um herauszufinden, welcher Brennweite das bei einem Kleinbild-Objektiv
entsprechen würde. In diesem Fall ergeben sich also 27 bis 300 mm – was die
neue Nikon-Linse als Universalobjektiv auszeichnet. Eigentlich wird nur
ungefähr der entsprechende Bildwinkel (76 bis 8 Grad) erfasst, aber der
Endbenutzer kann sich unter einer Brennweitenäquivalenz mehr vorstellen als
unter einer Bildwinkel-Angabe. Gemäß den folgenden Daten (f/3.5-5.6) ändert
sich die Lichtstärke (bzw. die größtmöglichste Blendenöffnung) mit
zunehmender Brennweite. Am Weitwinkel-Ende öffnet das Objektiv mit F3,5 und
am Tele-Ende mit F5,6. Das sind durchaus respektable Werte für ein Objektiv
dieser Preis- und Zoomklasse. Das darauf folgende G weist auf eine
elektronische Blendensteuerung hin. Die Irisblende des AF-S DX VR
Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED setzt sich aus 7 Lamellen zusammen (um
eine möglichst runde Blendenöffnung und folglich natürlichere
Hintergrundunschärfe zu erreichen) und lässt sich auf F22 (WW) bzw. F36 (T)
schließen.
Fehlt nur noch eine Erklärung für die beiden letzten Kürzel. Das IF ist die
Abkürzung für "Internal Focusing" (auf Deutsch: Innenfokussierung) und sagt
aus, dass der gesamte Fokussiervorgang hinter der Frontlinse im Inneren des
Objektivs abläuft. Die Frontlinse dreht sich nicht mit, was vor allem bei
der Benutzung von Filtern wie z. B. Polfilter oder Verlauffilter (das
Gewindemaß beträgt 72 mm) von Vorteil ist. Inklusive der Frontlinse kommen
beim AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED nicht weniger als 16
Linsen in verschiedensten Formen (3 davon sind z. B. asphärisch geformt) zum
Einsatz, die in 12 Gruppen aufgeteilt sind. Zwei Linsen sind aus einem Glas
mit besonders niedrigem Streuungsindex für höchste Abbildungsleistungen (u.
a. geringere chromatische Aberrationen). Auf Englisch heißt das "Extra-low
Dispersion", und somit wäre auch das letzte Kürzel (ED) in der
Objektivbezeichnung entschlüsselt.
Zum Schluss noch ein paar zusätzliche Angaben zum AF-S DX VR Zoom-Nikkor
18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED. Die besondere Vergütung der Linsen (SIC alias
Super Integrated Coating) soll eine verbesserte Farbwiedergabe bei
verringerter Anfälligkeit gegenüber ungewollten Lichtreflexionen bringen;
die kurze Nahgrenze erlaubt es, einen Mindestabstand von nur 50 cm zum Motiv
zu halten. Auf den Markt kommt das AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm
f/3.5-5.6G IF-ED gegen Mitte Dezember zu einem Preis von knapp 750 EUR. Im
Lieferumfang des Objektivs enthalten ist eine tulpenförmige Sonnenblende
(HB-35), ein Objektivdeckel (LC-72), ein Rückdeckel (LF-1) und eine
Weichtasche (CL-1018) für den Transport. Weitere Informationen zu anderen
Nikon-Objektiven gibt es in unserem News-Archiv und auf der Website von
Nikon Deutschland.