Kamerawerbung in Hong Kong

Nächste Haltestelle Nikon

2007-02-01 Die U-Bahn fährt zügig durch den Tunnel unter den Straßen von Kowloon (dem Stadtteil von Hong Kong auf dem chinesischen Festland). Die Fahrgäste sitzen gelangweilt auf langen Sitzbänken aus Edelstahl längs zur Fahrtrichtung. Man liest Comics, spielt auf einem PSP oder gibt per Handy lautstarke Anweisungen an das philippinische Hausmädchen daheim. Der Lautsprecher informiert mit gut verständlicher weiblicher Stimme, erst auf Kantonesisch, dann in Mandarin und zuletzt auf Englisch: "Next stop: Mongkok". Wer gerade seine Ohren mit einem Handy oder einem iPod beschallt, der muss sich eben auf seine Augen verlassen. Die Stationen haben ja alle ihre markanten Farben, und die Station Mongkok ist überwiegend Rot mit etwas Grau. Doch dieses Mal werden etliche Passagiere ihre Station verpassen, denn Nikon hat die gesamte Station auf der gesamten Länge mit Gelb und Schwarz überklebt – Werbung für die Nikon D70.  (Wilfried Bittner)

Canon-Werbung in der U-Bahnstation Mongkok [Foto: Wilfried Bittner]Ein paar Monate später schlug Canon zurück und beklebte die Station komplett in Canon-Farben, die genau zum rot-grauen Original passen. Eine Besucherin aus den USA meinte einmal, dass die U-Bahn doch wohl der falsche Ort sei, um für digitale Spiegelreflexkameras zu werben. Denn wer U-Bahn fahren müsse, so war ihre Einschätzung, der hätte bestimmt kein Geld für so etwas. Zumindest für Hong Kong trifft das jedoch nicht zu: In einer Stadt, in der nur ein unbedeutend kleiner Anteil der Bevölkerung ein Privatauto besitzen kann, und wo die Wohnungen zu klein sind für viele Hobbys, da haben Kameras einen hohen Prestigewert.

Auch die historische Straßenbahn, die noch immer durch die belebten Straßen Hong Kongs rumpelt, war bis vor kurzem noch recht beliebt als Werbeträger für (analoge) Kameras. Die zentralen Scheinwerfer vorne und hinten eigneten sich gut als Objektiv in der Werbegrafik. Aber bei Digitalkameras wollen die Hersteller nun wohl nichts mehr mit den hölzernen Kisten zu tun haben. Auf den Doppeldeckerbussen wird weiterhin geworben, denn sie sind ideal wegen ihrer gewaltigen Größe und weiten Verbreitung. Gelegentlich gibt es in den Fotoläden Modelle dieser Busse als Zugabe zum Kaufanreiz.

Nikon D40 Werbung in Mongkok [Foto: Wilfried Bittner]All die Werbung scheint wohl zu wirken, denn in den vergangenen zwölf Monaten war es in Hong Kong fast unmöglich, die populären Objektive für all die neu erworbenen digitalen Nikon-Gehäuse zu kaufen. Das 18-200 mm VR etwa ist chronisch Mangelware; wenn man es tatsächlich in einem Laden findet, dann nur gegen einen deftigen Aufpreis: Obwohl es schon seit einem Jahr auf dem Markt ist, muss man noch saftige 15 bis 20 % über dem Richtpreis hinblättern – normalerweise wäre der Preis inzwischen schon um 10 % gefallen. Auch das Nikkor 17-55 mm f/2,8 kostet z. Z. etwas mehr. Selbst in Thailand, wo ja die meisten Nikon-Produkte herkommen, ist die Lage nicht besser, sondern sogar noch schlimmer. Besucher aus Bangkok kaufen sich ihre D200 "Made in Thailand" in Hong Kong, weil sie daheim entweder nicht zu kriegen oder zu teuer ist. Fazit: Wenn doch nur die Produktionsplaner bei Nikon so effizient wären wie die Marketing- und Werbeleute.

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