Sportfotos mit 20 Bildern pro Sekunde ohne Sucher-Blackout

Mit der Alpha 9 stößt Sony in den Profibereich vor

2017-04-19 Mit der neuen spiegellosen Vollformatkamera will Sony nach eigenem Befinden in den Profibereich einsteigen. Kernstück ist ein neu entwickelter, 24 Megapixel auflösender Vollformat-CMOS-Sensor mit integriertem DRAM als Zwischenspeicher für besonders schnelle, lang anhaltende Bildserien ohne Blackout im elektronischen Sucher. Ganze 693 Phasen-Autofokus-Punkte tummeln sich fast bis in den Randbereich den Sensors.  (Benjamin Kirchheim)

Der neu entwickelte Exmor RS CMOS-Sensor ist rückwärtig belichtet und bietet somit eine maximale Lichtausbeute. 24 Megapixel löst er auf und bietet einen Empfindlichkeitsbereich von ISO 100-51.200 beziehungsweise ISO 50 bis 204.800 mit Erweiterung. Der neue Sensor soll die bisher beste Bildqualität aller Vollformatkameras bieten, unter anderem mit verbessertem Dynamikumfang. Der Sensor ist in mehreren Schichten aufgebaut. Neben den lichtempfindlichen Fotodioden befinden sich auch die Signalwandler sowie schneller DRAM-Zwischenspeicher direkt auf dem Vollformatsensor. Dies führt nicht nur zu einer bis zu 20-mal schnelleren Datenverarbeitungsgeschwindigkeit, sondern auch einer schnellen Auslesung von 20 Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung und zu einer geringen Latenz für die Livebildanzeige im Sucher oder auf dem Bildschirm.

Der Sensor ist in der Lage, unterbrechungsfrei selbst bei 20 Serienbildern pro Sekunde mit 60 Bildern pro Sekunde die Autofokus- und Belichtungsmessung durchzuführen sowie das Livebild zu erzeugen, das somit ebenfalls ohne Blackouts angezeigt wird. 693 Phasen-AF-Punkte sind auf dem Sensor integriert und bieten zusammen mit dem Kontrastautofokus eine schnelle und genaue Fokussierung. Gegenüber der bisher schnellsten Kamera im System, der Alpha 7R II, soll sich die Autofokusgeschwindigkeit um 25 Prozent verbessert haben. 93 Prozent des Bildfelds werden vom Phasen-Autofokus abgedeckt, bis -3 EV arbeitet die Fokusmessung noch. Komplexe und unregelmäßige Bewegungen soll der Autofokus besser verfolgen können als je zuvor.

Zwischen dem Sensor und dem eigentlichen Bildverarbeitungsprozessor Bionz X sitzt der Front-End-LSI, ein spezieller Prozessor mit sehr großem Zwischenspeicher, der den dahinter angeordneten Bionz X unterstützt. So ist die Verarbeitung von 20 Serienbildern pro Sekunde für wahlweise 241 Raw- oder 362 JPEG-Bilder in Folge möglich, das sind zwölf bis 18 Sekunden bei voller Geschwindigkeit. Hier kann keine Profi-DSLR mehr mithalten. Die Belichtung erfolgt wahlweise mit einem bis zu 1/8.000 Sekunde schnellen Schlitzverschluss oder aber vibrationsfrei, lautlos und vollelektronisch mit bis zu 1/32.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten. Der Anti-Distortion-Modus soll dabei den Rolling-Shutter-Effekt mit der hohen Vorhanggeschwindigkeit unterdrücken. Die kürzeste Blitzsynchronzeit liegt indes bei lediglich 1/250 Sekunde.

Videos nimmt die Sony Alpha 9 maximal in 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde auf, in Full-HD-Auflösung sind 120 Bilder pro Sekunde möglich. Die Sensorauslesung erfolgt dabei für das 2,4-fache Oversampling in 6K-Auflösung, und zwar bis an die Bildränder. Eine Umschaltung auf das Super-35-mm-Format ist möglich. Gespeichert werden die Videos im MP4- oder XAVC S Format, das dem neuen AVCHD 2.0 Standard entspricht. Sowohl ein Kopfhörer als auch ein Mikrofon können über separate 3,5 mm Stereoklinkenbuchsen angeschlossen werden.

Der neue elektronische OLED-Sucher bringt es auf eine Auflösung von 3,7 Millionen Bildpunkten, das entspricht einer Quad-VGA-Auflösung von 1.280 mal 960 Pixeln. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei wahlweise 60 oder 120 Hz. Das optische System des Suchers ist mit der Zeiss T*-Vergütung sowie einem doppelseitig asphärischen Element sehr hochwertig aufgebaut, die 0,78-fache Vergrößerung sorgt für ein großes Sucherbild. Es soll dank der guten Optik bis in die Ecken scharf sein und etwa doppelt so hell wie bisher, was den Bildeindruck noch realitätsnäher machen soll. Die äußerste Glasschicht des Suchers ist zudem mit einer schmutzabweisenden Fluor-Vergütung versehen.

Der rückwärtige 7,5-Zentimeter-Bildschirm lässt sich um 107 Grad nach oben und 41 Grad nach unten klappen. Es handelt sich dabei um einen 1,44 Millionen Bildpunkte auflösenden Touchscreen, der beispielsweise eine Fokuspunktverschiebung erlaubt. Zudem ist die Alpha 9 mit zahlreichen Fokusoptionen versehen, etwa für Gruppensteuerungen, individuelle Anpassungen für das Hoch- und Querformat mit speicherbaren Setups sowie eine AF-On-Taste und einen Fokusjoystick.

Für die Bildstabilisierung sorgt der beweglich gelagerte Vollformatsensor, bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten sollen damit verwackelungsfrei möglich sein. Der Bildstabilisator nimmt seine Arbeit bereits bei halb gedrücktem Auslöser auf, sodass der Effekt im Livebild sichtbar wird. Einen weiteren Kritikpunkt legt Sony mit dem neuen Info-Lithium-Akku NP-FZ100 ad acta: Er besitzt gegenüber dem bisherigen Akku eine 2,2-fache Kapazität, was die Akkulaufzeit verdoppelt. Die Restkapazitätsanzeige erfolgt wie gewohnt prozentgenau auf dem Display der Kamera. 480 Aufnahmen mit elektronischem Sucher oder 650 Aufnahmen mit dem rückwärtigen Display sind nach CIPA-Standard machbar.

Für die Bildspeicherung steht nun ein doppelter SD-Kartenslot zur Verfügung, wobei immerhin einer der beiden Slots zu UHS II kompatibel ist. Über die Ethernet-LAN-Schnittstelle ist die Alpha 9 in der Lage, Fotos direkt auf FTP-Server zu senden, auch eine Fernsteuerung vom PC aus soll möglich sein. Eine Blitzsynchronbuchse ist ebenfalls vorhanden. Die Drahtloskommunikation umfasst NFC, Bluetooth 4.1 sowie WLAN, womit sich Bilder auf Smartphones, Fernseher und PCs übertragen lassen. Auch eine Kamerafernsteuerung via App samt Livebildübertragung ist möglich. Dank der Bluetoothschnittstelle kann das Smartphone als GPS-Empfänger verwendet werden.

Das robuste Magnesiumgehäuse ist mittels zahlreicher Dichtungen an Bedienelementen und Drehrädern vor dem Eindringen von Staub und Feuchtigkeit geschützt. Die kompakte Alpha 9 soll betriebsbereit lediglich 670 Gramm wiegen. Der langlebige mechanische Verschluss soll mindestens 500.000 Auslösungen mitmachen. Für eine gute Bedienung sorgen nicht nur die vielen, teilweise individualisierbaren Tasten oder etwa die separaten Drehräder für den Serienbild- und Fokusmodus sowie die speicherbaren Benutzereinstellungen, sondern auch das neue My-Menü, in dem sich bis zu 30 bevorzugte Menüpunkte für ein schnelleres Auffinden speichern lassen. Ab Juni 2017 soll die Sony Alpha 9 zu einem Preis von 5.300 Euro erhältlich sein.

Optional erhältlich ist die 150 Euro teure Griffverlängerung GP-X1EM, die dieselbe Haptik sowie dasselbe optische Design wie die Alpha 9 besitzen soll und für eine bessere Griffigkeit sorgt. Des Weiteren ist ein neuer Hochformatgriff VG-C3EM für 390 Euro erhältlich, der nicht nur die Akkulaufzeit verdoppelt, sondern auch im Hochformat dieselbe Bedienung wie im Querformat ermöglicht. Die Akkus (90 Euro pro Stück) können wahlweise in der Kamera und im Griff geladen werden oder aber extern im neuen Schnellladegerät BC-QZ1, das zwei Akkus innerhalb von 2,5 Stunden auflädt. Es kostet 100 Euro. Wer die Akkulaufzeit noch weiter verlängern möchte, kann das 450 Euro teure Mehrfachbatterieadapterset NPA-MQZ1K anschließen, das bis zu vier Akkus aufnimmt (zwei sind im Lieferumfang) und diese auch wieder aufladen kann.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.