Mehr Video- als Fotokamera

Low-Light-Video-Spezialistin Panasonic Lumix DC-GH5S vorgestellt

2018-01-08, aktualisiert 2018-01-09 Mit der Lumix DC-GH5S kündigt Panasonic eine noch mehr auf Video spezialisierte Version des Foto-Video-Hybriden GH5 an. Die GH5S besitzt einen sehr speziellen, auf Video und Low-Light spezialisierten Multiformat-Bildsensor. Mit seinen effektiv lediglich zehn Megapixeln mag er Foto-Enthusiasten kaum hinter dem Ofen hervorlocken, Videografen hingegen bekommen Aufnahmen ohne Bildwinkelverlust und mit äußerst geringem Rauschen. Panasonic bedient sich eines speziellen Tricks: Der Sensor bietet zwei unterschiedliche Grundempfindlichkeiten.  (Benjamin Kirchheim)

Dual Native ISO nennt sich das aus Profi-Videokameras nicht unbekannte Verfahren. Dafür sitzen zwei analoge Signalverstärkerschaltkreise hinter jedem Pixel, zwischen denen umgeschaltet werden kann. So beträgt die native Grundempfindlichkeit wahlweise ISO 400 oder ISO 2500. Von ISO 160-800 arbeitet der Sensor mit dem Low-Verstärkerkreis (erweiterbar auf ISO 80). Von ISO 800-51.200 hingegen arbeitet der High-Verstärkerkreis und sorgt für ein möglichst geringes Rauschen. Erweiterbar ist die Empfindlichkeit sogar auf ISO 102.400 und 204.800.

Das Ergebnis beeindruckt. Panasonic präsentierte auf einer Presseveranstaltung im Dezember einige Vergleichsvideos mit der Sony Alpha 7R II und Alpha 7S II. Bei den gezeigten Empfindlichkeiten ISO 6.400 und 12.800 sah die Alpha 7R II bei Videoaufnahmen kein Land, es war starkes Rauschen zu erkennen. Anders bei der Alpha 7S II und der Panasonic GH5S: Beide zeigten praktisch rauschfreie Videos mit annähernd gleichem Detailgehalt (mit leichtem Vorteil für die Panasonic). Die größten Unterschiede der beiden Low-Light-Spezialistinnen lagen bei der Farbwiedergabe, die sowieso subjektiv ist. Auch hier sah die Panasonic etwas natürlicher aus, aber letztlich werden das unabhängige Praxistests mit Seriengeräten untermauern müssen.

Der Sensor bietet aber noch mehr Spezialitäten, als die im Vergleich zur GH5 fast doppelt so großen und damit deutlich lichtempfindlicheren und rauschärmeren Pixeln: Panasonic knüpft an die alte Tradition des Multiformatsensors an. Der Sensor ist übergroß (er löst physikalisch zwölf Megapixel auf) und nutzt nur einen Teilbereich, dessen Diagonale bei den Formaten 17:9, 16:9, 3:2 und 4:3 immer identisch ist. Das bedeutet in der Praxis, dass man keinen Bildwinkel verliert, was vor allem im 16:9-Format sowie bei Cinema-4K (17:9) von großem Vorteil ist. Des Weiteren sorgen die Low-Light-Fähigkeiten dafür, dass der mit 225 Messfeldern arbeitende DFD-Hybrid-Autofokus bereits ab -5 EV arbeitet. Die Kamera soll innerhalb von 0,07 Sekunden fokussieren können, Serienbilder sind mit maximal zwölf Bildern pro Sekunde (AF-S) beziehungsweise acht Bildern pro Sekunde (AF-C) möglich.

Ein weiterer Unterschied der GH5S zur GH5 ist das 14-Bit-Rohdatenformat, das erstmalig im Micro-Four-Thirds-Segment zum Einsatz kommt. Bisher war hier bei 12 Bit Schluss. Allerdings sinkt die Serienbildrate bei Verwendung von 14 Bit Raw leicht auf elf Bilder pro Sekunde mit AF-S und sieben Bilder pro Sekunde mit AF-C. Des Weiteren ist VLogL direkt integriert und muss nicht wie bei der GH5 kostenpflichtig freigeschaltet werden. Das flachere Aufnahmeprofil ermöglicht einen erweiterten Dynamikumfang von zwölf Blendenstufen und wird für die professionelle Post-Produktion verwendet. Was allerdings leider fehlt, ist der Sensor-Shift-Bildstabilisator.

Auch HDR-Videos (mit Hybrid Log Gamma, kurz: HLG) können mit der GH5S aufgenommen werden. Zudem ist 4K HEVC für HLG verfügbar, was eine direkte Wiedergabe von HDR-Videos auf entsprechenden Fernsehern ermöglicht. Des Weiteren arbeitet der Blitzsynchronanschluss im Videomodus als Timecode IN/OUT, was für die Produktion von Videos mit mehreren parallel laufenden Kameras und professionellen Tonaufnahmegeräten wichtig ist. Ein passendes Adapterkabel gehört zum Lieferumfang der Kamera.

Ansonsten entspricht die GH5S technisch und auch vom Aussehen (mit Ausnahme des roten Videoknopfes) der normalen GH5. Der Verschluss arbeitet mechanisch bis zu 1/8.000 Sekunde schnell und elektronisch bis zu 1/16.000 Sekunde. Die 4K-Photo-Funktion (mit einer Auflösung von acht Megapixeln) arbeitet wie der 4K-Videomodus mit maximal 60 Bildern pro Sekunde, auch Post-Focus und Focus Stacking sind mit an Bord. Full-HD-Videoaufnahmen können sogar mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde erfolgen. Die 6K-Photo-Funktion der GH5 gibt es mangels ausreichender Sensorauflösung logischerweise nicht.

Das Gehäuse der GH5S besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, auch Frost kann der Kamera nichts anhaben. Der elektronische OLED-Sucher löst feine 3,7 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert 0,76-fach, der schwenk- und drehbare Touchscreen bringt es auf 1,6 Millionen Bildpunkte, wobei eine RGBW-Matrix zum Einsatz kommt. Die weiten Zusatzpixel sollen die Helligkeit erhöhen. Sucher und Monitor arbeiten wahlweise mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. Die Verzögerung beträgt lediglich 0,005 Sekunden (fünf Millisekunden).

Die zeitlich nicht auf 29 Minuten und 59 Sekunden beschränkte Videoaufzeichnung erfolgt intern in 4:2:2 mit 10 Bit und 400 Mbps All-Intra mit wahlweise 30, 25 oder 24p. 60p sind nicht in dieser höchsten Qualität möglich, sondern nur mit 150 Mbps in 8 Bit Farbtiefe, dafür erstmals auch in Cinema-4K-Auflösung (4.096 x 2.160). Wahlweise kann die Videoaufzeichnung aber via HDMI (Typ A) auch extern erfolgen. Gespeichert wird intern auf SD-Karten, wobei beide Schächte des SD-Doppelkartenslots UHS II unterstützen. Für die drahtlose Kommunikation stehen Bluetooth LE und WLAN auf 2,4 und 5 GHz bereit. Ein Mikrofonanschluss sowie ein Kopfhörerausgang sind vorhanden, zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen XLR-Mikrofonadapter auf den Blitzschuh zu stecken. Ein Akkugriff für eine längere Laufzeit ist ebenfalls optional erhältlich. Ab Februar 2018 soll die Panasonic Lumix DC-GH5S zu einem Preis von knapp 2.500 Euro im Handel erhältlich sein.

Nachtrag vom 09.01.2018: In der ersten Version dieser Meldung hieß es fälschlicherweise, die GH5S hätte wie die GH5 einen Sensor-Shift-Bildstabilisator. Dies ist aber nicht der Fall, was oben im Text korrigiert wurde.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.