Sanierungspläne
Leica will Kapital kappen
2005-04-19 Nach anhaltenden operativen Verlusten in den zurückliegenden Quartalen will der Aufsichtsrat des Solmser Kamera- und Optikspezialisten Leica Camera AG seinen Aktionären zur wirtschaftlichen Sanierung zunächst eine Kapitalherabsetzung durch Aktienzusammenlegung sowie eine Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe neuer Stückaktien vorschlagen. Nach einem erneuten Wechsel im Vorstandsvorsitz erhofft sich das angeschlagene Traditionsunternehmen nach einer außerordentlichen Hauptversammlung am 31. Mai 2005 eine Wende in seinem Geschäft durch Konzentration auf Spiegelreflexkameras und Ferngläser. (Jan-Gert Hagemeyer)
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Der Aufsichtsrat der Leica Camera AG, Solms, schlägt einstimmig und
gemeinsam mit dem Vorstand Maßnahmen zur Wiederherstellung der Kapitalbasis
der Gesellschaft sowie der Finanzierung einer Restrukturierung vor. Den
Aktionären der Gesellschaft wird eine vereinfachte Kapitalherabsetzung um
10,0 Mio EUR auf 1,5 Mio EUR vorgeschlagen. Jeweils drei Stückaktien sollen
zu einer Stückaktie zusammengelegt werden. Gleichzeitig wird die
Kapitalrücklage in Höhe von 4,2 Mio EUR aufgelöst. Beide Maßnahmen erfolgen,
um Wertminderungen und sonstige Verluste in einer Gesamthöhe von 14,2 Mio EUR
auszugleichen.
Anknüpfend an die Kapitalherabsetzung wird der außerordentlichen
Hauptversammlung die Erhöhung des Grundkapitals auf bis zu 15 Mio EUR durch
Ausgabe von bis zu 13,5 Mio neuen, auf den Inhaber lautenden Stückaktien
vorgeschlagen. Die neuen Stückaktien sollen zum Ausgabebetrag von 1,70 EUR
je Stückaktie ausgegeben und zunächst den Aktionären im Verhältnis 1:9 zum
Bezug angeboten werden. Darüber hinaus soll auch ein genehmigtes Kapital
geschaffen werden.
Der erst vor vier Monaten angetretene Vorsitzende des Vorstands der
Leica Camera AG, Ralf Coenen, scheidet einvernehmlich aus dem Vorstand aus.
Der Aufsichtsrat der Leica Camera AG hat Dr. Josef Spichtig, einen Schweizer
Unternehmensberater, mit Wirkung vom 18. April 2005 zum interimistischen
Vorstandsvorsitzenden bestellt. Der neue Vorstandsvorsitzende verfügt über
langjährige Erfahrung in der Führung und Beratung von Unternehmen auch in
Restrukturierungsphasen.
Mit der japanischen Matsushita-Gruppe Panasonic hat die Leica Camera AG
seit dem Jahr 2001 eine Produktpartnerschaft. Im Rahmen dieses Joint
Ventures bieten die Partner mittlerweile drei digitale Kompaktkameras an (Lumix DMC-FZ20,
Leica Digilux 2/Lumix DMC-LC1 und Lumix DMC-FX7). Doch Spekulationen über
eine Beteiligung des Elektronikriesen Panasonic an Leica erteilte ein
Panasonic-Sprecher bereits im vergangenen Februar eine Absage, wie die
"Financial Times Deutschland" in ihrer Ausgabe vom 1. März 2005 berichtete
(siehe weiterführende Links). Neben Panasonic kooperiert Leica noch mit dem
dänischen Unternehmen Imacon, das die digitale Kamerarückwand für die
Spiegelreflexkamera R baut.
Die Leica AG befindet sich derzeit im Besitz zweier Großaktionäre und in
geringem Streubesitz. Die größten Leica-Aktionäre sind der französische
Luxuskonzern Hermès (31,5 Prozent) und die österreichische ACM
Projektentwicklung der Industriellenfamilie Kaufmann (rund 30 Prozent).