Hochauflösende APS-C-Systemkamera

Labortest, Testbilder und Ersteindruck zur Fujifilm X-T5

2023-02-02 Mit dem 40-Megapixel-Sensor samt Sensor-Shift-Bildstabilisator, potentem Prozessor und fortschrittlichem Autofokus mit KI-Erkennungstechnologie bietet die Fujifilm X-T5 die Flaggschifftechnologie der X-H2 in einem kompakten, klassisch anmutenden, aber dennoch robusten Gehäuse. Die 15 Serienbilder pro Sekunde und 4K60 sowie 6,2K30 auflösende Videofunktion erreichen zwar nicht das Niveau der X-H2, können sich aber ebenfalls sehen lassen. Wir haben nicht nur die Bildqualität im Testlabor getestet, sondern verraten auch bereits vor Veröffentlichung unseres ausführlichen Testberichts unsere ersten Eindrücke.  (Benjamin Kirchheim)

Die Fujifilm X-T5 ist tatsächlich wieder ein Schritt in die "richtige" Richtung. Sie ist kompakter und leichter als das Vorgängermodell, sie will kein Flaggschiff mehr sein. Stattdessen bekommt man sehr gute Performance und Qualität auf höchstem Niveau zu einem etwas günstigeren Preis. Die X-T5 eignet sich damit viel besser für Reisen, vor allem mit kompakten APS-C-Objektiven.

Zwar bietet der Handgriff keine allzu große Wulst, liegt aber trotzdem gut in der Hand, sogar für den kleinen Finger einer mittelgroßen Hand reicht der Griff knapp. Dank der großzügigen Belederung und der ausgeprägten Daumenmulde vermittelt die X-T5 stets einen sicheren Halt. Die Deckel- und die Bodenplatte des Gehäuses bestehen aus Metall, die Rückseite aus Kunststoff. Die Vorderseite ist komplett mit dem griffigen, genarbten Gummi versehen, sodass man hier gar nicht mit dem Gehäusematerial in Berührung kommt.

Zahlreiche Dichtungen verhindern das Eindringen von Spritzwasser und Staub, sogar einen Frostschutz bis -10 °C verspricht Fujifilm. Auch an den Klappen vor den Schnittstellen, dem Doppel-SD-Speicherkartenfach sowie dem Akkufach sind Dichtungen zu finden. Die Klappen machen einen guten Eindruck, es gibt keine fummeligen Gummiabdeckungen, sondern richtige an Scharnieren angebrachte Abdeckungen. Das Kartenfach bietet zwei schnellen UHS-II-Karten Platz, der Akku reicht für fast 600 Aufnahmen nach CIPA-Standard.

Während sich ein Mikrofon direkt anschließen lässt, kann ein Kopfhörer nur per USB-C-Adapter verwendet werden. Die USB-C-Schnittstelle dient aber auch zum Laden des Akkus, für den Dauerbetrieb der Kamera und zur Datenübertragung. Bei der HDMI-Schnittstelle handelt es sich nur um den kleinen Micro-Standard. Fernauslöser lassen sich sogar gleich auf zwei Arten anschließen: Entweder per 2,5mm-Klinkenbuchse oder aber ein klassischer Drahtauslöser per Gewinde im Fotoauslöser. Hier kann man aber auch Aufsätze von Drittherstellern einschrauben, wenn man beispielsweise einen größeren Auslöseknopf wünscht.

Die Bedienung der Fujifilm ist sehr an analogen Kameras angelehnt, ohne aber moderne Bedienung auszuschließen. Der Einschalthebel sitzt ergonomisch optimal vor dem Auslöser, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit werden über große, verriegelbare Drehräder auf der Kameraoberseite eingestellt. Das große Belichtungskorrekturrad lässt sich hingegen nicht verriegeln und läuft etwas leicht, es könnte sich daher versehentlich verstellen. Unter dem Belichtungszeitenrad sitzt ein Hebel zum Umschalten zwischen Foto- und Videomodus. Mit dem Hebel unter dem ISO-Rad kann die Serienbildfunktion, der HDR-Modus oder der Panoramamodus aktiviert werden.

Zudem bietet die X-T5 zwei Multifunktionsräder mit Drück-Funktion, einen Fokusjoystick und zahlreiche Tasten, von denen viele zwar vorbelegt, aber unbeschriftet sind. Sie lassen sich umprogrammieren. Dadurch muss man sich ein wenig mit der Kamera beschäftigen, da die Bedienung nicht auf den ersten Blick klar ist. Passt man sich die Tastenbelegung ohnehin an, ist die fehlende Beschriftung aber ein Segen. Nur wichtige Tasten wie die für das Quick-Menü, AEL, AF-On, Menü, Display, Wiedergabe und Löschen sind beschriftet.

Das Menü gliedert sich in acht Kategorien inklusive einem My Menü für eigene Konfigurationen. Die Menüs sind teilweise etwas arg verschachtelt, aber am meisten stören die verschieden breiten beziehungsweise schmalen Schriften. Manchen Menüpunkt kann man kaum entziffern, so schmal ist die Schrift (siehe Bild oben). Dennoch ist das Menü gut sortiert und bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten.

Der Blick durch den elektronischen Sucher ist eine wahre Wonne. Dank 0,8-facher Vergrößerung blickt man auf ein sehr großes Bild, das mit 3,69 Millionen Bildpunkten ausreichend fein auflöst. Das Bild ist derart groß, dass es selbst ohne Brille kaum bis in die Ecken zu überblicken ist, mit Brille schattet es dagegen deutlich ab.

Beim Touchscreen der X-T5 kommt der Schwenk- und Neigmechanismus der X-T3 zum Einsatz: Der Bildschirm lässt sich um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 60 Grad zur Seite bewegen. Dadurch bleibt er immer hinter der Kamera in der optischen Achse. Das erlaubt unauffälligeres Fotografieren vor dem Bauch im Hoch- und Querformat, ohne dass der Bildschirm seitlich neben der Kamera steht, aber Selfies sind beispielsweise nicht möglich und auch zum Schutz lässt sich der Bildschirm nicht verkehrt herum anklappen. Die Größe des 3:2-Bildschirms beträgt die üblichen 7,5 Zentimeter, die Auflösung ist mit 1,84 Millionen Bildpunkten hoch.

Der Autofokus bietet viele KI-gestützte Erkennungsfunktionen. So werden Gesichter samt Augen, Tiere samt Augen, Vögel, Flugzeuge, Fahrzeuge (Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge) usw. erkannt und bei bis zu 15 Serienbildern pro Sekunde verfolgt. Wer gerne in Raw fotografiert, wird allerdings über den 19 Bilder kleinen Pufferspeicher stolpern, in JPEG fasst er laut Fujifilm 119 Bilder. Die Serienbildfunktion werden wir im ausführlichen Kameratest genauer beleuchten.

Von Belichtungsreihenaufnahmen über Fokus-Bracketing bis hin zu HDR- und Intervallaufnahmen bietet die X-T5 alles, was das Herz begehrt. Besonders gut zu gefallen wissen die zahlreichen Filmsimulationsmodi, mit denen man seinen Fotos einen eigenen Touch verleihen kann, ohne sie mit übertriebenen Filtern "kaputt" zu rechnen.

Auch wenn die X-T5 in erster Linie eine Fotokamera ist, überzeugt auch die Videofunktion. Dank des Umschalters lässt sich diese schnell aktivieren und liefert dann qualitativ hochwertige Videoaufnahmen ohne Zeitbegrenzung. Ebenfalls äußerst praktisch ist der Sensor-Shift-Bildstabilisator, bei dem Fujifilm bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten verspricht. Das werden wir uns ebenfalls im ausführlichen Testbericht genauer anschauen.

Beim Bildsensor handelt es sich um dasselbe 40-Megapixel-Modell, das auch in der Flaggschiffkamera X-H2 zum Einsatz kommt. Der APS-C-Sensor ist rückwärtig belichtet und derzeit der mit Abstand höchstauflösende am Markt. Das stellt jedoch die Objektive vor eine Herausforderung und geht sogar so weit, dass Fujifilm selbst eine Liste mit geeigneten Objektiven erstellt hat. Das hält den japanischen Hersteller jedoch nicht davon ab, ein nicht geeignetes Objektiv im Set mit der Kamera zu verkaufen.

Auch aus Neugier wollten wir wissen, wie gut dieses Setobjektiv XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS tatsächlich an 40 Megapixeln ist. Im Labortest an der Fujifilm X-T5 hat es sich erstaunlich wacker geschlagen. Zwar erreicht es keine allzu hohe Auflösung, zeigt aber dennoch maximal lediglich 20 Prozent Randabfall. Optische Fehler wie Verzeichnung und Randabdunklung korrigiert die X-T5 souverän digital, sie spielen keine Rolle. Lediglich Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen können sichtbar werden.

Während sich das Objektiv also wacker schlägt, zeigt auch der Test der X-T5, dass die 40 Megapixel bei höheren Empfindlichkeiten mit deutlichen Einbußen bei der Bildqualität einhergehen. Nur bis ISO 200 ist die Bildqualität sehr gut, dann beginnen bereits erste Parameter, auf nur noch gutes Niveau abzusacken, etwa der Ausgangs-Tonwertumfang. Bis ISO 800 bleibt die Bildqualität noch gut, aber darüber werden die Bilder sichtbar weicher. Bei ISO 1.600 hält sich der Detailverlust zwar noch in Grenzen, aber bereits bei ISO 3.200 wirken die Bilder deutlich weichgespült. Bei noch höheren Empfindlichkeiten gesellt sich dann noch sichtbares Bildrauschen hinzu, das über den viel zu weichen Bilddetails liegt.

Immerhin sind die Farben Fujifilm-typisch sehr genau und gut differenziert, das heißt die Farbabweichung ist gering und der Farbumfang hoch. Weitere Details sind dem für 1,49 € erhältlichen PDF-Labortest zu entnehmen. Außerdem bieten wir ein Testbildpaket mit Raws und JPGs bei allen zwölf ISO-Stufen für 0,89 € zum Download an. In digitalkamera.de-Premium ist beides bereits enthalten.


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

FOTOPROFI Die News sponsert FOTOPROFI, ein familien­geführter Fachhändler mit 9 Standorten in Baden-Württemberg, hochwertiger Bildmanufaktur, umfangreichem Webshop und kompetenter Telefonberatung: +49 (0) 7121 768 100.

News-Suche

von bis
Hersteller
Autor
Suche nach

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.