Spiegellose Vollformat-Systemkamera der Mittelklasse

Labortest, Testbilder und Ersteindruck der Canon EOS R6 Mark II

2023-01-19 Mit der Canon EOS R6 Mark II sollen die Kritikpunkte des Vorgängermodells in der Vollformat-Mittelklasse ausgemerzt werden, etwa das problematische Wärmemanagement oder die niedrigere Auflösung als bei der Konkurrenz. Folglich besitzt die EOS R6 Mark II einen neuen 24-Megapixel-Sensor und einen neuen Bildprozessor. Im digitalkamera.de-Testlabor musste sich die spiegellose Vollformat-Systemkamera nun beweisen, auch die dazugehörigen Testbilder stehen zum Download bereit und wir verraten bereits vor Veröffentlichung unseres ausführlichen Testberichts unsere ersten Eindrücke von der Kamera.  (Benjamin Kirchheim)

Das Gehäuse der Canon EOS R6 Mark II besteht wie beim Vorgängermodell aus hochwertigem Kunststoff, wobei ein innerer Leichtmetallkäfig für Stabilität sorgt. Auch Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub sind vorhanden. Der Griff ist gewohnt ergonomisch geformt und gegenüber dem Vorgängermodell unverändert. Das trifft auch auf die Rückseite mit dem 7,6 Zentimeter großen, dreh- und schwenkbaren Touchscreen sowie den 0,76-fach vergrößernden OLED-Sucher mit seinen 120 fps schnellen 3,69 Millionen Bildpunkten zu.

Eine kleine Änderung fällt hingegen auf der Oberseite auf: Statt der Lock-Taste gibt es nun vor dem Daumenrad einen Off-Lock-On-Schalter, der sich mit einem sehr gelenkigen Zeigefinger erreichen lässt (nur einer von drei Testpersonen gelang dies, ohne den Mittelfinger vom Griff zu lösen). Der ehemalige On-Off-Schalter links des Suchers schaltet nun zwischen Foto- und Videomodus um. Bei genauerem Hinsehen fällt zudem auf, dass das Programmwählrad nun 13 statt elf Positionen besitzt. Mit den neuen Einstellungen für Motivprogramme und Kreativfilter möchte Canon wohl auch Einsteiger abholen, die sich eine fast 3.000 Euro teure Kamera leisten können und wollen.

Die Bedienung samt Menü wirft für Canon-Kenner keine Rätsel auf. Das Hauptmenü ist grundsätzlich übersichtlich und wie gewohnt sortiert, jedoch erfordert der große Einstellungsumfang eine gewisse Einarbeitungszeit. Dank der vielen Tasten und Drehräder sowie der cleveren M-Fn-Funktion, über die sich schnell viele wichtige Aufnahmeparameter mittels der Einstellräder anpassen lassen, ist eine schnelle Adaption an das Motiv möglich.

Die Performance der R6 II entspricht den Erwartungen und modernen Anforderungen. Die Fotos werden blitzschnell auf eine der beiden SD-Karten gespeichert, sofern man eine potente SDHC- oder SDXC-Karte mit UHS-II-Unterstützung verwendet. Der Autofokus stellt äußerst schnell und zielsicher scharf. Einzig die Auslöseverzögerung ist laut unserer Labormessung nur Mittelmaß und liegt in dem Bereich von DSLRs, obwohl die EOS R6 Mark II als spiegellose Systemkamera gar keinen Spiegel hochklappen muss.

Bei der Bildqualität gibt sich die Canon ebenfalls modern, etwa indem sie die optischen Fehler des Setobjektivs Canon RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM elektronisch korrigiert. Das gelingt ihr so gut, dass weder Randabdunklungen, noch Farbsäume oder eine Verzeichnung zu beanstanden sind. Die Auflösung ist im Bildzentrum bereits ab Offenblende hoch, allerdings zeigt das Objektiv im Weitwinkel einen hohen Auflösungs-Randabfall von bis zu 40 Prozent, erst ab F11 fällt er mit unter 25 Prozent in den akzeptablen Bereich. Bei mittlerer und langer Brennweite beträgt der Randabfall hingegen stets unter 20 Prozent.

Die maximale Auflösung bei 50 Prozent Kontrast beträgt 57 Linienpaare pro Millimeter. Das ist kein Rekord, aber für einen 24 Megapixel auflösenden Bildsensor absolut im guten Bereich. Gegenüber dem 20 Megapixel auflösenden Vorgängermodell ist das eine Steigerung um zehn Prozent, entspricht also ziemlich genau der gesteigerten horizontalen und vertikalen Auflösung (je ca. zehn Prozent mehr Pixel).

Derweil leidet die Bildqualität praktisch nicht unter der etwas höheren Pixeldichte. Bis ISO 400 ist die Bildqualität am höchsten, aber auch bis ISO 1.600 gibt es kaum Einbußen. Bis ISO 6.400 ist die Bildqualität brauchbar, zeigt also ein geringes Rauschen, hohe Dynamik und ausreichend Details. Bei ISO 12.800 hingegen nimmt die Rauschunterdrückung Überhand und vernichtet zu viele Details, während die restlichen Bildqualitätsparameter noch im akzeptablen Rahmen liegen – das war bereits beim Vorgängermodell der Fall. Bei höherer Empfindlichkeit bricht die Bildqualität jedoch auf ganzer Linie ein.

Farben gibt die Canon EOS R6 Mark II nicht nur sehr genau wieder, sondern differenziert die Farbtöne auch bis in hohe ISO-Empfindlichkeiten sehr gut. Weitere Details sind dem für 1,49 € erhältlichen PDF-Labortest zu entnehmen. Außerdem bieten wir ein Testbildpaket mit Raws und JPGs bei allen 13 ISO-Stufen für 0,79 € zum Download an. In digitalkamera.de-Premium ist beides bereits enthalten.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.