Zum Shiften, Tilten und Scheimpflügen

Horseman VCC Pro macht Canon- und Nikon-DSLRs zu Fachkameras

2009-10-11 Der japanische Kamera- und Zubehörhersteller Komamura Corporation mit Hauptsitz in Tokyo und einem Werk in Osaka ist Begründer und Inhaber der seit Jahrzehnten in der Profifotografie bekannten Marke "Horseman". Unter dem englisch klingenden Label fertigt er Großformat-Fachkameras und ein reichhaltiges Zubehörprogramm, das in 40 Ländern weltweit vertrieben wird. Ende August dieses Jahres 2009 hat das Unternehmen nun ein Balgensystem mit der Bezeichnung "Horseman VCC Pro" auf den Markt gebracht, das DSLRs mit Canon- und Nikon-Bajonettanschlüssen in Fachkameras verwandelt. Durch den zusätzlichen Einsatz von Rodenstock-Objektiven mit großen Bildkreisen an der Frontstandarte kann man die Schärfentiefe bei Produkt- oder Landschaftsaufnahmen à la Scheimpflug variieren oder auch stürzende Linien, etwa in der Architekturfotografie, mindern oder beseitigen.  (Jan-Gert Hagemeyer)

Horseman VCC Pro an Canon EOS 1 [Foto: Komamura]Im Klartext bedeutet "VCC" View Camera Converter. Mit dem Horseman VCC Pro sind umfangreiche optische Perspektiv- und Schärfentiefe-Manipulationen möglich. Am um 72 mm ausziehbaren Balgen werden an der Frontstandarte digital optimierte Rodenstock Rodagon-Objektive mit Brennweiten zwischen 60 und 135 mm (alternativ auch Hasselblad-, Pentax-645- oder Mamiya-645-Objektive sowie andere Großformat-Objektive mit Brennweiten bis 210 mm) über Adapter bzw. Platten angebracht. Die rückseitige Filmstandarte ist entweder mit Canon EOS-DSLR- oder Nikon F-Anschluss ausgestattet. Die Frontstandarte lässt sich um 15° vorwärts und 10° rückwärts tilten, um 15° drehen (l/r) und um 30 mm shiften (l/r); die kameraseitige Standarte kann um 15 mm gehoben oder gesenkt werden und in beiden Richtungen um 20 mm geshiftet. Damit übertrifft das VCC Pro gängige Tilt/Shift-Objektive, die Canon und Nikon selbst anbieten.

Allerdings funktioniert dies alles nicht mit Canon- oder Nikon-Objektiven, deren Bildkreise auf das APS-C- oder auch Vollformat beschränkt sind; denn durch die seitlichen oder Höhenverschiebungen der Front- bzw. Filmstandarte des Horseman VCC Pro und die Möglichkeit, diese auch zu neigen oder seitlich zu verschwenken bzw. zu verschieben, gerät das projizierte Bild alsbald aus dem Bildsensorbereich heraus, und es entstehen Vignettierungen und Randunschärfen.

Rodenstock Rodagon 60 mm mit Objektivadapter an Horseman VCC Pro [Foto: Komamura]Mit diesen Features und den entsprechenden Objektiven wie eine Fachkamera ausgestattet, können zum Beispiel stürzende Linien korrigiert werden, was für die Architekturfotografie wichtig ist. Die Verlagerung der Schärfenebene (nach Scheimpflug) ist etwa bei der Makrofotografie, aber auch bei Landschaftsaufnahmen erwünscht und mit einer normalen Kamera – selbst beim Einsatz eines Tilt-Shift-Objektivs – nur in geringem Umfang möglich. Das Horseman VCC Pro kann auch ins Hochformat gedreht werden und besitzt einen ¼"-Stativadapter. Wird in jeder der vier erreichbaren Eckpositionen ein Foto gemacht, dann können die Digitalfotos später am Rechner auch zu einem Bild verrechnet werden, das wie ein Panorama eine insgesamt höhere Auflösung besitzt als der Kamerasensor.

Das Horseman VCC Pro ist allein für Nikon und Canon erhältlich. Der Balgen samt Mechanik wiegt 680 Gramm. Die Standarte für Canon-Kameras wiegt 425 g, die für Nikon 380 g. Objektivstandarten sind in Versionen für Rodenstock, Pentax 645/Mamiya 645 und Hasselblad erhältlich und wiegen zwischen 65 und 170 Gramm. Der deutsche Exklusivvertrieb erfolgt seit kurzem über die Reinfelder Distribution kocktrade, die Lieferung wird direkt vom Hersteller Kamamura in Japan vorgenommen. Das Horseman VCC Pro wird komplett ca. 2.000 EUR kosten; Balgen, Filmstandarten für Nikon oder Canon und Objektivstandarten sind auch einzeln erhältlich, die Einzelpreise in Deutschland sind dafür noch nicht bekannt. Im Preis enthalten sind MwSt., Frachtkosten und Einfuhrgebühren.

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