Digitales Mittelformat

Hasselblad kontert Phase One mit Ankündigung eines 645-Sensors

2008-07-23 Kaum hatten Kodak als Sensorentwickler und Hasselblad als Kameraproduzent kürzlich mit dem 50-Megapixel-Sensor KAF-50100 im Format 36 x 48 mm in der H3DII-50 im Mittelformat als Weltrekordler aufgetrumpft (siehe weiterführenden Link), da kam die Gegenoffensive von Phase One in Kooperation mit Dalsa. Die dänisch-kanadische Sensor-MF-Allianz kündigte mit einem Sensor im Format 645 ein digitales Rückteil und eine Mittelformatkamera mit der Bezeichnung P65+ mit neuen Bestwerten (60,5 Megapixel netto und 40,4 x 53,9 mm Fläche) an. Damit ist der Wettstreit um die Gunst der Profifotografen nach dem Motto "Big is Beautiful" offenbar noch nicht beendet. Denn nun kontern Kodak/Hasselblad erneut.  (Jan-Gert Hagemeyer)

Hasselblad H3DII-50 mit Tilt-Shift-Adapter HTS 1.5 [Foto: Hasselblad]Neben der fortschrittlichen DSLR Hasselblad H3DII-50 mit dem neuen Kodak 50-Megapixel-Sensor KAF-50100, der doppelt so groß ist wie die größten Sensoren für digitale 35mm-Spiegelreflexkameras, will auch Hasselblad im kommenden Jahr 2009 außerdem einen neuen 645-Sensor auf den Markt bringen. Dass es dabei nicht allein um das Prestige des weltweit seit nunmehr 50 Jahren tätigen Herstellers der besten High-End-Kamerasysteme geht, die auch schon mit Apollo-Astronauten auf dem Mond waren, sondern auch um absolute Bildqualität, das meint Christian Poulsen, CEO von Hasselblad: "Riesige Megapixelmengen allein bringen nicht viel für Ihre Fotografie, wenn Sie kein Kamerasystem verwenden, das in der Lage ist, die Vorteile dieser Auflösungen auch auszuschöpfen. Wir sind besonders stolz auf die Tatsache, dass wir von Hasselblad unser System mit der einzigartigen Auflösung und optischen Qualität unserer H-Objektivreihe zusammen mit der digitalen Objektivkorrektur und der Genauigkeit von UtraFocus noch weiter verbessern konnten, was die Genauigkeit von Aufnahmen und die Aufzeichnung von Bilddetails angeht.“

Genauere Informationen über den neuen 645-Sensor sollen erst im Rahmen der Photokina 2008 (23. bis 28. September in Köln) während Hasselblads Seminar "Strategie und Technologie" preisgegeben werden. Soviel verrät der Hasselblad-Boss aber jetzt schon: "Sowohl die H3DII-50 als auch der neue 645 Sensor wurden für Fotografen entwickelt, die die bestmögliche Bildqualität und Auflösung benötigen, und sind Teil von Hasselblads kontinuierlichem Engagement, laufend neue Möglichkeiten für die Fotografie auf höchstem Niveau zu schaffen."

Soviel ist jedoch bekannt: Mit den 6 x 6 µm großen Pixeln des CCD-Sensors KAF-50100 von Kodak, wie sie für den aktuellen H3DII-50- wie für den 645er Sensor vorgesehen sind, sollen eindrucksvolle 83 Linienpaare pro Millimeter über den gesamten Bereich des 36x48mm-Sensors als auch des zukünftigen 645-Sensors aufgelöst werden (das menschliche Auge erkennt maximal 5 Linienpaare pro Millimeter). Außerdem hat Kodak den 50-Megapixel-Sensor zusätzlich mit einer Reihe von neuen Funktionen ausgestattet wie neuen Farbfiltern, die noch bessere, sattere Farben bringen und Hasselblads Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bereich der Farbwiedergabetechnologie ausnutzen. Der neue Sensor beinhaltet außerdem eine Reihe von weiteren neuen Funktionen wie die Quick-Flush-Technologie, die schnellere Aufnahmen bei niedrigerem Energieverbrauch ermöglicht, was die Batteriedauer verlängert.

Hasselblad H3DII-50 mit Kodak CCD Sensor KAF-50100 [Foto: Hasselblad]Auch der angekündigte, zum Patent angemeldete neue HTS 1.5 Tilt- und Shift-Adapter von Hasselblad verdient besondere Aufmerksamkeit. Denn der HTS 1.5 erweitert den Bildkreis der Objektive um 50 %, allerdings auch ihre scheinbare Brennweite um den Faktor 1,5x und macht die Vorzüge der Tilt- und Shift-Fotografie für Mittelformat-Spiegelreflexkameras nutzbar. Mit Schwenkbereichen von +/-10 Grad und Verschiebungswegen von +/- 18 mm stehen dem Digitalfotografen im Mittelformat die Möglichkeiten der Schärfendehnung oder -begrenzung und der Korrektur stürzender Linien wie bei Laufboden- oder Optische-Bank-Großformatkameras zu Gebote. Die H3DII-50 soll ab Oktober 2008 zum Preis von 29.900 EUR (zzgl. MwSt.) erhältlich sein, der Tilt- und Shift-Adapter für ca. 3.600 EUR.

Ob damit das Ende des "Big-is-Beautiful"-Scharmützels im Mittelformat erreicht ist, bleibt fraglich. Denn der kanadische Sensor-Entwickler Dalsa Semiconductor, der sich – wie Hasselblad – auch schon Lorbeeren im Weltraum verdient hat (die brillanten Bilder der Marsmission etwa wurden mit Bildsensoren aus seiner Fertigung erfasst), hat noch mehr in petto. Seine Entwicklungsingenieure stellten kürzlich auf einem wissenschaftlichen Imaging-Kongress im niederländischen Eindhoven einen Supersensor aus ihrer regulären Produktion vor, der mit einer Aktivfläche von 43 cm² (49 x 86 mm) etwa 100-mal so groß ist wie ein Bildsensor mit dem Formfaktor 1/1.7", wie er in aktuellen Kompaktkameras zum Einsatz kommt, und etwa doppelt so groß wie der aktuelle Weltrekordler von Dalsa selbst. Der Supersensor wird paarweise aus 6" großen Wafers (Siliziumscheiben) geschnitten und lithografisch mit Pixeln in der Größe von 12 x 12 µm versehen, die etwa viermal so groß sind wie diejenigen der bei Hasselblad und Phase One Verwendeten (6 x 6 µm). Der CCD-Sensor kommt damit auf lediglich 28 Megapixel Auflösung (7.168 H- x 4.096 V-Bildpunkte); würde die aktuelle 6x6-µm-Technologie dabei eingesetzt, dann besäße das CCD-Monstrum eine Auflösung von um die 110 Megapixeln. Es gibt also noch neue Perspektiven, auch im Mittel- und Großformat.

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