Politisch korrekt?

Gesichtserkennung zweiter Generation mit "Face Colour Detection"

2007-04-01 Dass Kameras Gesichter erkennen können, ist längst nichts Neues mehr und Digitalkameras mit Gesichtserkennung liegen voll im Trend. Wurde aber bisher bei der Fokussierung und Belichtung nur die Position der fotografierten Person bzw. ihres Gesichtes im Bild berücksichtigt, ist die Gesichtserkennung jetzt so weiterentwickelt worden, dass die Kameraelektronik nun auch der Gesichtsfarbe von menschlichen Motiven Rechnung trägt. Eine neue Generation entsprechend ausgestatteter Digitalkameras soll noch dieses Jahr in den Handel kommen.  (Yvan Boeres)

Face Colour Detection [Foto: Sony/Benetton]

Was im ersten Moment politisch nicht ganz korrekt oder sogar diskriminierend klingt, soll aber der Menschheit zu besseren/schöneren Fotos verhelfen. Schließlich geht es darum, ein altbekanntes Problem zu lösen und nicht irgendwelchen rassistischen Tendenzen nachzugehen. Wer schon mal nach Afrika gereist ist oder extrem dunkelhäutige Menschen fotografiert hat, kennt das Problem sogar schon: Die eher auf die Wiedergabe von Hauttönen mittlerer Helligkeit (18-prozentiges Grau) getrimmte Belichtung vieler Kameras führt trotz fortgeschrittener Belichtungsmessmethoden beim Fotografieren schwarzer Menschen immer noch gerne zu Über- oder Unterbelichtungen (je nachdem, wie die Kamera auf die Kontrastunterschiede zwischen z. B. Haut- und Himmelstönen reagiert); während professionelle Fotografen mit solchen Situationen umzugehen wissen und die Spotmessung mit einer Belichtungskorrektur kombinieren, ärgern sich Laien über die mehr oder weniger starken Fehlbelichtungen auf ihren Urlaubsfotos o. ä.

Doch auch der typische Mitteleuropäer kommt auf Fotos nicht immer so rüber, wie es ihm (oder anderen) lieb wäre. In unserer von diversen Stereotypen geprägten Gesellschaft gilt blasse Haut als "ungesunder Teint", und wo nicht mit Selbstbräuner, warmtönigen Filmen oder Warmton-Filtern gearbeitet wird, bekommt man schon mit Photoshop & Co. die künstliche Bräune verliehen. Wie wir auch in einem anderen Zusammenhang (siehe weiterführende Links für die digitalkamera.de-Meldung vom 08.09.2005) berichtet haben, gilt allgemein: Jede Völkergruppe hat ihre eigenen Vorstellungen von einer optimalen Hauttonwiedergabe – und die "typgerecht" auf den Fotos herüberzubringen, hat sich die neue Technologie zum Ziel genommen.

Rein technisch gesehen stellt die Gesichtserkennung mit Berücksichtigung der Hautfarbe bei der Bildparameter-Optimierung (Belichtung, Farben, Schärfe, Kontrast usw.) keine große Herausforderung dar. Diverse Kameras können schon rote Augen erkennen und retuschieren; die Color-Matrixmessung von Nikon-Kameras bezieht die grobe Farbverteilung im Bild mit in die Belichtungsmessung ein. Demnach bedarf es keiner größeren Prozessorleistung und allzu komplizierter Algorithmen, damit eine Kamera nicht nur Gesichter, sondern auch deren Farbe erkennt und das Bildresultat entsprechend anpasst bzw. "verschönt". Den uns vorliegenden Informationen zufolge ist die Entwicklung der Face-Colour-Detection (kurz: FCD) schon abgeschlossen und die damit ausgestattete zweite Generation von gesichtserkennungsunterstützten Kameras steht kurz vor der Markteinführung. Derzeit wird nur noch geprüft, ob die elektronische "Rassenerkennung" juristisch gesehen nicht gegen die gute Sitten verstößt und ethisch vertretbar ist, und wenn die Anwälte der jeweiligen Firmen das grüne Licht für die Markteinführung der neuen Technologie geben, dürften noch in diesem Jahr die ersten FCD-tauglichen Kameras auf den Markt kommen.

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