Beschnittener 1"-Sensor mit 32mm-Festbrennweite
Fujifilm X half (X-HF1) ahmt eine Analogkamera digital nach
2025-05-22 Mit der Fujifilm X half (Modellname X-HF1) versucht Fujifilm, eine analoge Halbformat-Kamera mit einer Digitalkamera zu simulieren. Dabei kommt nicht etwa das halbe Kleinbildformat zum Einsatz wie noch zu Analogzeiten, sondern ein auf das 3:4-Seitenverhältnis beschnittener 2:3-Sensor, was einen effektiven Cropfaktor von 3 bedeutet. Der Sensor ist tatsächlich im Hochformat verbaut. Kombiniert wird das mit einem kleinbildäquivalenten 32mm-Objektiv mit einer Blendenöffnung von F2,8. Man kann sogar einen Film derart simulieren, dass man die Fotos erst nach einer Übertragung auf ein Smartphone und dortiger „Entwicklung“ sieht. Entwickelt wird dabei nichts, denn die Kamera unterstützt kein Raw. (Benjamin Kirchheim)
Die Fujifilm X half (X-HF1) ahmt eine analoge Halbformatkamera digital nach. Der kleine 1"-Sensor ist im Hochformat verbaut, wird aber zusätzlich noch in der genutzten Höhe beschnitten. Das Festbrennweiten-Objektiv bietet ein Weitwinkel von 32 mm (KB). [Foto: Fujifilm]
Die Fujifilm X-HF1 ist also keine Digitalkamera, wie man sie kennt, sondern sehr speziell. Sie soll das nostalgische Gefühl der Fotografie ins digitale Zeitalter übertragen. Einigen wird das sicher Spaß machen, andere werden eher mit dem Kopf schütteln ob der künstlichen Beschneidung von Möglichkeiten, die eine Digitalkamera heutzutage normalerweise bietet. Das Einzige, was nicht beschnitten ist, ist der Preis, auch wenn er immerhin gut dreistellig bleibt. Eine kompaktere, günstigere Konkurrenz zur X100-Serie ist die neue X half jedenfalls nicht.
Der zum Einsatz kommende 1«-Sensor ist ein alter Bekannter, etwa aus der RX100-Serie von Sony. Der Sensor misst 13,2 x 8,8 Millimeter, löst 20 Megapixel auf und bietet ein Seitenverhältnis von 3:2. In der Fujifilm X-HF1 ist er aber im Hochformat verbaut und in seiner Höhe auf 11,7 Millimeter beschnitten, wodurch sich ein Seitenverhältnis von 3:4 ergibt. Die Auflösung beträgt so nur noch 17,7 Megapixel, die Sensordiagonale sinkt von 16 auf 14,6 Millimeter, der Cropfaktor im Vergleich zum Kleinbildformat steigt von 2,7 auf 3 (genaugenommen 2,96). Das Objektiv mit 32 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite hat eine reale Brennweite von 10,8 Millimeter. Die maximale Blendenöffnung von F2,8 entspricht von der Schärfentiefe her einer kleinbildäquivalenten Blende von F8,3. Damit ist selbst bei offener Blende der Schärfebereich recht groß.
Die optische Konstruktion des Objektivs besteht aus 6 Linsen, die in 5 Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen zwei asphärische Linsen zum Einsatz. Einen Bildstabilisator gibt es nicht. Die Naheinstellgrenze beträgt 10 Zentimeter, die wie bei Kompaktkameras üblich ab Objektivvorderkante gelten dürften und nicht wie bei Wechselobjektivkameras üblich ab Sensorebene. Der Autofokus arbeitet lediglich kontrastbasiert. Immerhin gibt es eine Gesichts- und Augenerkennung. Die Blende besteht aus lediglich 3 Lamellen, wodurch sich ein ungewöhnliches Bokeh ergeben dürfte, wenn man doch einmal Spitzlichter in den Unschärfebereich bekommt. Sie lässt sich bis F11 schließen. Der Zentralverschluss erlaubt Belichtungszeiten von 1/2.000 bis 30 Sekunden, Langezeitbelichtungen sind bis 15 Minuten möglich.
Der rückwärtige Touchscreen der Fujifilm X half (X-HF1) fällt mit 6,1 Zentimeter Diagonale recht klein aus. Auch er ist im Hochformat eingebaut. Daneben gibt es einen Status-Touchscreen, auf dem beispielsweise der "eingelegte" Film angezeigt wird. [Foto: Fujifilm]
Auf der Rückseite besitzt die X half zwei Touchscreens. Einer davon simuliert ein Filmfenster und ist entsprechend länglich mit stark abgerundeten Ecken designt. Hier kann aber nicht nur die Filmsimulation angezeigt werden, sondern auch Touch-Bedienelemente. Der Hauptbildschirm ist ebenfalls im Hochformat angeordnet, aber nur 2,4 Zoll in der Diagonale groß (6,1 Zentimeter). Die Auflösung beträgt 920.000 Bildpunkte. Auch hier beträgt das Seitenverhältnis 3:4 und es handelt sich ebenfalls um einen Touchscreen, über den die Kamera bedient werden kann.
Das Gehäuse der Fujifilm X-HF1 ist recht dick, aber durchaus kompakt und leicht. Die X half ist 10,6 Zentimeter breit und 6,5 Zentimeter hoch sowie 4,6 Zentimeter dick (mit Objektiv) und wiegt betriebsbereit 240 Gramm. Sie bietet einen optischen Sucher, einen Auslöser mit darum herum angeordnetem Belichtungskorrekturrad sowie einen „Filmtransporthebel“. Wer ohne Livebild fotografieren möchte, kann das Gefühl einer Analogkamera maximieren, indem ein spezieller Modus aktiviert wird. Statt eines Livebilds gibt es nur einen Filmzähler. Die Bilder kann man erst betrachten, wenn die simulierte Filmrolle voll ist. Dafür müssen die Fotos jedoch erst auf ein Smartphone übertragen werden, denn erst dann sind sie in der Simulation „entwickelt“, sodass man sie endlich anschauen kann. Entwickelt wird dabei übrigens nichts, denn die Fujifilm X half kann Fotos nur im JPEG-Format speichern. Unter einer digitalen Entwicklung versteht man heutzutage eigentlich die Bearbeitung eines Raw-Fotos, aber dieses Format beherrscht die Fujifilm X-HF1 gar nicht erst.
Selbstverständlich bietet die X half die bei Fujifilm üblichen Filmsimulationen, allerdings nur 13 der sonst aktuell üblichen 20, hinzu kommen eine Filmkörnung sowie Filter, um beispielsweise einen kaputten Film zu simulieren, damit die Fotos noch „analoger“ aussehen. Außerdem ist es möglich, zwei direkt hintereinander aufgenommene Fotos nebeneinander zu speichern, was dann wieder ein 3:2-Foto ergibt. Das entspricht ebenfalls der Simulation einer Halbformatkamera, denn hierbei wurden zu Analogzeiten zwei Hochformatbilder nebeneinander auf das Format eines Bilds im Kleinbildformat aufgenommen. So konnte man nicht nur die Kamera kleiner bauen, sondern auch doppelt so viele Bilder auf einen Film aufnehmen.
Die Fujifilm X half (X-HF1) besitzt einen im Belichtungskorrekturrad sitzenden Auslöser. Sogar einen "Filmtransporthebel" gibt es. [Foto: Fujifilm]
Einen analogen Film muss man natürlich nicht in die Fujifilm X half einlegen, denn sie verfügt über ein SD-Speicherkartenfach. Auch auf Videos muss man nicht verzichten, allerdings sind diese durch den Hochformatsensor ebenfalls beschränkt. Maximal werden 1.080 x 1.440 Pixel aufgenommen, was Fujifilm Full-HD nennt. Echtes Full-HD ist das indes nicht, denn auch hier ist das Seitenverhältnis nicht 16:9, sondern 4:3 im Hochformat. Die Bildrate beträgt lediglich 24 Bilder pro Sekunde oder im „Highspeedmodus“ 48 Bilder pro Sekunde. Auch hier gibt es die Möglichkeit einer Aufnahme von Film und Foto samt automatischer Montage nebeneinander.
Trotz des kleinen Akkus NP-W126S sind 880 Aufnahmen möglich. Erreicht wird das aber nur bei Verwendung des optischen Suchers statt des Livebilds. 24p-Videos in „Full-HD“-Auflösung können 165 Minuten lang aufgenommen werden. Geladen wird der Akku per USB-C. Über einen Adapter lässt sich hier ein Mikrofon anschließen. Außerdem bietet die X-HF1 einen Blitzschuh, allerdings ohne Kontakte. Effektiv hat man also nur einen Halteschuh für Zubehör. Weitere kabelgebundene Schnittstellen gibt es nicht, aber Bluetooth und WLAN sind selbstverständlich mit an Bord, um die Bilder an die neue zur Kamera passende X half App zu übertragen.
Ab Juni 2025 wird die Fujifilm X-HF1 „X half“ zu einem Preis von knapp 800 Euro in den Farben Schwarz, Silber-Schwarz und Anthrazit-Schwarz erhältlich sein.