Auflösungs- und preisreduzierte GFX100S

Fujifilm GFX 50S II mit Sensor-Shift-Bildstabilisator vorgestellt

2021-09-02 Mit der GFX 50S II präsentiert Fujifilm das Nachfolgemodell seiner ersten, über vier Jahre alten digitalen Mittelformatkamera. Dabei wurde jedoch nicht etwa das Vorgängermodell weiterentwickelt, sondern stattdessen die GFX100S "abgespeckt". Im Grunde genommen handelt es sich bei der GFX 50S II um eine GFX100S, die aber mit dem alten Sensor ausgestattet wurden. Entsprechend ist die Auflösung geringer, aber auch der Phasen-Autofokus und die 4K-Videofunktion fehlen. Dafür ist der Preis aber auch deutlich geringer als bei der GFX100S.  (Benjamin Kirchheim)

Aufgrund der fehlenden 4K-Videofunktion bezeichnet Fujifilm die GFX 50S II als Mittelformatkamera für Fotografen. Doch die müssen sich auch mit dem fehlenden Phasen-Autofokus anfreunden und mit einem reinen Kontrast-Autofokus vorlieb nehmen, auch wenn dieser laut Fujifilm sehr gut sein soll.

Doch die wirklich gute Nachricht ist, dass man bei der GFX 50S II außer bei den vom Bildsensor abhängigen Funktionen auf wirklich gar nichts verzichten muss. Das kompakte Gehäuse besteht aus einer leichten Magnesiumlegierung und wurde so robust gestaltet, dass es auch künftige, schwerere Teleobjektive problemlos tragen kann. Selbstverständlich ist das Gehäuse komplett gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet. Zudem ist die Bedienung komplett identisch zur GFX100S, denn die kam bei den meisten Fotografen sehr gut an. Fujifilm entfernt sich dabei etwas von der klassischen Bedienung mit dedizierten Einstellrädern und setzt stattdessen auf eine moderne Bedienung mit Multifunktionsräder.

Dank des mit 1,8 Zoll (4,5 cm) Diagonale sehr großen Top-Displays kann aber auch eine analoge Bedienung nachempfunden werden, indem hier virtuelle Bedienräder eingeblendet werden, deren Werte mit den Multifunktionsrädern korrespondieren. Auch der Akku, der Sucher und der Touchscreen sind komplett identisch. Der im Kleinbildäquivalent 0,76-fach vergrößernde Sucher löst mit seinem OLED 3,7 Millionen Bildpunkte auf. Der Bildschirm misst 8,1 Zentimeter in der Diagonale, löst feine 2,36 Millionen Bildpunkte auf und lässt sich um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 60 Grad zur Seite schwenken.

Der größte Unterschied zur GFX100S ist tatsächlich der Bildsensor. Bei der GFX 50S II kommt ein normaler, 43,8 mal 32,9 Millimeter großer CMOS mit 51 Megapixeln Auflösung und 5,3 µm großen Pixeln zum Einsatz, das heißt es gibt keine rückwärtige Belichtung und keinen Phasen-Autofokus. Auch die Serienbildgeschwindigkeit ist mit drei Bildern pro Sekunde eher bescheiden und die Videos lösen maximal Full-HD auf. Beim Bildprozessor ist die GFX 50S II mit dem Quad-Core-Prozessor X-Prozessor 4 jedoch auf aktuellen Stand und somit kommen auch die neuesten Autofokus-Algorithmen samt Gesichts- und Augenerkennung sowie Motivtracking zum Einsatz, die für einen bis zu 0,27 Sekunden schnellen Kontrast-Autofokus (abhängig vom Objektiv) sorgen sollen.

Ebenfalls nicht eingespart hat Fujifilm den Sensor-Shift-Mechanismus zur Bildstabilisierung. Sie wurde im Gegenteil noch optimiert, so dass die GFX 50S II sogar bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen soll, was eine halbe Blendenstufe mehr ist als bei der GFX100S. Letztere soll aber demnächst mittels Firmwareupdates ebenfalls von dieser Verbesserung profitieren. Nicht zuletzt trägt der Bildstabilisator einen guten Teil zur Autofokus-Beschleunigung bei, denn die Kontraste verwackelter Motive sind deutlich schwerer zu detektieren als bei einem stabilisierten, unverwackelten Bild. Zudem sind dank des Sensor-Shifts 200 Megapixel auflösende Multishot-Aufnahmen vom Stativ aus möglich.

Auch bei den Filmsimulations-Modi ist die GFX 50S II auf dem Stand der GFX100S. Insgesamt 19 verschiedene Modi sind an Bord, darunter der neue "Nostalgisches Negativ", der mit der GFX100S im Frühjahr 2021 eingeführt wurde. Ebenfalls an Bord sind sämtliche Schnittstellen der GFX100S (Mikro-HDMI, USB-C 3.2 Gen 1x1 mit Ladefunktion, Mikrofoneingang und Kopfhörerausgangs, der Fernauslöseanschluss sowie die Blitzsynchronbuchse und der TTL-Blitzschuh) sowie die Drahtlosstandards Bluetooth 4.2 und WiFi 802.11 b/g/n.

Ein Highlight der Fujifilm GFX 50S II dürfte jedoch der Preis sein, der bei knapp 4.000 Euro liegt. Das macht den Griff zur doppelt so hoch auflösenden, 4K-Video-fähigen und mit einem Phasen-Autofokus und höheren Auslese- und Serienbildgeschwindigkeit ausgestatteten GFX100S nicht gerade einfach, schließlich kostet die auch 2.000 Euro mehr. Ab Ende September 2021 soll die Fujifilm GFX 50S II erhältlich sein.

Um den Einstieg ins GF-Mittelformatsystem von Fujifilm noch attraktiver zu gestalten, gibt es ein neues "Budget"-Zoom, das aber nicht mit einem billigen Kitobjektiv anderer Kamerasysteme verglichen werden sollte, sondern eher mit beispielsweise dem XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. Das neue Mittelformatobjektiv von Fujifilm hört auf den Namen Fujinon GF 35-70 mm F4.5-5.6 WR. Es handelt sich um ein Zweifachzoom mit einem kleinbildäquivalenten Bildwinkel eines 28-56mm-Objektivs.

Dank eines mechanischen Einzugsmechanismus' misst es nur 7,4 Zentimeter in der Länge, der Durchmesser beträgt 8,5 Zentimeter und das Filtergewinde misst 62 Millimeter. In Weitwinkel- und Teleposition beträgt die betriebsbereite Länge dann 9,57 bis 9,64 Zentimeter. Der Filterdurchmesser beträgt 62 Millimeter. Auch das Gewicht von 390 Gramm ist verhältnismäßig gering, zusammen mit einer GFX100S oder GFX 50S II liegt das Gesamtgewicht nur bei rund 1,3 Kilogramm. Trotzdem verfügt das Objektiv wie alle GF-Objektive über einen Staub- und Spritzwasserschutz sowie einen Frostschutz bis -10 °C. Der optische Aufbau setzt sich aus elf Elementen zusammen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Eine asphärische Linse und zwei ED-Elemente sollen Bildfehler minimieren.

Das GF 35-70 mm F4.5-5.6 WR soll auch den hohen Anforderungen der 100-Megapixel-Kameras von Fujifilm gerecht werden, wobei jedoch mit einem moderaten Randabfall zu rechnen ist, der etwas über dem teureren GF 32-64 mm Zoom liegen soll. Die Blende besteht aus neun abgerundeten Lamellen und die Naheinstellgrenze liegt bei 35 Zentimetern, was bei einem Arbeitsabstand von 25 Zentimetern einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,6 ermöglicht. Der Autofokus soll leise und mit minimalem Atmen arbeiten.

Ab Ende November 2021 soll das Fujifilm GF 35-70 mm F4.5-5.6 WR zu einem Preis von knapp 1.000 Euro erhältlich sein. Im Set mit der neuen GFX 50S II liegt der Aufpreis jedoch nur bei 450 Euro gegenüber dem "nackten" Gehäuse, das heißt der Gesamtpreis beträgt gut 4.450 Euro. Das Set ist sogar bereits ab Ende September 2021 erhältlich.

Darüber hinaus präsentiert Fujifilm eine neue Roadmap für weitere GF-Objektive. Im Jahr 2022 soll ein GF 20-35 mm Weitwinkelzoom auf den Markt kommen, das eine kleinbildäquivalente Brennweite von 16-28 mm abdeckt. Für 2023 sind gleich zwei Objektive geplant. Das erste davon ist das GF 55 mm F1.7 mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 44 Millimetern. Es ergänzt damit als lichtstarkes Objektiv das GF 80 mm F1.7 R WR nach unten. Beim zweiten Objektiv handelt es sich um ein viel nachgefragtes Tilt-Shift-Objektiv. Es wird eine Brennweite von rund 30 Millimetern besitzen, was einem Kleinbildäquivalent von 24 Millimetern entspricht.

Hersteller Fujifilm
Modell GF 35-70 mm F4.5-5.6 WR
Unverbindliche Preisempfehlung 999,00 €
Bajonett Fujifilm G
Brennweitenbereich 35-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F32
Linsensystem 11 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 350 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 85 x 74 mm
Objektivgewicht 390 g

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.