Erste Eindrücke der Edel-Systemkamera

"First Look" der Fujifilm X-Pro1 Systemkamera als Video

2012-03-16 Auf einer Presseveranstaltung in Florenz, Italien, hatte die digitalkamera.de-Redaktion Gelegenheit die Fujifilm X-Pro1 Systemkamera mit den drei zur Markteinführung erhältlichen Festbrennweiten-Objektiven praktisch zu erproben. Die Kamera besitzt einen bemerkenswerten, von der im letzten Jahr eingeführten X100 bekannten, Hybrid-Sucher. Ganz neu ist der 16-Megapixel-Sensor, der eine speziellen Anordnung der einzelnen Farbsensoren besitzt und dadurch ohne schärfereduzierenden Tiefpassfilter auskommen soll. Unser jetzt veröffentlichtes Video stellt das System vor, und in der digitalkamera.de-Galerie gibt es Bildergebnisse als Zoomfotos.  (Jan-Markus Rupprecht)

Fujifilm geht mit seiner Systemkamera X-Pro1 einen sehr eigenen, mutigen Weg. Die Kamera will ganz offensichtlich eine Brücke schlagen zwischen einerseits den "üblichen" Systemkameras, die hinsichtlich Design und Preisstellung eine möglichst große Zielgruppe ansprechen wollen und andererseits den kaum bezahlbaren und (mangels Autofokus) nicht leicht bedienbaren Messsucherkameras aus dem Hause Leica. Das Fujifilm-System liegt auch preislich in der Mitte (das heißt weit über allen anderen Systemkameras) und verbindet eine extrem hochwertige Verarbeitung mit ergonomischem Retro-Design und einer guten Alltagstauglichkeit dank Autofokus und Live-View als Alternative zum Leuchtrahmensucher.

Zahlreiche nützliche Funktionen sind an Bord wie eine eingebaute Wasserwaage oder eine Panoramafoto-Automatik. Auch FullHD-Video-Aufzeichnung mit Stereoton fehlt nicht. Was hingegen fehlt, weil es nicht zum Konzept passen würde, sind eine Rundum-Sorglos-Vollautomatik mit eingeschränkten Eingriffsmöglichkeiten oder die sonst oft zu findenden zahlreichen bis zahllosen Motivprogramme. Die X-Pro1 richtet sich ganz klar an Fotografen, die wissen was sie tun und jederzeit selbst eingreifen wollen. Was nicht heißt, dass die Kamera nicht automatisch super Bilder macht! Stellt man alles auf Automatik (Blende, Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit, Weißabgleich, Autofokus), dann macht die Kamera natürlich korrekt belichtete Bilder. Aber eben so, wie man es "von früher" kennt. Eine kurze Belichtungszeit bei schnell bewegten Motiven muss man halt selbst einstellen, ebenso wie eine Belichtungskorrektur bei überwiegend hellen oder überwiegend dunklen Motiven oder den Makro-Modus zum Fokussieren im Nahbereich. Wer das kennt und mag, dem wird die X-Pro1 gefallen! Denn die Bedienung ist nahezu optimal. Sie besitzt genau die richtige Menge an Knöpfen und Schaltern und die Bildschirm-Menüs sind übersichtlich. Lediglich einen separaten Video-Aufnahme-Knopf hätten wir uns gewünscht und vielleicht irgendwie noch erklärende Texte im Menü, denn so musste (selbst von der Fujifilm-Crew auf der Presseveranstaltung) doch öfter das (immerhin gedruckt mitgelieferte, was heute ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist) Benutzerhandbuch konsultiert werden. Aber ist man einmal mit der Kamera vertraut, ist zumindest dieses Problem vom Tisch. Ganz großartig ist das Quick-Menü gelungen, über das sich mit ganz wenigen Tasten- und Bedienrad-Bewegungen alle wichtigen Parameter einstellen lassen.

Obwohl die X-Pro1 (und auch ihre Menüführung) auf den ersten Blick ihrer kleineren Schwester, der Fujifilm X100, sehr ähnlich sieht, müssen wir sagen, dass die Bedienbarkeit drastisch besser ist! Gerade das wichtige Quick-Menü hat die X100 leider überhaupt nicht, und so verheddert man sich bei letzterer oft beim Zugriff auf häufig benötigte Funktionen (was in der Praxis damit endet, dass man bestimmte Möglichkeiten einfach nicht nutzt). Im Vergleich zur X100 ist die X-Pro1 übrigens deutlich größer, wie man auf dieser Gegenüberstellung gut sehen kann.

Größenvergleich Fujifilm X-Pro1 mit Fujifilm X100 [Foto: MediaNord]Zwei Verbesserungsvorschläge haben wir aber auch noch für die X-Pro1 und ihre Objektive: Die Blendenwahl-Ringe der Objektive haben keine Sicherung gegen Verstellen aus der Automatik-Position. So passiert es mitunter, dass man ungewollt von Automatik auf kleinste Blendenöffnung umstellt (oder "fast umstellt": solange der Ring noch nicht auf der 16 eingerastet ist, gilt zum Glück noch "Automatik"). Und dann der Leuchtrahmensucher: Einen automatischen Parallaxenausgleich gibt es ja immerhin. Man kann sogar einstellen, ob dann das Autofokus-Feld mitwandern soll oder nicht (Details dazu führen hier zu weit, das geht wirklich ins Eingemachte). Aber generell rahmt der (elektronisch eingeblendete) Leuchtrahmen immer viel weniger ein, als man später tatsächlich auf dem Foto hat. Das mag für die schnelle Reportagefotografie als "Sicherheitszuschlag" gelten und im Prinzip kennt man das ja von anderen optischen Suchern auch. Dem "Präzisionsinstrument" X-Pro1 würde hier aber ein genauer eingestellter Leuchtrahmen gut zu Gesicht stehen. Wer sich daran stört, kann aber jederzeit auf das Live-View-Sucherbild umschalten. Dann stimmt der Bildausschnitt 100 Prozent und man bekommt zahlreiche weitere Informationen eingeblendet (alles abschaltbar, wem das zu viel ist!) einschließlich künstlichem Horizont (Wasserwaage).

Zur Bildqualität möchten wir uns ein endgültiges Urteil erst erlauben, wenn wir die Kamera samt Objektiven im Testlabor hatten. Der erste Eindruck ist aber auf jeden Fall sehr ordentlich. Wer will, kann sich selbst einen Eindruck davon in der digitalkamera.de-Galerie machen (siehe weiterführende Links unter dem Video). Dort haben wir mehrere Beispielbilder als Zoomfotos veröffentlicht, bei denen man hineinzoomen kann, bis ein Aufnahmepixel einem Bildschirmpixel entspricht.

Unser Video stellt das System kurz vor, darin wird auch die Technik des "Multi-Hybrid-Suchers" erklärt und der optional erhältliche (sehr empfehlenswerte) Zusatzhandgriff gezeigt. Auf Facebook gibt es (öffentlich, das heißt auch für Nicht-Facebook-Anwender zugänglich) zu dem Video noch eine humorvolle Beschreibung des "Making of digitalkamera.de-Hotelflur-Video" (siehe ebenfalls weiterführende Links dorthin unter dem Video).


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Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.