Die letzte Olympus und erste OM System

Die OM System OM-1 läutet eine neue Ära ein

Seite 2 von 2, vom 2022-02-15, aktualisiert 2022-02-22 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Um den IP53-Schutz zu gewährleisten, braucht es aber auch ein entsprechend gedichtetes Objektiv. Bei immerhin neun Objektiven (inklusive den beiden heutigen Neuvorstellungen, siehe weiterführende Links) sowie den beiden Telekonvertern ist das der Fall. Folgende Objektive bieten zusammen mit der OM System OM-1 einen IP53-Schutz:

  • Olympus 8 mm F1.8 ED Pro Fisheye
  • Olympus 7-14 mm F2.8 ED Pro
  • Olympus 8-25 mm F4 ED Pro
  • OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II
  • Olympus 12-100 mm F4 ED Pro
  • OM System 40-150 mm F4 ED Pro
  • Olympus 40-150 mm F2.8 ED Pro
  • Olympus 300 mm F4 ED Pro
  • Olympus 150-400 mm F4.5 ED TC1.25 IS Pro

Andersrum ist es vielleicht einfacher zu merken: Alle Pro-Objektive außer dem alten 12-40, dem 12-45 sowie den drei F1,2 lichtstarken Festbrennweiten (17, 25 und 45 mm) und dem 20 mm F1,4 bieten IP53.

Zum neuen Gehäuse der OM System OM-1 gehören auch ein neuer Sucher und ein verbesserter Bildschirm. Beim Sucher kommt erstmals ein 5,76 Millionen Bildpunkte auflösendes OLED zum Einsatz. Die Sucheroptik wurde von der E-M1X übernommen, so dass es eine enorme 0,83-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent gibt. Der Sucher arbeitet mit wahlweise 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. Im letzteren Modus beträgt die Verzögerung lediglich 0,005 Sekunden.

Der rückwärtige Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst 1,62 Millionen Bildpunkte auf. Sein Seitenverhältnis beträgt 3:2, was einen Kompromiss aus dem 4:3-Sensorformat und der 16:9-Videofunktion darstellt. Es handelt sich um einen schwenk- und drehbaren Touchscreen, wodurch sich der Bildschirm aus allen Perspektiven im Quer- und Hochformat einsehen lässt, inklusive Selfies. Zudem kann der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamera geklappt werden.

Völlig neu gestaltet wurde das Menü. Es ähnelt vom Aufbau dem Mitbewerber Canon, nutzt also nun horizontale Reiter statt vertikalem Scrollen. So viel sei aber schonmal (aus unserem Test) verraten: Einige Altlasten wie die komplizierte Wahl der Auflösung und Komprimierung haben es auch ins neue Menü geschafft und eine Touchbedienung gibt es immer noch nicht. Sehr nützlich ist hingegen die Möglichkeit, auch ausgegraute Menüpunkte anwählen zu können. Diese lassen sich zwar weiterhin nicht aktivieren, aber es wird die Information angezeigt, warum sich der Menüpunkt nicht anwählen lässt. Damit wird die Bedienung erheblich vereinfacht, weil man seltener zum Handbuch greifen muss. Ebenfalls verbessert wird die Bedienung durch die neue AF-On-Taste, die von der AEL-Taste getrennt wurde. Über die nun im Kameragehäuse versenkten Einstellräder dürften sich die Geister hingegen scheiden.

Mit an Bord der OM-1 ist auch die bekannte High-Res-Shot-Funktion, die vom Stativ 80 Megapixel liefert und aus der Hand immerhin noch 50 Megapixel. Im Fotomodus ist sie über einen langen Druck auf die Videotaste und einen gleichzeitigen Dreh an einem der Einstellräder ganz einfach erreichbar. Das Rauschen soll im High-Res-Modus übrigens um zwei Blendenstufen geringer sein und die Verrechnung dauert dank des schnelleren Bildprozessors und Sensors nur noch fünf statt zwölf Sekunden.

Zudem kommt der Live-ND-Filter aus der OM-D E-M1X und E-M1 Mark III zum Einsatz, der in der OM-1 nun bis zu Faktor 64 (6 Blendenstufen) erreicht. Bei früheren Kameras war maximal ND32 möglich, also fünf Blendenstufen. Der Minimalwert liegt weiterhin bei ND2. Damit lassen sich auch ohne Graufilter bei hellem Licht (und/oder offener Blende) Langzeitbelichtungen realisieren. Auch Live Bulb, Live Time und Live Composite sind an Bord (die Funktionen erklären wir in einem Fototipp in den weiterführenden Links). Sie lassen sich nun sogar mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator kombinieren.

All diese Funktionen haben nun eine eigene Seite im neuen Menü bekommen und lassen sich damit noch einfacher aufrufen und konfigurieren. Auch die Mehrfachbelichtung, die HDR-Funktion und Fokus-Stacking sind auf dieser neuen Menüseite zu finden. Die Fokus-Stacking-Funktion profitiert ebenfalls vom schnelleren Prozessor und verrechnet die bis zu 15 Aufnahmen in fünf statt zehn Sekunden. Für mehr als 15 Aufnahmen steht zudem eine Fokusreihenaufnahmefunktion zur Verfügung, deren Bilder man aber selbst am PC verrechnen (lassen) muss, beispielsweise mit Adobe Photoshop oder Helicon Focus.

Dass die OM System OM-1 über einen Micro-HDMI-Anschluss und zwei 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer verfügt, haben wir bereits erwähnt. Zudem gibt es noch einen 2,5mm-Klinkenanschluss für eine Kabelfernbedienung und eine moderne USB-C-Schnittstelle. Über sie lässt sich nicht nur der Akku laden, sondern auch die Kamera mit Dauerstrom versorgen, währenddessen der Akku sogar geladen wird, was bei Kameras noch recht selten der Fall ist. Sobald eine der Schnittstellen geöffnet ist, gibt es jedoch keinen IP53-Schutz mehr.

Für die höhere Leistungsfähigkeit besitzt die OM-1 einen neuen Akku mit der Typenbezeichnung BLX-1. Er bietet mit 2.280 statt 1.720 mAh 33 Prozent mehr Kapazität als der bisherige BLH-1. 520 Aufnahmen sollen damit nach CIPA-Standard möglich sein, bei Videoaufnahmen sind es 90 Minuten. Der neue Akku ist auch physikalisch größer und nicht mit dem BLH-1 kompatibel. Dank seiner asymmetrischen Form lässt er sich nicht mehr verkehrt herum einschieben. Geladen wird er in der Kamera, denn der liegt zwar ein leistungsfähiges USB-Netzgerät mit 27 Watt Power Delivery bei, aber keine externe Ladeschale. Auch da gibt es optional eine neue: Bei der BCX-1 handelt es sich um eine Doppel-Ladeschale, es können also zwei BLX-1 gleichzeitig geladen werden. Die Ladezeit beträgt 150 Minuten. Die Ladeschale wird ebenfalls per USB-C Power Delivery mit bis zu 27 Watt mit Strom versorgt.

Eine weitere Möglichkeit, die Aufnahmezeit zu verlängern, besteht mit den neuen Multifunktionsgriff HLD-10. Der darin eingelegte Akku kann bevorzugt entladen werden, denn man kann ihn leichter wechseln als den Kameraakku. Er kann aber auch über die Kamera per USB-C geladen werden. Der Multifunktionsgriff ist selbstverständlich gemäß IP53 gegen Staub und Spritzwasser geschützt, bis -10 °C frostfest und bietet neben dem Hochformatgriff auch die wichtigsten Bedienelemente für eine bequeme Bedienung bei Hochformataufnahmen.

Bluetooth und WLAN runden das Schnittstellenangebot der OM System OM-1 ab. Passend dazu gibt es eine neue App OM Image Share, die die bisherigen Apps für die Kamerafernbedienung, das Geo-Logging und die Bildbearbeitung wieder vereint, nachdem Olympus sie vor einigen Jahren getrennt hatte. Neu ist die Möglichkeit einer dauerhaften Bluetooth-Verbindung mit Übertragung der Positionsdaten direkt während der Aufnahme. Das lästige Logging mit nachträglicher Übertragung entfällt somit endlich. Zudem soll die neue App Firmwareupdates an die Kamera übertragen können. Die OM-1 verfügt übrigens weiterhin über zwei SD-Kartenschächte, die nun aber beide nicht nur mit SDHC und SDXC sowie UHS I kompatibel sind, sondern auch mit dem schnelleren UHS II.

Ab März 2022 soll die OM System OM-1 in ausreichender Stückzahl zu einem Preis von knapp 2.200 erhältlich sein. Das Set mit dem neuen 12-40 mm F2.8 ED Pro II soll gut 2.800 Euro kosten. Vorbesteller (bis 7. März) sollen einen zusätzlichen Akku erhalten und wer seine Kamera registriert und dabei dem Newsletterversand zustimmt, soll eine kostenlose Gewährleistungsverlängerung auf fünf Jahre erhalten. Der Multifunktionsgriff HLD-10 soll knapp 350 Euro kosten. Das Doppel-Ladegerät BCX-1 kostet knapp 130 Euro ohne und 200 Euro mit zusätzlichem Akku. Einzeln soll der Akku BLX-1 gut 90 Euro kosten.

Als neues Zubehör bringt OM Digital Solutions die kabellose Fernbedienung RM-WR1 auf den Markt. Sie arbeitet mit der OM-1 per Bluetooth, wodurch die Wasserdichtigkeit gewahrt bleibt. Die Fernbedienung ist sogar nach IP57 abgedichtet, kann also bis zu einem Meter unter Wasser getaucht werden. Sie bietet aber auch einen Kabelanschluss, um zu den anderen Kameras abwärtskompatibel zu sein, der IP-Schutz entfällt aber bei Verwendung eines Kabels. Der Preis der RM-WR1 beträgt knapp 80 Euro.

Auch von der passenden Software OM Workspace soll es eine neue Version 2.0 geben. Sie bietet als neue Funktionen unter anderem einen Fokusassistenten, der aus einer Aufnahmeserie automatisch das schärfste Bild heraussucht. Wer über eine leistungsfähige Grafikkarte verfügt, wir konnten es bei der Beta-Version mit einer Nvidia GTX1660 (Desktop) erfolgreich testen, mit einer GTX1650 Max-Q (Notebook) funktionierte es hingegen nicht, profitiert von einer neuen AI Noise Reduction, die Bildrauschen noch besser bekämpfen können soll als bisherige Algorithmen. Von OM Capture erscheint ebenfalls eine neue Version 3.0. Sie unterstützt die OM-1 und lädt die Kamera bei Verwendung eines USB-C-Kabels.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.