digitalkamera.de von 1996 bis 2000
Die Geschichte der Digitalfotografie (Teil 2)
2003-12-24 Genau vor einem Jahr erschien der erste Teil der Geschichte der Digitalfotografie. Hier folgt der zweite Teil, der die Anfänge von digitalkamera.de und der Zeit der ersten Consumer-Digitalkameras erzählt, die in nur vier Jahren eine stürmische Entwicklung von weniger als 1 Megapixel bis hin zur ersten semiprofessionlellen 4-Megapixel-Kamera im Jahre 2000 gemacht haben. (Jan-Markus Rupprecht)
Am 1. Oktober 1996 erschien die erste Version der
Digitalkamera-Marktübersicht im Internet zunächst unter der Domain
rupprecht.de des Herausgebers Jan-Markus Rupprecht. Zu den ersten
Digitalkamera-Herstellern gehörten Apple, Canon, Casio, Kodak, Olympus und
Sony, die bereits 1996 einigermaßen brauchbare Digitalkameras zu bezahlbaren
Preisen liefern konnten. Die fortschrittlichste Kamera war zu der Zeit die
semiprofessionelle Sony DKC-ID1. Sie bot 450.000 Bildpunkte Auflösung in
Kombination mit einem LCD-Videosucher, einem leistungsfähigen
Lithiumionen-Akku und einem optischen 12-fach-Zoom mit einem kürzesten
Aufnahmeabstand von nur 1 cm sowie einen Steckplatz für Flash-Speicherkarten
nach PC-Card-Standard. Der Verkaufsschlager war jedoch aufgrund ihrer
höheren Auflösung von
810.000 Bildpunkten und ihres günstigeren Preises von
umgerechnet 950 EUR die Olympus
C-800L. Diese besaß bereits einen LCD-Monitor, allerdings weder Zoomobjektiv
noch Wechselspeicher. Die erste Marktübersicht startete mit 23 Modellen und
bestand zunächst ausschließlich aus statischen HTML-Seiten: einer
dreiseitigen tabellarischen Übersicht und pro Modell einem ausführlichen
Datenblatt, das bereits fast den gleichen Aufbau hatte wie die heutigen
digitalkamera.de-Datenblätter. Ergänzt wurde dieses Datenarchiv um einen
News-Bereich. Das Interesse von Presse und Besuchern an dieser
Marktübersicht war vom Start weg erfreulich groß, so dass Ende 1996 die
Entscheidung für ein Online-Magazin zur Digitalfotografie fiel, das zur
CeBIT im März 1997 unter der Domain digitalkamera.de das Licht der Welt
erblickte.
Auf der CeBIT 1997 stellten zahlreiche weitere Hersteller neue
Digitalkameras vor, so dass die Marktübersicht bald immerhin 40 verschiedene
"kompakte Digitalkameras", also transportable Geräte mit fest montiertem
Objektiv, umfasste. Ab Mitte 1997 machte die damals um 900 EUR teure Kodak
DC120 der Olympus C-800L den Platz um die beste Consumer-Digitalkamera
streitig. Zwar erreichte die Kodak ihre etwas höhere Pixelanzahl nur durch
Interpolation, aber neben einem kleinen internen Flash-Speicher bot sie aber
bereits einen Wechselspeichersteckplatz nach CompactFlash-Standard sowie ein
optisches 3-fach-Zoomobjektiv.
Der
LCD-Monitor war schwenkbar montiert, ein Filtergewinde ermöglichte die
Montage von Vorsatzobjektiven und über ein Adapterkabel ließ sich sogar ein
externes Blitzgerät auslösen. Dadurch wurde die Kodak DC120 zur ersten
bezahlbaren, wirklich professionell einsetzbaren Digitalkamera. Erst im
Herbst 1997 kontert Olympus mit der C-1400L, einer Digitalkamera mit 1,4
Megapixel Auflösung und SmartMedia-Wechselspeicher, die der Kodak in Sachen
Bildqualität deutlich überlegen war.
digitalkamera.de verfolgte unterdessen das Konzept der Marktübersicht mit
ausführlichen, einheitlichen Datenblättern weiter. Darüber hinaus gewannen
die News an Bedeutung: Neue Kameras und Speichermedien wurden laufend kurz
vorgestellt. Eine monatliche, aus der Webserver-Statistik gewonnene Top-10
der am häufigsten abgerufenen Datenblätter gab Hinweise auf das Interesse
der Besucher an den verschiedenen Kameramodellen. Im September 1997 sind
erstmals Digitalkameras auf der Internationalen Funkausstellung zu sehen,
worüber digitalkamera.de mit einem Messe-Special ausführlich berichtet.
Bereits im ersten Jahr von digitalkamera.de gab es eine Besucherumfrage, die
der Branche wertvolle Hinweise über die Bedürfnisse potentieller
Digitalkamera-Käufer lieferte und bei der die Teilnehmer attraktive Preise
gewinnen konnten. Ende 1997 hielt erstmals Datenbank-Technik Einzug in das
Projekt und die erste Version der Gebrauchtgeräte-Börse "Flohmarkt" ergänzte
das Projekt. Der Kern der Internet-Redaktion MediaNord bestand zu dieser
Zeit praktisch nur aus Beate Beermann und Jan-Markus Rupprecht, die neben
Kundenprojekten an digitalkamera.de arbeiteten. Der Webserver wurde "inhouse"
im Technikzentrum Lübeck an einer 64 KBit-Standleitung betrieben.
![Nikon Coolpix 900 [Foto: MediaNord]](http://images.digitalkamera.de/Kameras/MN-NikonCoolpix900s-Verlauf-M.jpg)
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1998
boten immer mehr Hersteller Digitalkameras an, die meisten Modelle waren
aber alles andere als spannend, besaßen oft noch eine Auflösung von kaum 1
Megapixel und nur selten ein Zoomobjektiv. Interessantester Neuzugang im
Frühjahr 1998 war die Nikon Coolpix 900 mit ihrem innovativen, schwenkbaren
Gehäuse, optischem 3-fach-Zoom und CompactFlash-Wechselspeicher. Das zweite
Highlight des Jahres war ab Sommer 1998 dann die Kodak DC260, eine
vergleichsweise riesengroße "kompakte" Digitalkamera mit 1,68 Megapixel-CCD-Sensor mit 3:2-Seitenverhältnis. Die Kamera besaß statt einer
normalen Firmware ein "Digitalkamera-Betriebssystem" namens Digita. Für
dieses Betriebssystem konnten Anwender oder Programmierer mit Hilfe eines
gewöhnlichen Texteditors Scripte schreiben, die die Funktionen der Kamera
modifizierten oder erweiterten. Durchgesetzt hat sich das ganze nicht, denn
der Preis für diese Flexibilität war eine ziemliche Trägheit in der
Bedienung und bei wichtigen Kamerafunktionen. Darunter litt auch die
ebenfalls mit Digita-Betriebssystem ausgestattete Minolta Dimage EX. Das
skurrile an dieser Kamera war ihre auswechselbare Objektiv-CCD-Einheit: An
das Kameragehäuse mit Prozessor, LCD-Monitor und Wechselspeicher-Steckplatz
konnte wahlweise ein Weitwinkel- oder ein 3-fach-Zoom-Objektiv angedockt
werden. Da hierbei auch der CCD-Sensor, der das teuerste Einzelbauteil einer
Digitalkamera ist,
![Minolta Dimage EX [Foto: Minolta]](http://images.digitalkamera.de/Kameras/MinoltaDimageEX-S.jpg)
mit ausgetauscht werden musste, war dieses Konzept von
vornherein zum Scheitern verurteilt. Auch die Idee der Zukunftssicherheit
durch später mögliche Nachrüstung einer Objektiv-Bildsensor-Einheit mit
höherer Auflösung kam nie zum Tragen, da die langsame Basiseinheit mit der
größeren Datenmenge wohl ohnehin nicht zurecht gekommen wäre.
Ebenfalls 1998 kam auch Bewegung in den Speicherkarten-Markt.
CompactFlash-Karten waren damals in Kapazitäten bis zu 48 MByte erhältlich
und eine Steigerung auf 96 bzw. 128 MByte für Ende des Jahres angekündigt
(damals wie heute wurden solche angekündigten Termine bei Speicherkarten
niemals eingehalten). Da war die Vorstellung der Minaturfestplatte
Microdrive von IBM auf der Photokina eine Sensation. Sagenhafte 340 MByte
sollte diese winzige Festplatte speichern können und sich dabei fast wie
eine normale CompactFlash-Karte verhalten. Unterdessen erlebte die
SmartMedia-Fraktion ein Fiasko: Als erste Serienexemplare der lange
erwarteten und ohnehin nicht allzu üppig dimensionierten 16 MByte großen
Version dieses Speichermediums erhältlich waren, mussten wir resigniert
feststellen, das viele damals erhältliche Digitalkameras und PC-Card-Adapter
damit gar nicht funktionierten und deren Besitzer sich folglich mit 8 MByte
kleinen Medien begnügen oder ihre Digitalkamera (kostenpflichtig) auf den
neuesten Stand bringen mussten.
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![Sony DSC-D700 [Foto: MediaNord]](http://images.digitalkamera.de/Kameras/MN-SonyDSC-D700-Rueck-Verlauf-S.jpg)
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Ende 1998 kam der damalige Traum vieler Digitalkamera-Interessenten auf
den Markt, die Sony DSC-D700. Die Kamera war eine richtige
Spiegelreflexkamera mit Prisma, so dass Spiegelreflex-Sucher und der große,
unglaublich gute LCD-Monitor parallel genutzt werden konnten. Die Kamera
hatte ein hochwertiges, fest angebautes 5-fach-Zoomobjektiv und war in allen
Kamerafunktionen unglaublich schnell. Angesichts dieser Eigenschaften hätten
viele Interessenten auch vor dem hohen Preis von umgerechnet 2.000 EUR nicht
zurück geschreckt, wäre da nicht die für diesen Preis völlig unzureichende
Bildqualität gewesen. Schon die Auflösung von 1,5 Megapixel war nicht
berauschend. Schlimmer war, dass halb so teure Konkurrenzprodukte wie die Olympus C-1400 XL, die Kodak DC260 und die Canon PowerShot Pro 70 bei
ähnlicher Auflösung bessere, vor allem deutlich rauschärmere und
detailreichere Fotos lieferten. So blieben die Sony DSC-D700 und ihr
Nachfolgemodell DSC-770 Nischenmodelle für Geschwindigkeitsfanatiker. Der
Wunsch vieler Interessenten nach einem Nachfolgemodell mit höherer Auflösung
und besserer Bildqualität ging leider nie in Erfüllung.
![Olympus C-2000 Zoom [Foto: Olympus]](http://images.digitalkamera.de/Kameras/OlympusC-2000Zoom-S.jpg)
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Im Frühjahr 1999 folgte der Sprung über die 2-Megapixel-Grenze und es
kamen eigentlich erstmals Digitalkameras auf den Markt, die auch heute noch
eine gute Figur machen und zu Klassikern auf dem Gebrauchtmarkt wurden.
Olympus begründete mit der Camedia C-2000 Zoom eine neue Kamerafamilie,
deren Gehäusekonzept über viele Jahre nur in Details weiterentwickelt werden
musste, ohne unzeitgemäß zu wirken. Nikon kam praktisch zeitgleich mit der
Coolpix 950 auf den Markt, die der innovativen Schwenkgehäuse-Idee der
Coolpix 900 ein modernes, ergonomisches und sehr eigenständiges Design gab.
Die meisten anderen Hersteller schafften zu dieser Zeit noch nicht den
Sprung in die 2-Megapixel-Klasse. Da ist es eine kleine Sensation, dass
Marktführer Olympus auf der CeBIT den Prototypen einer kompakt gebauten
2,5-Megapixel-Spiegelreflex-Kamera mit fest angebautem Objektiv und
TTL-Blitzschuh zeigt. Im Laufe des Jahres kamen weitere Digitalkameras auf
den Markt, die dank 2,1-Megapixel-CCD-Sensor (mit 4:3-Seitenverhältnis) oder
2,3-Megapixel-CCD-Sensor (mit 3:2-Seitenverhätnis) bereits eine recht
ordentliche Qualität lieferten. Die meisten davon boten eher
Durchschnittskost und waren mit klobigem Gehäuse (Casio QV-2000UX/Ir, Kodak
DC290), lediglich 2-fachem optischen Zoom (Canon PowerShot S10) oder ganz
ohne Zoom (Olympus C-21) ausgestattet. Es gab aber auch wegweisende
Entwicklungen, wie die auffällige Sony DSC-F505, die mit ihrem langen,
schwenkbaren 5-fach-Zoomobjektiv-Tubus später Ihre
![Nikon Coolpix 950 [Foto: MediaNord]](http://images.digitalkamera.de/Test/MN-NikonCoolpix950-Front-M.jpg)
Fortsetzung in weiteren
Sony-Spitzenmodellen fand. Parallel dazu tauchen immer wieder Meldungen über
eine mysteriöse digitale Filmpatrone im Internet auf, die eine Firma Imagek
(später SiliconFilm) unter dem Namen EFS-1 auf den Markt bringen wollte. Die
Filmpatrone sollte digitale Aufnahmen mit populären analogen
Spiegelreflexkameras ermöglichen, jedoch konnte bereist die angekündigte
Auflösung von nur 1,3 Megapixeln angesichts der Welle an 2-Megapxiel-Kameras
kaum überzeugen. Unterdessen wuchsen die erhältlichen Kapazitäten der
Speicherkarten und der Ärger mit SmartMedia ging weiter: Längst nicht alle
Kameras, die für 16 MByte große Karten entwickelt wurden, funktionierten
auch mit 32 MByte und noch weniger liefen mit den angekündigten 64
MByte-Karten. Obwohl bis dahin kaum erfolgreich im Digitalkamera-Markt
und eher durch seine Mavica-Diskettenkameras bekannt, führte der japanische Unterhaltungselektronik-Riese Sony 1999 mit dem Memory
Stick seinen eigenen Speicherkarten-Typ ein.
Das Online-Magazin digitalkamera.de war dank Sponsor Olympus Europa seit Ende 1998 zweisprachig in deutsch und englisch im Netz und
arbeitete mit derselben Mini-Mannschaft zeitweise unterstützt durch Praktikanten
bereits kostendeckend. Neben den Sponsoren Olympus und Computer 2000 (später Tech Data) finanzierte sich das Projekt hauptsächlich durch Bannerwerbung
großer Hersteller. Die Meldungen wurden zahlreicher und ausführlicher und
die Zweisprachigkeit verursachte eine nicht unerhebliche Mehrarbeit bei der
Koordination und Weiterverarbeitung. Nachdem mit Fujifilm ein Sponsor für
die geplante Fototipps-Rubrik gefunden wurde und regelmäßig alle 14 Tage ein
"Tipp der Woche" produziert werden sollte, war die Grenze jeder möglichen
Arbeitsbelastung endgültig überschritten. Per Anzeigenbanner auf digitalkamera.de wurde ein Autor für das Projekt gesucht und mit Yvan Boeres
gefunden, der kurzfristig von Luxemburg nach Norddeutschland zog und im
September 1999 die Arbeit in der Redaktion aufnahm. Parallel dazu wurden
nach und nach die drei Teile des umfangreichen Panorama-Workshops
veröffentlicht, der hauptsächlich auf die Praktikanten-Tätigkeit von Michael
Guthmann in der digitalkamera.de-Redaktion zurückgeht. Zweisprachig angelegt
fand die ausführliche und anschauliche Behandlung dieses Themas weltweit
Beachtung und die Einsendungen zu dem abschließenden Panorama-Fotowettbewerb
kamen mehrheitlich aus dem englischen Sprachraum. Im Dezember 1999 freute
sich digitalkamera.de insgesamt über immerhin eine halbe Million
Seitenabrufen.
Für ein recht junges Projekt mit einen damals noch recht
speziellen Thema war das eine durchaus beachtliche Zahl. Der Wechsel ins
Jahr 2000 verlief problemlos und die Weiterentwicklung an digitalkamera.de
ging mit voller Kraft voran. In der News-Rubrik konnte nun nach
verschiedenen Kriterien recherchiert werden, die Software-Rubrik und die
Marktübersicht zu Online-Fotobelichtungs-Dienstleitern wurde ganz neu
geschaffen. Und endlich bekam digitalkamera.de ein Online-Diskussionsforum,
das vom ersten Tag an sehr gut angenommen wurde. Renate Giercke stieß neu
zur digitalkamera.de-Redaktion und betreute fortan die Bereiche
Webpublishing und Bildbearbeitung.
Das Jahr 2000 war
gerade erst ein paar Tage alt, da überraschten zwei
Digitalkamera-Hersteller, die sich sonst gerade bezüglich der Auflösung
nicht gerade zu den Spitzenreitern gehörten, die Branche mit der
Vorstellung der ersten beiden 3,34-Megapixel-Modelle: Casio kündigte seine
QV-3000EX/Ir an und Canon die S20. Beide Kameras fanden deshalb so viel
Beachtung, weil die Anwender nach mehr Auflösung lechzten und 3,3
Megapixel gegenüber den zahlreichen 2,1-Megapixel-Modellen einen
Auflösungsschub von satten 50 % bedeuteten. Die Bildqualität war nun
endlich wirklich für breite Käuferschichten ausreichend und hochwertige
Fotoabzüge nun auch in größeren Formaten sinnvoll. Kein Wunder, dass die
neue Auflösungsklasse einen neue, sehr erfolgreiche Kamera-Generation
hervorbrachte, die der Digitalfotografie einen ganzen Schritt nach vorn
gebracht haben. Besonders die Nikon Coolpix 990 und die beiden
Olympus-Modell C-3000 Zoom und C-3030 Zoom wurden Beststeller, aber auch
Druckerhersteller Epson hatte plötzlich mit der PhotoPC 3000Z eine 3,3-Megapixel-Kamera
im Programm, die mit Vorsatzobjektivadapter und Blitzschuh den Produkten
etablierter Marken das Wasser reichen konnte.
Und
selbst nächste Megapixel-Grenze wurde noch im Jahr 2000 erreicht. Die
stattliche 1,1 kg schwere Olympus
E-10 erinnerte von Größe und Bauart an die Sony DSC-F700 von 1998 und
besaß eine Auflösung von 4 Millionen Bildpunkten sowie ein sehr
hochwertiges, fest montiertes, manuell zu bedienendes 4-fach-Zoomobjektiv
zu einem recht stolzen Preis von umgerechnet 2.250 EUR bei
Markteinführung. Canon feierte dagegen Erfolge mit ihrer digitalen Ixus,
die zwar mit 2,1 Megapixeln und 2-fach-Zoom auskommen musste, aber so
klein, so schick und so edel war, dass sie eine ganz neue Käuferschicht
erschloss. Innerhalb kürzester Zeit bekam die Digitalfotografie dadurch
eine zweite Richtung: Statt High-Tech-Spielzeug für "Early Adaptors" (die
Leute, die innovative Neuheiten immer gleich haben müssen) war
Digitalfotografie plötzlich auch "Lifestyle". Die Hersteller schalteten
Anzeigen nicht mehr nur in Fachzeitschriften, sondern auch in
auflagenstarken Publikumsmagazinen.
Der Lifestyle-Hype fand seinen vorläufigen Höhepunkt im Spätsommer mit der
Vorstellung der Sony DSC-P1. Von einer gigantischen Werbekampagne
begleitet, katapultierte diese Design-Kamera den Hersteller kurzzeitig auf
Platz 1 der GfK-Verkaufszahlen.
Der wachsende Popularität der Digitalfotografie bleibt auch den
Lebensmittel-Discountern nicht verborgen und so tauchten 2000 erste
Kameras von Kodak und Hewlett Packard bei Aldi auf.
Auch über den
Auflösungssprung und die Lifestyle-Kameras hinaus brachte das Photokina-Jahr
2000 technisch etliche interessante Neuerungen. So kamen in dem Jahr die
ersten Digitalkameras von Fujifilm auf den Markt, die mit neuartigen, selbst
entwickelten Bildsensoren namens SuperCCD ausgerüstet waren. Wenn auch erst
spätere Generationen dieser Sensortechnik ihre volle Reife erlangen, gelang
doch Fujifilm nicht zuletzt dank der großen Aufmerksamkeit, die der SuperCCD
auf die Marke Fujifilm lenkte, der Sprung in die Oberliga der
Digitalkamera-Hersteller. Das Jahr 2000 war aber auch das Geburtsjahr der
Super-Zoom-Kameras und der Bildstabilisatoren bei Digitalkameras. Die
Olympus E-100RS und C-2100 Ultra Zoom sowie die Sony MVC-FD95 und MVC-CD1000
kamen jeweils mit optischem 10-fach-Zoom mit Bildstabilisator auf den Markt,
im Frühjahr 2001 gefolgt von der Canon PowerShot Pro90 IS. Aber auch diese
aufwendig konstruierten und dadurch etwas teureren Kameras wurden auf dem
Markt nicht so angenommen, wie sich die Hersteller es gewünscht hatten.
Sicherlich sind die Vorteile eines Bildstabilisators nicht ganz einfach zu
kommunizieren. Hauptproblem dürfte jedoch die zu geringe Auflösung gewesen
sein, denn keine der Superzoom-Kameras (auch keine ohne Bildstabilisator)
konnte es bei der Bildgröße mit der preisgünstigeren 3-fach-Zoom-Konkurrenz
aufnehmen.
Das
Jahr 2000 war auch das Jahr, in dem laufend von irgendwelchen rotierenden
Speichermedien in Digitalkamera die Rede war. So kam mit der MVC-CD1000 von
Sony eine Mavica-Digitalkamera mit einmal beschreibbarem CD-ROM als
Wechselspeichermedium auf den Markt und das IBM Microdrive wurde mit einer
Kapazität von 1 GByte angekündigt. Diverse andere rotierende Wechselspeicher
floppten dagegen: Weder das magnetisch arbeitende Clik! von Iomega (40
MByte), noch die auf magnetooptischer Aufzeichnung basierenden Dataplay (500
MByte), iD-Photo (730 MByte) oder Mini-MO (1 GByte) konnten sich
durchsetzen.
Das Jahr 2000 war aber
auch das Jahr des Börsencrash und die "Neuen Medien" waren von einem Tag auf
den anderen für viele Leute gar nicht mehr "hip". Ein Opfer in der
Digitalfoto-Branche lässt nicht lange auf sich warten: Die Anfang 2000 von
hochkarätigen Partnern gegründete Schweizer Photo Sharing Community eBaraza
schaffte angesichts schlechter wirtschaftlicher Stimmung die zweite
Finanzierungsrunde nicht und musste den Betrieb einstellen, noch bevor er
richtig los ging. Eine Millionen Euro schwere Software-Entwicklung
verschwand in den Schubladen von Andersen Consulting (heute Accenture). Und
auch das Thema Internet-Werbung war für viele Werbetreibende plötzlich "kein
Thema" mehr, eines der Finanzierungsstandbeine von digitalkamera.de drohte
weg zu brechen. Dabei war die Redaktion mittlerweile auf vier feste
Mitarbeiter angewachsen und die teilweise über 1 Million Seitenzugriffe pro
Monat verursachten bereits Ende 2000 nicht unerhebliche Traffic-Kosten. Wie
es ab 2001 weiter ging mit digitalkamera.de, wie sich der
Digitalkamera-Markt entwickelte und welche Digitalkamera-Modelle ab 2001
herausragende Erfolge feierten, lesen Sie am Heiligabend 2004 an dieser
Stelle. Jetzt wünscht Ihnen die digitalkamera.de-Redaktion erst einmal
Frohe Weihnachten!
Aktualisierung vom 05.01.05: Aufgrund anderer dringender Arbeiten an
digitalkamera.de konnten wir die Digitalkamera-Geschichte leider noch nicht
fortschreiben und müssen unseren Lesern den dritten Teil vorerst noch
schuldig bleiben. Bei Veröffentlichung erscheint die Meldung wie immer auf
der digitalkamera.de-Startseite und an dieser Stelle werden wir einen
entsprechenden Link platzieren.