Lensbaby reloaded

Composer, Muse und Control Freak erneuern Lensbabys Portfolio

2008-09-23 Pünktlich zum photokina-Startschuss wird auch das lang gehütete Geheimnis um den Lensbaby 3G-Nachfolger gelüftet. Er heißt Composer und soll nicht etwa seine älteren Familienmitglieder ersetzen, sondern ergänzen. Lensbaby 2.0 und 3G wird es zwar nicht mehr geben, hinter den Namen Muse und Control Freak verbergen sich jedoch genau diese Optiken. Aber Lensbaby hat nicht einfach nur umbenannt, sondern durch die Einführung des Optic Swap Systems das Angebot vielfältiger gemacht. digitalkamera.de hatte im Vorfeld der photokina Gelegenheit, mit dem Lensbaby-Erfinder Craig Strong und seinem Partner Sam Pardue zu sprechen. Lesen Sie im Folgenden, was den Composer so besonders macht und was in Zukunft die komplette Lensbaby-Produktrange ausmachen wird.  (Daniela Schmid)

Lensbaby The Composer [Foto: Lensbabies LLC] Obwohl das Lensbaby 3G ein Verkaufshit ist und bereits bei seiner Markteinführung Lieferengpässe entstanden, gab es doch immer wieder Stimmen, die Kritik an der komplizierten Mechanik und der nicht immer präzisen Arbeitsweise übten. Der Test in der digitalkamera.de-Redaktion hatte das damals bestätigt (siehe weiterführende Links). Aber Craig Strong, der Erfinder des Lensbabys, hat schon immer auf die Forderungen der Fotografen gehört und diese auch aus eigenen Erfahrungen mit seinem Team in Portland, Oregon, umgesetzt. Die Bilder mit Lensbaby 2.0 waren nicht reproduzierbar, weil der Fokus nicht feststellbar war. Folglich verfügte 3G über eine Arretierungstaste. 3G ist umständlich und leicht ungenau, also haben die Tüftler von Lensbaby den Composer leicht bedienbar und sehr präzise gemacht. Und darauf sind Craig Strong und Sam Pardue stolz. Lenkt das Gespräch mit den beiden in Richtung Composer, fallen die Worte "sanfte, reibungslose Bedienung", "super einfach", "intuitiv" und "präzise" quasi ohne Unterlass, wie ein Mantra. Der Composer besteht aus einer Kugel mit angeschlossenem Objektivtubus. In zwei Schritten bringt man den Composer in die richtige Aufnahmeposition. Man neigt das Objektiv bis zum gewünschten Aufnahmewinkel und stellt mit dem Fokussierring scharf. Statt der fünf Schritte des 3G geht es nun also mit zweien. Und das Beste dabei ist, dass man den Composer mit nur einer Hand bedienen kann. "Mit dem Lensbaby 3G drückt man den Tubus zusammen, um zu fokussieren. Dann bewegt man den Sweet Spot dahin, wo man ihn haben möchte. Dann drückt man die Arretierungstaste, dann kommt das Nachjustieren von Schärfe und Neigung," sagt Sam Pardue, "so viele Schritte können einen im Fotografierprozess aufhalten und von der Mission des Bildes ablenken. Mit dem Composer ist dieser Prozess stark vereinfacht. Man fokussiert auf sein Motiv, findet den richtigen Neigungswinkel und fokussiert noch etwas nach. Auf diese Art geht es sehr leicht, und die Fotografiererfahrung ist viel reibungsloser und einfacher. Es gibt weniger Ausrüstung, die zwischen dem Fotografen und der Energie steht, die er erschaffen möchte." Was den Composer so umgänglich macht, ist, dass er einfach in der Position verharrt, in die er gebogen wurde. Keine Taste, die erst noch gedrückt werden muss und vor allem kein Zusammendrücken des Tubus. Im Moment setzt sich der Lensbaby-Absatz noch folgendermaßen zusammen: 50 % der ausgelieferten Stückzahlen kommen vom Lensbaby 3G, rund 38 % sind Lensbaby 2.0 und der Rest kommt vom Original. Die Erwartungen an den Composer sind hoch, und Strong und Pardue rechnen damit, dass es der neue Verkaufsschlager werden wird.

Lensbaby The Control Freak [Foto: Lensbabies LLC] In der Pressemitteilung zum Start des Composers ist zu lesen, dass Lensbaby 2.0 und 3G ab sofort nicht mehr verfügbar sind. Es gibt sie aber weiterhin: Hinter dem Namen The Muse verbirgt sich die Ausgabe 2.0, und 3G hört ab sofort auf den passenden Namen Control Freak. Waren die Namen bisher eher technischer Art, so sollen sie in Zukunft den Spaß ausdrücken, den man beim Fotografieren mit Lensbaby haben soll. Und sie sollen ein Profil zum einen des Produktes abgeben, zum anderen auch den Fotografen selbst beschreiben. "The Muse ist für die Träumer in der Fotografenwelt," beschreibt Pardue seine Vision, "sie ist für Leute, die Spaß haben und sich inspirieren lassen wollen, die ihre Bilder aus der Spontaneität heraus aufnehmen. Der Composer hingegen wird ein großartiges Instrument dafür sein, Bilder regelrecht zu komponieren und exakt auf die Art und Weise zu fotografieren, wie man sie haben möchte, ähnlich wie in der Musik. Ich glaube, die Namen passen wirklich sehr gut." Und genau diese verschiedenen Charaktere der Lensbabies sind der Grund, sie auch weiterhin anzubieten. Ein Mensch, der gerne alles Schritt für Schritt plant und aufbaut, wird den Control Freak vermutlich dem Composer vorziehen. Die einzigen Veränderungen, die gemacht wurden, sind, dass die beiden ab sofort das neue Optic Swap System unterstützen und etwas griffiger durch einen vergrößerten Durchmesser geworden sind.

Lensbaby The Muse [Foto: Lensbabies LLC] Das Optic Swap System besteht zurzeit aus vier austauschbaren Linsen, die alle zu unterschiedlichen kreativen Effekten führen. Die Linsen werden einfach aus dem jeweiligen Lensbaby herausgenommen und durch eine andere ersetzt (pop & drop). Im Moment gibt es eine Doppelglaslinse, wie sie bisher im Lensbaby 2.0 und 3G verbaut wurde. Ihre Brennweite liegt wie bei allen anderen auch bei 50 mm, ihr Preis bei Einzelanschaffung bei 85 US$. Bei der Einzelglaslinse handelt es sich um eine aktualisierte Version der originalen Lensbaby-Optik. Mit F2 hat sie allerdings eine volle Blendenöffnung hinzugewonnen. Sie kostet einzeln 35 US$. Für träumerische, verschwommene Effekte gibt es die gleiche Linse in Plastik, ebenfalls mit F2 und zum Preis von 35 US$. Sie richtet sich besonders an Liebhaber von Holga- und Diana-Kameras. Die vierte Optik, die ebenfalls 35 US$ kostet, ist eine Pinhole-Zone-Platte, die die Öffnungen F177 und F19 in zwei verschiedenen Modi kombiniert. Man kann leicht zwischen den beiden hin und herschalten. Der Preis liegt ebenfalls bei 35 US$. Das Einzelglas, die Plastiklinse und die Pinhole-Optik können einzeln oder im Set für 95 US$ erstanden werden. Wie bisher bietet Lensbaby eine diverse Palette an Zubehör an, dazu gehören die Blendenscheiben für kreative Effekte. Diese werden wie bisher durch Magnete an ihrem Platz gehalten.

Der Composer wird mit der Doppelglasoptik und diversen Blendenscheiben (F2, F2,8, F4, F5,6, F8, F11, F16, F22) ausgeliefert. Scharfstellen funktioniert ab einem Mindestabstand von 46 cm. Je mehr man sich der Unendlichkeit annähert, desto mehr muss man den Fokussierring bewegen, um die Lensbaby Optic Swap System [Foto: Lensbabies LLC] Optik ein und auszufahren. Der Composer wiegt 156 g und misst rund 6,35 x 6,35 cm. Er ist für 270 US$ zu haben. Zum gleichen Preis kann man den Control Freak (früher 3G) erstehen. Die Ausstattung von der Optik und den Blendenscheiben ist die gleiche wie die des Composers. Er ist mit 161,6 g etwas schwerer und mit 7,62 x 7,62 cm größer. Dafür kann er bereits ab einem Abstand von 30 cm eingesetzt werden. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ab sofort erhältlich sind, kommt der Control Freak erst ab November 2008 in die Läden. Am günstigsten ist The Muse (früher 2.0) mit 150 US$ inklusive Doppelglasoptik und 100 US$ mit der Plastikoptik. Ihre Blendenscheiben gehen nur bis F8. Der Mindestabstand liegt ebenfalls bei 30 cm. The Muse wiegt rund 105 g und misst 5,08 x 6,35 cm. Sämtliche Lensbabies werden mit den fünf Hauptanschlüssen verfügbar sein: Canon, Nikon, Olympus FourThirds, Pentax und Sony Alpha. Möglicherweise kommt noch der Anschluss für die Leica R hinzu, aber das steht noch nicht fest. Der Markt dafür wäre sehr klein. Ebenso werden vermutlich die Anschlüsse für die ganz alten Systeme wie Yashica und Contax nicht mehr bedient, wie das beim original Lensbaby und beim Lensbaby 2.0 der Fall war. "Im Moment planen wir nicht, diese anzubieten," legt Pardue die Pläne dar, "der Kundenkreis für diese Anschlüsse bricht seit einiger Zeit immer weiter weg. So werden wir anfangs erst einmal die fünf Hauptanschlüsse anbieten." Über weitere Pläne hinsichtlich neuer Produkte verraten die beiden Lensbaby-CEOs allerdings wenig. Sie sagen nur so viel, dass Craig Strong bereits wieder in seiner Tüftlerwerkstatt steht und an neuen Ideen bastelt.

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Daniela Schmid

Daniela Schmid hat in Augsburg Sprachen studiert, bevor sie nach einem halben Jahr in einer PR-Agentur für IT-Firmen in die Verlagsbranche wechselte. Ab 2004 war sie als festangestellte Redakteurin für die Magazine Computerfoto und digifoto zuständig. Während eines dreijährigen Auslandsaufenthaltes in der Nähe von New York berichtete sie als freie Autorin für digitalkamera.de von der PMA, CES und der PhotoPlus Expo aus Las Vegas und New York und übernahm die Zuständigkeit für die Rubrik Zubehör. Seit 2009 testet sie auch regelmäßig Kameras.