Farbkalibrierung leicht gemacht
ColorVision Spyder sorgt für die richtigen Monitor-Farben
2003-10-14 Wer seine Fotos einmal auf verschiedenen Monitoren angeschaut hat, weiß wie unterschiedlich Farb- und Helligkeitseindrücke auf den verschiedenen Geräten sein können. Wonach soll man sich dann aber richten, wenn man an seinen Digitalfotos Helligkeits- und Farbkorrekturen vornehmen möchte? Das Beste wäre es, wenn man sich auf einen korrekt kalibrierten Arbeitsplatz verlassen könnte. Das hört sich schwierig und teuer an, ist es aber gar nicht. Bereits ab rund 200 EUR gibt es entsprechende Lösungen. (Kirsten Hudelist, Jan-Markus Rupprecht)
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Das von uns getestete Set
kostet bei Bestellung im Online-Shop des Herstellers ColorVision rund 310 EUR (inklusive
Mehrwertsteuer und Versand) und umfasst dann neben einer etwas komplexeren
Software auch gleich Lizenzen für drei Arbeitsplätze. Das Set besteht aus
dem sowohl für Röhrenbildschirme (CRT), als auch für Flachbildschirme (LCD)
geeigneten Messgerät "Spyder" und der dazugehörigen Software OptiCAL für
Windows und Macintosh. Beides zusammen soll es auch dem Laien ermöglichen
seine Monitor-Computer-Kombination komfortabel uns schnell in einen
farbkalibrierten Arbeitsplatz zu verwandeln. Eine Variante dieses Sets mit
einer Einzelplatzlizenz hatte der Hersteller den Abonnenten des digitalkamera.de-Vorteils-Mails für 199 EUR
inklusive Mehrwertsteuer und Versand
angeboten. Für einen ähnlichen Preis (169 EUR zuzüglich Mehrwertsteuer) gibt es
derzeit die etwas eingeschränkte Software-Variante PhotoCAL, die ihren Zweck
für Privatanwender ebenso erfüllt. Das Messgerät Spyder ist in jedem Fall
das gleiche.
Zunächst wird die Software installiert, die auf CD-ROM beiliegt. Noch
besser ist es einen rund 8 MByte großen Internet-Download in Kauf zu nehmen und die
aktuellste Version von der ColorVision-Website herunter zu laden. Bei
unserem Test-PC, auf dem Adobe Photoshop installiert war, wies uns die
Setup-Routine in einer wunderschönen Maschinenübersetzung ("… Seien Sie
bitte sicher, zu entfernen oder andere Produkte wie dieses zu entkräften,
das vielleicht mit OptiCAL widerspricht.") darauf hin, das Adobe
Calibrierungs-Tool abzuschalten, ohne allerdings Hinweise darauf zu geben,
wie dies geht. In diesem Fall mussten wir den entsprechenden Eintrag aus dem
Autostart-Ordner entfernen; wir hätten uns aber gewünscht, dass das
Setup-Programm dies für uns erledigt. Das Setup-Programm speichert auch ein
Handbuch im PDF-Format im Programmordner, in das man jetzt oder später
einmal einen Blick werfen sollte. Dort erfährt man beispielsweise, dass bei
Arbeitsplätzen mit zwei Monitoren unter Windows nur der Haupt-Monitor
korrigiert werden kann, während bei Apple Macintosh Rechnern beide
Bildschirme kalibriert werden können. Vor dem ersten Kalibrierungsvorgang
muss der Rechner neu gestartet werden.
Dann kommt der Spyder ins Spiel. Diese "Monitor-Spinne" ist ein
Colorimeter mit 8 Fotodetektoren und 7 Farbfiltern, die laut ColorVision wesentlich näher an die Erfordernisse des menschlichen Auges
herankommen, als es vergleichbare Messgeräte mit drei oder vier
Farbfiltern vermögen. Der Spyder, ein schwarzes rundes Gerät mit drei außen
liegenden Saugfüßchen, muss zunächst je nach Bildschirmart vorbereitet
werden. So kommen bei Röhrenbildschirmen die an den Beinen des Spyders
befindlichen Saugnäpfe zum Einsatz, mit deren Hilfe man das Gerät auf dem
Glas befestigt. Bei einem LCD-Monitor wird das Messgerät einfach mit Hilfe
eines an einem Schlauch befestigten Gegengewichtes über die
Monitor-Oberkante gehängt. Bei der Montage der Halteklammer, in die der
Spyder eingeschnappt wird, muss man darauf achten, diese richtig herum
anzusetzen. Abschließend muss noch – ebenfalls abhängig von der Monitorart – ein
passender Aufsatz gewählt werden, der den Sensor vom Umgebungslicht
abschirmt. All das ist Schritt für Schritt in einer Kurzanleitung
beschrieben, leicht nachzuvollziehen und dauert nur wenige Minuten. Dann
verbindet man denSpyder mit seinem über zwei Meter langen USB-Kabel mit einem freien
USB-Anschluss, worauf hin er vom Betriebsystem automatisch als neue Hardware
erkannt wird. Jetzt positioniert man den Spyder in der Mitte des Bildschirms und
startet das die Software OptiCAL (bzw. PhotoCAL). Es erscheint zunächst lediglich ein kleines Fenster,
in dem man ein paar wenige Angaben machen muss. So wird beispielsweise nach
der Bildschirmart gefragt, also CRT oder LCD. Ferner kann man Wünsche
hinsichtlich diverser Zielwerte machen, so hat man die Auswahl zwischen
diversen "Target-Werten" wie Cineon oder NTSC und diversen Gamma-Werten.
Auch bezüglich der Farbtemperatur des Weißpunktes hat man die Wahl zwischen
"Fabrikwert" (Werkseinstellung), D 50-75 und verschiedenen
Kelvintemperaturen. Die Luminanz kann ebenfalls eingestellt werden, muss aber
nicht.
Möchte man die Bildschirmkalibrierung standardgemäß durchführen, braucht
man gar nichts weiter einstellen und einfach nur die Kalibrierung starten.
Als nächstes wird man gebeten Helligkeit und Kontrast des Monitors auf die
Fabrikwerte zurück zu stellen. Dann wird man dazu aufgefordert, den Spyder
mittig auf den Bildschirm zu setzen. Von jetzt an läuft alles Weitere
automatisch. Die Software ermittelt die tatsächliche Farbwiedergabe des
Monitors und errechnet die benötigten Korrekturwerte. Zunächst erfolgt eine
Angleichung des Weiß- und Schwarzpunktes. Anschließend werden anhand der
RGB-Farben (Rot/Grün/Blau) so genannte Muster durchlaufen. Dabei werden
jeweils ca. 15 bis 20 verschieden Rot-, Grün- und Blau-Helligkeiten auf dem
Bildschirm dargestellt und vom Sensor im Spyder erfasst. Nach etwa zehn
Minuten, in denen vom Benutzer keinerlei Eingriffe erforderlich sind, ist
dieses Programm komplett durchgelaufen und man kann den Spyder vom
Bildschirm entfernen. Diesen Zeitpunkt erkennt man daran, dass man die
Speicheraufforderung nicht lesen kann, weil das Messgerät genau vor diesem
Fenster hängt. Fällt einem kein gescheiter Name für das soeben erstellte
Farbprofil ein, kann man sich auch einfach für den vorgeschlagenen Titel
entscheiden, der das aktuelle Tagesdatum berücksichtigt. Die Kalibrierung
ist sofort wirksam, d. h. die ColorVision-Software nimmt die erforderlichen
Anpassungen über die Grafikkarte vor; am Monitor muss und darf man nun
nichts mehr verstellen. Wer möchte, kann sich über den Menüpunkt "Werkzeuge" die
durchgeführte Korrektur anhand von Gamma-Kurven anschauen. So erfahren wir,
dass unser Monitor bei Grün und Rot fast vorbildlich linear war, im blauen
Farbkanal aber einer etwas stärkeren Korrektur bedurfte. Wenn es gewünscht
ist, kann man sich durch einen Punkt in den Einstellungen auch an eine
regelmäßige Kalibrierung erinnern lassen.
Möchte man das Optimum aus seinem Röhrenmonitor herausholen, kann man vor
der eigentlichen Kalibrierung ein so genanntes PreCal vornehmen (für
LCD-Monitore ist dieses Verfahren nicht geeignet). Durch diese Vorkalibrierung
maximiert man den Farbraum des Monitors. Dieser Vorgang ist ebenso leicht zu
bedienen wie die zuvor beschriebene Hauptkalibrierung. Dazu wählt man die
gewünschte Lichttemperatur und legt den Bildschirmkontrast auf Maximum.
Anschließend wird man gebeten, bei einer Zeichnung die Helligkeit dahin
gehend zu vermindern, dass man sie gerade noch schwach erkennt. Auch hier
ist
die schriftliche Aufforderung abenteuerlich: "Korrigieren Sie die
Helligkeit bis der, bis das Bild gerades kaum visible." Im nächsten Schritt
soll man dann die RGB-Farben auf die gewünschte Temperatur einstellen,
woraufhin ein neues Fenster erscheint. Hier muss eine Messung der Spyder
erfolgen, woraufhin die gemessenen RGB-Werte nebeneinander in einem Diagramm
dargestellt werden. Ziel ist es nun, die drei Werte in ein diagonales
Rechteck zu legen, was mit Hilfe der Monitoreinstellung geschieht. Nach
jeder Änderung erfolgt nun eine Messung. Hat man nun alle Werte einander
angeglichen, ist die Vorkalibrierung abgeschlossen. Man kann mittels OptiCAL
und
Spyder auch einzelne Farbwerte initialisieren und messen. Dazu wählt man
einen gewünschten Farbwert, setzt das Messgerät vor diese Fläche und lässt
"arbeiten". Die erreichten Werte lassen sich in einer Tabelle am rechten
Fensterrand ablesen (siehe Abbildung).
Alles in allem ist die Ausstattung und die Verarbeitung des Spyders sehr
gut; selbst an einen stabilen Schuber für die Aufbewahrung hat der
Hersteller gedacht. Während das – leider nur als PDF-Datei erhältliche –
ausführliche Handbuch in einwandfreiem Deutsch gehalten ist, kann man die
Übersetzungen der Software einschließlich der Installationsroutine und der
Readme-Datei nur als unbrauchbar bezeichnen. Wer also der englischen Sprache
mächtig ist, sollte bei der Installation lieber "Englisch" wählen. Da man
die Software nur bei einer gelegentlichen Neukalibrierung benutzt, kann man
damit sicherlich leben. In der Zwischenzeit erfreut man sich an einem
zuverlässig kalibrierten Monitor und kann sich beruhigt an das Feintuning
seiner Digitalfotos machen.