Schnelle DSLMs mit Sensor-Shift-Bildstabilisator

Canon präsentiert EOS R5 und EOS R6 als Erweiterung des R-Systems

2020-07-09 Mit den beiden Modellen EOS R5 und EOS R6 erweitert Canon sein noch junges, spiegelloses Vollformat-Kamerasystem um zwei innovative Modelle. Beide verfügen über einen bis zu acht Blendenstufen effektiven Sensor-Shift-Bildstabilisator, einen sehr schnellen Autofokus mit Deep-Learning-Algorithmen wie in der EOS-1D X Mark III und eine schnelle Serienbildfunktion. Während die R6 "nur" in 4K60p filmt, beherrscht die R5 8K30p und 4K120p.  (Benjamin Kirchheim)

Seit der August 2018 ist Canon der einzige Kamerahersteller, der keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator in seinen Wechselobjektiv-Kameras anbietet. Dabei haben sich diese Bildstabilisierungssysteme längst etabliert, bieten sie doch einige interessante Vorteile wie etwa die Stabilisierung aller Objektive, die Stabilisierung auch der Drehachse und sie bieten inzwischen sogar eine bessere Effektivität als in Objektiven eingebaute optische Bildstabilisatoren, jedenfalls bei nicht zu langen Brennweiten.

Nun startet Canon aber mit der EOS R5 und R6 mit einem bis zu fünf Blendenstufen effektiven Sensor-Shift-Bildstabilisator. In Kombination mit einem RF-Objektiv, das über einen optischen Bildstabilisator verfügt, sollen es sogar bis zu acht Blendenstufen sein. Grundlage dafür ist einerseits das große Bajonett des R-Systems, das dem Sensor viel Bewegungsfreiheit lässt. Ein anderer wichtiger Faktor ist der Bildkreis der Objektive selbst, weshalb die praktische Effektivität des Stabilisators vom eingesetzten Objektiv abhängt. Laut Canon ist der Bewegungsbereich so groß, dass er von den Standard-CIPA-Messverfahren gar nicht komplett abgebildet wird, so dass der Stabilisator je nach Situation sogar noch effektiver sein kann.

Neben dem Bildkreis spielen aber auch die Brennweite und die Lichtstärke eine Rolle. Da mit steigender Brennweite die zur Kompensation nötigen Sensorauslenkungen immer größer werden, sinkt die Effektivität mit steigender Brennweite. Hier kombiniert Canon wie einige andere Hersteller auch den Bildstabilisator der RF-Objektive mit dem Sensor-Shift, um auch im Telebereich eine effektive Stabilisierung zu gewährleisten. Mit adaptierten EF-Objektiven sieht es etwas anders aus, hier können die Stabilisatoren nur jeweils andere der insgesamt fünf Achsen stabilisieren und nicht gemeinsam auf derselben Achse arbeiten.

Neben dem Bildstabilisator haben die EOS R5 und R6 noch einige weitere Gemeinsamkeiten. So verzichten sie auf die Touchbar der EOS R und bietet stattdessen einen Joystick. Zudem verfügen sie jeweils über drei Einstellräder – zählt man den Einstellring der RF-Objektive hinzu, gibt es also vier Einstellräder. Auch die Serienbildgeschwindigkeit ist identisch: 12 Bilder pro Sekunde mit mechanischem und 20 Bilder pro Sekunde mit elektronischem Verschluss – jeweils bei voller Auflösung und inklusive Belichtungs- und Autofokus-Nachführung, letzteres inklusive Gesichts- und Augenerkennung.

Apropos Autofokus: Die EOS R5 und R6 verfügen über einen Dual Pixel CMOS AF II samt den Deep-Learning-Algorithmen der EOS-1D X Mark III. Sie erkennen Gesichter, Augen, Köpfe und Körper von Menschen und Tieren (mit einstellbarer Priorisierung) und auch Objekte werden erkannt. Über 6.000 AF-Positionen lassen sich wählen, auch Fokus-Bracketing beherrschen beide. Einen kleinen Unterschied gibt es nur bei der Lichtempfindlichkeit: Während die EOS R5 "nur" bis -6 LW fokussieren kann, geht das bei der EOS R6 sogar bis -6,5 LW.

Eine weitere Neuerung in der EOS R5 und R6 ist der weiterentwickelte Akku LP-E6NH. Er bietet eine 14 Prozent höhere Kapazität als der mechanisch und anschlusstechnisch baugleiche LP-E6, aber vor allem liefert er höhere Stromstärken, die für die Serienbildfunktion der R5 und R6 erforderlich sind. Die alten Akkus können zwar in den neuen Kameras verwendet werden, aber damit sinkt die Serienbildrate.

Die letzte wesentliche Gemeinsamkeit ist die Kompatibilität zum Batteriegriff BG-R10, der neben dem Hochformatgriff auch über wichtige Bedienelemente wie etwa einen Joystick, Einstellräder und eine Lupentaste verfügt. Der Griff ist wie die beiden Kameras gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Nur für die EOS R5 bietet Canon einen neuen WLAN-Akkugriff an (WLAN und Bluetooth ist selbstverständlich in beiden Kameras eingebaut). Dieser heißt WFT-R10 und nimmt zwei Akkus auf. Einer davon ist exklusiv für die WLAN-Stromversorgung zuständig, der andere versorgt die Kamera mit Strom. Das WLAN reicht 150 Meter weit. Zusätzlich verfügt der Griff über einen Ethernet-Anschluss.

Das neue Flaggschiff des R-Systems ist die EOS R5. Sie ist vergleichbar mit einer potentiellen EOS 5D Mark V, um sie einmal im klassischen DSLR-System von Canon zu verorten. Sie verfügt über ein leichtes, robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung mit einer Deckkappe auf Polycarbonat. knapp 740 Gramm bringt die spiegellose Vollformatkamera auf die Waage. Die Robustheit wird durch die Abdichtung sowie dem für 500.000 Auslösungen ausgelegten Verschluss unterstrichen.

Ein Highlight der EOS R5 ist der neue Kleinbildsensor mit 45 Megapixeln Auflösung. Er kommt von der Bildqualität an die EOS 5DS heran und übertrumpft diese bei höheren ISO-Empfindlichkeiten sogar deutlich. Der Empfindlichkeitsbereich erstreckt sich von ISO 100 bis 51.200 ohne und ISO 50 bis 102.400 mit Erweiterung.

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.