Canons erster Stacked-BSI-CMOS-Sensor für 30 Bilder pro Sekunde

Canon kündigt die Entwicklung der Profi-Sportkamera EOS R3 an

2021-04-14 Canon kündigt die Entwicklung seiner ersten spiegellosen Profi-Systemkamera an, die EOS R3 heißen soll. Auch wenn sie wie eine spiegellose Ausgabe einer EOS-1D X Mark III aussieht, also ein großes, robustes Gehäuse mit integriertem Hochformatgriff besitzt, soll sie sich etwas unterhalb dieser ansiedeln. Für die EOS R3 hat Canon nicht nur den ersten eigenen Stacked-BSI-CMOS-Sensor für bis zu 30 Serienbilder pro Sekunde entwickelt, sondern will auch den Eye-Control-AF wiederbeleben, bei dem die Kamera im Sucher das Auge des Fotografen verfolgt und genau dort die Autofokuspunkte setzt, wohin der Fotograf schaut.  (Benjamin Kirchheim)

  • Bild Canon EOS R3 Mock-Up. [Foto: Canon]

    Canon EOS R3 Mock-Up. [Foto: Canon]

Canon sieht bei der DSLR EOS-1D X Mark III noch Vorteile gegenüber spiegellosen Systemkameras, weshalb die DSLR weiterhin das Flaggschiff bleibt. Als Vorteile sieht Canon etwa die Geschwindigkeit, den verzögerungsfreien optischen Sucher, die Zuverlässigkeit, hohe Bildraten und eine extreme Akkureichweite. Das bisherige spiegellose Spitzenmodell EOS R5 glänzt hingegen mit geringer Lautstärke, dem 8-Stufen-Bildstabilisator, der Kompaktheit und der Videofunktion. Die neue EOS R3 soll sich genau dazwischen ansiedeln.

Erstmals soll in der EOS R3 ein von Canon entwickelter Stacked-BSI-CMOS-Sensor zum Einsatz kommen. Ein BSI-Sensor wird gegenüber einem normalen CMOS-Sensor von der Rückseite belichtet, indem am Ende der Produktion die Trägerschicht abgetragen wird und somit die lichtempfindlichen Flächen von hinten ungestört von leiderbahnen auf ganzer Fläche belichtet werden können, was die Lichtausbeute deutlich erhöht (je höher die Sensorauflösung, desto stärker tritt dieser positive Effekt ein). Die Stacked-Technologie, was so viel wie gestapelt heißt, bringt auf den Sensor nicht nur die lichtempfindliche Schicht unter, sondern auch gleich die Analog-Digital-Wandler und DRAM-Zwischenspeicher, was die Performance des Bildsensors deutlich erhöht. Erst damit sind überhaupt hohe Bildraten bei voller Auflösung möglich.

Für Sony-Fotografen ist das beispielsweise ein alter Hut, bereits die Kompaktkameras RX100 Mark IV und RX10 Mark II vom Herbst 2015 besaßen einen Stacked-BSI-Sensor, allerdings im kleineren 1"-Formfaktor. Seit der Vorstellung der Alpha 9 im Jahre 2017 gibt es Stacked-BSI-Sensoren auch im Kleinbildformat. Dank des Sensors beeindrucke die Alpha 9 damals bereits mit 20 Serienbildern pro Sekunde bei 24 Megapixeln Auflösung bei unterbrechungsfreier Sucherbildanzeige und Autofokus-Tracking des Motivs mit 60 Bildern pro Sekunde. Aktuelles Flaggschiff bei Sony ist die Alpha 1, die 30 Bilder pro Sekunde bei vollen 50 Megapixeln Auflösung erreicht.

Mit der EOS R3 will Canon also demnächst gleichziehen, wobei die Japaner zwar bereits die Serienbildrate von 30 Bildern pro Sekunde verraten, aber nicht die Auflösung. Dabei soll dem neuen Bildsensor der leistungsfähige Bildprozessor Digic X zur Seite stehen. Zudem will Canon mit dem Dual Pixel CMOS AF II die nächste Generation seines Hybrid-Autofokus einführen, bei der jeder Pixel dank Zweiteilung gleichzeitig als Fokussensor und bildgebender Pixel verwendet werden kann. Dies soll auch bei vollen 30 Serienbildern pro Sekunde möglich sein.

  • Bild Canon EOS R3 Mock-Up. [Foto: Canon]

    Canon EOS R3 Mock-Up. [Foto: Canon]

Ein moderner Autofokus ist heutzutage aber nichts ohne die entsprechenden Erkennungsalgorithmen. Hierbei setzt Canon auf eine Kombination aus verbesserten Deep-Learning-Algorithmen mit Augen-, Kopf- und Körpererkennung, die in der Vorgängerversion bereits aus der EOS-1D X Mark III bekannt sind, und dem Fotografen, der hinter der Kamera steht.

Canon bringt nämlich den legendären Eye-Control-AF zurück! Dieser kam erstmals in der (analogen) Canon EOS 5 zum Einsatz misst mittels Sensoren im Sucher, auf welches Bilddetail der Fotograf blickt und aktiviert im entsprechenden Bereich die Autofokuspunkte. Das soll einen blitzschnellen Wechsel des Fokus auf ein anderes Motivdetail ermöglichen. Falls beispielsweise im Bildhintergrund etwas passiert, braucht der Fotograf nur dort hinzublicken und schon springt der Autofokus intuitiv ebenfalls dorthin, ohne dass der Fokuspunkt erst aktiv navigiert werden muss.

Zudem wird die Canon EOS R3 als erste Kamera den neuen Dual Drive Power System Autofokus der ebenfalls heute vorgestellten Objektive Canon RF 400 mm F2.8 L IS USM und RF 600 mm F4 L IS USM unterstützen (siehe weiterführende Links).

Das Gehäuse der EOS R3 soll genauso abgedichtet und robust sein wie bei der EOS-1D-X-Serie, aber trotz integriertem Akkugriff kleiner und leichter sein. Die Konnektivität soll dank der neuen File-Transmitter-App auf dem neusten Stand der Technik sein. Ohne Netzwerkequipment soll damit eine mobile Datenübertragung per WLAN möglich sein, was den Workflow beschleunigt. Die EOS-1D X Mark III sowie die EOS R5 und R6 sollen ebenfalls von der neuen App unterstützt werden. Die neue Version 1.2 soll im Juni 2021 zunächst für iOS, später auch für Android veröffentlicht werden.

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.