Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Canon PowerShot N auf Bildqualität getestet

2013-05-09 Mit der PowerShot N wagt Canon ein sehr eigenwilliges, neues Konzept von Digitalkamera auf den Markt zu bringen. Im ersten Moment weiß man weder, wie man dieses nahezu quadratische, kleine, aalglatt lackierte Teil halten soll, noch wo sich der Auslöser befindet. Bevor wir jedoch die PowerShot N zum eingehenden Praxistest bitten, musste sie sich bereits dem ausführlichen digitalkamera.de-Labortest unterziehen, von dessen Ergebnissen wir hier berichten möchten.  (Benjamin Kirchheim)

Canon PowerShot N [Foto: Canon]Der 1/2,3" kleine CMOS-Sensor mit BSI-Technologie (rückwärtig belichtet für größere Pixelfläche und damit bessere Lichtausbeute und geringeres Rauschen) begnügt sich mit relativ zurückhaltenden 12 Megapixeln Auflösung, eine durchaus vernünftige Entscheidung. Das zeigt allein schon die Messung des Signal-Rauschabstands, der bei ISO 80 und 100 im guten Bereich von über 40 dB liegt – eher eine Seltenheit bei so kleinen Bildsensoren. Bis einschließlich ISO 800 bleibt der Signal-Rauschabstand im akzeptablen Bereich von über 35 dB, erst darüber heben sich Nutzsignal und Rauschen nicht mehr ausreichend voneinander ab. Bei einer halbwegs feinen Korngröße von durchschnittlich 2 bis 2,5 Pixeln spielt das Farbrauschen praktisch keine Rolle, anders sieht es jedoch mit dem Helligkeitsrauschen aus. Dieses wird ab ISO 1.600 sichtbar und steigert sich bis zur höchsten Empfindlichkeit von ISO 6.400 weiter, ohne aber in den stark sichtbaren Bereich zu gelangen. Die Rauschunterdrückung verrichtet diesbezüglich also ganz gute Dienste, worunter allerdings die Detailwiedergabe gerade bei höheren Empfindlichkeiten sichtbar leidet. Richtig scharf werden feinste Texturen nur bei ISO 80 und 100 wiedergegeben, bei ISO 200 und 400 gibt es bereits messbare Verluste, die aber praktisch kaum Auffallen. Erst ab ISO 800 sorgt die Rauschunterdrückung für sichtbar weichere Fotos, bei ISO 3.200 und 6.400 kann man sogar schon eher von Aquarellen als von Fotos sprechen. Dennoch kann man der PowerShot N bezüglich dem Rauschen und der Detailzeichnung ein durchaus gutes Zeugnis aussprechen, jedenfalls schlägt sie sich etwas besser als üblicherweise 16 und mehr Megapixel auflösende Konkurrentinnen.

Auch die Eingangsdynamik schlägt sich mit über zehn Blendenstufen (EV) bis einschließlich ISO 800 erstaunlich gut, selbst der Wert von 9,6 Blendenstufen bei ISO 1.600 kann sich noch sehen lassen. Darüber jedoch sinkt die Fähigkeit, kontrastreiche Motive mit durchgezeichneten Lichtern und Schatten wiederzugeben, rapide. Vor allem bei ISO 6.400 wird nur noch ein geringer Dynamikumfang von 7,7 Blendenstufen erreicht. Bei ISO 80 und 100 wird diese hohe Eingangsdynamik auch in feine über 220 Helligkeitsstufen umfassende Ausgabedynamik umgemünzt, die Tonwertkurve verläuft dabei leicht angesteilt, ohne aber zu harte Kontrast in den Mittentönen zu verursachen. Knackig-ausgewogen statt knackig-künstlich könnte man sagen. Bei steigender ISO-Empfindlichkeit jedoch werden die wiedergegebenen Helligkeitsstufen immer gröber, bei ISO 400 sind es gerade noch gute 160 von 256 möglichen Canon PowerShot N [Foto: Canon]Stufen, sehr schlecht wird die Ausgangsdynamik bei ISO 3.200 und ISO 6.400. Die Farbtreue der PowerShot zeigte sich im Testlabor erstaunlich gut, im Durchschnitt zeigt die Canon recht neutrale Farben, kleinere Ausreißer gibt es nur bei Gelb, das etwas zu grünlich wiedergegeben wird, einem Orange, das Richtung Gelb tendiert und Cyan, das ins Blaue neigt. Weniger gut sieht es beim Weißabgleich aus. Die PowerShot N bietet keine manuelle Einstellung und die Automatik war nicht in der Lage, das mit Tageslichtfiltern versehene Halogenstrahlerlicht neutral wiederzugeben (siehe Diagramm aus dem Labortest unten), stattdessen gab es einen sichtbaren Magentastich. Da die Labortestsoftware DxO Analyzer jedoch in der Lage ist, Weißabgleichs- und Belichtungsfehler auszugleichen, kommt es dennoch zu der guten Bewertung der Farbwiedergabe, jedoch selbstverständlich unter dem Vorbehalt, dass der Weißabgleich passt.

Zu einer guten Bildqualität gehören jedoch nicht nur ein guter Sensor mit ausgeklügelter Bildaufbereitung, sondern auch ein gutes Objektiv. Weil die Canon PowerShot N keine Blendensteuerung erlaubt, konnten wir bei allen drei gemessenen Brennweiten von 28, 65 und 228 Millimeter (alle Brennweitenangaben entsprechend Kleinbild) des Achtfachzooms nur jeweils die Offenblende von F3, F3,5 und F5,9 messen. Die Bildschärfe reicht für DIN A4 Ausdrucke bei allen Brennweiten von der Bildmitte bis zum Bildrand für eine astreine Fotos, die Randabdunklung spielt mit maximal einer halben Blendenstufe bei sehr sanftem Anstieg zum Bildrand hin keine Rolle. An den Brennweitenextremen wird jedoch jeweils eine Verzeichnung sichtbar, im Weitwinkel mit 1,5 Prozent Tonnenform subjektiv weniger störend als am Teleende mit einem Prozent Kissenform, da die tonnenförmige Verzeichnung eher unseren natürlichen Sehgewohnheiten entspricht. Farbsäume spielen mit durchschnittlich 0,5 Pixeln Breite und einem Maximum von immer noch unter einem Pixel in der Praxis keine Rolle. Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast ergibt bei kurzer und mittlerer Brennweite einen für zwölf Megapixel guten Wert von fast 42 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), im Weitwinkel jedoch mit einem Canon PowerShot N [Foto: Canon]beachtlichen Randabfall von rund 30 Prozent auf unter 30 lp/mm, den man auf größeren Ausdrucken dann auch sehen kann. Auch bei mittlerer Brennweite gibt es einen spürbaren Randabfall der Auflösung von immerhin 20 Prozent, die Auflösung bleibt aber am Bildrand bei akzeptablen über 30 lp/mm. In Telestellung dagegen ist quasi kein Randverlust der Auflösung messbar, jedoch liegt die Auflösung mit knapp 34 lp/mm insgesamt etwas niedriger, was aber für die Telestellung von längeren Zooms nicht unüblich ist.

In der Summe bietet die PowerShot N eine bessere Bildqualität als man dieser skurrilen Digitalkamera zumuten würde, von der man fälschlicherweise lediglich Spielzeug- beziehungsweise Smartphone-Qualität erwarten könnte. Vor allem bei ISO 80 und 100 bietet die N saubere Bilder mit sehr guten Messwerten, die aber selbst bis ISO 400 noch im Rahmen bleiben, wo manche Konkurrentin mit 16 Megapixeln und mehr bereits abknickt. Erstaunlicherweise bleiben sogar bei ISO 800 noch manche Messwerte recht gut, die starke Rauschunterdrückung macht sich jedoch schon bemerkbar. Eher unbrauchbar erscheinen dagegen die "Aquarelle" bei den höchsten Empfindlichkeiten von ISO 3.200 und 6.400. Auch das Objektiv leistet sich keine bösen Patzer und bietet eine ordentliche Auflösung. Selbst die Geschwindigkeit kann sich sehen lassen: Die PowerShot N benötigt im Weitwinkel lediglich eine viertel Sekunde zum Fokussieren und Auslösen, am Teleende wird sie mit rund 0,4 Sekunden etwas langsamer. Die reine Auslöseverzögerung von nur 0,05 Sekunden nach Vorfokussierung macht sie absolut schnappschusstauglich. Als Spielzeug hingegen entpuppt sich das verbaute LED-"Blitzlicht", das bei niedrigster Empfindlichkeit noch nicht einmal ein Objekt in einem Meter Entfernung auch nur annähernd ausleuchten kann. Bei höherer Empfindlichkeit wird nur das Bildzentrum hell genug, am Bildrand kommt im Weitwinkel nur noch ein Viertel der Helligkeit an, was zwei Blendenstufen Helligkeitsverlust entspricht.

Canon PowerShot N

Weißabgleichsgenauigkeit

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.