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Canon EOS-1D X Mark III mit 16 Serienbildern pro Sekunde vorgestellt

2020-01-07 Mit der neuen Profi-Sportkamera EOS-1D X Mark III zeigt Canon, was technisch heutzutage alles machbar ist. Wie bereits die EOS 90D im letzten Jahr zeigt auch die neue Vollformat-DSLR, dass sie sich hinter spiegellosen Systemkameras in Bezug auf Live-View- und Videofähigkeiten nicht zu verstecken braucht. Gleichzeitig sorgen aber ein neuer Spiegelmechanismus und Belichtungsmesser sowie fortschrittliche Algorithmen dafür, dass 16 Serienbilder pro Sekunde mit Spiegel und Tracking-Autofokus aufgenommen werden können.  (Benjamin Kirchheim)

Vier Jahre, passend zum weltweit wichtigsten Sportevent, den olympischen Sommerspielen, die 2020 von 24. Juli bis 9. August in Tokyo stattfinden (auch die Paralympics finden in Tokio statt, aber erst vom 25. August bis 6. September), beträgt aktuell der Entwicklungszyklus der Profi-Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon. Mit der EOS-1D X Mark III, die wir uns bereits im Dezember 2019 bei einem Workshop in Köln genauer ansehen und auch ausprobieren konnten, legt Canon nun mit seinen Innovationen vor.

Dabei hält der japanische Marktführer am wetterfesten Gehäuse der EOS-1D X Mark II aus einer Magnesiumlegierung fest, denn das hat sich bewährt und so brauchen Fotografen sich im Wesentlichen nicht mit einer neuen Bedienung, sondern nur den neuen Funktionen und Fähigkeiten beschäftigen. Zwei kleine, aber in der Praxis äußerst nützliche Verbesserungen der Bedienung gibt es dennoch: Einerseits sind einige wichtige Tasten nun beleuchtet und andererseits haben die Canon-Ingenieure in die AF-On-Taste einen optischen Sensor, den sogenannten Smart Controller, eingebaut. Es handelt sich um eine ähnliche Technik, wie sie auch bei optischen Mäusen zur Bedienung von Computern zum Einsatz kommt. Nur, dass dieser Sensor quasi genau umgekehrt arbeitet, denn wenn man den Finger darüber bewegt, erkennt der Sensor Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit. Dadurch lässt sich der Fokuspunkt sehr schnell auch über größere Entfernungen manuell verschieben und man muss nicht mehr zum Fokusjoystick, der dennoch weiterhin verbaut ist, umgreifen.

Da es sich um einen optischen Sensor handelt, kann er übrigens auch mit Handschuhen bedient werden. Selbstverständlich ist in der zweiten AF-On-Taste für das Hochformat ebenfalls ein Smart Controller verbaut. Wir durften ihn bereits ausprobieren und er funktioniert, nach etwas Eingewöhnung, tatsächlich hervorragend. Während man dem Motiv mit einem Fokusjoystick nur hinterherhecheln kann, lässt es sich mit dem Smart Controller schnell und gezielt ansteuern.

Beim Bildsensor setzt Canon auf 20 Megapixel Auflösung im Kleinbildformat. Ein neuer Quad-Layer-Tiefpassfilter teilt die Lichtstrahlen im Gegensatz zu bisherigen Dual-Layer-Tiefpassfiltern nicht mehr auf vier, sondern auf 16 Pixel auf. Was zunächst nach mehr Unschärfe klingt, bedeutet in Wahrheit genau das Gegenteil. Dadurch kann die Gaußsche Normalverteilung nämlich viel feiner aufgelöst werden, was zu einer besseren Separierung und damit geringeren Artefakten und Moirés und gleichzeitig zu einer so hohen Auflösung wie ohne Tiefpassfilter führt. Canon behauptet, in der Praxis würde der Sensor so hoch auflösen wie ein herkömmlicher mit 24 Megapixeln.

Des Weiteren soll der neue Bildsensor einen höheren Dynamikumfang, verbesserten Dual-Pixel-Autofokus, ein geringeres Rauschen und hochauflösendere Videofähigkeiten aufweisen (auf die Videofunktion kommen wir später noch zurück). Das Dual-Pixel-AF-System arbeitet mit 3.869 Messpunkten, die 100 Prozent horizontal und 90 Prozent vertikal abdecken, das Dual-Pixel-Raw-Format unterstützt die EOS-1D X Mark III dagegen nicht. Das Haupt-Autofokussystem der EOS-1D X Mark III stellt aber nach wie vor das separate Autofokus-Messsystem im Kameraboden dar, das beim Blick durch den Sucher über einen Hilfsspiegel unter dem Hauptspiegel mit einem Bild versorgt wird. Dieses AF-Modul ist vor allem im Sportbereich den Hybrid-AF-Systemen der spiegellosen Systemkameras immer noch überlegen, da den Sensoren mehr Platz und eine größere "Messbasis" eingeräumt werden können. Ebenfalls nicht zu verachten ist der völlig verzögerungsfreie und so gut wie keine Energie verbrauchende Spiegelreflexsucher.

Das Autofokusmodul der EOS-1D X Mark III arbeitet mit einer 28-mal höheren Auflösung als im Vorgängermodell. Dabei besteht ein Autofokuspunkt aus vielen Messsensoren, sodass die Kamera mit Hilfe des neuen Belichtungsmessers, der 400.000 RGB-Bildpunkte auflöst und damit Gesichter und Köpfe erkennen kann, wofür ihm sogar ein eigener Digic-8-Prozessor zur Verfügung steht, Motive noch schneller und genauer verfolgen kann. Selbst winzigste Muster kann das neue Autofokusmodul nun erkennen. Nach außen hin arbeitet das Autofokusmodul mit 191 AF-Positionen, davon 155 Kreuzsensoren, von denen wiederum 65 noch bei Blende F8 arbeiten. Den Arbeitsbereich des Autofokus-Moduls hat Canon zudem erweitert, legt dabei den Schwerpunkt aber nicht auf Low-Light, sondern vor allem auf besonders helle Umgebungen. Statt von -3 bis +18 LW wird nun ein Arbeitsbereich von -4 bis +21 LW abgedeckt. Gerade im Gegenlicht, wo der Autofokus früher oft geblendet wurde und das Motiv nicht erfassen konnte, soll das deutliche Vorteile bringen.

Dank neuer Deep-Learning-Algorithmen soll sich der Autofokus noch besser auf das Motiv einstellen und Bewegungen vorausberechnen sowie schneller auf dynamische, unvorhersehbare Bewegungen reagieren können. Die Kamera erkennt Gesichter in jedweder Ausrichtung und wenn kein Gesicht im Bild ist, werden Köpfe erkannt. Selbst wenn das Motiv mal durch ein störendes Objekt im Vordergrund verdeckt wird, soll die Kamera den Fokus nicht verlieren. Im Live-View kann die 1D X Mark III selbstverständlich auch Augen erkennen. Zur Nutzung der neuen Erkennungsfunktionen hat Canon einen zusätzlichen Auto-AF-Case zu den bisherigen vier manuell programmierbaren Cases hinzugefügt.

Wie bereits erwähnt, besitzt die Canon EOS-1D X Mark III einen Digic-8-Bildprozessor, der exklusiv dem Belichtungsmesser und Autofokus zur Verfügung steht. Der Hauptprozessor hingegen ist deutlich leistungsfähiger und heißt Digic X. Das X steht für Zehn, wobei dieser neue Prozessor 380-mal schneller sein soll als der Digic 6+ der EOS-1D X Mark II. Die Bildverarbeitungsleistung soll um den Faktor 3,1 schneller sein.

Fortsetzung auf Seite 2

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.